Ölpalmpilz kultivieren

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marty
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Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Freitag, 10. Juli 2015 16:23

Liebe Pilzfreunde,
vermutlich seid ihr bald einer mehr in der community.
2 Fragen:
Ich wohne in tropischem Klima (Küste Westafrika) und hier wachsen Pilze an Palmen, die von den Menschen gegessen werden. Meine einheimische Frau und ich haben uns da bisher nicht rangetraut.

Nun hat mich die unweit wohnende Religionsführerin der Rastafari des Landes gebeten, einen Weg zu finden, wie man diese Pilze gezielt anpflanzen kann. Und da ich der Frau, die Vegetarierin ist und Pilze als Mineralquelle propagiert, vertraue und sie gerade eine Radiosendung dazu hatte, sehe ich meine Bedenken allmählich zerstreut.

Also Pilzforum! Zumal mir mein Rührei in der Frühe mit frischen Pilzen vmtl. auch besser schmecken würde und länger vorhält.

Im Moment habe ich keine Fotos von dem Pilz, aber mein Nachbar hat gerade seine Ölpalmen umgehackt und es ist Regenzeit. Es wird nicht allzu lange dauern und dann werden aus einigen der liegenden Palmen (in diesen Hacklücken am Stamm) weiße Pilze mit Lamellen unterm Schirm wachsen. Immer so in Gruppen. Meist im Schatten. Wenn man die Pilze feucht hält, kann man davon eine Weile ernten.
Wäre es möglich, dass ihr mir auf Fotos hin, die ich schicke, helfen könnt, ein Substrat zu entwickeln bzw. irgendwie einen einfachen Zuchtaufbau oder Vervielfältigung zu (er)finden?

Da ich selbst eine Geflügelfarm betreibe, kann ich Mais beisteuern, auch in verschiedenen Mischformen (mit Muschelkalk, Fischmehl, Sojamehl etc…) und mahle selber. Hühnermist hab ich reichlich, ebenso wie die Einstreu: Hobelspäne. Holzkohle hab ich selber, Holz auch, Kokosfasern und Ölpalmen sowieso… um ein Substrat zu generieren.

Es wäre gut, unsteril zu arbeiten. Einen Dampfdruckkochtopf hab ich nicht.

Nun auch die 2.Frage: Ich interessiere mich neben diesem Ölpalmpilz auch für den Brasilianischen Mandelegerling (ABM). Ist es möglich, Brut von diesem Pilz in Deutschland (Berlin) zu bekommen im Winter, da ich dann erst wieder dort bin? Wenn es geht dann auch mit einer Anleitung um ihn hier anbauen zu können?

Es geht mir bei allem nicht um Riesenmengen, vorrangig um die ganzjährige Selbstversorgung meiner und der näheren Familie und evtl. die Weitergabe von Brut oder Zuchtinformationen an interessierte Anwohner und die Rastaleute. Die können das dann in ihre staatl. anerkannte Gartenschule (in die mein ältester Sohn auch 1 Jahr lang ging) integrieren und Leute ausbilden.

Es würde mich freuen, wenn wir einen Weg finden könnten,
mit vielen Grüßen aus Benin,

Martin
marty
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Freitag, 10. Juli 2015 16:24

Oder geht das so leicht wie:

Nimm einen der Pilze, klone ihn wie hier beschrieben, gib ihm ein Ölpalm-Mais Substrat, einen schattigen Ort und halte ihn feucht. Fertig.

:)
Martin
Fidelis
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von Fidelis » Freitag, 10. Juli 2015 23:37

Hey Martin.
Sehr schwierige Sache, da deine umweltumgebungen und hölzer soviel anders sind als bei uns in Deutschland.
Bestimmen könne den Pilz wohl pilzimperium.
Ansonsten würde ich empfehlen den gleichen Weg wie in Deutschland zu gehen. Substrat oder impfdübel herstellen, bäume fällen 5 Wochen liegen lassen und dann beimpfen.

Kauf dir auch am bestenn nen dkt. Kostet vllt 50-100 Euro und du kannst einfach viel besser arbeiten. Unseril ist immer so ne sache.^^

LG, bernie
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Samstag, 11. Juli 2015 10:08

Oh, vielen Dank für die prompte Antwort.
Schwierige Dinge sind mir nicht fremd. Nur wenn Du sagen würdest: „Es ist unmöglich! Lass es“ würde ich es lassen. Bspw. hier versuchen Apfelbäume zu pflanzen und Früchte zu erwarten. Der Apfelbaum wächst zwar, aber den Winter, indem sich ein europ. Apfelbaum die Kraft zum Ausbilden der Früchte holt, gibt’s hier nicht und den kann ich auch nicht imitieren. Sowas GEHT also nicht! Baum ja, Früchte nein.
Aber schwierig, wie du sagst…. Nun, hängt davon ab. Erlaubst Du eine weitere Frage:

Was ist ein dkt?
50-100 EUR ist nicht viel, das „Ding“ muss aber in einen Koffer passen und weniger als 23kg wg Gepäck….

Und Pilzimperium sicher eine Webseite?

Und wenn es steril sein muss, baue ich mir eine Glovebox. Bin Feinmechaniker, kann akkurat arbeiten. Hab nur nicht alle Materialien, also keinen Baumarkt.

