Nährstoffe

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Christoph1988
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Christoph1988 » Freitag, 31. Oktober 2014 23:20

stimmt, unsere Pilzchen haben ja Cellulasen an Board. Da ist natürlich en Dialyseschlauch auch Cellulose nicht die beste Idee :oops:
Mr. Myzel
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Mr. Myzel » Montag, 03. November 2014 10:06

Hallo Christoph1988
Hallo Reblaus,

ist ja spannend eure Beiträge zu lesen und ein
ziemlich "anderer" und spannender Bereich... :)


Danke Christoph für das Angebot mit den Petris!
Ich bin noch dabei mir einen Flowhood zu bauen :wink:,
aber komme vielleicht anschliessend darauf zurück.
-Ein Zugang zu einem Labor wäre natürlich noch hilfreicher.
Kommt mir gerade so vor, als hätte hier fast jeder ein Labor an der Hand..;)

Grüße
:wink:
Christoph1988
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Christoph1988 » Dienstag, 04. November 2014 07:56

Hi Mr.Mycel,
das Arbeiten im Labor macht natürlich einige Arbeitsabläufe komfortabler, ist aber wie der Besitz einer Flowbox unnötig. Generationen von Mikrobiologen haben auch ohne Flowbox (deren design übrigens einig grober Fehler aufweist) oder Cleanbench wunderbar steril gearbeitet. Man braucht nur einen Bunsenbrenner und etwas Übung.
Ich persönlich arbeite im Labor unter der Cleanbench und zuhause neben dem Bunsenbrenner. Die Konterminationsraten liegen bei beiden Varianten im einstelligen Prozentbereich.
Ein sehr interessantes Buch ist: "Handbuch der praktischen Mikrobiologie und Biotechnik" von Horst Bayrhuber und Eckhard R. Lucius (Metzler-verlag). Darin beschreiben sie neben den grundliegenden mikrobiologischen Techniken und Arbeitsweisen auch den Bau von Laborutensilien wie Brutschrank, Autoklav, Magnetrührer, Schüttler etc. mit einfachsten Mitteln. Eine sehr interessante Bauanleitung beschreibt dabei einen einfachen "Steriltunnel" der aus nicht weiter als einem Tunnel aus Plexiglas besteht, in den man seitlich reingreift und darunter ziemlich gut steril arbeiten kann.

Gruß
Christoph
Mr. Myzel
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Mr. Myzel » Dienstag, 04. November 2014 16:55

Hi Christoph,

ja cool. Ich schaue mir das Buch auf jeden Fall mal an.
Klingt sehr interessant.
Ich war eh noch auf der Suche nach einer "Öl-Lampe" um Skalpelle steril zu bekommen.
Vielleicht schwenke ich dann um auf einen kleinen Bunsenbrenner.
Arbeitest du mit einem, den man auch aus dem Schulunterricht kennt.
-dünn, senkrecht stehend, oder verwendest du so einen, den man auch im
Küchenzubehör beziehen kann? Eine entsprechend hohe Temperatur bekommt man sicher
mit beiden Geräten hin..

Ich nehme an, in dem Buch wird auch beschrieben, wie man damit "steril" arbeiten kann?
Finde ich erstaunlich, dass du damit relativ Konti-frei arbeiten kannst. Sowas habe ich hier
noch nicht im Forum gelesen.

Danke und
Grüße!
:wink:
Christoph1988
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Christoph1988 » Dienstag, 04. November 2014 19:09

Ich benutze so einen Bunsenbrenner:
http://www.candirect.de/bilder/produkte ... AZ-206.jpg
Der ist mit denen, die man aus der Schule kennt vergleichbar, hat aber den Vorteil, dass er mit einer Gaskatusche Funktioniert. Dabei gibt es zwei verschiedene Katuschenversionen (keine Ahnung, ob die Brenner untereinander kompatibel sind). Eine mit Ventil und eine ohne. Die mit Ventil kann man auch im gebrauchten Zustand ausbauen, ohne dass das enthaltene Gas ausströmt. Ich habe mir mal aus einem alten Brenner eine Füllvorrichtung für Propangas gebaut (sollte man nurmachen, wenn man weiß, was man tut). So kann ich meine Katuschen immer aus der großen Flasche füllen und muss nicht jedes Mal neue kaufen. Die kosten allerdings auch nicht die Welt.

