Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

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Ständerpilz
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Re: Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 05. September 2017 16:47

KulCid hat geschrieben:
Ständerpilz hat geschrieben:Hast du mal über Stämme nachgedacht?
Ich hab schon viel nachgedacht, von Substraten in Beuteln über Mini-"Gewächshäuser" im Keller bis hin zu ganzen Lagerhallen ;D
Ich kenn bis jetzt aus der Praxis eben nur fertige Zuchtboxen und will da jetzt so langsam mehr und mehr selber machen usw
Welche Voraussetzungen hast du denn? Wohnst du in der Stadt oder auf dem Land? Hast du einen Garten zur Verfügung? In einer kleinen Stadtwohnung ohne Balkon ist es natürlich schwieriger (so geht es mir) für ein feuchtes Klima mit ausreichend Frischluftzufuhr zu sorgen, geht aber mit technischen Mitteln auch.

Aber die genannten Arten wachsen ja auf Holz. Für Shiitake bieten sich Stämme doch an, wenn man denn geeignete Stämme kriegen kann. Wobei das natürlich auch mit großen Säcken mit Sägemehl gemacht wird, die an der Decke aufgehängt werden.

Bei Stämmen wäre der Ablauf so:
- Entsprechende Knüppel/Stämme besorgen (bei Shiitake empfiehlt sich Eiche), die nicht zu alt sind und einen geeigneten Durchmesser haben (kann man nachschlagen).
- Im Dampfdrucktopf sterilisiertes Roggensubstrat ggf mit Zuschlägen mit der Mycelspritze durch Impfport beimpfen und durchwachsen lassen. Ich nehme an, dass zumindest die gekauften Gläser sowohl Impfport als auch einen gefilterte Belüftung haben. Kann man selber auch machen: ich mache immer zwei Löcher in die Deckel. In eins kommt ein Zigaretteneindrehfilter (Kiosk) und das andere klebe ich mit Tesa zu (übersteht auch Autoklavieren). Zum Beimpfen ziehe ich den Streifen etwas ab und beimpfe zügig durch das Loch (Nadel vorher ausgeglüht) und verschließe es direkt wieder. Staunässe in den Gläsern ist übrigens gar nicht gut und sollte unbedingt vermieden werden. Zu letzterem Thema gibt es hier schon etliche Beiträge.
- Mit Kettensäge (Vorsicht!) die Stämme einschneiden (wird im Netz beschrieben, auch auf Youtube, siehe "Schnittimpfmethode").
- Gut durchwachsene Körnerbrut in einem frischen Gefrierbeutel stürzen und von außen etwas mit der Hand zerbröseln/zerkleinern und dann in die Schnitte stopfen. Ggf eine Ecke vom Beutel abschneiden und dadurch drücken. Ggf. mit sauberem Löffel oder ähnlichem in den Spalt drücken.
- Verschließen durch Umwickeln mit Paketband oder anderem.
- Stämme entsprechend lagern oder aufstellen und durchwachsen lassen.
- Bei Shiitake: Fruchtung einleiten, indem man die Stämme senkrecht auf eine feste Unterlage (Boden) "fallen" lässt (aus 20 oder 30 cm Höhe sollte reichen).
- Auf Pilze freuen.

Steril müsste also nur bis zur fertigen Körnerbrut gearbeitet werden, danach nur noch sauber. Ich vermute, dass es bei Sägemehl nicht anders ist, sofern keine Weizenkleie oder anderes Getreide zugesetzt wurde. Da musst du mal die Holz-Pilz-Spezis fragen.

Hattest du schon mit Austernpilz oder Kräuterseitling probiert? Denn der wächst gut und ist problemlos auf lediglich pasteurisiertem Stroh (ich benutze Heimtier-Strohpellets) anzubauen. Getreidezusatz kommt nur über die Körnerbrut hinein. Vermischen kann man Substrat und Brut gut in einem sauberen Mörtelkübel oder auch in einem stabilen Müllsack.
KulCid
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Re: Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