Vielleicht häng ich mal ein Foto von so einer Ölpalm-Hack-Tasche an, damit ihr ihr wisst, was ich meine. Diese Taschen enthalten extrem humushaltigen Boden, der sich aus über die Jahre hineingefallenem Abfall (Wurzelreste, Nagetierexkrement, Vogelfedern, Sand usw. usf.) bildet. Solch eine Palme „fällt“ man nach ca. 10-15 Jahren. (Es sitzen aber auch gerne Skorpione in diesen Taschen).

Also meinst du, ich könnte damit hier anfangen, schick Euch ab und zu Fotos und kann vielleicht auf helfende Ratschläge hoffen? Soooooo anders ist die Welt hier auch nicht

Achso, und an Moderator Carsten, wie ich im Forum gesehen habe, hast Du Kontakt zu einer phillipinischen Pilzfreundin. Dort gibt es doch haufenweise Ölpalmen. Die wachsen, hier wie da, wie Unkraut. Vielleicht kennt die Dame dort diesen Pilz?

Viele Grüße,
Martin
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liegende Ölpalme vorne links Palmweingewinnung.jpg
Ölpalmtasche hier wachsen die Pilze.jpg
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von Fidelis » Samstag, 11. Juli 2015 13:41

Ich denke man muss ein wenig experimentieren, aber es sicher möglich. Ihr habt es ja feucht warm was ja Pilze gerne mögen. Bei uns mögens sie halt nur etwas kälter.
Dkt ist ein dampfkochtopf zum sterilisieren. Ich finde die wmf besonders gut.
http://www.amazon.de/WMF-792639990-0792 ... pfkochtopf
Das pilzimperium ist ein User hier, der eigentlich alles bestimmen kann.^^
Wenn du handwerklich begabt bist könntest du auch nen flowhood bauen. Kostet dann etwa 300. Ansonsten halt ne einfache Kiste mit so Handschuhen, die rein gehen oder über Wasserdampf.
Zum Humus: mögen viele Pilze, wie braunkappe, schopftintling, Champignon.... Anderen wie shitake brauchen nur das Holz. Ist dannn die frage, was der Pilz lieber hat. Aber Schaden tuts denke ich ned.
Also meine Empfehlung wäre, Brut herzustellen, körner oder dübel und so ne Tasche zu beimpfen. Dann in eine, Miete und oder mit Folie einwickeln.
Dann sehen, wie es sich entwickelt. Sieht aber recht brauchbar aus für die pikzzucht, mehr wie so ein wurzelballen.
Nebenher kannst du auch testen ob der Pilz indoor gezüchtet werden kann, auf chipsis und Sägespänen.

L, fid
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von Lauscher » Samstag, 11. Juli 2015 18:16

Hallo marty,

willkommen hier im Forum!

Wie nennen denn die Rastafari diese Pilze? Vllt läßt sich zu dem Namen ja etwas herausfinden. Ein Foto der Pilze wäre auch interessant, am Besten mit Foto von oben, von unten und im Längsschnitt. Hilfreich ist auch ein Foto vom Sporenabdruck: Einen frischen Pilzhut auf Papier legen und einen oder mehrere Tage liegenlassen. Farbe und Muster der Sporen sind eine Bestimmungshilfe.

Zahlreiche Experten in Sachen Pilzbestimmung findest Du auf pilzforum.eu. Hier auf kulturpilz.de sind mehr die Züchter unterwegs.

Manche Pilze lassen sich unsteril gut vermehren, wenn man die frischen Pilze nimmt und damit direkt das Substrat beimpft. Bei Palmenstämmen z. B. tiefe Löcher bohren, dort Pilzstücke hineinstopfen und die Löcher wieder verschließen, z. B. mit Lehm, Plastikfolie oder Korken. Oder auf Hackstellen oder Sägeschnitte frische zerkleinerte Pilze geben und mit Folie einwickeln. Oder entsprechend, diese "Palmtaschen" zu einem gutem Zeitpunkt (welchen?) beimpfen.
Das Verschließen mit Folie oder Lehm etc. hat in erster Linie den Zweck, die Pilze vor dem Gefressenwerden zu schützen, in zweiter Linie als Schutz vor dem Austrocknen.

Bei anderen Substraten ist experimentieren angesagt. Das beste Substrat für den Ölpalmenpilz wird wahrscheinlich die Ölpalme sein :-).
Ansonsten sind nährstoffarme Substrate bei unsteriler Pilzzucht meistens die beste Wahl. In dem Sinne: Hühnermist eher ungeeignet, Mais nur sehr vielleicht (ausprobieren), Kokosfasern könnten sehr gut sein, Holzkohle bringt vermutlich nichts. Bei Holzspänen ist die Frage, um welche Holzarten es sich handelt und ob der Pilz sie annimmt. Bei nährstoffreichem Substrat ist die Wahrscheinlichkeit höher, daß sich Schimmel oder sonstwelcher Gammel durchsetzt und den Ölpalmenpilz verdrängt.