Zum sterilen Arbeiten vor dem Bunsenbrenner steht leider nichts direktes in dem Buch. Dafür ist alles andere haarklein erklärt :P
An sich ist es auch kein großes Geheimnis. Robert Koch hat die Technik damals glaube ich etabliert. Das Prinzip dabei beruht darauf, dass die heiße Brennerflamme von unten/ der Seite frische Luft ansaugt und diese nach oben hebt. Wenn ich in diesem "Aufluftstrom" arbeite können keine oder weitaus weniger Keime/Sporen auf mein Sterilgut fallen.
Das A und O bei mikrobiologischen Arbeiten ist schnell zu sein. Man sollte die Handgriffe, wie man beispielsweise eine Petrischale oder eine Flasche mit Nährmedium mit einer Hand öffnet ein paar mal "trocken üben". Das ist in dem Buch z.B. ziemlich gut beschrieben, sowie in den meisten anderen Mikrobiologiebüchern.
Viele fangen sich z.B. unter der Flowhood Kontis ein, weil sie ihr Zeug ewig offen im Luftstrom stehen lassen, weil sie denken: ist ja steril. Wenn du zügig aber ohne Hektik arbeitest, musst du eigentlich kaum mit Kontis rechnen.
Ich habe sogar mal Petrischalen vor dem Toaster (macht ja auch nen heißen Aufluftstrom) beimpft. Davon hatten 2 von 10 Schimmelbefall, die restlichen waren sauber.
Mr. Myzel
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Mr. Myzel » Mittwoch, 05. November 2014 10:35

Ja cool. Ist ein guter Hinweis mit dem "Arbeiten neben der Abluft".
Sollte ja z.b. auch "hinter einem Ventilator" funktionieren. Gutes Prinzip.

Mit einem Toaster zu arbeiten habe ich hier auch noch nicht gelesen... :D


Der vertikale Bunsenbrenner hat durch seine Form Vorteile.
Ich muss mal schauen, ob es sowas auch für die etwas dünneren Kartuschen gibt.
Davon habe ich noch einige rumstehen...
Aber mein Hepa Filter sollte inzwischen unterwegs sein und ich hoffe, damit
wirklich wenig Kontis zu produzieren... :wink:

Wenn das alles gut funktioniert, werde ich das mit den Nährstofflösungen nochmals
ausprobieren und sehen, ob es die Zucht verbessert...

Vielen Dank.

Grüße! :wink:
Christoph1988
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Christoph1988 » Donnerstag, 06. November 2014 03:57

Es sollte schon ein vertikaler, laminarer Luftstrom sein. Beim Ventilator hast du unter Garantie eine turbulente Strömung. Dabei bilden sich unvorhersagbare Luftwirbel, die dir die Kontis auf die Platten wirbeln. Das ist auch der Grund, warum ich nichts von diesen Selbstbau-Flowhoods halte. Du kriegst es als Bastler zwar hin mit dem HEPA einen "sterilen" Luftstrom zu erzeugen, aber du schaffst es nicht überall eine laminare Strömung zu erzeugen, wie es z.B. bei Cleanbenches der Fall ist. Damit hast du an den Randschichten wieder Wirbel, die dir Kontis in den "sterilen" Luftstrom eintragen. Auch dein Sterilgut wirst du nie 100%ig steril bekommen, was in einem laminaren Luftstrom nicht viel ausmacht. Bei turbulenter Strömung erzeugst du wiederum Wirbel (z.B. an den Kanten der Petris), die dir Kontis von den semisterilen Außenseiten der Petris eintragen.
Das mit dem Toaster war zugegebenermaßen ein Notbehelf, der mit einer Konterminationsrate von 20% auch nicht so berauschend war. Warscheinlich wäre ein einfacher Steriltunnel zweckmäßiger gewesen. Dabei fällt mir ein, dass es neben dem zügigen Arbeiten auch wichtig ist die Bewegungen im sterilen Luftstrom möglichst langsam auszuführen um besagte Verwirbelungen zu vermeiden.

