Reisstrohpilz - Volvariella volvacea

Beschreibungen und Zuchtdetails zu den jeweiligen Pilzarten

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Reisstrohpilz - Volvariella volvacea

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 21. Februar 2010 02:51

Text von Waldfrieden und Mycelio


Volvariella volvacea
Strohpilz, Reisstrohpilz
Schwarzstreifiger Scheidling


Allgemein:
Volvariella volvacea ist hauptsächlich in Südostasien verbreitet, kommt aber auch in Europa sehr selten vor. Dieser Pilz liebt, ja er benötigt gar warme Temperaturen von 25 bis 35°C. Fällt die Temperatur unter 7°C sterben kultivierte Reisstrohpilze ab.
Typisch für die Volvariella Arten, daher ihr lateinischer Name Volvariella, was so viel bedeudet wie Scheide, ist ihre kleine Scheide welche lange sichtbar bleibt. Der Pilz wächst aus einem „Ei“ und hinterlässt nach dem „Schlüpfen“ eben diese Scheide.

Die traditionelle Zuchtmethode ist, ganzes Stroh in Bündeln zusammenzubinden (ca. 10cm Durchmesser) und aufzuschichten, wobei Brut zwischen die Schichten gestreut wird. Danach wird mit Folie locker abgedeckt, um für höhere Temperaturen und höhere CO2-Werte zu sorgen.
Gehächseltes Stroh kann ein paar Tage kompostiert, pasteurisiert oder einfach so verwendet werden. Manchmal wird auch gleich am Anfang des Kompostierungsprozesses beimpft und die entstehende Wärme für schnelleres Mycelwachstum genutzt.
Früher wurde nach der zweiten Erntewelle mit dem verbrauchten Substrat der nächste Strohhaufen beimpft, heute kommt meist Getreidebrut zum Einsatz.


Standort:
Wie der deutsche Name Strohpilz schon sagt wächst dieser Pilz auf Stroh und ist daher in der Lage Stroh, auch ohne daß es vorher von Bakterien aufgespalten wurde, zu verwerten. Er ist in der Lage, sämtliche benötigte Nährstoffe aus dem Stroh zu beziehen, allerdings bringt es nur Vorteile wenn der Stroh vorher etwas kompostiert wird.


Aussehen:
Ganz junge Pilze sind noch im Ei. Dies ist übrigens der beste Augenblick um die Pilze zu ernten. Auffällig für diesen Pilz ist die dunkelgraue Scheide. Der Hut ist kegelig bis gebuckelt und von glatter Oberfläche. Die Lamellen sind frei mit pink- bis Lachsfarbenen Sporen. Das Fleisch ist weisslich.


Geschmack:
Paul Stamets, einer der einflussreichsten Pilzzüchter (Growing Gourmet and Medicinal Mushrooms, The Mushroom Cultivator und andere) betitelte diesen sagenhaften Pilz als der beste den er je gegessen hat. Dazu folgende Aussage die ich einfach mal so stehen lassen möchte:
„This mushroom, when eaten whole, explodes in your mouth creating a flavor sensation par excellence.“
Für konservierte Reisstrohpilze in Dosen scheint das nicht zu gelten.


Heilwirkung:
Der Pilz ist reich an Vitamin B & C, sowie Mineralien und zeigt antibakterielle Wirkungen.


Zuchtparameter:
Substrat: Zellulosereiche Materialien, alle Arten von Stroh, Baumwollabfälle, Holzspäne
entweder ohne Zusätze oder mit 5 bis 10% Kleie und 3 bis 6% Kalk. Der Wassergehalt im Substrat sollte bei 65 - 70% liegen.
Brutsubstrat: Alle Arten von Getreide, wobei sich Weizen am besten eignen soll, aber auch Stroh mit Kleie und Kalk. Es empfiehlt sich, dem Getreide etwas Stroh, Kompost bzw. verbrauchtes Austernsubstrat zuzugeben, was die Besiedelung erheblich beschleunigt.
Myzelwachstum: Im Optimalfall sehr schnell.
Casing: Nicht nötig, aber wahrscheinlich regt eine dünne Deckschicht die Primordienbildung an.
Temperatur: 25 bis 35°C, unter 25°C nur geringes bis kein Wachstum.

Erträge liegen etwa bei 20% dessen, was z.B. Austernseitlinge auf dem gleichen Substrat vervorbringen.


Besonderes:
Der Pilz ist in tropischen Gebieten relativ einfach im Freien zu züchten. Er wächst und fruchtet extrem schnell. Meistens fruchtet er in zwei Wellen, von denen die erste oft dreimal so ergiebig ist wie die zweite. Er gibt eher geringe Erträge soll aber sehr schmackhaft sein.
Von diesem Pilz kann man kein Mycel im Kühlschrank aufbewahren, da es unter 10°C schnell abstirbt. Auch sonst rächen sich kleine Fehler schnell mit dem Absterben der Kulturen.


Schwierigkeitsgrad: schwer
Obwohl die Substratbesiedelung sehr schnell gehen kann, gelingt es meist nicht, die Kulturen lange am Leben zu erhalten. Oft schleichen sich Kontaminationen ein, besonders wenn das Substrat zu feucht ist.
blubb0211
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Re: Reisstrohpilz - Volvariella volvacea

Beitrag von blubb0211 » Sonntag, 21. Februar 2010 12:04

Hallo Mycelio und Waldfrieden!

Vielen Dank für den Text!

Viele Grüsse

Fabian
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blubb0211
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Re: Reisstrohpilz - Volvariella volvacea

Beitrag von blubb0211 » Sonntag, 21. Februar 2010 13:45

Achja, als Substrat steht hier Holzspäne, bei Kräuterseitling auch. Aber ich glaube, (Reis-)Stroh wäre dafür wohl geeigneter als Holzspäne, bei KS dasselbe.

Viele Grüsse

Fabian
Dr. Dr. med. Petrischalenreiniger
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Re: Reisstrohpilz - Volvariella volvacea

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 21. Februar 2010 13:53

Wird noch korrigiert. Hatte erstmal nur den langen Text auf einzelne Themen verteilt und orthografisch korrigiert. Den Inhalt muß ich mir noch genauer vornehmen. Danke für den Hinweis!

Grüße, Carsten
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Re: Reisstrohpilz - Volvariella volvacea

Beitrag von Mycelio » Montag, 29. März 2010 15:35

So, bin endlich mal dazu gekommen, bzgl. Substraten und Zusätzen zu recherchieren und die Beschreibung zu erweitern.

Carsten
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