Ich habe mal gesucht nach Ölpalmpilzen, aber nichts sicheres gefunden. Ich bin aber nebenbei auf ein interessantes PDF gestoßen: http://www.fungifun.org/mushworld/Oyste ... r-11-3.pdf. Dort wird ein afrikanischer Verwandter des Austernpilzes beschrieben, pleurotus tuberregium. Zum Austernpilz findest Du hier im Forum massenhaft Hinweise, und er ist ein guter Kandidat für unsterile Vermehrung auf den unterschiedlichsten Substraten.

Mit steriler Pilzzucht hast Du mehr Möglichkeiten und mehr Arbeit. Ein gutes, überschaubares Buch zum Thema ist das Pilz-Zuchtbuch von Schuldes und Lanceata. Es bezieht sich zwar überwiegend auf Zauberpilze, doch die Techniken als solche sind genauso für andere Pilzarten gültig.
Ein dkt (oder DDKT) ist ein Dampfdruckkochtopf. Die größere Variante davon ist ein Autoklav. Den brauchst Du, um mittelgroße Mengen an Substrat zu sterilisieren. Zum steril Beimpfen brauchst Du eine saubere Arbeitsumgebung, z. B. mit Reinbank (aufwendig und teuer), oder mit einfacheren Tricks, z. B. Arbeiten über kochendem Wasser.
Oder geht das so leicht wie:

Nimm einen der Pilze, klone ihn wie hier beschrieben, gib ihm ein Ölpalm-Mais Substrat, einen schattigen Ort und halte ihn feucht. Fertig.
Im Besten Falle: ja! :D

Viele Grüße, Lauscher

Edit: Als Anbieter für ABM-Kulturen habe ich auf die Schnelle http://www.edelpilzzucht.de/ gefunden. Ich halte es aber für sehr fraglich, ob es gut ist, einen nicht einheimischen Pilz in Westafrika einzuführen. Klimatisch könnte es gut zu den Ansprüchen des ABM passen. Wenn er sich auswildert, wird er Teil der Botanik Deines Landes, mit allen Konsequenzen, die nicht immer gut sein müssen. (Möglichkeiten: Verdrängung anderer Pilzarten, massiver Befall einheimischer Pflanzen, die mit dem ABM nicht umgehen können und womöglich ausgerottet werden). Der ABM ist in Südamerika heimisch.

Edit2: Einen großen Unterschied in der Kultivierung des Ölpalmpilzes macht es natürlich, ob er sich eher von dem Holz der Palme ernährt, oder eher von dem Humus, der sich in den Hacktaschen sammelt. Du könntest versuchen, den Verlauf des Myzels unter den Fruchtkörpern zu erkennen und nachzuverfolgen.

Ein möglicher Kandidat für die Pilzart, wurde auch schon in Palmenblumentöpfen gesichtet: Großer Scheidling

Edit3: Schau Dir auch mal den Milky Mushroom an. Als Heimatland des Pilzes finde ich im Netz nur Indien, er könnte aber auch in Westafrika heimisch sein.
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Samstag, 11. Juli 2015 21:06

Vielen, vielen Dank an Euch beide.

Mein Internet und mein STrom geht zur Neige. Ich werde mir schnell alles ins Word kopieren und baldigst in RUhe lesen.
Meld mich dann wieder!! Kann etwas dauern...Tage...

Is ja eine Menge Information. Aber klingt alles gut und logisch.
Dank nochmal erstmal und schönes WE

Martin
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von Lauscher » Montag, 13. Juli 2015 15:19

Hallo Martin,
Vielen, vielen Dank an Euch beide.
Gerne :-)
Ich fühle mich seit jeher mit Afrika, und nochmal speziell mit den Rastafari verbunden und freue mich sehr, auf diesem Weg eine kleine Hilfe sein zu können. Daß die Lebensbedingungen dort schwierig sind, ist ja kein Geheimnis.

Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht, und will sie mal zusammenfassen:

Zur unsterilen Zucht von Ölpalmpilzen, mögliches Vorgehen:
* Sammeln frischer Fruchtkörper
* In die Hacktaschen von noch stehenden / lebendigen Ölpalmen mit einem Stock Löcher bohren, Pilzstücke hineingeben und mit Lehm verschließen. Der beste Zeitpunkt ist unbekannt, gefühlt denke ich 6 Monate bis 2 Jahre vor dem Fällen. Auch frisch gefällte Ölpalmen kommen in Frage.
* Nach dem Fällen die Ölpalmen (oder nur die Hacktaschen) an einem schattigen, feuchten Platz lagern. (Gern mit Erdkontakt, evtl. sogar ein bißchen eingraben).
* Bei Bedarf befeuchten. (Evtl. mit Laub abdecken, um die Feuchte besser zu halten)
* Sich auf reiche Ernte freuen

Zum afrikanischen Austernpilz, pleurotus tuberregium:
* Mein Link im vorherigen Beitrag ist eine Anleitung zur Vermehrung des afrikanischen Austernpilzes unter typischen afrikanischen Bedingungen, mit einfachsten Mitteln. Dieser Anleitung kann ich eigtl. nichts hinzufügen, sie ist gut und umfassend.
Besonderheiten sind:
* einfache Zucht, auch unsteril
* Der Pilz verträgt sowohl Regenzeiten als auch Dürre
* Als Substrat eignet sich fast alles, was pflanzlicher Abfall ist, insbesondere z. B. Kokosfaser
* Das Sklerotium des Pilzes (ein dicker Myzelklumpen als Vorstufe zum Fruchtkörper) kann über Jahre aufbewahrt und immer noch gegessen werden, entweder direkt als Klumpen, oder indem man es mit Wasser zum Fruchten bringt, als schönen Pilz.
* Dem Pilz werden gute Eigenschaften zugeschrieben, was Mineralgehalt, Gesundheitsförderung etc. angeht.

