Konti unter Myzel! Was nun?

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solanum42
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Konti unter Myzel! Was nun?

Beitrag von solanum42 » Donnerstag, 20. Februar 2014 19:30

Hallo zusammen!

Ich habe vor einigen Jahren bereits mykologische Erfahrungen gesammelt und viel experimentiert. Dann den ganzen Kram in die Ecke gestellt und mehrere Jahre nicht angefasst.
Vor einiger Zeit kam mir die Idee, mein Ameisenterrarium mit Panellus stipticus auszustatten, da dies sicherlich verdammt gut aussehen würde.
Nach kurzer Suche fand ich bei ebay ein Angebot für Dübelbrut - leider für meine Begriffe viel zu teuer.
Darauf packte mich der Ehrgeiz und ich nahm mir vor, die Dübelbrut ordentlich zu vermehren und meinen Freundeskreis mit Leuchtpilzen auszustatten.

Nun, ich bekam die Impfdübel und legte die bestaussehensten davon auf eingeweichte Pappe in Petrischalen und stellte diese bei Zimmertemp. auf.
Nach kurzer Zeit begann das Myzel zu wachsen und sah vielversprechend aus.

Nachdem schon einiges, rhizomorphes myzel auf die Pappe übergegangen war, impfte ich mehrere Petrischalen mit KRoggensud/Kuchensirupagar.
Temperatur: 15-18°C.
Alles sah gut aus. Am ersten Tag nichts und dann "PENG", legte der Leuchter ordentlich los und wuchs schön flauschig.
Bereits einen Tag später wurde, vom Impfpunkt ausgehend, eine Kontamination unter dem Panellus-Myzel sichtbar, die ein ähnlich schnelles Wachstum aufwies.

Ich beimpfte kurzerhand zwei weitere Petris mit vom äußersten Rand entnommenen, vermeintlich sauberem Myzel.
Heute, zwei Tage später, genau dasselbe :(

Könnt Ihr mir viell. Tips geben, wie ich das Myzel sauber bekomme?

Danke und beste Grüße,
solanum
w_ciossek
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Re: Konti unter Myzel! Was nun?

Beitrag von w_ciossek » Freitag, 21. Februar 2014 00:35

Nehmen sie ein Agarstück mit Mycel und hängen es über ein möglichst trockenen Agarnährboden. Wenn die ersten Luftmycelspitzen den Nährboden berühren, entfernt man das hängende Agarstück. Am Luftmycel laufen die Kontis nicht so schnell entlang der Mycelfäden, als wie auf feuchten Agarplatten, wo Adhäsionskräfte dafür sorgen, daß kontaminierte Nährlösung am Mycelfaden entlangläuft. Handelt es sich bei der Kontamination um einen Schimmelpilz, so ist eine Trennung sehr schwierig. Eine andere Möglichkeit statt des Aufhängens ist das Plazieren eines Agarstückes mit Mycel auf die unbedingt trockene Glasfäche eines Schrägagarröhrchens wo der gegenüberliegende Agar AGar Nährboden sehr nah an die Glaswand reicht. Auch hier soll das Luftmycel den Nahrboden beimpfen, wenn dieses Mycel gerade diesen Boden berührt. Danach dieses Stück mit einer Impföse sofort entfernen.

Falls sie keine Reinkultur von Panellus stipticus mehr haben, kann ich ihnen welche zuschicken.

Gruß Wolfgang
solanum42
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Re: Konti unter Myzel! Was nun?

Beitrag von solanum42 » Freitag, 21. Februar 2014 14:06

Danke für die rasche Antwort.
Das klingt ja recht schwer durchführbar bei meinem gegebenen Equipment.
Da ich mir zu 90% sicher bin, daß es sich um Grünschimmel handelt, würde ich gern auf Ihr Angebot, mir eine Reinkultur zukommen zu lassen, eingehen.

Lieben Dank für das Angebot!

Beste Grüße,
solanum
w_ciossek
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Re: Konti unter Myzel! Was nun?

Beitrag von w_ciossek » Freitag, 21. Februar 2014 17:57

Hallo solanum42,
Ich hatte auch mal eine mit Grünschimmel verseuchte Stropharia rugoso annulata Kultur von einer Firma im Internet bezogen. Mir ist es mit viel Aufwand gelungen, den Stropharia isolieren, der genauso schnell wuchs wie der Schimmel. Das Tückische war, daß das Stropharia-Mycel den Grünschimmel hinderte, Sporen auszubilden, so daß man immer reinweises Mycelgemisch hatte. Doch beim Überimpfen gewann der Schimmel manchmal die Oberhand und fing an zu sporen. So nahm ich das reinweise Schimmel- Stropharia- Mycelgemisch und machte mit einer Impföse auf Agarplatten Abstriche. Durch das Ziehen der Impföse über die Agarplatte konnte ich die Mycelteile räumlich weit voneinander trennen, so daß es mir gelang, doch noch den Stropharia daraus zu isolieren. Ich tat diese Abstriche über mehrere Generationen, bis kein Grünschimmel mehr auftauchte. Damit es einfacher für dich wird, sende ich dir nun eine Reinkultur von Panellus stipticus zu. Ferner empfehle ich, sofern du noch Anfänger bist, Kenntnisse durch dieses Forum über Steriltechniken anzueignen. Man kann mit wenig Aufwand steril arbeiten, sofern man das nötige Material wie einen Bunsenbrenner und vor allem einen Dampfdruckkochtopf oder einen Autoklaven hat. Mikrowelle oder nur ein simpler Kochtopf reicht da nicht aus. Mit Kulturen auf Pappe und dann dieses auf Agar zu übertragen geht oftmals schief. Besser ist es umgekehrt. Ich hatte auch einmal den teuren Panellus stipticus als Impfdübel aus dem Internet bestellt. Die habe gleich auf Agar Agar gelegt und von da aus später überimpft. Da gab es auch manchmal Schimmel aber auch Bereiche mit reinen Panellus stipticus Mycel, was durch sein Leuchten leicht erkennbar ist. Inzwischen besitze ich davon jetzt eine große Menge leuchtende Reinkulturen.

Mit kleinen Likörfläschchen kann man ein Reinkulturenarchiv anlegen. Likörfläschen haben den Vorteil, daß die Glaswand sehr dick ist und somit sehr robust sind und beim Runterfallen auf Steinfußboden nicht gleich kaputt gehen. Eine solche Flasche werde ich dir auch zuschicken. Durch die kleine Öffnung, die man beim Beimpfen in der Nähe einer Bunsenbrennerflamme nach schräg unten halten kann, kann man leicht Mycel seitlich nach oben einführen, ohne daß Kontis reinfliegen. Es scheint so, das auch breite Likörflaschen (Flachmänner) für Pilze ideale Zuchtgefäße sind, im Gegensatz zu Petrischalen, weswegen ich von Perischalen auf Flachmänner umsteige.

Gruß Wolfgang
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