verbrauchtes Substrat weiterverwenden

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verbrauchtes Substrat weiterverwenden

Beitrag von Okeanograf » Mittwoch, 27. April 2011 18:32

Ich packe hier meine Frage, sorry wenn´s bereits i-wo gab, habe bis jetzt nicht gefunden...
Habe i-wo gelesen dass als Substrat für Shii-Take auch Blöcke von abgeernteten Austern geeignet sind...

Hatte schon vielleicht jemand mal ausprobiert oder was darüber gelesen ?
Interessant einfach wie wird bereits durchwachsener Block (angenommen nach 2 Erntewellen) nun mit Shii-Take-Brut gemischt ?
Welcher Ertrag ist zu erwarten usw... ? Was ist mit Kontamination ? ^^

Danke im Voraus für Aufklärungen ;)

Gruß, Andreas
Colt85
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Re: substrat für shiitake?

Beitrag von Colt85 » Mittwoch, 27. April 2011 20:13

Stamets schreibt davon in GGMM. Demnach lassen sich verbrauchte Shiitake-Blöcke zerbröseln, evtl. mit Gips oder Kalk wieder in den neutralen pH-Bereich bringen und wässern (optimal ~60%). Das Ganze wird dann wie normales Substrat in Beutel gefüllt und sterilisiert. Danach lassen sich z.B. Austern, Kräuterseitlinge oder Maitake darauf züchten (evtl. mit Zuschlagstoffen).
Wenn man danach diesen Schritt wiederholt, soll es auch nochmal mit dem Kulturträuschling oder Schopftintling funktionieren.

Das klingt zwar im ersten Moment sehr schön, aber praktisch gesehen hat man mit frischem Substrat einfacher zu kontrollierende Ausgangsbedingungen. Bei Holzbriketts kenne ich den Wassergehalt, weiß dass sie relativ sauber sind und muss den pH-Wert nicht regulieren. Und wenn man sich an sein Rezept hält, dann ist das Substrat quasi immer das gleiche.

Mycelio hatte wohl guten Erfolg damit, Champignons auf altem Austernsubstrat zu ziehen *Link*
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Re: substrat für shiitake?

Beitrag von Okeanograf » Donnerstag, 28. April 2011 13:13

OK, danke Dir ;) .
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Re: verbrauchtes Substrat weiterverwenden

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 28. April 2011 23:26

Ich war mal so frei, diesem Thema einen eigenen Thread zu spendieren.

Es fasziniert mich auch schon länger, da verbrauchtes Substrat ja höchstens zur Hälfte verbraucht ist und es mich immer nervt, die schönen Nährstoffe zu entsorgen. Bei einem weiteren Einsatz könnte man ja seine Erträge pro kg Holz oder Stroh verdoppeln, bzw. müßte man nur halb so viel neues Material kaufen. Eine Hitzebehandlung ist natürlich nötig, um Mycel und Kontis abzutöten.
Wie Colt85 schon geschrieben hat, klingt es bei Stamets toll, ist aber in der Realität nicht ganz so einfach.
Im Netz findet man leider nur wenig dazu (unter 'SMS' oder 'spent mushroom substrate'). Oft geht es darum, zuerst Reisstrohpilze (also Braunfäulepilze, die nur Zellulose verdauen können und generell niedrige Erträge bringen) auf Reisstroh oder Baumwollresten und dann Seitlinge (Weißfäulepilze, die auch das Lignin zersetzen können) auf dem verbrauchten Substrat anzubauen. Leider sind nur die wenigsten Zuchtpilze Braunfäulepilze... Irgendwo wurden auch mal mehrere Seitlinge auf Stroh mit 25% Seitlings-SMS losgelassen und brachten ca. 10% mehr Ernte als auf purem Stroh.

Ich verwende momentan einen Zusatz von 10% verbrauchtem Austernsubstrat für fast alle Pilzarten, nur bei den Champignons nehme ich 60%. Über 10% steigt aber die Schimmelgefahr und es kommt darauf an, ob der zweite Pilz mit dem Austernmycel überhaupt klarkommt. Ich vermute, daß jede Pilzart Abwehrstoffe im Mycel hat, auf die weitere Arten verschieden stark reagieren. Zu den Erträgen kann ich nichts sagen, die waren im Winter in der Wohnung sowieso schlechter als sonst im freien.

Demnächst will ich mal testen, wie gut sich verbrauchte Holzsubstrate von Shiitake und Nameko für Austern eignen. Die Reihenfolge Holzpilz->Strohpilz->Kompostpilz wird sicher irgendwie möglich sein, vielleicht wird ja auch Nadelholz duch so eine Vorbehandlung tauglich für Laubholzpilze?

Grüße, Carsten
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Re: verbrauchtes Substrat weiterverwenden

Beitrag von Mycelio » Samstag, 13. Oktober 2012 14:28

Hallo,

bin neulich auf eine interessante Veröffentlichung von 2008 gestoßen:
'Fruitbody Development of Pleurotus ostreatus via Bottle Cultivation Using Recycled Substrate'
Woo-Sik Jo, Jong-Soo Kim, Doo-Hyun Cho, So-Deuk Park and Hee-Young Jung
Department of Agricultural Environment, Gyeongbuk Agricultural Technology Administration, Daegu 702-320, Korea
Division of Applied Biology and Chemistry, Kyungpook National University, Daegu 702-701, Korea
http://synapse.koreamed.org/Synapse/Dat ... 36-157.pdf

Hier wurde zuerst ein Substrat aus Sägespänen mit Zusätzen eingesetzt und dann viermal hintereinander zerbröselt, mit Zusätzen angereichert und wiederverwendet. Außerdem wurden chemische Analysen der Substrate durchgeführt.
Die Erntemenge der ersten Welle lag dabei relativ konstant bei über 60%BE, was jetzt kein überragendes Ergebnis ist, aber ich denke mal, die Forscher waren keine erfahrenen Züchter und es gab bestimmt Mängel in der Klimaführung.

Grüße, Carsten
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