Zum Milky Mushroom, calocybe indica
Der Milky Mushroom ist aus Indien bekannt und wird dort (und in Thailand) auch von finanziell schwachen Familien gezüchtet. Ich weiß nicht ob er auch in Westafrika/Benin vorkommt, klimatisch wäre es jedenfalls denkbar. Dieses Video aus Indien zeigt die Pilzzucht einer indischen Familie, die Bilder sind sehr beeindruckend. Dieser Pilz könnte auch ein Kandidat für die Zucht in Benin sein. Prinzipiell gelten die gleichen Bedenken wie beim ABM zum Import eines nicht einheimischen Pilzes. Aber vllt. gibt es ihn schon bei Euch?

Zum Thema steriles Arbeiten:
* Steriles Arbeiten bedeutet technischen Aufwand und damit auch Kosten, die sich Einheimische vermutlich meist nicht leisten können
* Die Reinbank/Flow Hood läßt sich durch Arbeiten über Wasserdampf ersetzen. Vorteil: weniger Technik, kein Strom.
* Ein Autoklav (oder DDKT) hat den Vorteil, daß man gewisse Mengen an Substrat sterilisieren kann, vorzugsweise in Behältern bzw. Beuteln aus PP/Polyproylen, evtl. auch Glas, das mit Plastikfolie abgedichtet werden kann.
* Wenn es gelingt, große Substratbehälter steril zu beimpfen, so hat man (nach dem Durchwachsen des Substrates) große Mengen an Myzel, mit dem man Ölpalmen usw. beimpfen kann. Man braucht keine guten Speisepilze zu "opfern".
* Pilze können auch direkt vom durchwachsenen Substrat geerntet werden.
* DDKT und Autoklav sind gefährlich. Wenn sie nicht ganz dicht schließen, tritt heißer Dampf aus, der zu schlimmen Verbrennungen führen kann. Noch viel schlimmer ist es, wenn der Verschluß nicht hält oder eine Schweißnaht reißt. Das kann eine Explosion mit Toten und Schwerverletzten geben. (Einem Onkel von mir hat ein DDKT die Küche komplett zerstört. Es war Zufall und großes Glück, daß in dem Moment niemand in der Küche war).
* Es ist möglich, DDKT oder Autoklav über offenem Feuer bzw. auf einem Ofen zu beheizen. Ein DDKT ist sowieso für Herdbetrieb gedacht. Autoklaven sind oft/meist für Betrieb mit Strom ausgelegt.


Ich denke nach über die Möglichkeit, wie ein feuerbetriebener Autoklav möglichst groß und billig gebaut werden kann. Ich habe so einen Autoklav mal gesehen. Vom Prinzip:
* Ein sehr großer Topf mit dicker Stahlwand (mehrere Millimeter), geschätztes Volumen 80 bis 100 Liter.
* Zum Deckel hin ein hitzebeständiger Gummiring, durch etwas überstehenden Stahl zusätzlich gesichert
* Der Deckel mit starken Schrauben und Muttern mit dem Topf verbunden
* Ein Überdruckventil, das sich bei 2 bar Überdruck öffnet. (Vllt besser gleich 2 Ventile einbauen, falls eines mal versagt). Die Überdruckventile werden am Besten im Deckel untergebracht.
* Ein Ventil mit Handschraube, einerseits um bei zuviel Überdruck etwas Dampf ablassen zu können, zum anderen, um den beim Abkühlen entstehenden Unterdruck auszugleichen. Außerdem, um beim Aufheizen die Luft herauszulassen, bis nur noch Wasserdampf im Autoklav ist. (Der Dampf sammelt sich oben und drückt die Luft nach unten, deshalb das Ventil in Bodennähe, aber über dem Wasserspiegel anbringen).
* Die Ventile sollten einfachste Technik sein, um das Risiko von technischem Versagen möglichst klein zu halten.
* Ein Druckanzeiger kann auch eingebaut werden, ist aber nicht zwingend nötig. Einerseits ist es zusätzliche Technik, die Anzeige kann auch einfach mal falsch sein, und wenn die Überdruckventile zuverlässig arbeiten, weiß man auch so, wann 2 bar Überdruck erreicht sind.
* Es kann auch mit höherem Druck gearbeitet werden (entsprechend andere Ventile einbauen), das verkürzt die Zeit, die man zum Sterilisieren braucht, und erhöht die Gefahren, wenn mal etwas schiefgeht.
* Zum "Üben" reicht ein DDKT völlig aus. Ein Autoklav ist interessant, wenn es um große Mengen geht.

