Ölpalmpilz kultivieren

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marty
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Mittwoch, 11. Oktober 2017 13:08

Habt vielen Dank für eure detailreichen Schilderungen und die links!
@ katharina: Dank für den Versuch, meine Situation nachzuvollziehen. :) (Wir haben übrigens kein Glas in den Fensterrahmen, entweder Hühnerdraht oder Fliegengitter (gegen Schlangen, Fledermäuse, Moskitos bspw.), also dann müßte ich mich, wenn geschlossener Raum, ins Auto setzen, mit dem wir aber auch unser *gemahlenes* Hühnerfutter transportieren :lol:) also eher garnicht staubfrei
Aber ich habe dich gut verstanden und werde so einiges beherzigen. Danke!
Es war übrigens auch eine Österreicherin, die mir prinzipiell die Bienenzucht erklärt hat und mir ein Buch darüber kostenlos schickte, während ein deutsches Bienen Forum ("sehr deutsch") keine Informationen rausrückte, da es wohl dann Geschäftsgeheimnisse preisgibt... oder ich erst deren Bücher und Materialien kaufen sollte tststs. Bienen kann man letztlich auch im Schuhkarton halten, jawoll :lol:

Also, Ich hab mich etwas in die Pilzzucht reingelesen, in die von Lauscher und Ständerpilz verlinkten PDF's und taste mich mal langsam vor:

Als Substrat nehme ich das OPF, also das Oil Palm Fiber. Das haben wir endlos kostenlos und das wird hier wohl generell genommen, der natürliche Pilz wächst auch auf dem Substrat. Also eigentlich optimal. (Ich hätte sonst noch Sägespäne-billig, Hobelspäne-billig oder Kokos-umsonst, da ich neuerdings auch Reis habe, also auch Reisstroh -straw- kostenlos)
Ich nehme mir mal das wichtigste aus dem pdf von Lauscher raus: Beginn Seite 5

Dieses OPF (frisch!) 2 kg Substrat werde ich 6h in Wasser einweichen und dann 3h bei 100° kochen. Dann das Wasser abtropfen lassen in der Sonne, das UV-Licht hier desinfiziert ja auch, aber leicht feucht soll es sein. Jetzt impfen mit den inneren Teilen von frisch gesammelten oder vor-vollgesaugten „Sclerotia-pieces“ was ich mal mit Pilzteilen übersetzen würde.

Wenn ich den Text richtig verstehe, ist es nur bei vorher getrockneten Pilzen oder bei Pilzen älter als 3 Monaten nötig, den Pilz einzuweichen, zu schälen und ein Kernstück des Pilzkörpers nahe des Kopfes zum impfen zu nehmen.
Da ich sowieso mit frischen Pilzen arbeite, entfällt das.

Frage zum Verständnis: Ich nehme zum Impfen also einfach nur einen Teil des gewünschten *frischen* Pilzkörpers und stecke ihn in das Substrat?
Angenommen ja, nun sollte das Brutsubstrat bei 30° also normaler Tages-Temperatur, in 7 Tagen komplett durchgewuchert sein. Jetzt habe ich Pilzbrut, so alles klappt. Saubere Arbeit vorausgesetzt.

Nun kann ich diese Brut in 2-4cm³ große Stücke brechen und erneut vorbereitetes Substrat (finales Substrat) mit der Brut beimpfen.
(Ich könnte aber auch gleich das *finale Substrat* mit Pilzteilen impfen ohne Brut zu machen…steht im pdf)

Ist das finale Substrat mit ca. 10% Brut beimpft, erfolgt der „spawn run“, was ich mit Brutausbreitung übersetzen würde, nun in 20-30 Tagen.

Frage: Die Brutausbreitung im finalen Substrat dauert deshalb länger als im Brutsubstrat, weil das finale Substrat simpel eine größere Menge als das Brutsubstrat ist?

Das finale Substrat ist also nach 30 Tagen durchgewuchert und nun sollten die Pilze wachsen. Feucht halten, im Schatten, alles gut beschrieben.
Der Pilz ist dann erntefähig nach 12 Wochen, unter guten Bedingungen. Kann 2-3mal geerntet werden.

Frage: Was macht man dann mit dem finalen Substrat, wenn es abgeerntet ist?

Ich nehme auch an, man kann die gleichen Plastiksäcke erneut verwenden, da ja im günstigsten Fall noch Pilzteile bzw. Sporen vorhanden sind?
Wie ist das eigentlich mit den Sporen? Sind das nicht die Samen?

Gut, ich werde anfangen, sobald ich das Substrat und die Pilze habe. Substrat aller 2 Wochen mehrere Schubkarren voll, da wir dann unsere wilden Ölpalmen ernten (also keine Plantage), Pilze wann ist nicht gewiß, da die Leute hier nicht zuverlässig sind und ich nicht annehme, den Züchter jemals wiederzusehen.

