Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

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myvatn
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Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von myvatn » Freitag, 27. Dezember 2013 12:11

Mein erster Beitrag hier in diesem Forum, deshalb erst mal allen ein "Hallo". Ich bin blutiger Anfänger in Sachen Pilze züchten, habe aber auch dank dieses Forums einiges an Wissen und nützlichen Tipps und Tricks zu diesem Thema gefunden. Ich möchte allen Danke sagen, die ihre Erfahrungen hier mit anderen teilen.

Nun habe ich selbst damit begonnen, Pilze in Petris zu klonen, genauer gesagt, Austernpilze aus dem Supermarkt.

Als Nährsubstrat habe ich Bieragar hergestellt, indem ich kürzlich abgelaufenes Hefeweizenbier aufgekocht habe, bis sich Alkohol und Kohlensäure verflüchtigt hatten und anschließend auf ca. 500ml Flüssigkeit (500ml vor dem Kochen) 10g Agar Agar Pulver aus dem Asiashop untergerührt. Das ganze dann noch flüssig bzw. wieder erwärmt und damit wiederverflüssigt in Reagenzgläser portioniert. Dann habe ich in einem kleinen DDKT meine Glaspetris nachdem der volle Druck erreicht wurde ca. 40 Min. geschlossen kochen lassen, die Agarflüssigkeit ebenfalls (lt. Hersteller 119°C). Die Anleitung dafür habe ich aus diesem Forumsbeitrag:
viewtopic.php?t=1101
Statt einem Küchentisch habe ich die Arbeitsplatte benutzt :D , die selbstverständlich vorher mit Desinfektionsmittel gereinigt wurde.

Die Austernpilze habe ich auseinandergebrochen und aus dem inneren kleine mit einem in einer Spiritusflamme sterilisierten Messer Stückchen herausgeschnitten, die ich zwei Tage später auf die erstarrten Nährböden in den Petrischalen gelegt habe. Das hätte man auch schöner mittig machen können :roll:

Insgesamt sollten es 5 Petris werden, bei einer hab ich vergessen, ein Pilzstück reinzulegen und bei einer anderen habe ich versehentlich Schimmel mit in die Petri gegeben :D Bei letzterer wächst auch nichts aus dem Pilzstück heraus.

Seit dem beimpfen werden die Petris in einem Schrank (drinnen ist es dunkel) bei ca. 16°C gelagert.

3 Tage nach dem beimpfen der Petris zeigten sich bei 3 Schalen an den Pilzstücken erste weiße Fäden, heute, also 7 Tage nach beimpfen sieht es so aus:

Austernpilz Petri 1:

Bild

Austernpilz Petri 2:

Bild

Austernpilz Petri 3:

Bild

Kontamination:

Bild

Warum ich das unter Anfängerfragen schreibe? Weil mir bestimmt noch genug Anfängerfragen einfallen :D
Azureus
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Azureus » Freitag, 27. Dezember 2013 13:46

Dann erstmal "Herzlich Willkommen" myvatn!

Das sieht doch schon mal ganz gut aus.
Du kannst die Petris aber auch wärmer lagern, dann wächst das Mycel schneller. :wink:
LG
Azureus
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von myvatn » Freitag, 27. Dezember 2013 14:31

Der Lagerort hat den Vorteil, dass dort den ganzen Tag über ca. 16° C herrschen, also keine Heizungsnachtabsenkung oder ähnliches zu größeren Temperaturschwankungen führt. Ich hoffe, dadurch möglichst wenig Kondenswasser in den Petris zu bekommen.
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Azureus » Freitag, 27. Dezember 2013 14:48

Das klingt einleuchtend.
Du kannst sie auch auf den Kopf gedreht langern,
dann kann auch kein Kondenswasser auf's Mycel tropfen.
LG
Azureus
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Mycomane » Freitag, 27. Dezember 2013 16:49

Auch von mir ein herzliches Willkommen im Forum!

Das ist doch sehr gute Arbeit für das erste Mal.
Hast du sonst noch gar nichts in Sachen Pilzkultur gemacht?

Das Densinfektionsmittel kannst du dir im Prinzip sparen.
Die gewöhnlichen Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis töten keine Schimmelsporen ab.
Und die aktiv wachsenden Bakterien, wie sie z.B. auf deiner Haut sitzen,
neigen nicht dazu durch die Luft zu fliegen.
Also reicht normales Wasser eventuell mit Spülmittel auch aus um den groben Staub weg zu wischen.