Edit:
Ich überlege, wie man den Autoklav ersetzen und vllt. ganz darauf verzichten kann.
Ich habe mal von einer vereinfachten Methode der Sterilisation gehört, sie aber nicht selbst getestet.
* Normales Kochen zerstört Bakterien und Pilze. Was überlebt, sind Pilzsporen und Dauerformen von Bakterien, der Einfachheit halber als Bakteriensporen bezeichnet. (Sporen sind sehr viel widerstandsfähiger als Myzel oder aktive Bakterien)
* Sowohl Pilzsporen wie auch Bakteriensporen erwachen unter günstigen Umständen zum Leben. Günstige Umstände sind z. B. ein warmes, feuchtes, gekochtes Substrat.
* Läßt man normal gekochtes Substrat einen Tag lang stehen, so keimen die meisten der Sporen, die das Kochen überlebt haben.
* Kocht man das Substrat jetzt noch einmal, werden die nachgekeimten Pilze und Bakterien zerstört.
* Das zweimal Kochen im Abstand von ca. 24 Stunden zerstört also fast alles, was an Kontaminationen im Substrat vorhanden ist. Vllt. ist auch ein drittes Kochen sinnvoll.
* Der Vorteil dieser Methode ist offensichtlich: viel weniger technischer Aufwand. Wie gut es funktioniert, muß ausprobiert werden. Wenn das Substrat schon bald nach dem Abkühlen beimpft wird, könnte der Vorsprung des Kulturpilzes ausreichen, um das Substrat erfolgreich zu besiedeln.

Ein weitergehender Gedanke:
Gibt es bei den Rastafari Töpfer? Mir schwebt ein Bild vor Augen, wie man Keramikgefäße als Zuchtbehälter nutzen kann.
Idee:
* Unglasierte Keramikgefäße mit Substratmischung füllen. Substrat muß feucht, darf aber nicht naß sein. (Faustregel: Wenn man Substrat in der Faust zusammenpreßt, soll es sich naß anfühlen, aber nicht tropfen).
* Keramikgefäß mit Substratfüllung im Wasserbad mehrmals kochen, wie oben beschrieben. Die Öffnung sollte abgedeckt sein. Zusätzlich evtl. ein Tuch darüberlegen, um die Randfuge zu schützen.
* Über Wasserdampf steril beimpfen.
* Öffnung so verschließen, daß weder Sporen noch kleine Tierchen hineinkommen. Durchsichtige Plastikfolie hat den Vorteil, daß sie dichthält und man das Wachstum im Inneren beobachten kann. Nachteil: Plastikmüll und Abhängigkeit von "moderner" Technik.
* Aufbewahrung: Entweder einfach so hinstellen, oder vllt 2/3 eingraben, oder Hochstellen, oder Hochhängen. Was am sinnvollsten ist, weiß ich erst einmal nicht. (Auf jeden Fall im Schatten).
* Unglasierte Keramikgefäße lassen Feuchte durch und sind leicht atmungsaktiv. Das ist vorteilhaft für den Pilz, birgt aber die Gefahr des Austrocknens. Die Gefäße können von außen befeuchtet werden, mit Einsprühen, naß Abwischen oder im Wasserbad. Eingraben in die Erde könnte, je nach Erdboden und Wetter, für konstante Feuchte sorgen.
* Das an der Oberfläche der Keramik verdunstende Wasser kühlt das Innere des Topfes ab. Das ist eher nachteilig.
* Bei dieser Methode könnte ein kleiner DDKT bereits ausreichen, um genug Impfmaterial für sehr viele Töpfe zu erzeugen. (Vllt. kann mittelfristig sogar auf den DDKT verzichtet werden. Zumindest für den Anfang empfehle ich den DDKT trotzdem, um möglichst zuverlässig erste Erfolge zu haben).

Viele Grüße, Lauscher
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von stoff » Dienstag, 14. Juli 2015 20:05

hey!

mich würden echt mal fotos von den fruchtkörpern interessieren wenn denn dann mal welche da sind... :wink:

lg
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von Lauscher » Mittwoch, 12. August 2015 18:42

Hallo Martin!

ich hoffe, meine ellenlangen Beiträge haben Dich nicht verschreckt, Du hast lang nichts von Dir hören lassen.
Keine Sorge, Pilzzucht muß nicht kompliziert sein! Ein praktikabler Weg wird sich finden lassen.

Viele Grüße, Lauscher
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Freitag, 06. Oktober 2017 11:08

Hallo Leute!
Bin wieder da, man, hier war viel los. Hätt nie gedacht, das das Leben im Dschungel so abwechslungsreich ist :)

Zum Pilz:
Hurra! Gestern ist es mir endlich gelungen, einen lokalen Züchter zu überzeugen, mich mal zu besuchen. (Auf seine Farm läßt er keinen wegen Geschäftsgeheimnis)
Seit 1,5 Jahren bin ich ihm telefonisch „hinterhergerannt“. Nachdem er (durch meine Aktivitäten und meinen Lebensstil) gesehen hat, daß ich kein verkappter Businessman bin, der ihn nur übers Ohr hauen will und dann in großem Stile produziert, bin ich nun weitergekommen. Er hat mich gestern besucht und mir 1 Kilo Pilze für 4 EUR verkauft. Also, es gibt hier 2 Pilze von Interesse, meinen „Ölpalmpilz“ und einen weiteren, den ich noch nicht kenne, aber der wohl gehaltvoller ist (nicht nur Minerale, sondern auch Vitamine)

