Steriltechnik mit Küchenutensilien

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Jakob
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Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Jakob » Montag, 11. Dezember 2017 21:22

Hallo zusammen,
ich würde mich gerne mal mit Pilzzucht beschäftigen. Allerdings habe ich schnell wechselnde Hobbies/interessen, daher möchte mir nicht gleich ein ganzes Labor anschaffen und eine Flowhood bauen :wink: :roll:

Wie weit würde ich mit normalen Haushaltsutensilien kommen? Dampfdrucktopf, Marmeladengläser, Küchenbrenner zum abflammen von Werkzeug. Lohnt sich der Aufwand oder würde ich nur Frust und Schimmel ernten?

Gibt es Pilzarten die widerstandsfähiger gegen Anfängerfehler sind?

Viele Grüße,
Jakob
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mariapilz
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 12. Dezember 2017 08:33

Jakob hat geschrieben:Wie weit würde ich mit normalen Haushaltsutensilien kommen? Dampfdrucktopf, Marmeladengläser, Küchenbrenner zum abflammen von Werkzeug. Lohnt sich der Aufwand oder würde ich nur Frust und Schimmel ernten
es lohnt! Vielleicht noch ein Hand und flächendesinfektionsmittel. Ein bastelmesser (4 euro aus Metall) ..Das halt mit den gläsern in den ddkt geben kannst ...ist zum klonen sehr praktisch.

Ich habe auch keine reinbank. Nicht mal eine impfbox.
Ständerpilz
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 13. Dezember 2017 08:59

Hallo Jakob,

Es geht grundsätzlich auch ohne Sterilbank. Allerdings muss da quasi jeder Handgriff stimmen und man sollte vorher gründlich den Arbeitsraum und die Arbeitsfläche reinigen. Unmittelbar neben einem Brenner kann (halbwegs) steril gearbeitet werden, da der Auftrieb der warmen Luft dafür sorgt, dass nichts in den Gläsern landet. Allerdings sollte man möglichst wenig Luftbewegung erzeugen, also schön langsam und bedacht arbeiten, nicht hektisch. Um den eigenen Atem von den Gläsern fern zu halten, kann man eine Staubschutzmaske verwenden. Es geht da in erster Linie um feinste Tröpfchen, die man ausatmet und die Keime enthalten können.

Grüße
Oliver
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kornpilz
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von kornpilz » Mittwoch, 13. Dezember 2017 12:01

Das hört sich doch schon gut an
Ich denke 95 % des Forums haben so angefangen.

Das wichtigste ist der ddkt da hast schon mal die Hälfte geschafft.

Eine einfache Box von Ikea für nen 10 er kann nicht schaden.

Und sonst einfach starten und Erfahrungen Sammeln.
Gut pilz.
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
Ständerpilz
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Ständerpilz » Donnerstag, 14. Dezember 2017 21:05

Ein DDKT ist auf jeden Fall eine lohnenswerte Anschaffung. Es geht aber zur Not auch ohne, wenn man fraktioniert sterilisiert (Tyndallisation). Aber man wird auch schnell merken, dass eine gute Ausrüstung das Leben enorm erleichtert. Zum Beispiel würde ich davon abraten, Körnerbrut in alten Marmeladengläsern zu machen. Wesentlich praktischer sind Sturzgläser, die ich mir passend für meinen DDKT gekauft habe, so dass drei Gläser gleichzeitig reinpassen.

Für Anfänger eignen sich schnell wachsende Arten recht gut. Da wären vor allem die Pleurotus-Arten interessant (Austernpilz, Kräuterseitling etc). Den Austernpilz kennt man auch als Weißfäule aus dem Wald und er baut Lignin und Cellulose ab (also Totholz, aber auch Stroh). Manche züchten den auch komplett unsteril. Mycel wächst gut auf ganz normaler Körnerbrut. Als Substrat eignen sich u.a. Strohpellets (aus dem Kleintierbedarf, sollte ohne chemische Zusätze sein). Der Vorteil ist, dass die gepressten und trockenen Pellets recht platzsparend zu lagern sind. Wenn man einen Garten und Platz hat, dann kann man es eventuell auch mal mit einem Strohballen versuchen. Die Vorgehensweise ist aber jeweils ganz unterschiedlich.
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Jakob » Samstag, 30. Dezember 2017 13:32

Hallo,
einen Garten habe ich leider nicht, nur ein sehr kleines Kellerabteil. Ich habe jetzt einen DDKT, demnächst kann ich also starten :D
Wofür brauche ich denn die IKEA-Plastikboxen?