Auf jeden Fall saubere Arbeit.
Weiter so ...
Und viel Erfolg bei deinen kommenden Versuchen.

schöne Grüße
Fabian
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Azureus » Freitag, 27. Dezember 2013 17:10

Also mein Desinfektionsmitte wirkt auch fungizit.
LG
Azureus
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von myvatn » Samstag, 28. Dezember 2013 10:43

Mycomane hat geschrieben: Hast du sonst noch gar nichts in Sachen Pilzkultur gemacht?
Außer Pilze aus Kultur zu essen hab ich sonst noch nichts in Sachen Pilzkultur gemacht. Bin bisher eher der Typ "Pilzsammler im Wald" :D
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Mycomane » Sonntag, 29. Dezember 2013 16:13

@ Azureus:

Ich weiß ja nicht genau, wie gut du über dein Desinfektionsmittel bescheid weißt.
Du kannst ja mal die Marke oder Inhaltsstoffe nennen.
Aber "wirkt gegen Pilze" oder auch "fungizid" heißt bei Desinfektionsmitteln noch lange nicht, dass sie auch Sporen abtöten.
Siehe z.B. Wikipedia:

http://de.wikipedia.org/wiki/Fungizid

Falls da nicht explizit Sporozid drauf steht, würde ich nicht viel darauf geben.
Wenn doch, dann musst du wahrscheinlich einiges für dieses Mittel zahlen.

schöne Grüße
Fabian
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Azureus » Montag, 30. Dezember 2013 11:07

Danke Fabian!

Den Gedanken hatte ich neulich auch, kurz nach dem ich das geschrieben hatte,
dass fungizit zwar gegen Pilze, nicht aber gegen Sporen hilft.

:wink:
LG
Azureus
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von myvatn » Samstag, 04. Januar 2014 13:00

Die Austernseitlinge in den Petris wachsen weiter, inzwischen sieht es so aus:

Petri 1 war diejenige, auf der das Pilzstück am spätesten von den dreien damit angefangen hat, neues Wachstum zu zeigen. Um den Pilz herum sind im Agar kleine Blasen entstanden. Ich weiß nicht sicher, was das zu bedeuten hat, Kontaminationen sind dort aber nicht zu erkennen. Ich vermute daher, dass der Pilz an diesen Stellen in das Nährmedium einwächst. Hier das Bild dazu:

Bild

Petri 2 zeigt ebenfalls gleichmäßiges Wachstum und war die zweite, in der sich Pilzwachstum gezeigt hat:

Bild

Petri 3 war die erste mit Wachstum und liegt nach wie vor mit konstantem Abstand in Führung:

Bild

Von den ersten Erfolgen beflügelt habe ich nun Kartoffelagar hergestellt (ein guter halber Liter Wasser, ca. 300g Kartoffel in Stücke geschnitten eine gute Stunde ausgekocht, ca. 1 EL Dextrose dazugemischt) und ebenfalls wieder wie oben beschrieben in Petris gegossen. Davon habe ich nun 3 mit Kräuterseitlingsstücken, die wie beim Austernseitling mit sterilisiertem Messer aus dem Stiel eines auseinandergerissenen Exemplars entnommen wurden, vor 4 Tagen beimpft und wie die Austernseitlinge bei ca. 16-17°C dunkel gelagert. Und so sieht es jetzt aus:

Kräuterseitling auf Kartoffelagar Petri 1:

Bild

Kräuterseitling auf Kartoffelagar Petri 2:

Bild

Kräuterseitling auf Kartoffelagar Petri 3:

Bild

Von den 8 Petris, die ich gegossen habe, sahen 3 direkt nach dem Gießen verdächtig aus. Man konnte kleine Verunreinigungen durch Staubteilchen sehen, durch die helle Farbe des Agars war es besonders deutlich sichtbar. In einer von diesen 3 ist bereits deutlich das Wachstum der damit eingebrachten Verschmutzung sichtbar, die andenren beiden sind (noch) unauffällig.

