Pilze im Park - 3 - gilbende Champignons

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Pilze im Park - 3 - gilbende Champignons

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 26. September 2010 00:20

Nochmal hallo,

neben den in Teil 1 erwähnten Stadtchampignons (die nicht gilben, sondern im Anschnitt leicht röten), stieß ich auf vier weitere Champignonarten, die sich bei Verletzung gelb verfärben.

Zuerst waren da Unmengen an kleinen Karbolchampignons, zwar ohne Karbolgeruch, aber die Knolle lief im Schnitt sofort Chromgelb an. Für Fotos waren die mir zu langweilig.

Dann stieß ich im selben vollgepissten und zugemüllten Eibengebüsch unter einer Linde, wo auch die Safranschirmlinge aus Teil 2 wuchsen, auf eine stämmigere Art mit ganz leichtem Mandelgeruch. Ich halte sie für Anischampignons, Agaricus arvensis, bzw. eine der Doppelgängerarten. Ohne ein gutes Mikroskop und Erfahrung im Suchen und Vermessen spezieller Zellen am Rand der Lamellen und der Sporen läßt sich das leider nicht genauer klären. Später fand ich sie noch an anderen Stellen, nicht nur unter Nadelbäumen. Hier die Fotos:
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1.

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2.

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3. Der untere Teil des Rings erinnert an ein Zahnrad.

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4. Abends angekratzt, morgens geknipst.

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5. Gilben an der Huthaut, keine Verfärbung nach Aufreißen.

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6.

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7.

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8. Die hinteren sind etwas älter und haben Sporen auf den Hüten.

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9. Besonders fette Einzelexemplare.

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10. Methusalem




Soweit, sogut...
dann kam der Hammer. In einem Stechpalmengebüsch, neben Filzröhrlingen und Kartoffelbovisten stand dann eines Tages der hier:
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11. Und er roch sogar noch lecker nach Marzipan, also ein Riesenchampignon, Agaricus augustus. Durch den dunklen Standort waren die Hutschuppen hell geblieben. Leider wurde der Pilz nur noch von der Außenhaut zusammengehalten, so daß an Klonen nicht zu denken war, bloß einige Teile des Hutes waren zur Sporengewinnung brauchbar. Die wollen aber wieder mal nicht keimen...
Vor ein paar Tagen kamen dann nochmal zwei:
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12. Ein sonnengebräunter

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13. und ein blasser

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14. Am nächsten Morgen hatte sich der Hut geöffnet.

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15.

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16. Sehr feinschuppig, fast schon pelzig.

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17. Nach dem Öffnen recht helle Lamellen.



Dann stieß ich auf einen weiteren interessanten, der unter einem mir unbekannten Nadelbaum wächst. Die Pilze gilben ebenfalls und riechen und schmecken süßlich nach Marzipan, kommen also irgendwo aus der Ecke vom Dünnfleischigen bzw. Schiefknolligen Anisegerling, Agaricus essettei, A. silvicola oder A. abruptibulbus. Die Pilze sind zwar groß, aber schmächtiger als die beiden vorigen. Sie kämpfen sich durch eine dicke Nadelschicht, haben zuerst glockige, fast eiförmige Hüte, die sich dann flach ausbreiten.
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18. Noch geschlossener Hut.

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19. Langer, dünner Stiel mit feinen Schuppen

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20. und flacher Knolle.

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21. Auch hier sind die Lamellen nach dem Öffnen noch ziemlich hell. Den Ring hatte ich für den Sporenabdruck entfernt.

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22. Ältere Exemplare

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23.

Nur dumm, daß die ganzen gilbenden Champignonarten so irrsinnig viel Cadmium aufnehmen und in den Fruchtkörpern anreichern.


Grüße, Carsten
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Re: Pilze im Park - 3 - gilbende Champignons

Beitrag von SchwammeRulz » Sonntag, 26. September 2010 11:58

Hallo

also die letzten Bilder mit den langen Stielen und den extrem hängendem Heutchen, die sehen aus wie die, die hier auch waschsen und da tippe ich auf Schiefknolligen Anischampi. Auf einem Bild sieht man auch gut, wie die Knolle einfach so schief weggeht. Auch der Mandelgeruch kenn ich von denen die bei uns hier wachsen.
Teilweise würde ich aber sagen, das auf den Bildern auch andere mit drauf sind. Gerade die mit den Schuppigen Stielen.
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Re: Pilze im Park - 3 - gilbende Champignons

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 26. September 2010 16:19

Hallo Titus,

habe jetzt unter jedes Bild eine Nummer geschrieben. Bitte sag mal, auf welchem du andere oder verschiedene vermutest.

Gruß, Carsten
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Re: Pilze im Park - 3 - gilbende Champignons

Beitrag von SchwammeRulz » Montag, 27. September 2010 08:13

Hallo Carsten

so wie ich es auf den Bildern erkennen und einschätzen würde

1 keine Ahnung, evtl Riesenchampis
2-7 Anischampis
8-10 Schiefknolliger oder Dünnfleißiger Anischampi (so sehen die bei uns auch immer aus)
11-17 Riesenchampi (der pelzige Stiel)
19-23 wieder Schiefk. oder Dünnf. Anischampi

Allerdings, keine Gewähr auf nix. :-) Wenn ihr wisst was ich meine.
Bin auch kein Champiexperte.
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Re: Pilze im Park - 3 - gilbende Champignons

Beitrag von Mycelio » Montag, 27. September 2010 11:45

Hallo Titus,

danke, jetzt verstehe ich, was du meinst.

1 bis 10 sind von derselben Stelle, also aus demselben Mycel gewachsen. 2 - 5, 9 und 10 sind aber von der ersten Welle. Bei Trockenheit und Berührung gilbte die Huthaut da mehr. Die gebogene Stielbasis kommt nur manchmal vor und ist niemals verdickt.

18 bis 23 hat immer gelbliche, flache Hüte (fällt bei 22 und 23 nicht so auf), viel dünnere, längere Stiele, dünneres Hutfleisch, sowie immer diese markante Knolle. Die riechen und schmecken auch ganz anders, viel aromatischer.

Daher müssen 1 - 10 und 18 - 23 auf jeden Fall verschiedene Arten sein. Den letzten gibt es auch nur an einer einzigen Stelle im Park, während der erste öfter vorkommt, meist unter Eibe oder Wacholder. So denke ich daß bei den letzten eher der schiefknollige und bei den ersten, fetten eher ein normaler Anischampi in Frage kommt.
Vielleicht stelle ich die Fotos aber besser nochmal woanders zur Diskussion.

Gruß, Carsten
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