Beitrag von KulCid » Dienstag, 05. September 2017 17:37

Ich wohn in nem kleinen Dorf am Rande einer kleinen Stadt...
Der Platz ist weniger das Problem als das Kapital. In die zur Zeit nur als Abstellkammer genutzte Kellerwohnung soll früher oder später in einem Zimmer ein "Labor" entstehen, die anderen Räume könnten Fruchtungsräume oder ähnliches werden. Der Garten ist "relativ klein", ungefähr so groß wie Basketballplatz, da stehen aber auch ne Liege und der Wäscheständer...
Stroh könnte ich eventuell von diversen Bauern hier in der Umgebung beziehen, bei Holz müsste mir ein Förster helfen können oder halt jemand der sich öfters Feuerholz holt...
Ständerpilz
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Re: Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 05. September 2017 18:14

KulCid hat geschrieben:Ich wohn in nem kleinen Dorf am Rande einer kleinen Stadt...
Der Platz ist weniger das Problem als das Kapital. In die zur Zeit nur als Abstellkammer genutzte Kellerwohnung soll früher oder später in einem Zimmer ein "Labor" entstehen, die anderen Räume könnten Fruchtungsräume oder ähnliches werden.
Denk nur dran, dass zu feuchte Räume gerne schimmeln. Verwende dann am besten ein Zimmergewächshaus. CO2 ist eventuell kritisch, daher muss gut gelüftet werden (auch vom Pilz abhängig). Schau mal in die Technikecke in den Thread zum Foliengewächshaus. Technisch kann man das auch einfach halten, muss man aber nicht.^^

Ehrlich gesagt würde ich teuren Wohnraum lieber vermieten oder selbst beziehen. Aber besser so als ganz ungenutzt. Mit Strohpellets arbeite ich selbst aus folgendem Grund: einfach zu handhaben, brauchen vergleichsweise wenig Platz (da gepresst), ist hinreichend "steril" (ich "pasteurisiere" immer noch mit heißem Wasser) und Austern und Kräuterseitlinge wuchsen prima darauf. Wenn du unbedingt Shiitake willst, dann musst du dir zumindest passende Sägespäne besorgen. Zu Shiitake können andere aber sicher mehr sagen als ich.
Der Garten ist "relativ klein", ungefähr so groß wie Basketballplatz, da stehen aber auch ne Liege und der Wäscheständer...
Ein halbschattiger bis schattiger Platz reicht ja. 1,5 Quadratmeter sollten für den Hobbypilzbauer schon reichen. Sollte jedenfalls nicht stören, so lange deine Pilzzucht nicht größer wird.

Aber du solltest dich schon für ein paar Pilzarten entscheiden. Oder für eine einzige, als Probelauf. Die Wahl des Substrats hängt ja von der Pilzart ab. Ebenso andere Bedingungen, wie z. B. Licht (vor allem bei Indoor-Anbau).
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Re: Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 05. September 2017 18:30

Mensch! Wenn bei dir das Geld das Problem ist, dann geh in den Supermarkt und kauf dir eine Packung kräuterseitlinge. irgendjemand wird wohl einen ddkt haben!?

stroh vom Bauern (würde nur bio stroh nehmen... oder holzbriketts)....

Die ks kosten dich teure 5 euro kilo Roggen 3...

Und dann mach! :D
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Re: Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

Beitrag von KulCid » Dienstag, 05. September 2017 19:46

Schimmel wäre in der Kellerwohnung kein Problem, auch Frischluft nicht - Fenster sind genug vorhanden, die Wohnung ist theoretisch bewohnbar. Das einzige "Problem" wenn man so will und der Grund warum die Wohnung nicht vermietet ist ist die Tatsache, dass es zwar eine Küche aber kein Bad/Toilette gibt - deutsche Baukunst eben. Durch die Pilzzucht würde der Raum wenigstens genutzt werden. Ich hab auch diese Tomatengewächshäuser im Auge - hier im Forum gefunden.
Und ich werd natürlich auch nicht direkt mit 20 Pilzen starten, der Shop und die Angebote sind nur grad meine Grundlage zur Planung.
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Re: Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

Beitrag von katharina » Montag, 11. September 2017 14:22

Falls in dem Haus sonst noch jemand wohnt oder es direkte Nachbarn gibt, solltest du dir Gedanken zum Thema Sporenbelastung in der Luft machen. Viele Pilze sporulieren sehr massiv und man kann Allergien auf die Sporen bekommen bzw. - bei langfristiger Exposition - COPD entwickeln. Vor kurzem hat hier jemand im Unterforum Technik-Ecke gepostet, dass seine Frau offenichtlich wegen der kleinen Hobby-Pilzzucht im Keller einen allergischen Husten bekommen hat.

