Pilze für Birkenwald

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Pilze für Birkenwald

Beitrag von Neu » Montag, 21. Dezember 2015 04:20

Hallo, an Alle Schreibenden und Lesenden!

Ich habe eine Frage, für die ich irgendwie keine Antwort finde, deshalb wende ich mich an euch.
Wir wandern demnächst nach Rumänien aus. Dort habe ich ein Grundstück, das ich mit Birken bepflanzen will, damit es später zu einem Birkenwäldchen wird...
Nun weiß ich, dass unter Birken Birkenpilze oder Rotkappen wachsen. Doch irgndwie finde ich nirgends Impfbrut zu kaufen. Vielleicht ist mal einer von euch über eine Homepage oder Shop
gestolpert, wo es sowas gibt. Oder vlt. weiß jemand wo ich Pilze finde und wie man sie dann an Ort und Stelle zum Wachsen bringt? Oder haben Birken noch andere symbiotischen Partner?

Danke euch im Voraus

LG Süsse
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Re: Pilze für Birkenwald

Beitrag von Lauscher » Montag, 21. Dezember 2015 13:47

Hallo Süße,

die Birke hat etliche mögliche Mykorrizhapartner. Mit etwas Suche im Internet bin ich auf eine umfangreiche Seite von der Zeitschrift Tintling gestoßen. Dort werden genannt:

Amanita crocea . Safrangelber Scheidenstreifling
Boletus betulinus . Birken-Steinpilz
Cortinarius armillatus . Geschmückter Gürtelfuß
Cortinarius bivelus . Birken-Gürtelfuß
Cortinarius hemitrichus . Weißflockiger Gürtelfuß
Cortinarius triumphans . Gelbgestiefelter Schleimkopf
Cortinarius vernus . Rosastieliger Wasserkopf
Cortinarius violaceus . Dunkelvioletter Dickfuß
Hygrophorus hedrychii . Birken-Schneckling
Inocybe dulcamara . Bittersüßer Risspilz
Inocybe jacobi . Weißfilziger Risspilz
Inocybe splendens . Klebriger Risspilz
Lactarius glyciosmus . Kokos-Milchling
Lactarius lacunarum . Pfützen-Milchling
Lactarius pubescens . Flaumiger Milchling
Lactarius theiogalus . Flatter-Reizker
Lactarius torminosus . Birken-Reizker, Birken-Milchling
Lactarius trivialis . Nordischer Milchling
Lactarius turpis . Olivbrauner Milchling
Lactarius uvidus . Klebriger Violettmilchling
Lactarius vietus . Graufleckender Milchling, Welker Milchling
Leccinum scabrum . Gemeiner Birkenpilz
Leccinum variicolor . Vielverfärbender Birkenpilz
Leccinum versipelle . Birken, Rotkappe, Heide-Rotkappe
Paxillus involutus . Kahler Krempling, Empfindlicher Krempling
Pisolithus arhizus . Erbsenstreuling
Russula aeruginea . Grasgrüner Birken-Täubling
Russula claroflava . Gelber Graustieltäubling
Russula exalbicans . Ausblassender Birkentäubling
Russula gracillima . Zarter Birkentäubling
Russula grisescens . Graustiel-Speitäubling
Russula intermedia . Weicher Dottertäubling
Russula nitida . Milder Glanztäubling
Russula versicolor . Vielfarbiger Täubling
Tricholoma argyraceum . Gilbender Erdritterling
Tricholoma fulvum . Gelbblättriger Ritterling
Tricholoma stiparophyllum . Weißer Birken-Ritterling

Diese Liste läßt sich noch weiter fortsetzen. So fehlt z. B. der bekannte Fliegenpilz in der Aufzählung, auch ein häufiger Birkenpartner. Mit den Stichworten "Mykorrizha Birke" oder "Pilzpartner Birke" kannst Du noch weitere Pilzarten finden.

