Fruktifikation erzwingen?

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AK_CCM
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Fruktifikation erzwingen?

Beitrag von AK_CCM » Sonntag, 26. Februar 2006 02:29

Hallo Pilzzuchtspezialisten,

heute wende ich mich mit einem ungewöhnlichen Anliegen an euch. Gestern fand ich einen Ast (irgendein Laubholz, vermutlich Esche), der von einem der beiden Grünspanbecherlinge (Chlorociboria spec.) besiedelt ist.

Bild
Bild 1: Grünlich verfärbter, morsch anmutender Ast am Boden

Bild
Bild 2: Vom Mycel des Pilzes durch den Farbstoff Xylindein grün gefärbtes Holz

Bild
Bild 3: Eingetrocknete, schlaffe Becherlinge an der Unterseite des Astes

Leider sind die Fruchtkörper alles andere als frisch - gibt es eine Möglichkeit, wie ich den Pilz noch einmal zum fruktifizieren bringen kann? Den Ast habe ich kurzerhand mit nach Hause genommen und einstweilen an einer schattigen Ecke im Garten unter die Hecke gelegt.

Hintergrund: Von dem Pilz möchte ich unbedingt ein paar schöne Nahaufnahmen machen, sodass ich die farbenprächtigen Becherlinge Anfang April im Rahmen eines Bildervortrags präsentieren kann.

Bin um jeden Tipp dankbar!

Gruß, Andreas
-=Firebird=-
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Beitrag von -=Firebird=- » Sonntag, 26. Februar 2006 11:13

Hi,

es kann durchaus sein das noch frisches Mycel im Holz vorhanden ist und wieder zu wachsen anfängt. Die chancen liegen aber eher bei 50:50

Grüße

Carsten
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Beitrag von pilz-kultur » Sonntag, 26. Februar 2006 12:36

Hallo Andreas ,


...denke , dass noch aktives Mycel im Holz vorhanden ist....würde den Stamm zu Hause/Keller ein etwas wärmeres Platzer`l gönnen....möglicherweise kannst Du so das Mycel aus dem Winterschlaf holen u. aktivieren :?:

Du könntest mir aber auch ein kleines myceldurchwachsenes Holz-Stückchen zukommen lassen...vielleicht gelingt eine Reinkultur o. sogar Pilz-Brut daraus :?: :wink:

Derartiges befallenes Holz war zumindest früher sehr gesucht , ob der aussergewöhnlichen Verfärbung hat man es gerne für Einlege-Intarsienarbeiten verwendet...ähnlich wie die Ochsenzunge(Fistulina) die ihr Wirtsholz auch schön verfärbt !


Walter

PS: Bei meinen bereits eingetrockneten Panellus stip. hat auch einstündiges tauchen in Wasser wieder fotogene FK gebracht !
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Beitrag von AK_CCM » Sonntag, 26. Februar 2006 14:28

Hallo Carsten,
-=Firebird=- hat geschrieben:es kann durchaus sein das noch frisches Mycel im Holz vorhanden ist und wieder zu wachsen anfängt. Die chancen liegen aber eher bei 50:50
das Substrat ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit noch mit lebendem Mycel durchzogen, Grünspanbecherlinge wachsen auf meist entrindetem, bereits stärker verrottetem Holz, also bitte nicht vom morschen Ast auf die Vitalität des Pilzes schließen.

Gruß, Andreas
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Beitrag von AK_CCM » Sonntag, 26. Februar 2006 15:07

Hallo Walter,

Danke für die Tipps!

Zuerst werde ich den Ast aus dem Neuschnee retten und anschließend tauchen, sodass die Fruchtkörper vielleicht noch einmal aufleben und ich ein paar schöne Aufnahmen schießen kann. Dann verfrachte ich den Ast in eine Wanne, decke sie mit Frischhaltefolie ab, mache ein paar Löcher zur Frischluftzufuhr rein und stelle das Ganze in den Keller - aber nicht zu warm, denn die Temperaturen im Frühjahr nach der Schneeschmelze sind ja auch nicht besonders hoch.

Wenn Du magst, lasse ich Dir gerne ein Stück von dem Holz zukommen. Du musst mir nur sagen, wie ich es verpacken soll und mir per PM Deine Adresse durchgeben - geht dann sofort an Dich raus.

Das mit den Intarsienarbeiten habe ich auch schon gehört, dass aber auch das Holz, welches von Ochsenzungen verfärbt wurde, hierzu verwendet wurde, war mir neu - wieder was dazugelernt!

Gruß, Andreas
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Beitrag von geer » Sonntag, 26. Februar 2006 17:38

Hallo Andreas,

der Walter hat eigentlich schon alles gesagt.
Du könntest auch mal den Ast zwei bis drei Stunden wässern und dann für ein bis zwei Monate in einen Blauen Sack stecken. Aufbewahren würde ich ihn an einer warmen Stelle bei 20°C.
Der Blaue Sack hält sehr gut die Luftfeuchtigkeit und sorgt für die nötige Dunkelheit.
Ach ja, ein paar kleine Löcher würde ich noch ins obere Drittel des Sackes bohren.