Die Brenner mit dünnen Katuschen kenne ich nur von diesen Lötbrennern aus dem Baumarkt, die meistens eine abgewinkelte Düse haben. Diesen müsstest du so positionieren, dass die Flamme exakt nach oben zeigt. Lass den Brenner dann vor Beginn der Arbeiten ruhig schonmal 5min brennen, dass sich im Raum ein entsprechender Luftstrom ausbilden kann.

Ich werde in den nächsten Wochen auch mal versuchen einen Substratblock mit "Impfport" für eine Nährlösungsperfusion zu basteln. Allerdings ist das Studium momentan ziemlich zeitraubend, sodass ich mal sehen muss, wann ich dazu komme.

Viele Grüße
Christoph
Mr. Myzel
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Mr. Myzel » Donnerstag, 06. November 2014 11:05

Ja, das mit dem laminaren Luftstrom leuchtet mir ein.
Ich hatte mich auch schon über die Flowhoods gewundert, die seitlich und oben keine Begrenzung hinter dem Filter haben.-Da man es ja Verwirbelungen von den Seiten und oben geben kann.
Daher habe ich vor, einen "Tunnel" hinter dem Filter zu bauen, um Verwirbelungen von außen zu vermeiden.

Du hast recht, die normale Bunsenbrennerform wird wohl die beste Arbeitsmöglichkeit sein..

Viel Erfolg mit dem Versuch der Nährlösungsperfusion. Sag mal Bescheid, wie du voran kommst...

Grüße!
:wink:
Christoph1988
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Christoph1988 » Donnerstag, 06. November 2014 23:49

Ich habe hier eine sehr interessante Präsentation zum Aufbau und zur Funktion von verschiedenen Cleanbences und Sicherheitswerkbänken gefunden, die mein Professor damals in der Vorlesung über solche Werkbänke benutzt hat.
biobank
Diese sollte wir vielleicht mal ins Forenarchiv zu dem Thema aufnehmen, da der Bau von den Dingern ja eines der am häufigsten diskutierten Themen im Forum ist.

Der in meinen Augen wichtigste Satz in dem Ding möchte ich nochmal gesondert hervorheben: laminare Luftströmung existiert nur bei bei einer Strömungsgeschwindigkeit < 0,5m/s.
Es ist also absolut kontraproduktiv einen zu großen Lüfter einzubauen in der Hoffnung "wenn der Luftstrom stark genug ist, bläst er alle Kontis raus". Das genaue Gegenteil ist der Fall.
Ebenfalls ist der vertikale Luftstrom dem horizontalen auf Grund der Verschleppungssicherheit absolut vorzuziehen.

Viele Grüße
Christoph
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Reblaus » Freitag, 07. November 2014 11:19

Hi Christoph,

top! Genau so sieht es aus. Man braucht keinen Orkan in der Bude um sauber arbeiten zu können! Auch deine anderen Beschreibungen, Bunsenbrennern, zügig arbeiten usw.. Würde hier gern den Like Button drücken wollen. Das sehe ich auch alles so.

Kannst du grob die Anleitung zum Bau eines Magnetrührens zusammenfassen? Ich schau schon immer bei eBay aber die gehen zu teuer raus.

VG

Reblaus
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Re: Nährstoffe

Beitrag von Christoph1988 » Freitag, 07. November 2014 19:16

Hi Reblaus, danke für die Blumen.
Für nen Magnetrührer gibts im Netz einige Anleitungen mit PC-Lüftern, auf die kleine Magneten geklebt sind. Die Dinger sind absoluter MIst und funktionieren nur unzureichend. Die Anleitung aus dem Buch dagegen ist ziemlich elegant.

Man nehme einen langsam drehenden, regelbaren Motor. Darauf kommt ein Türmagnet, in den man vorher ein mittiges Loch mit dem Durchmesser der Welle gebohrt hat. Befestigt wird das Ganze mit ner Madenschraube. Dann wird ne Schüssel darüber gestellt, die so hoch ist, dass der Magnet knapp unter dem Plastik dreht. das Ganze kommt auf ein Holzbrett und das Poti für die Drehgeschwindigkeit wird in der Seite der Schüssel montiert. Fertig.
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