Mein „Ölpalmpilz“ heißt: Pleurote(franz.) –Seitling, der andere Volvaire(franz.)-Scheidling. Der Volvaire fällt wohl nach einem halben Tag zusammen, was es schwer macht, den zu verkaufen und ich den daher noch nicht auf dem Markt gesehen habe. Den isst man wirklich frisch vom "Feld"

So, aber zum Seitling: das Regime (Substrat) ist eine leere Ölpalmfrucht, die man von Ölpalmkernen entleert hat durch ausklopfen, NICHT zerhacken. Wie das genau geht, werde ich bald erfahren (vielleicht in 1,5 Jahren?) *schmunzel*

Aber das Problem bleibt, der Züchter muss die Samen sehr teuer einkaufen (daher der hohe Preis) und versucht schon des längeren die Samen selber zu machen. Ihm ist bisher nur gelungen, beim Samenkauf den dortigen Angestellten (nicht den Chef) etwas zu korrumpieren um zu erfahren, dass der Boss zur Samengewinnung einen Schnellkochtopf nimmt. Da der Züchter dann dachte, der Angestellte wolle ihn ver*rschen, nickte er nur leutselig und ging kopfschüttelnd seines Weges. Schließlich wächst der Pilz in der freien Natur, zwar nicht häufig, aber doch von allein (auf 100 Ölpalmen sieht man ca. 3-5 Pilzstellen) und irgendwie hat er im Dschungel noch keinen DKT gesehen. Logische Annahme.

Nun bestätigte ich ihm gestern, Dank eurer Info, das man das wirklich mit einem DKT machen kann/muss. Und da *mein* Interesse an Irreführung nicht logisch wäre, ist er nun am Grübeln.
Jut, liebes Forum, wenn wir das gemeinsam hinkriegen können, wenigstens die Samen hier selber zu machen, wäre uns schon sehr geholfen. Wie gesagt, mein Interesse ist die alleinige Selbstversorgung(Frau+3Kinder), aber mein Wissen mache ich über meine -gerade im Aufbau befindliche- ONG (engl. NGO, deutsch: Nichtregierungsorg.) allen Interessierten Menschen hier kostenfrei zugänglich...

Viele tropische Grüße,
Martin
PS: Die Dame vom Edelpilzzucht-link hatte sich zwar mal gemeldet, aber seither(1 Jahr) hab ick nix mehr gehört. Sie empfahl mir den ABM

An Lauscher: bin am Lesen :wink:
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von katharina » Freitag, 06. Oktober 2017 14:17

finde ich extrem cool was du da machst!

Ich stelle erfolgreich Pilzbrut ohne Schnellkochtopf oder Autoklav her. Ich mache es zwar noch nicht lange und ich hatte einige Rückschläge, aber meine Methode funktioniert. Und man braucht dafür eigentlich nur Getreide, Vermiculit oder etwas ähnliches, einen gewöhnlichen Kochtopf und einige Gläser mit Deckel. Wenn du keinen Schnellkochtopf zur Verfügung hast und nicht so leicht einen bekommen kannst, würde es sich vielleicht lohnen meine Methode einmal auszuprobieren. Mehr als schiefgehen kann es ja nicht.

Folgendes mache ich:

Ich nehme eine beliebige Menge Roggen (geht aber genauso mit anderen Getreiden - wenn du eine Hühnerfarm hast, dann hast dann findet sich beim Hühnerfutter sicher was geeignetes - Hirse vielleicht?). Das Getreide in einem Topf mit kaltem (!) Wasser auf den Herd stellen und langsam (!) auf ca. 60° erwärmen. Dann über Nacht mit Wasser bedeckt stehen lassen, sodass es langsam auskühlen kann. Am nächsten Tag Wasser abgießen (Sieb).

Ich gebe dann trockenen Vermiculit zum Einstellen der Feuchtigkeit dazu. Das ist geschäumtes Gestein und hat eine sehr feine Porenstruktur wodurch es viel Wasser aufnehmen kann. Vermiculit ist schon in Österreich nicht ganz einfach zu bekommen, ich nehme also nicht an, dass du Vermiculit in Westafrika bekommen wirst. Als ich noch keinen Vermiculit hatte, hab ich Seramis (diese roten Tonkrümel die man für Pflanzen nimmt) genommen. Nicht-klumpendes Katzenstreu soll angeblich auch funkionieren. Wenn du das alles nicht bekommen kannst, dann nimm einfach Sägemehl. Das würde ich allerdings zur Keimabtötung für 2 oder 3 Stunden bei knapp über 100 ins Backrohr geben. Ein paar gröbere Holzchips (so 2 cm) können auch nicht schaden, das wäre gut für die Substratdurchlüftung.

Jedenfalls sollen die Getreidekörner dann so trocken sein, dass die Oberfläche nicht mehr glänzend-nass aussieht und die Körner keine Klumpen machen (rieselfähig soll es sein).

