Stämme beimpfen- ein Experiment

Vergrabene Blöcke, Strohballen, Stämme, Beimpfen, Lagern, Standort

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Christoph
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Stämme beimpfen- ein Experiment

Beitrag von Christoph » Mittwoch, 06. Februar 2008 16:46

Hallo,
Anfang des vergangenen Winters habe ich aus eigenem Wald 16 frische Buchenstämme mitgenommen. Sie sollten mit Austern beimpft werden, nur leider fragte ich mich, wo ich sie mitten im Winter unterbringe. Als ich ein unbenutztes Regenfass im Keller liegen sah, kam mir die Idee, ein kleines Expermient zu machen:

Ich hatte ca. 20 Substratbeutel mit Austern übrig, die aufgebraucht waren. Zunächst zerkleinerte ich einige Beutel und brachte auf dem Fassboden eine ca. 5 cm starke Schicht Brut aus. Darauf stellte ich dann die Stämme, sodass sie senkrecht im Fass standen, so dicht wie möglich, zwischen den einzelnen Stämmen blieb möglichst wenig Raum.
Dann zerkleinerte ich weitere Beutel und warf die so entstandene Brut in die Zwischenräume zwischen den Stämmen. Da die Beutel nicht reichten, um die Stämme vollständig in Brut einzubetten achtete ich darauf, relativ grobe Brocken zu machen, sodass diese sich immer wieder verkeilten und so auch im oberen Bereich in den Zwischenräumen etwas Brut war. Einen kleinen Rest verteilte ich auf den oberen Schnittstellen, sodass diese bedeckt waren. Zuletzt kam noch eine Plexiglasscheibe auf die Fassöffnung, dann wurde das ganze im Keller bei schätzungsweise 15-18 Grad aufgestellt.
Immer wenn die Brut auf den oberen Schnittstellen knochentrocken war, wurde etwas gesprüht.
Bald war ein reges Myzelwaychstum zu beobachten, nach wenigen Wochen war die gesamte sichtbare Oberfläche schneeweis.
Heute, nach einigen Monaten, musste ich die Stämme wegen Trauermückenbefall entnehmen und nach draußen bringen.
Dabei habe ich bemerkt, dass die Stämme regelrecht miteinander verbacken waren, sie waren v.a. im unterem Bereich schneeweis. Die Brut war überall gut durchwachsen und absolut schimmel- und fäulnisfrei. Am meisten erstaunte mich, dass sich keinerlei Fäulnis eingetsellt hat, obwohl im unterem Teil z.T. durch zu viel Sprühen Nässe herrrschte.
Hier mal ein Foto der Stämme, ich werde sie jetzt noch abdecken und dann so draußen liegen lassen, bis die ersten fruktifizieren.

Bild

Fazit:
Diese Methode hat bei mir hervorragende Ergebnisse erbracht. Die Stämme sind äußerlich lückenlos vom Pilz besiedelt, sodass Schadpilze jetzt kaum mehr eine Chance haben dürften. Auch müsste der Pilz schon ein gutes Stück eingewachsen sein.
Im Vergleich zur sonst üblichen Methode, dem Einschneiden von Stämmen, anschließendem Beimpfen der Schnitte und nachfolgenden einmieten, ist zu sagen, dass für mich persönlich das Fass deutliche Vorteile aufweist:
Ich kann problemlos im Herbst/Winter, wenn der normale Zeitpunkt zum Fällen für Bäume bei uns ist, beimpfen. Würde ich die Stämme draußen lagern, müsste ich bis zum Frühjahr warten, um ein Erfrieren der Brut zu vermeiden.
Wie schon gesagt habe ich bis jetzt keinerlei Schadorganismen (Trauermücken ausgenommen), die meine späteren Ernten vermindern (z.B. andere Pilze auf den Stämmen, die Konkurrenz darstellen).
Im Winter beimpfe ich zumeist sowieso verstärkt Beutel, da draußen keine Pilze wachsen, weshalb genügend Brut anfällt.
Lästiges Einschneiden der Stämme und Fixieren der Brut mit Klebeband entfällt, da einfach alles zusammen in ein Fass geworfen werden.
Trauermücken kann man sicher vermeiden, indem man vorbeugend Gelbsticker einsetzt und eventuell Räume benutzt, in denen keine Pflanzen stehen und ddie Fliegengitter an den Fenstern haben.

So, ich wollte euch einfach mal mein kleines Großexperiment vorstellen, vielleicht kann der eine oder andere auch Nutzen daraus ziehen. Wenn ich wieder genügend Brut und Stämme habe, werde ich wahrscheinlich nochmal ein Fass ansetzen.[/img]
Viele Grüße,
Chris
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Beitrag von davidson30 » Mittwoch, 06. Februar 2008 23:00

hallo



gratulation zur erfindung der " fasskultur "


coole sache 8) gelungener versuch ....


jetzt wirst du wohl längere zeit ernten können .... ( schaut ja massiv viel aus :D :D )



werde ab heute auch meine verbrauchten blöcke für den selben versuch aufheben .... ( dachte schon das ich sie versuchsweise mit frischen spänen begrabe und warte was sich tut .... aber jetzt :idea: )


da freut man sich ja schon aufs frühjahr .... :D



grüsse

fritz
"Mädchen sind wie Pilze - die schönsten sind die giftigsten"
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Beitrag von Christoph » Donnerstag, 07. Februar 2008 16:36

Hallo Fritz,
danke für die Blumen! :D Ich freue mich auch schon auf Sommer/Herbst, dann erwarte ich erste Ernten.
Ich wünsche dir auch viel Glück und reiche Ernten! :lol: Ich würde aber zum Anfang nicht die langsamsten Arten hernehmen, ich weiß nicht, bo das mit Glucke oder auch Igel so klappen würde.
Viele Grüße,
Chris
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Beitrag von Mycelio » Samstag, 09. Februar 2008 01:32

Hallo,


diese Beimpfung auf der kompletten Oberfläche ist bestimmt nicht mehr zu übertreffen. Hatte mal irgendwo gelesen, daß man am besten die Schnittflächen beimpft, weil das Mycel schneller sekrecht durch den Stamm wächst, als von außen nach innen. Aber wenn es auch von allen Seiten gleichzeitig einwachsen kann... Schimmel kann da wohl höchstens am Anfang ein wenig stören.

Toller Versuch!


Gruß, Carsten
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Beitrag von Christoph » Dienstag, 11. März 2008 17:56

Hallo Macelio,
sorry, ich habe deine Antwort ganz übersehen! Den selben Gedanken hatte ich beim Bweimpfen: Größere Oberfläche, die beimpft wird-> weniger Angriffsfläche (bzw. keine mehr) für Fremdpilze+schnelleres Durchwachsen. Mit ausreichend Brut sollte man so bestimmt auch andere Arten impfen können.
Viele Grüße,
Chris
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