Eigene natürliche Pilze sollte ich spätestens in der nächsten Regenzeit ab April/Mai 2018 haben, da wir jetzt im November einige Ölpalmen, die mir zu hoch zum ernten sind, umhacken und an die Palmweinsammler verkaufen. Die arbeiten nur in der Trockenzeit. Sobald dann der erste Regen im nächsten Jahr kommt(Regenzeit) sollten an einigen der toten (umgelegten und „entweinten“) Ölpalmen die Pilze „von allein“ wachsen. Und allerspätestens dann, geht’s los. Falls ich die Pilze vorher finde, natürlich schon eher…
Aber wenn wir das mal so theoretisch durchgehen können, wäre mir schon sehr geholfen.
Ständerpilz hat geschrieben:Nebenbei: was meinst du mit Samen? Pilzsporen?
Der Züchter sagte mir : Man nehme das OPF(Substrat) und koche das für 3 Stunden. Am nächsten Tag nochmal für 3h kochen. Dann abtropfen lassen und wenn es nur noch feucht ist, kommen die „Samen“ drauf. Dann alles in eine Plastiktüte und verschließen. Je länger man den Sack geschlossen läßt, umso schneller wachsen die Pilze. Fertig. Sagt er.

Mit Samen meinte er wirklich Samen. Und diese Samen besorgt er sich von einem Händler sehr teuer, sagt er. Die Übersetzung von Samen(pepin bzw. semence aus dem franz.) ist soweit schon korrekt, ich habe diese Wörter auch beim Gespräch verstanden, obwohl die gesamte Übersetzung an sich erst vom französischen ins englische durch meine Frau (wir reden englisch miteinander) und dann von mir vom englischen in deutsche (jetzt hier) geschah. Meine Frau redete von seeds bzw. semence auch auf nochmalige Nachfrage mit Hinweis auf die exakte Bedeutung.

Natürlich kann es sein, da man hier niemandem vertrauen kann, und da mir der Herr die Samen auch verkaufen wollte, er mir nur deswegen die „Samen“ anempfahl um an mir Geld zu verdienen. Wäre nicht das erstemal, das sowas mit uns versucht wird. Es kann aber auch sein, es war zu kompliziert für ihn, uns die Impfung bzw. Brut zu erklären oder er kauft selber die Brut als Samen… ich unterstelle niemandem nix. Er zeigte aber mit den Fingern so zentimetergroße Stücke… was für Pflanzensamen eher ungewöhnlich wäre.

Viele Grüße,
Martin
katharina
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von katharina » Mittwoch, 11. Oktober 2017 13:52

uiuiui das ist ja interessant! Entschuldige mein Unwissen, ich bin nicht gerade der risikofreudigste Mensch und würde mich niemals trauen in ein Land zu reisen wo nachts Schlangen beim Fenster reinkommen - dementsprechend hab ich auch noch nicht sehr viel von der Welt gesehen. :oops:

Soweit ich weiß hat @mariapilz schon öfter Pilzgewebe direkt am Substrat auswachsen lassen. Vielleicht kann sie etwas dazu sagen.

Das Substrat direkt mit Pilzstücken zu beimpfen kann funktionieren, aber besser ist es wenn du sowas wie Brut herstellst. Wir nehmen dazu Getreide weil es sehr nährstoffreich ist und der Pilz viel Energie bekommt aber man kann auch nährstoffärmeres Material verwenden.

Nährstoffreiches Material kontaminiert leicht weil es viele Bakterien gibt, die Stärke abbauen können. Bakterien und Pilze, die sich auf Palmfasern wohlfühlen gibt es schon nicht mehr so viele. Deshalb ist es für dich besser sowas zu nehmen. Ich würde kleinere Gebinde damit befüllen und das Zeug so steril wie es für dich technisch möglich ist machen. Damit machst du dir Brut und wenn die Brut schön durchwachsen ist vermischt du sie mit einer größeren Menge von deinem Substrat.

Hast du schon von der Möglichkeit Pappkarton für die Pilzzucht zu verwenden gehört? Am besten geht das mit diesem Pappkarton der in der Mitte eine Schicht Wellkarton hat. Kurz in heißes Wasser, abtropfen lassen, in ein sterilisiertes Glas, auskühlen lassen, Stück Pilzgewebe drauf, mit noch einer Schicht Pappkarton zudecken und dunkel stellen. Dann wächst aus dem Pappkarton Pilzmycel aus. Nach einigen Tagen hast du einige cm³ flauschiges Mycel in dem Glas und dann könntest du deine sterilisierten Palmfasern dazugeben.

Sporen zu verwenden wäre auch eine Möglichkeit. Austernpilze haben die Angewohnheit Unmengen davon zu produzieren. Wenn du einen reifen Pilz mit den Lamellen nach unten auf ein Stück Plastikfolie legst, wird dort nach einigen Tagen ein weißer Belag sein. Das sind alles Sporen. Die könntest du dann in einen Behälter mit Substrat befördern, dann würden sie auskeimen und es würde sich Mycel bilden.