Falls du Gips zur Verfügung hast, schadet es nicht ein bisschen Gips dazuzugeben. Pro kg trockenem Getreide nehme ich ca. 2 gehäufte Esslöffel.

Das alles mischt du gut durch. Trage dabei Gummihandschuhe und achte darauf, dass alles sehr sauber ist. Die Schüssel in der du alles mischt wird am besten desinfiziert oder zumindest sehr heiß gewaschen. Als Desinfektionsmittel eignet sich jeder hochprozentige Alkohol. Es ist wichtig, dass der Raum in dem du das machst sehr sauber ist (feucht Staubwischen und Boden feucht wischen am Tag bevor du Pilzbrut herstellst). Viel Staub in der Luft geht garnicht, der schleppt dir Schimmelsporen ein. Du solltest einige Stunden bevor du loslegst die Fenster schließen und unnötige Luftbewegungen (Klimaanlage?) vermeiden.

Wenn du alles gemischt hast, wird das Brutsubstrat in Gläser gefüllt. Marmeladegläser sind gut. Ich stelle die Marmeladegläser vor dem Befüllen in die Mikrowelle. 10 Minuten 700 Watt. Falls keine Mikrowelle vorhanden: eine halbe Stunde ins Backrohr, 200° dürfens schon sein. Die Deckel einfach in einem Kochtopf auskochen.

Die Pilzbrut muss ein bisschen Luft bekommen. Deswegen machst du Löcher in die Deckel und zwar mit einem Nagel. 4 Löcher pro Deckel. Die Löcher klebst du dann mit einem möglichst atmungsaktiven Pflaster zu. Ich hab ein Spezialpflaster (Micropore Tape) aber normales Leukoplast oder etwas ähnliches sollte es auch tun.

Nun sind die Gläser sterilisiert und das Brutsubstrat eingefüllt. Die Gläser nur 3/4 vollfüllen. Jetzt brauchst du einen großen Kochtopf. Gefüllte Gläser mit Deckel hineinstellen, Wasser einfüllen, sodass die Gläser gut im Wasser stehen aber nicht schwimmen. Sind die Gläser kalt, nimmst du kaltes Wasser, sonst kann das Glas bersten. Langsam erwärmen und ab dem Zeitpunkt wo das Wasser kocht 2 Stunden stoppen. Herausnehmen, auskühlen lassen.

Wenn du wirklich aus Nummer sicher gehen willst, kannst du die Gläser am nächsten Tag noch einmal 2 Stunden einkochen. Ich mache das aber nicht und es funktioniert (meistens).

Nun kannst du die Gläser beimpfen. Ich nehme immer 1-2 Esslöffel Pilzbrut (der Löffel muss natürlich vorher sorgfältig ausgekocht werden oder noch besser im heißen Backrohr sterilisiert). Manche Pilzzüchter geben Pilz-Gewebestücke direkt auf die Körner. Habe ich noch nie gemacht und ich weiß auch nicht ob das bei Brutsubstrat, das so hergestellt wurde wie ich es beschrieben habe funkioniert. Du müsstest also deinen Pilzzüchter-Kollegen davon überzeugen, dir was von seiner Pilzbrut abzugeben.

Beimpfen tue ich in einer selbstgebauten Glovebox.
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von Lauscher » Freitag, 06. Oktober 2017 19:46

Hallo Martin,

ich freue mich sehr, wieder von Dir zu hören!
Ich bin sehr zuversichtlich, daß wir einen erfolgreichen Weg zur Pilzzucht für Dich und die Rastafari finden.

Pleurote als Name, und das Foto, zeigen deutlich, daß der Ölpalmpilz ein Verwandter des Austernseitlings Pleurotus ostreatus ist, über den hier im Forum viel geschrieben steht, und der mit am einfachsten zu züchten ist. Vielleicht ist es sogar der Pleurotus tuberregium, der afrikanische Austernseitling, der in dem von mir oben verlinkten PDF beschrieben wird.

Der Austernseitling ist sehr fehlertolerant und eignet sich gut für unsterile Weitervermehrung. Er ist der beste Anfängerpilz. Ich denke und hoffe, daß Dein Pleurote da ähnlich entgegenkommend ist.
Aber das Problem bleibt, der Züchter muss die Samen sehr teuer einkaufen (daher der hohe Preis) und versucht schon des längeren die Samen selber zu machen
Das Wort "Samen" ist hier etwas irreführend. Ich vermute, damit ist Getreide gemeint, das mit Pilzmyzel bewachsen ist? Das nennen wir hier "Getreidebrut" oder einfach "Pilzbrut", oder "durchwachsenes Substrat". (Das Substrat muß nicht zwingend Getreide sein, aber das jetzt nur am Rande.)
So, aber zum Seitling: das Regime (Substrat) ist eine leere Ölpalmfrucht, die man von Ölpalmkernen entleert hat durch ausklopfen, NICHT zerhacken. Wie das genau geht, werde ich bald erfahren (vielleicht in 1,5 Jahren?) *schmunzel*
:D Bis dahin kannst Du ja allerlei andere Substrate testen. Pauschal ist Zellulose mit wenig Nährstoffen gut, also Holz, Stroh, Kokosfaser. Getreide ist nur mit DKT interessant, unsteril ist es zu nährstoffreich und zieht Kontis an.