Hier ein Bild von der kontaminierten Petri, die ein Hinweis dafür sein könnte, dass der Agar nicht völlig ungeeignet als Nährboden ist :)

Bild

Außerdem schreiben einige im Forum, dass Kartoffelagar steinhart sei, bei mir ist er bislang nur wenig fester als Gummibärchen, aber vielleicht ändert sich das ja noch.
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Mycomane » Samstag, 04. Januar 2014 14:31

Hallo myvatn,

die Blasen auf deinem ersten Foto sind mit ziemlicher Sicherheit Bakterien.
Habe zwar auch schon Pilze gesehen, die ähnliches bakterienartiges Wachstum zeigen,
aber bei Austern gibt es sowas so weit ich weiß nicht.

trotzdem sehr gute Arbeit,
weiter so ...
und viel Spaß mit den Klonen!

schöne Grüße
Fabian
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von myvatn » Samstag, 04. Januar 2014 17:01

Mist, wenn das Bakterien sind, ist der Pilz wohl bald nicht mehr zu gebrauchen. Ich hatte die Hoffnung, dass es der Pilz ist, weil die Blasen kreisrund um den Pilz entstanden sind und zwar am Rand des Pilzmycels. Schade, aber die beiden anderen sehen gut aus, hab sicherheitshalber die anderen beiden Petris nochmal von unten genau untersucht und kann keine derartigen Blasen feststellen.

Ich möchte als nächstes versuchen, Körnerbrut mit Weizenkörnern herzustellen. Wenn man dafür Gurkengläser verwendet, schraubt man den Deckel fest drauf oder lässt man ihn locker? Also Luftaustausch oder kein Luftaustausch?

Falls mit Luftaustausch, besser den Deckel locker aufschrauben und Alufolio dazwischen oder Löcher in den Deckel und Filter?
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von Azureus » Sonntag, 05. Januar 2014 09:02

Ich würde dir Deckel mit Filter empfehlen.
LG
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von myvatn » Donnerstag, 09. Januar 2014 23:37

Ok, ich were Deckel mit Filtereinsätzen nehmen. Vielen Dank für den Tipp, Azureus. Es werden 720 ml Gläser werden, die Gurkengläser von Aldi, die in mehreren Threads erwähnt werden. Als Filter wird Tyvek zum Einsatz kommen.

Die Petris mit den Pilzen sehen inzwischen folgendermaßen aus:

Austernseitling:

Petri 1: Entsorgt, da Mycomane hier Bakterien vermutet. Will Pilze, nicht Bakterien züchten :wink: Vielen Dank für den Hinweis Mycomane.

Petri 2: Es wächst irgendwie eine zweite Schicht über die erste, die direkt auf dem Agar wächst, sieht aber von der Farbe und Struktur so aus wie die untere, ich denke, es ist eine weitere Schicht Austernpilz.

Bild

Petri 3: Das Mycel sucht nach einem Ausgang aus der Petrischale :D

Bild

Kräuterseitling:

Petri 1:

Bild

Petri 2:

Bild

Petri 3: Hier bilden sich so kleine Knubbel in der Mitte, als dort, wo das Stück vom Fruchtkörper des Ausgangsmaterials liegt. Ich hoffe, das sind keine Bakterien oder andere Kontaminationen. Beginn rizomorphen Wachstums?

Bild

Alle Petrischalen stehen nun seit heute nicht mehr bei 16-18°C im Schrank sondern in Plastikboxen verpackt im Gemüsefach des Kühlschranks.

Als nächstes geplant:

1. Brutgläser vorbereiten und beimpfen. Bei dieser Gelegenheit gleich auch überimpfen auf neue Petrischalen, um das auch mal gemacht zu haben und um für den Fall von Fehlschlägen bei den Brutgläsern zusätzliche Reserven zu haben. In mehreren Threads wurde empfohlen, den Nährboden dabei zu wechseln. Bei den Brutgläsern passiert das ja zwangsläufig, bei den Petris werde ich für die Austernseitlinge von Bieragar auf Kartoffelagar wechseln und bei den Kräuterseitlingen umgekehrt.

2. Sporen in Petris aussäen? impfen? Wie auch immer, auf jeden Fall irgendwie in die Petris reinmachen :D Die Sporenprints habe ich von Samtfußrüblingen (Wildfunde) irgendwann zwischen Weihnachten und Neujahr auf Alufolie angefertigt.
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Re: Ein Anfänger berichtet von seinen ersten Gehversuchen

Beitrag von rostely » Samstag, 11. Januar 2014 13:16

sieht alles schon klasse aus.

kannst ja mal ein paar bilder deiner selbstgebauten filtergläser einstellen.

gruß
der holger
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