Wenn du mir per PN deine Emailadresse schickst, kann ich dich mit noch mehr Lesestoff versorgen. Ich hab ein Buch mit einem Kapitel namens "Shrooming off the grid". Das dürfte für dich ganz interessant sein. Die pdf Sammlung auf dieser Seite: http://www.alohamedicinals.com/books.html kann ich dir auch empfehlen.
marty
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Montag, 30. Oktober 2017 10:24

Hallo liebes Forum,
da es keinen schreienden Einspruch gab, nehme ich an, ich habe alles soweit richtig verstanden. Ich melde mich dann nochmal, wenn ich die Pilze habe. Ich hatte aber bemerkt, dass beim Braten eine Menge Wasser herauskommt, das ich dann abgegossen hatte. Wie kommt denn der Pilz auf die Pizza? Vorher gebraten? Oder getrocknet? Will mir ja den Geschmack nicht verwässern…

Vielen Dank!
LG, Martin

@Katharina: Besonderen Dank an Dich, Hab alles klar und deutlich verstanden :)
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mariapilz
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von mariapilz » Montag, 30. Oktober 2017 15:03

katharina hat geschrieben:Soweit ich weiß hat @mariapilz schon öfter Pilzgewebe direkt am Substrat auswachsen lassen. Vielleicht kann sie etwas dazu sagen
hab ich glatt übersehen.
marty hat geschrieben:Frage zum Verständnis: Ich nehme zum Impfen also einfach nur einen Teil des gewünschten *frischen* Pilzkörpers und stecke ihn in das Substrat?
ja. Die Teile des Pilzes sollte so sauber wie möglich sein. Mehrere kleine saubere Stücke des nicht alten fruchtkörpers gleichmäßig im Substrat verteilen.
marty hat geschrieben:Frage: Was macht man dann mit dem finalen Substrat, wenn es abgeerntet ist?
Kompostieren. Ist super Dünger. Wenn die Grundlage des substrat reisstroh ist könnte man verbrauchtes substrat evtl auch Rindern Schafen Ziegen zum fressen geben. myzel ist sehr nahrhaft gesund. ... Aber da müsstest mehr nachlesen.....mykofutter....
marty hat geschrieben:Frage: Die Brutausbreitung im finalen Substrat dauert deshalb länger als im Brutsubstrat, weil das finale Substrat simpel eine größere Menge als das Brutsubstrat ist?
ja. Es kommt auch mal vor (.....) dass ein pilz nicht einwächst oder ein anderer (schimmel-) pilz schneller auf dem (brut-) substrat wächst. Wenn das passiert muss man nicht so viel wegwerfen.
marty hat geschrieben:Ich nehme auch an, man kann die gleichen Plastiksäcke erneut verwenden, da ja im günstigsten Fall noch Pilzteile bzw. Sporen vorhanden sind?
also nein. Das würde ich nicht machen.... Ausser du kochst es vielleicht aus. Aber nein. Das was da im plastiksack kleben bleibt ist altes myzel. Das erhöht nur die Gefahr dass alles vergammelt.

Du bekommst sehr leicht und billig Rohstoffe. .. Holz. ..Schnipsel. ..reisstroh (wird sehr oft als substrat Grundlage erwähnt). super

schon an ein pilzbeet gedacht? Ein Loch ausheben. ~20 cm tief, 1-2 Meter breit. Und ein paar Meter lang....
vorbereitetes substrat rein. Mit (substrat-)brut spicken. Jetzt könnte man eine plane drüberlegen. (Muss aber nicht. Soll ein Schutz vor austrocknen sein. Und der Pilz mag es co2 lastig während er das substrat erobert.
ganz obendrauf ein paar Bretter und diese mit Steinen beschweren. Das substrat sollte schon eher fest zusammengedrückt werden.... Wenn alles durchwachsen ist Bretter und plane runter und zärtlich mit kaltem Wasser gießen. ah ja. Der Boden der Grube soll wasserdurchlässig sein. Keine staunässe!

frohes schaffen :D
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Dienstag, 07. November 2017 19:44

@mariapilz
VIelen Dank auch für Deine Antworten! Ich bin also auf dem richtigen Weg.

Ein Pilzbeet käme dann später in Frage, wenn ich in kleinem Maßstab Erfahrung gesammelt habe. Vielleicht schließe ich ja auch eine Pilzversuchsstrecke an meine Aquaponik an. So das gesäuberte Rücklaufwasser leicht flächig eintröpfeln lassen...mal sehen.

Ich bin sicher, einen guten Weg zu finden.
Melde mich garantiert wieder, wenn es geklappt hat. WIe gesagt, max. ein halbes Jahr, dann sollte ich etwas vorzuweisen haben.
Dank an Euch!!

Viele Grüße,
Martin
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