Viele Grüße, Lauscher
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Ständerpilz
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von Ständerpilz » Sonntag, 08. Oktober 2017 14:07

Sehr interessant! Ich denke nicht, dass es ein großes Problem wäre, diesen Pilz zu züchten. Nebenbei: was meinst du mit Samen? Pilzsporen?

Zum Einstieg ist das hier vielleicht interessant:
http://www.fungifun.org/mushworld/Oyste ... r-11-3.pdf

Oder auch das hier: http://www.fao.org/3/a-i0522e.pdf
marty
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Re: Ölpalmpilz kultivieren

Beitrag von marty » Mittwoch, 11. Oktober 2017 12:38

Vielen Dank für Eure Nachrichten.
Ich antworte erstmal schnell auf Lauschers Bemerkungen bzgl. Rastafari in einem eigenen Kommentar.
Kann gerne nach Ansicht gelöscht werden, da *off topic*
Lauscher hat geschrieben:Ich fühle mich seit jeher mit Afrika, und nochmal speziell mit den Rastafari verbunden...
Die „Beniner“ Rastafari sind aus der Karibik hergekommen (Martinique oder Guadaloupe), back to the roots. Es hat wohl auch spirituelle Gründe, hier ins Voodoo Geburtsland zurückzukommen…. Es sind religiöse Rastafari. Nicht ganz so frei und easy wie die westlichen Rastafari. Also die Frau muss ihre Haare verhüllen. Bleibt ein riesiger „Dutt“ unter weißem Stoff. (Auf dem Foto sieht man sie von hinten) Und sie redet ihren Mann mit „King-Man“ an. Rauschmittel(wie oft bei westlichen Rastafari genutzt) habe ich dort weder gesehen noch gerochen, kam aber meist unangemeldet. Auch vorm (vegetarischen) Essen wurde immer gebetet oder anderweitig der „Allmighty“ gedacht… hab mich in deren Zeremonien nicht wirklich reingefitzelt. Klar, weht die Haile Selassi Fahne mit Löwen drauf.

Sie haben aber kaum Zulauf, da „Langhaarige“ von der Gesellschaft hier als „Aussenseiter“ gemieden werden. Kurzhaar ist „chic“. Und die meisten halten es hier mit der Bibel in den interessanteren Kirchen. Die Rastafari sind wohl zu streng in der Religionsausübung, ähnlich wie die Juden auch strenge Riten haben. Die Schulkinder auf dem Bild, sind lokale Kinder der allerärmsten Familien, die in die Rastaschule gehen. Die Eltern geben das, was sie können um den Schulbesuch zu bezahlen. Kein Zahlzwang, der Staat subventioniert etwas. Mein Sohn war ein Jahr da, er hat aber nicht wirklich was gelernt, war aber eine Bereicherung für die hiesige Jugend, wenn es auch sehr, sehr rau unter den Kids zugeht. Meine Frau hat unseren Sohn dann aus der Schule rausgenommen und seither unterrichte ich meine Kinder. Macht mir auch großen Spaß btw.

Ich war jedenfalls lange nicht mehr dort, weil mein Leben und die eigenen Ideen mehr und mehr Zeit beanspruchen (homeschooling unsrer 3 Kinder bspw.)… Wir saßen ja letztlich nur da, tauschten Alltagsweisheiten aus, naja, und gingen wieder unsrer Wege. Wenn man (beiderseitig) zufrieden und im Einklang mit der Natur ist, gibt’s kaum noch Themen, die vom Hocker reißen. Man schweigt wissend und zerredet nicht die Atmosphäre, wenn du weißt, was ich meine... andere Menschen würden "langweilig, nix los" dazu sagen :wink:

Ich werd aber bald wieder mal die 6km "auf ne Ananas" mitm Moped rüberfahren zu Ihnen, wenn ich das mit den Pilzen drauf habe! So ein Höflichkeitsbesuch, mit echtem Grund :o schadet nicht und die Leutchen werden ja auch nicht jünger…
Lauscher hat geschrieben:Gibt es bei den Rastafari Töpfer?
Ausgesprochene Töpfer nicht. Die hiesigen Rastafari nutzen Gefäße aus Kalebasse(Baum) und malen die an, bauen einfach verschließbare Öffnungen ein, verzieren die usw. um die als Aufbewahrungsgefäß zu verkaufen.
Aber es gibt an jeder Straßenecke Tontöpfe von vielen Händlerinnen, die zig Versionen von Blumentöpfen oder anderen Formen anbieten. Natürlich, unglasiert. Ich habe mit solchen Tontöpfen voller Holzkohle früher eine Zeitlang meine Küken des Nachts gewärmt.
Könnt ich mir gut als Zuchttöpfe für Pilze vorstellen… sind aber zu teuer für den normalen Afrikaner, eher „ornamental“ wertvoll :mrgreen: Hier nimmt man für Pilze vmtl. eher unromantische billige Plastiksäcke.

Bis gleich, dann mit meinen Pilzerkenntnissen
Dateianhänge
Pere und Mere Jah 2013 mit Kalebassetaschen.jpg
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