Du wirst wahrscheinlich für keine dieser Arten fertiges Myzel zum Kauf finden. Der Grund ist einfach der, daß gewöhnlich nur Pilze gezüchtet werden, die auch ohne Baumpartner Fruchtkörper hervorbringen. Mykorrizhapilze können zwar auch ohne Baum als Myzel gezüchtet werden, bringen aber keine Ernte.
Als Möglichkeit bleibt Dir, die gewünschten Arten selbst zu sammeln und das Myzel zu züchten, um es beim Pflanzen der Bäume direkt mit in die Erde an die Wurzeln zu geben.
Beim Sammeln kann Dir evtl. ein kundiger Pilzsammler in Deiner Nähe helfen, beim Vermehren kannst Du einen Pilzzüchter fragen oder selbst in die Pilzzucht einsteigen.
Das Beimpfen der jungen Bäume beim Pflanzen wird nicht immer gelingen, da sie oft schon sehr früh sich mit Pilzen zusammentun, und die schon vorhandenen Wurzeln schon besetzt sind. In Baumschulen werden junge Bäume meist mit Sporenpulver beimpft, um sie schon von klein auf sicher mit einem Pilzpartner zu versorgen. Da beim Pflanzen gewöhnlich die Wurzeln zurückgeschnitten werden, und sich rasch neue Wurzeln bilden, die besiedelt werden können, kann es auch gelingen.

Viele Grüße, Lauscher
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Re: Pilze für Birkenwald

Beitrag von Gast » Montag, 21. Dezember 2015 20:25

Lauscher hast dir echt viel Mühe gemacht Gewissenvoll zu Antworten.

Zwei Antworten möchte ich aber ergänzen.
Zum einen wird die Natur von sich aus helfen, Sporen werden über viele Kilometer verteilt somit werden sich früher oder später Pilze von alleine ansiedeln und zum anderen man kann schon etwas nachhelfen in dem man Hüte von gewissen Arten zum aussporen einfach zwischen den Bäumen legt.
Als Pilzzüchter sollte man an die frühe Champingonzucht in Frankreich denken wo einfach das Waschwasser der Champiernte zur neuanlage diente, Risikovoll aber es wurde so gemacht.
Gast

Re: Pilze für Birkenwald

Beitrag von Gast » Dienstag, 22. Dezember 2015 08:26

Danke, mile gracie, gracias, spasibo, merci... :idea:

Wow, was für eine Vielfalt!?! Aber eigentlich logisch, denn so ist es doch eigentlich immer in der Natur.

Ich möchte mich durch die Liste durcharbeiten, wegen Brauchbarkeit und Effizienz als Speisepilz und dann nach einer engeren Auswahl und evtl.regionalen Vorkommen auswählen.

Mit der Pilzzucht habe ich mich noch nicht wirklich beschäftigt, werde aber natürlich in den nächsten Monaten. Habe bei Sepp Holzer eine Methode gesehen, die nicht zu kompliziert wirkt. Er hängt die reifen, trockenen, gesammelten (oder erwünschten) Pilze in einem sehr luftigen Beutel im Baum auf, daneben ein breites Brettchen. Sobald Wind kommt, schlägt das Brettchen gegen den Beutel und Sporen werden verstärkt freigesetzt, usw.
Aber dann ist da ja noch die Tatsache, dass überall alle möglichen Pilze sind und eine andere dominante Art die Neuansiedlung verhindern könnte. Daher macht das Beimpfen der Pflänzchen mit der Kultur Sinn.

Nochmals herzlichen Dank für das neu eröffnete Universum
:)
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Re: Pilze für Birkenwald

Beitrag von Lauscher » Dienstag, 22. Dezember 2015 12:10

Er hängt die reifen, trockenen, gesammelten (oder erwünschten) Pilze in einem sehr luftigen Beutel im Baum auf, daneben ein breites Brettchen. Sobald Wind kommt, schlägt das Brettchen gegen den Beutel und Sporen werden verstärkt freigesetzt
Interessante Idee! Das kommt der natürlichen Verbreitung sehr nahe, und ist wirklich sehr einfach.
Dieser Ansatz bringt mich zu einer weiteren Idee: Die gewünschten Pilze sammeln, trocknen, zu Pulver zerkrümeln, und dieses sporenhaltige Pulver beim Pflanzen ins Pflanzloch streuen. So werden die Sporen direkt zu den Wurzeln gebracht.
Als Pilzzüchter sollte man an die frühe Champingonzucht in Frankreich denken wo einfach das Waschwasser der Champiernte zur neuanlage diente,
Erstaunlich! Ich scheine die Möglichkeiten der Sporenvermehrung noch zu unterschätzen.

Viele Grüße
Lauscher
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