Ich habe schon vor einer Weile angefangen Sturzgläser zu sammeln weil ich mir schon gedacht habe dass die praktischer sind als übliche Marmeladengläser. Außerdem sind da sehr leckere Brotaufstriche drin ;)

Danke für eure Antworten!

Viele Grüße,
Jakob
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von kornpilz » Samstag, 30. Dezember 2017 23:37

Das hört sich dich schon sehr gut an ! Da hast du ja schon Mal das teuerste und wichtigste!

Die Ikea Box .... Soll eine glovebox sein. Also ein kleiner Raum in dem du deine Gläser beeimpfen kannst. Vorher sprüht man Alkohol! Ein hepa Filter ist natürlich besser , im Notfall kann ein Gasbrenner auch zum Ziel führen !
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Ständerpilz » Samstag, 06. Januar 2018 16:33

Um Gottes Willen bloß keinen Gasbrenner in so eine Plastikbox stellen! Über einem Brenner sollte immer ausreichend Platz sein, so dass nichts Feuer fängt. Und wenn man mit Alkohol desinfiziert, bitte immer schön daran denken, dass das Zeug brennbar ist!

Glovebox kann man sich meiner Meinung nach sparen, aber da gehen die Meinungen auseinander. Bewachsene Körnerbrut kann man zur Not auch kaufen und damit dann Bulk-Substrat (z. B. Stroh) unsteril beimpfen. Glovebox oder Impfbank machen dann Sinn, wenn man viel mit Petrischalen und Reinkulturen arbeitet, z.b. zum Gießen der Petrischalen. Wenn man keine Impfbank hat, empfielt es sich, möglichst sauber zu arbeiten und Gläser etc nach Möglichkeit nicht zu öffnen. Alles eine Frage des Systems. Man kann Deckel mit Filtereinsatz und Impfport kaufen oder selber machen mit einem Zigarettenfilter und Klebeband.

Für hohe Luftfeuchtigkeit beim Fruchten kann man ein Zimmergewächshaus verwenden und die Wände regelmäßig von innen besprühen. Untendrunter sollte eine Schale oder irgendwas sein um Wasser aufzufangen, falls nötig.
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Jakob » Montag, 08. Januar 2018 17:13

Hallo,
zum Fruchten werde ich dann wohl auch IKEA-Boxen verwenden, ich hab viele davon weil ich mal Käfer gezüchtet habe.

Kann ich Plastikspritzen im DDKT sterilisieren?

Viele Grüße,
Jakob
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Ständerpilz » Samstag, 13. Januar 2018 16:30

Jakob hat geschrieben:Kann ich Plastikspritzen im DDKT sterilisieren?
Du kannst es versuchen, vermutlich werden sie sich aber verziehen und nicht mehr zu gebrauchen sein. Bei solchen Pfennigsartikeln imho nicht die Mühe wert.

Gefüllte Spritzen kann man natürlich nicht im DDKT sterilisieren.
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Zitronenfalltür » Samstag, 13. Januar 2018 21:10

Spricht etwas gegen solche Gläser als Alternative zu Petrischalen?

http://www.shop-weck.de/epages/64573964 ... ducts/1150

Sind günstiger und nicht so empfindlich.
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Lauscher » Sonntag, 14. Januar 2018 01:35

Ständerpilz hat geschrieben:
Jakob hat geschrieben:Kann ich Plastikspritzen im DDKT sterilisieren?
Du kannst es versuchen, vermutlich werden sie sich aber verziehen und nicht mehr zu gebrauchen sein. Bei solchen Pfennigsartikeln imho nicht die Mühe wert.

