Laminar Flow bauen

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LL0rd
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Laminar Flow bauen

Beitrag von LL0rd » Mittwoch, 17. August 2016 19:18

Hallo Leute,

ich habe ehrlich gesagt über den DIY-Bau eines Laminar Flows in dieses Forum gefunden. Ich möchte Anfang September mit dem Bau meines Laminar-Flows bzw. einer sterilen Werkbank beginnen und habe dazu mal ein paar Fragen.

Zunächst einmal eine theoretische Frage:
Ich will ja ein Laminar Flow bauen, das bedeutet, dass die Luft gerade durchströmt, von oben nach unten. Als Hiwi habe ich so ein Laminar Flow auch mal gebaut, allerdings ohne HEPA Filter. Und da haben wir zwischen Lüfter und dem Austritt eine Art Gitter aus ca. 20cm langen Röhrchen gebaut.

Wenn ich mir die Eigenbauten hier anschaue aber auch die fertigen Laminar Flow Module, dann sehe ich dort kein solches Gitter. Erledigt der HEPA-Filter diese Ausrichtung der Luft für mich?

Dann habe ich eine zweite Frage zu den Materialien. Ich habe mich nun für ein Trotec Turbolüfter TFV 30 S entschieden. Bei den Filtern bin ich mir nun aber nicht ganz schlüssig. Ich möchte auf jeden Fall ein H14 Filter haben. Bei Luftfilterbau gibt es theoretisch zwei Filter, die in Frage kommen. Einmal der HS-Mikro SF, Gr.:915x610x150 mm, EN 1822 Kl. H14 Filter in der normalen Ausführung und einmal „für hohe Luftmengen“ – der ca. 50€ günstiger ist. Kann mir von euch jemand sagen, was die Unterschiede sind bzw. der Nachteil des günstigeren Filters?

Die letzte Frage habe ich noch zur Verwendung des Laminar Flow. In der Uni war das Teil bei uns aus Edelstahl gebaut und lief 24/7 durch. Hier sind die Eigenbauten aus Holz und werden nur dann eingeschaltet, wenn man es braucht. Habe ich nicht durch das eingesetzte Holz bereits Partikel in der Luft?
Ständerpilz
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Re: Laminar Flow bauen

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 17. August 2016 22:12

Hallo,
LL0rd hat geschrieben:Zunächst einmal eine theoretische Frage:
Ich will ja ein Laminar Flow bauen, das bedeutet, dass die Luft gerade durchströmt, von oben nach unten. Als Hiwi habe ich so ein Laminar Flow auch mal gebaut, allerdings ohne HEPA Filter. Und da haben wir zwischen Lüfter und dem Austritt eine Art Gitter aus ca. 20cm langen Röhrchen gebaut.
Pilzzüchter bauen in aller Regel Gegenstrombänke. Diese waren bis vor 20 Jahren auch noch in diversen biologischen Instituten im Einsatz, nach Einzug der Gentechnik wurden die meist abgeschafft.

Gegenstrombänke sind einfacher zu bauen und für Pilzzüchter völlig ausreichend. Allerdings sollte man keine verschimmelten Petrischalen dort öffnen, da man sonst die Sporen ins Gesicht geschleudert kriegt. ;) Ebenso natürlich keine gentechnischen Arbeiten dort verrichten (ist hier sowieso verboten).
Wenn ich mir die Eigenbauten hier anschaue aber auch die fertigen Laminar Flow Module, dann sehe ich dort kein solches Gitter. Erledigt der HEPA-Filter diese Ausrichtung der Luft für mich?
Ihr hattet vermutlich eine Querstrombank gebaut. Bei dieser geht der Luftstrom von oben nach unten. Das ist um einiges komplizierter, da die Luft nicht einfach nur nach vorne heraus geblasen wird, sondern unten wieder abgesaugt wird.
Die letzte Frage habe ich noch zur Verwendung des Laminar Flow. In der Uni war das Teil bei uns aus Edelstahl gebaut und lief 24/7 durch. Hier sind die Eigenbauten aus Holz und werden nur dann eingeschaltet, wenn man es braucht. Habe ich nicht durch das eingesetzte Holz bereits Partikel in der Luft?
Holz würde ich nicht empfehlen, sondern besser ein Material, welches sich gut reinigen lässt. Das gilt zumindest für die Luft führenden Teile nach dem Filter. Edelstahl ist super, Kunststoff wäre aber auch möglich und ist wesentlich einfacher zu verarbeiten. PVC lässt sich gut mit einer Heißluftpistole und entsprechenden PVC-Schweißstäben schweißen. Beschichtetes Holz ginge aber auch.
Tragende Teile können theoretisch auch aus Holz sein.

Die Dinger an der Uni laufen 24/7 durch, klar. Oft noch mit einer UV-Leuchte, die die Arbeitsfläche noch mal extra steril hält. Ob das wirklich notwendig ist, ist eine andere Frage, man spart sich aber morgens die Reinigung. Ich persönlich könnte in der Uni eine Sterilbank nutzen, mache das aber lieber zuhause und komplett ohne Sterilbank. Und dabei habe ich kaum Kontaminationen. Dass mal eine Petrischale verschimmelt, kommt in den besten Laboratorien vor. Bei mir sind es vielleicht ein paar mehr, aber noch völlig im Rahmen. Ich habe es schon oft geschrieben: zu wissen, was man tut, ist wesentlich wichtiger, als viel Geld auszugeben. ;)

Warum? Im Prinzip ganz einfach: Weder Sporen noch Bakterien haben Flügel! Über einer hoch infektiösen Bakteriensuspension könntest du die Luft inhalieren, ohne dass du krank wirst. Die Ansteckungs- bzw. Kontaminationsgefahr ergibt sich erst, wenn ein Aerosol vorliegt, also feinste Wassertröpfchen, in denen Bakterien sind. Eine andere Möglichkeit ist Staub, also feine und feinste Partikel, an deren Oberfläche Bakterien oder Hefen sitzen und die deine Körnerbrut potenziell gefährden. Kein Staub und kein Aerosol bedeutet: keine Kontamination!

Man kann also durchaus im Bad arbeiten: Da sind die großen Flächen abwischbar (Fliesen) und in der Dusche kann man selbige benutzen, um Staubpartikel niederzuschlagen. Größte Gefahr ist da vermutlich der Abfluss, da sich dort oft Schimmelpilze tummeln und sporulieren, wenn man heißes Wasser hinein kippt.

Wenn du aber doch eine Sterilbank bauen willst, dann würde ich dir empfehlen eine einfachere Gegenstrombank zu bauen. Das haben hier auch einige schon gemacht, die Anleitungen hast du ja gesehen.

Ich hatte mal eine Gegenstrombank aus der Uni, die habe ich aber später verkauft. Die war auch aus Holz, das war aber beschichtet. Fugen kann man mit Silikon abdichten.

Was für Pilze willst du denn züchten und in welchem Maßstab? Wenn du eine Sterilbank brauchst, dann brauchst du möglicherweise auch einen großen Autoklaven. Oder hast du schon einen?

Grüße

Oliver
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