Frage zu (ungewollten) Pilzen im Hochbeet

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atropa belladonna

Frage zu (ungewollten) Pilzen im Hochbeet

Beitrag von atropa belladonna » Sonntag, 26. Juni 2011 14:03

Hallo zusammen, gewahr des Faktes, dass ich hier in einem Speisepilzforum gelandet bin, möchte ich trotzdem meine Frage hier loswerden.

Dieses Jahr habe ich zum ersten Mal ein aus alten Holzlatten gebasteltes Hochbeet in Betrieb genommen. Gefüllt mit Einstreu (von Heimtieren), Mutterboden, darüber eine dünne Schicht Pflanzerde. Gesät habe ich Amaranth und Hirse.

Begünstigt durch das feuchtwarme Klima im Beet haben sich nun Pilze entwickelt, von denen ich annehme, dass es sich u.a. um Dachpilze handelt. Da die Freunde aber sehr unterschiedlich aussehen (z.T. champignonlike), siehe Fotos, denke ich, dass da verschiedene Kulturen mit evtl. verschiedenen Verbreitungsmöglichkeiten am Start sind.

Da einige Pilze nun schon veritable Größen erreicht haben und beginnen, die Pflanzen zu verdrängen, habe ich diese aus dem Beet genommen. Amaranth und Hirse sollen als Nutzpflanzen dienen (ergo verfüttert werden), nun habe ich aber wegen der Pilze bedenken. Wird meine Saat vom Pilzmyzel befallen? Eine möglicherweise dumm anmutende Frage für die Experten, aber ich bin mir halt schon unsicher, da ich keine verpilzten Sachen lagern möchte. Das gilt natürlich in erster Linie für die Sorten, die nicht genießbar sind.

Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen, das wäre klasse. Vielen Dank!

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Re: Frage zu (ungewollten) Pilzen im Hochbeet

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 26. Juni 2011 14:46

Hallo,

bei Pilzen mit Hut und Stiel besteht überhaupt kein Grund zur Sorge. Die gehen entweder Symbiosen mit Bäumen ein oder zersetzen totes Material. In diesem Fall kompostieren sie den Kleintiermist, so daß die gebundenen Nährstoffe am Ende für die Pflanzen verfügbar gemacht werden.

Die Pilze, die du zeigst, sind Champignons, erkennbar an den dicht stehenden Lamellen und deren Farbe. Dachpilze wären schlanker, hätten weniger dichte und hellere Lamellen. Evtl. sind es hier sogar Nachkommen brauner Zuchtchampignons, genau kann man das anhand der Bilder aber nicht sagen. Leider gibt es in Mitteleuropa ca. 70 Champignonarten, die teilweise nur mit großem Aufwand zu unterscheiden sind. Giftige Champignonarten erkennt man, wenn man das untere Ende vom Stiel anschneidet. Die Schnittstelle verfärbt sich bei denen schnell intensiv gelb. Solche Arten riechen auch meist unangenehm chemisch nach Karbol, bzw. Tinte.

Eine Essensfreigabe kann man aber keinesfalls über das Internet erteilen, dafür müßte man alle Pilze sehen, sie in die Hand nehmen, daran riechen können und eine evtl. Verfärbung im Schnitt beobachten. Vielleicht kennst du ja jemanden, dem du sie zur Begutachtung vorlegen kannst, ansonsten findest du hier einen Link zu einer Liste von Pilzberatern:
viewtopic.php?f=30&t=2245

Verrätst du uns was du als Einstreu benutzt hast und welche Tiere es waren? Das wäre für unsere Zuchtversuche interessant.

Gruß, Carsten
atropa belladonna

Re: Frage zu (ungewollten) Pilzen im Hochbeet

Beitrag von atropa belladonna » Dienstag, 28. Juni 2011 09:13

Hallo Carsten, vielen Dank für Deine Antwort. Von Dachpilzen bin ich erst ausgegangen, weil die ersten nahe der Lattung wuchsen (ggfs. ein etwas seltsam anmutendes Argument, aber ich dachte, die Dachpilze wachsen auf Holz *g*).

Danke auch für die Pilzberaterliste!

Die Einstreu stammt von Degus (meerschweinchenverwandte Nager, also reine Pflanzenfresser). Sie war größtenteils vorkompostiert (haben quasi unseren Komposthaufen ins Hochbeet geschaufelt). Schon auf dem Misthaufen wuchsen hie und da ein paar kleinere Pilze, aber ich hab mir da nix bei gedacht (vermutlich ist das auch kein Vorzeigekomposthaufen. *g* Aber wir arbeiten dran).

Der meiste Teil der Einstreu besteht aus grobem Holzspan, der ältere noch aus Lein. Hinzu kommen Heu und Stroh, jede Menge Zelltücher (Nistmaterial) und Sämereien (was halt so vom Futter übrig blieb).

Alles ist naturbelassen, also keine nach Zitrus riechende Einstreu oder sowas.
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Re: Frage zu (ungewollten) Pilzen im Hochbeet

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 28. Juni 2011 18:28

Hallo,

das klingt nach einem sehr gut geeigneten Champignonsubstrat. :D Kann es sein, daß dort mal Reste von gekauften Champignons entsorgt wurden?

So oder so, schau mal, ob du einen Pilzkenner zum Begutachten findest, da dürfte nämlich noch so einiges an Pilzen zu erwarten sein.

Gruß, Carsten
atropa belladonna

Re: Frage zu (ungewollten) Pilzen im Hochbeet

Beitrag von atropa belladonna » Donnerstag, 30. Juni 2011 07:55

Von der Einstreu kannst Du gerne was abhaben, die Tierchen produzieren ziemlich viel "Abraum" :mrgreen:
Kann es sein, daß dort mal Reste von gekauften Champignons entsorgt wurden?
Ja, das kann auf jeden Fall sein. Wir essen Champignons sehr gerne.

Mittlerweile quellen überall Pilze aus den Ritzen des Hochbeetes. Hilfe *g* Zumindest die Mäuse scheinen die Teile lecker zu finden, denn die Hüte sind sehr charakteristisch angesägt.

Ich lach mich wirklich kaputt. Erst kürzlich hatte ich meine Pilzzuchtkür (mußte natürlich gleich mit den schwierigeren Sorten beginnen :roll: ) mit Austernpilzsubstrat, das mich total veräppelt hat. Und nun hab ich - wenn auch andere Sorten - for free im Garten.
Gerd
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Re: Frage zu (ungewollten) Pilzen im Hochbeet

Beitrag von Gerd » Montag, 06. April 2015 19:14

Hallo,
atropa belladonna hat geschrieben:Von Dachpilzen bin ich erst ausgegangen, weil die ersten nahe der Lattung wuchsen (ggfs. ein etwas seltsam anmutendes Argument, aber ich dachte, die Dachpilze wachsen auf Holz *g*).
Ja, Dachpilze besiedelt fast immer Holz und haben (a) völlig freie Lamellen, (b) keine Volva an der Stielbasis, und bei Sporenreife rötlichbraune Lamellen.
---> So weit so gut: Aber der auf deinen Bildern gut sichtbare Stielring ist ein Killkriterium für Dachpilze.

- Und schon landet man, wie von Carsten angegeben bei der makroskopisch oft nicht einfach oder gar nur mikroskopisch sicher bestimmbaren Gattung "Agaricus" (Champignon, Egerlinge).

Grüße
Gerd
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