Erträge messen, berechnen, vergleichen

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Mycelio
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Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von Mycelio » Montag, 05. April 2010 17:55

Hallo zusammen,

wenn man über die anfänglichen Hürden der Pilzzucht hinweg ist, seine Mycelien erfolgreich am Leben erhält und auch mal was erntet, möchte man irgendwann wissen, wie gut seine jeweilige Substratmischung ist und ob sich die eine oder andere Veränderung bzgl. Brutanteil, Zusätzen oder Kulturbedingungen lohnen würde. Man will ja sein Substrat nicht sinnlos verschwenden, sondern möglichst viel davon in Form von leckeren Pilzen ernten, natürlich nur mit vertretbarem Aufwand, nicht um jeden Preis.
Wie auch immer, man wird dann anfangen, eine minimale Buchführung zu betreiben und Erntemengen im Verhältnis zu den Substratmengen zu betrachten. In diesem Thread möchte ich mal die gängigen Methoden und ihre Vor- und Nachteile vorstellen.

Einfacher Ertrag:
Ertrag = Pilze(feucht) / Substrat(feucht) * 100
Hier wird einfach das Gewicht der geernteten Pilze durch das Gewicht des feuchten Substrates geteilt. Letzteres wird gewogen und notiert, wenn man die Substratblöcke zur Ernte aufstellt. Hat man z.B. einen 4kg Strohblock mit Austern und erntet nach und nach insgesamt 1kg Pilze, liegt der Ertrag bei 25%.
Diese Methode ist die einfachste, hat aber den Nachteil, daß Stroh- und Holzsubstrate nicht direkt vergleichbar sind. Bei Stroh liegt nämlich der optimale Wassergehalt bei 70 - 75%, während der von Holz 60 - 65% beträgt. Hätte man also stroh- und holzbasierte Substratblöcke gleichen Gewichts (incl. Körnerbrut und gleichguten Zusätzen), wäre in den Holzsubstraten mehr verwertbares Material und dadurch auch eine 'höhere' Ernte zu erwarten. Bei einem 4kg Block aus gleichwertigem Holzsubstrat sollte man dann einen scheinbar höheren Ertrag von 33% haben, obwohl in beiden Fällen der gleiche Anteil der trockenen Grundstoffe in Pilze umgewandelt wurde.

Biologische Effizienz, BE:
BE = Pilze(feucht) / Substrat(trocken) * 100
Hier umgeht man dieses Problem, indem man das Frischgewicht der Pilze durch das Trockengewicht des Substrates teilt, was ist ein klein wenig aufwändiger ist. Entweder wiegt man die trockenen Substratbestandteile vor der Zubereitung ab, findet den enthaltenen Wasseranteil heraus und zieht ihn ab, oder man schätzt grob das Substrattrockengewicht, indem man das Feuchtgewicht bei Strohsubstraten durch vier teilt, bei Holzsubstraten durch drei.
Bei einem 4kg Strohblock und 1kg Pilzen hätte man dann 100% BE, ebenso bei einem 3kg Holzblock, da beide 1kg trockenes Substrat enthalten.
Diese Methode kommt in den meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen und in der Fachliteratur zum Einsatz.

Dry Matter Conversion, DMC:
DMC = Pilze(trocken) / Substrat(trocken) * 100
Leider haben Ertrag und Biologische Effizienz einen weiteren Nachteil, welcher im schwankenden Wassergehalt der geernteten Pilze liegt. Wenn jemand seine Austern bei 90% Luftfeuchtigkeit fruchten läßt, wird er natürlich viel schwerere Pilze ernten als bei 60%. Wirklich exakte Vergleichswerte hat man nur, wenn man die Trockenmasse der Ernte durch die Trockenmasse des Substrates teilt. Leider müßte man dafür die geernteten Pilze bei über 100°C im Backofen trocknen. Wegen dem großen Aufwand und der Energieverschwendung macht das natürlich niemand.

So, ich hoffe, das interessiert jemanden und ich konnte es einigermaßen verständlich rüberbringen. Mittels Ertrag oder BE sollte es jedem leicht fallen, seine Ernte in Zahlen auszudrücken. Wenn wir untereinander vergleichen wollen, sollten wir dann natürlich noch ein paar Worte über Substratmischung, Brutanteil, Kulturbedingungen und Anzahl der Erntewellen verlieren.
Wäre jedenfalls schön, wenn wir mal unsere Substrate und Erntemengen nach der einen oder anderen Methode vergleichen könnten, dann müßten wir nicht alle alleine vor uns hin experimentieren, sondern könnten mehr voneinander lernen und gemeinsam schneller zu höheren Erträgen kommen.