Wenn du eine ganze Wohnung zur Pilzzucht nutzen willst, dann schweben dir ja vielleicht auch Mengen vor, die nicht mehr ausschließlich zum Selberessen gedacht sind. Ich plane auch gerade eine kommerzielle Pilzzucht. Zum Thema Sporen gibt es aus meiner Sicht nur zwei Möglichkeiten. Möglichkeit 1: Sporenfreier Austernpilzstamm. Dann bist du aber auf eine einzige Pilzart beschränkt. Kann auch funktionieren, siehe das Pilzzucht-Startup Hut&Stiel in Wien. Möglichkeit 2: Sporenfreisetzung vermeiden, Atemschutz beim Arbeiten im Fruchtungsraum. Wie genau du die Sporenfreisetzung vermeiden kannst, kommt natürlich auf die baulichen Gegebenheiten an. Bei meiner Pilzzucht (Bauernhof mit Zuchtraum in einem ehemaligen Stallgebäude) wirds wohl ein Abluftfilter und eine Durchgangsschleuse werden.
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Re: Mycelspritzen + sterilisiertes Substrat = Erfolg ?

Beitrag von Ständerpilz » Montag, 11. September 2017 18:27

KulCid hat geschrieben:Schimmel wäre in der Kellerwohnung kein Problem, auch Frischluft nicht - Fenster sind genug vorhanden, die Wohnung ist theoretisch bewohnbar. Das einzige "Problem" wenn man so will und der Grund warum die Wohnung nicht vermietet ist ist die Tatsache, dass es zwar eine Küche aber kein Bad/Toilette gibt - deutsche Baukunst eben.
Vermutlich liegt die Wohnung unterhalb des Kanals. Dann geht das schon technisch nicht so ohne weiteres. Es gibt aber auch WC mit "Häcksler" und Pumpe für diese Zwecke. Aber okay, Pilzkultur (Zucht in dem Sinne betreiben wir ja nicht) ist ja auch nett. Wenn du dir darüber klar geworden bist, welches Ausmaß dein Hobby annehmen soll, dann denk noch mal darüber nach, wieviel CO2 die Pilze produzieren und wie viel Frischluft du zuführen musst. Viele Pilze sind halt empfindlich gegen zu hohe CO2-Konzentrationen. Ab einem gewissen Umfang würde ich dir ein Messgerät für CO2 nahelegen.

Die Temperatur musst du natürlich auch in einem gewissen Rahmen halten. Im Winter offene Fenster ist nicht wirklich das Wahre. Für ein Hobby lohnt es sich vielleicht nicht, aber es gibt Wärmetauscher für solche Zwecke, so dass du einen Luftaustausch hast ohne die ganze Heizenergie durchs Fenster entkommen zu lassen. Solche Geräte werden auch gerne in Waschküchen eingebaut. Frag mal einen Elektriker deines Vertrauens, falls du sowas mal brauchst.
KulCid hat geschrieben:Ich hab auch diese Tomatengewächshäuser im Auge - hier im Forum gefunden.
Und ich werd natürlich auch nicht direkt mit 20 Pilzen starten, der Shop und die Angebote sind nur grad meine Grundlage zur Planung.
Solche Gewächshäuser und passende Wannen dafür solltest du dir auf jeden Fall zulegen. Du wirst ja für hohe Luftfeuchtigkeit sorgen müssen und an deiner Stelle würde ich gucken, dass die in den Gewächshäusern bleibt.

Ich würde aber immer noch eher das Klo nachrüsten und über Airbnb oder als Monteurszimmer vermieten, als teuren Wohnraum zu verwenden. :D
Für eine kleine, experimentelle Pilzkultur reicht auch eine Ecke in einem beliebigen Zimmer. Viele verwenden anfangs Aquarien, aber Gewächshäuser sind imho besser geeignet.
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