Viele Grüße

Gerhard
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Beitrag von pilz-kultur » Sonntag, 26. Februar 2006 17:56

Hallo Andreas ,


wie Dir geer geraten hat , würde ich den Stamm auch um die 20°C lagern....da kann das Mycel noch knabbern ! :lol:

Zum Fruchten dann natürlich runter mit der Temperatur !

Wenn ich mich recht erinnere , ist das Ochsenzungen-Holz begehrt in der Furnierholz-Herstellung....wollte da noch nachschlagen....aber blos wo stand das noch drin ? .... :roll:

PN ist unterwegs !


Walter
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Beitrag von geer » Sonntag, 26. Februar 2006 18:09

Hallo Walter,

ich glaube in England werden sogar Eichen mit den Mycel der Ochsenzunge beimpft um das schöne rote Furnierholz zu erhalten.

Viele Grüße

Gerhard
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Beitrag von pilz-kultur » Sonntag, 26. Februar 2006 18:43

Hallo Gerhard ,


..hatte das mal als mögliche Geschäftsidee in meinen grauen Zellen gespeichert... :roll: u. es macht mich ganz wuselig , dass ich das jetzt nicht mehr finde...über 10 Bücher hab`ich schon durchstöbert...scheinbar werden mit der Zeit aus grauen...weisse Zellen (Kalk) ! :wink:


Walter
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Beitrag von AK_CCM » Dienstag, 28. Februar 2006 10:23

Hallo zusammen,

gestern habe ich den etwa 1,2-m-langen Ast von beiden Seiten jeweils für 1,5h in eine Plastiktonne mit lauwarmem Wasser getaucht. Anschließend habe ich das Substrat außerhalb des Wassers ruhen lassen. Meine Wiederbelebungsversuche haben jedoch nichts gebracht, die ausgemergelten Fruchtkörper waren wohl schon zu stark degeneriert.

Das bedeutet, dass ich den Pilz unbedingt innerhalb eines Monats zum Fruktifizieren bringen muss, ansonsten habe ich keine Bilder für meinen Vortrag. Aktuell liegt der Ast in einem schwarzen, lichtundurchlässigen Kunststoffsack im Heizungskeller. in die Oberseite des Sacks habe ich mit einem Nagel Löcher gebohrt.

Was meint ihr, wie stehen die Chancen, dass das klappt?

Ein Pilzfreund hat mir ggü. übrigens Bedenken geäußert, dass das Substrat in dem Sack jetzt leicht von Schimmelpilzen befallen werden könnte. Besteht dieses Risiko bzw. wie hoch ist es eurer Erfahrung nach?

Soll ich den Ast auseinanderbrechen und 1 Stück im Sack belassen und das andere luftiger lagern? Ich bin mir nicht sicher, möchte aber keinsfalls meinen Pilzfund vernichten...

Gruß, Andreas
geer
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Beitrag von geer » Dienstag, 28. Februar 2006 20:46

Halo Andreas,

ein Freund von mir lagert einige mit Shiitake beimpfte Hölzer in diesen erwähnten blauen Säcken( allerdings bei 10-15°C).
Bis jetzt hat er noch kein, oder nur wenig Schimmelbefall.
Sobald sich an den Stämmen Primordien zeigen, stellt er die Hölzer in einem helleren Raum und hält sie gut feucht.
Wenn sie abgeerntet sind, steckt er sie dann wieder in diese Säcke zurück.
So hat er alle paar Wochen immer wieder neue Pilze.
Er probierte es einfach mal so aus und hat sehr großen Erfolg mit seiner „Zufallsmethode“
Das könnte bei deinen Grünspanbecherlingen eventuell auch klappen!?
Du kannst ja auch mal ein Stück heller und luftiger legen.

Viele Grüße

Gerhard
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Beitrag von AK_CCM » Samstag, 04. März 2006 16:06

Hallo zusammen,

heute hielt ich es vor Neugier nicht mehr aus und habe den Ast nach nun mehr 4 Tagen aus dem Sack geholt. Was soll ich sagen: An dem Ast ist Schimmelbefall auszumachen. Habe den Ast jetzt erst einmal ausgetütet, sodass wieder etwas frische Luft hinkommt. Was empfehlt ihr mir - soll ich den Ast in der warmen Umgebung lassen oder ihne besser an einem kühleren Ort deponieren - mit oder ohne Sack? Ist der Ast noch zu retten?

Gruß, Andreas


PS: Den Ast habe ich nicht geteilt.
Christoph
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Beitrag von Christoph » Sonntag, 05. März 2006 21:13

Hallo,
ich empfehle dir folgendes: Brich ein teil ab, entferne alles nicht durchwachsene Holz und die Schimmelbereiche und grabe den Ast dann zur Hälfte waagerecht in einem Eimer in mit 0,3 %iger H2O2-Lösung befeuchteten Rindenhumus ein. Den anderen Teil würde ich vielleicht irgendwie anders behandeln, ich kenne deine Möglichkeiten und den Zusatnd nicht so genau... Vielleicht fällt ja geer noch was ein.
Viele Grüße,
Chris
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