Gefüllte Spritzen kann man natürlich nicht im DDKT sterilisieren.
Ich denke mal, wenn die Spritzen aus PP sind, kann man sie auch sterilisieren. Kann natürlich sein, daß sie sich verziehen und nicht mehr richtig funktionieren.

Aber wenn es grundsätzlich funktioniert, sehe ich kein Problem, gefüllte Spritzen zu sterilisieren; die Spitze muß natürlich offenbleiben, damit Druckausgleich möglich ist.
Zitronenfalltür hat geschrieben:Spricht etwas gegen solche Gläser als Alternative zu Petrischalen?
Ich nehme gar keine Petrischalen, sondern nur Kunststoffdosen aus PP ähnlich den Gläsern. Die Gläser gehen entsprechend auch. Finde ich praktischer als Petris.
Auf Agar verzichte ich auch, ich mache direkt etwas Substrat in die Dosen.
Petrischalen mit Agar haben den Vorteil, daß man Kontis früher erkennt.
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Ständerpilz » Sonntag, 14. Januar 2018 10:28

Lauscher hat geschrieben:Aber wenn es grundsätzlich funktioniert, sehe ich kein Problem, gefüllte Spritzen zu sterilisieren; die Spitze muß natürlich offenbleiben, damit Druckausgleich möglich ist.
Stimmt, Martin, müsste eigentlich funktionieren.
Zitronenfalltür hat geschrieben:Spricht etwas gegen solche Gläser als Alternative zu Petrischalen?
Probieren kann man das mit Gläsern, aber ich bevorzuge Petrischalen, da die sich meiner Meinung nach einfacher beimpfen lassen.
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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Jakob » Freitag, 19. Januar 2018 18:10

Hallo,
am Mittwoch habe ich die ersten beiden Gläser mit Austernpilzen aus dem Supermarkt beimpft. Ich hab die Getreidekörner vor der Sterilisation nicht gewässert, weil der Kaffesatz ziemlich nass war, jetzt denke ich dass das doch keine so gute Idee war. Vielleicht sollte ich mit einer Spritze etwas Wasser durch den Zigarettenfilter injizieren? Wie hoch ist das Kontaminationsrisiko? Wie viel Wasser brauchen die Pilze?

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Re: Steriltechnik mit Küchenutensilien

Beitrag von Lauscher » Freitag, 19. Januar 2018 23:50

Jakob hat geschrieben:Ich hab die Getreidekörner vor der Sterilisation nicht gewässert, weil der Kaffesatz ziemlich nass war,
Getreidekörner lasse ich über Nacht in kaltem Wasser einweichen und dann abtropfen. (Kein heißes Wasser, weil die Körner sonst zum Platzen neigen).
Zu nasses Substrat/Kaffeesatz kannst Du besser mit trockenem Sägemehl mischen.
Faustregel: Wenn Du Substrat in der Faust zusammendrückst und es sich nass anfühlt, ohne zu tropfen, hast Du eine gute Substratfeuchte.
Jakob hat geschrieben:Vielleicht sollte ich mit einer Spritze etwas Wasser durch den Zigarettenfilter injizieren? Wie hoch ist das Kontaminationsrisiko?
Ich würde das nicht machen, mir wäre das Risiko zu hoch. Das Wasser müßte außerdem auch sterilisiert werden. Es ist auch wahrscheinlich, daß es sich als kontianfällige Pfütze sammelt, anstatt vom Getreide aufgesaugt zu werden.
Jakob hat geschrieben:Wie viel Wasser brauchen die Pilze?
Pilze kommen mit wenig Wasser besser zurecht als mit zuviel Wasser.

An Deiner Stelle würde ich es so lassen, wie es ist und nur beobachten. Auch wenn die Körner zu trocken sind und nur oberflächlich bewachsen werden, eignen sie sich trotzdem zum Beimpfen einer größeren Substratmasse.
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