Grüße, Carsten
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SchwammeRulz
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Re: Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von SchwammeRulz » Montag, 05. April 2010 19:42

Hallo Carsten

Finde deinen Beitrag super.
Danke für die guten Informationen.
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Dewald
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Re: Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von Dewald » Montag, 05. April 2010 21:28

Hallo

Der Beitrag über die Beurteilung der verschiedenen Substratmischungen ist sehr Gut und eine hilfreiche Messlatte :lol:
Auch interessant sind die dazugehörigen verschiedenen Durchwachszeiten . Ich denke wir warten alle (gerne) auf unsere Erfolgserlebnisse . :roll:
Zb. in Holz oder Stroh oder deren Mischungen und.........

Gruss Dewald
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Re: Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 06. April 2010 16:25

Hallo,

freut mich, daß es euch gefällt!
Zu den Substratmischungen sollten wir mal gesonderte, auf die einzelnen Pilzarten bezogene Threads starten. Einerseits brauchen alle Pilze ausgewogene Nährstoffverhältnisse, also Kohlenstoffquellen (Lignin, Zellulose, Zucker, ...) im passenden Verhältnis zu Stickstoff, Phosphor, Kalium, Kalzium, Magnesium und Spurenelementen. Wenn einer der Nährstoffe zur Neige geht, können sie ja nicht mehr fruchten und das restliche Substrat bleibt ungenutzt. Andererseits gibt es da zwischen den Arten so große Unterschiede, daß man es kaum für alle gemeinsam austüfteln kann. Durchwachszeiten schwanken ja ebenso von Art zu Art.

Grüße, Carsten
sivizius
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Re: Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von sivizius » Mittwoch, 07. April 2010 21:37

wie finde ich es raus was denen fehlt?
ist es da besser mehrere verschiedene pilze mit verschiedenen verbrauch anzupflanzen
damit auch ein laie es schaft oder ist der vorschlag schlecht :?:
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Jinx
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Re: Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von Jinx » Mittwoch, 07. April 2010 22:29

sivizius hat geschrieben:wie finde ich es raus was denen fehlt?
ist es da besser mehrere verschiedene pilze mit verschiedenen verbrauch anzupflanzen
Nein, eher eine Sorte Pilz auf verschiedenen "Verbrauchs"materialien, verschiedenen Mischungsverhältnissen von Rohstoffen züchten.
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Re: Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von Dewald » Donnerstag, 08. April 2010 05:52

Hallo
Ich denke
Wenn ein Rohstoff in riesigen Mengen preiswert verfügar ist wie, z.b.Stroh beim Bauern ,Holz ..in Waldgebieten ,ist es sinnvoll den :lol: ideal passenden Pilz zum Rohstoff zu finden. :lol:

Falls eine Vorliebe zu einem bestimmten (leckeren) Pilz besteht ,sollte man versuchen die Idealen :lol: Rohstoffqwellen aufzutreiben. :lol:
Auch ausgefallenes........ zb.Reiskleie. :!:

Jetzt sind wir wieder beim Austesten[/b] :oops: durch Versuch und Irrtum :oops: ....
besser ist :!: Erträge messen und Vergleichen


Gruss Dewald
Zuletzt geändert von Dewald am Montag, 14. Juni 2010 20:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Erträge messen, berechnen, vergleichen

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 08. April 2010 16:19

Sicher, man sollte erstmal schauen, welches Material einfach verfügbar und billig ist und dann einen passenden Pilz suchen. Da Holz und Stroh allein keine allzu großen Erträge bringen, gilt es dann, erntesteigernde Zusätze zu finden, verschiedene Anteile davon zu testen und gründlich zu vergleichen. Genau das ist aber nicht ganz einfach, da einen die natürlichen Schwankungen der Erntemengen oft in die Irre führen, wenn man nicht sehr viele Ansätze hat.
Daher der Gedanke, mal etwas gründlicher und exakter zusammenzuarbeiten. Austern wären da auch ein ideales Testobjekt, nur frage ich mich inzwischen, wie weit wir unsere Ergebnisse überhaupt vergleichen können, da wir ja alle unterschiedliche Pilzstämme haben, andere Substratmengen und Kulturbedingungen, die Inhaltsstoffe von Stroh, Holz und Zusätzen natürlichen Schwankungen unterliegen usw.

Grüße, Carsten
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