Kontaminierte Körner beimpfen?

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blubb0211
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Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von blubb0211 » Mittwoch, 03. März 2010 19:30

hallo!
Habe neulich kontaminierte koernerbrut sterilisiert und mit austern beimpft, da ich mir dachte, dass austern ja so ziemlich alles essen, was sie zu essen kriegen. Nun habe ich aber bedenken, da ich irgendwo mal gelesen habe, dass abgetoetete schimmelsporen trotzdem hochtoxisch sind. Kann ich die austern dann noch essen?
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Mycelio
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 04. März 2010 00:50

Um welchen Schimmel geht es denn?

Grüße, Carsten
blubb0211
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von blubb0211 » Donnerstag, 04. März 2010 13:17

hmmmm kenne mich leider mit schimmel nicht so aus :-| sollte die mal besser studieren... der schimmel war weisslich grün und wuschelig. sagt dir das was? :-|
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w_ciossek
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von w_ciossek » Donnerstag, 04. März 2010 15:21

Dann sieht das fast so aus, als wäre es Penicilinium roqueforti, der Grünschimmel, den man oft auch verschimmelten Brot hat. Es gibt davon einen ungiftigen Stamm im Blauschimmelkäse, sonst ist dieser nur in großen Mengen giftig - also nicht gleich tödlich u. manche reagieren empfindlich allergisch darauf. Eine andere Grünschimmelart lebt auf modernden Holz und ist als Trichoderma bekannt. Von diesem habe ich nichts gehört, daß er toxisch wäre. Wenn der Schimmelpilz mehr gelblich oder olivgelb ist, dann hat man den Aspergillus flavus oder den Aspergillus versicolor. Mit denen ist nicht zu spaßen. Allerdings kommt Aspergillus flavus eher auf öl- oder fetthaltigen Substraten vor, wie Erdnüssen, die Bodenkontakt hatten. Er kann aber auch stärkehaltige Sachen befallen, wie etwa Kartoffeln, Brot oder Mehl.
Aspergillus orycea allerdings ist auch gelblich, kommt hier kaum vor und zersetzt Reis zu den im Japan beliebten eßbaren Amasake, wo daraus auch der Reiswein gewonnen wird.
Aspergillus orycea wird auch zur Herstellung von Sojasoße bzw. Miso eingesetzt. Von Aspergillus existieren rund zweihundert Arten! Gefährlich für den Menschen sind aber nur
A. fumigatus, A. flavus, A. niger und A. nidulans, die Aspergillose verursachen. Aber da muß schon das Immunsystem geschwächt sein, um daran zu erkranken. Aspergillus flavus hat die berüchtigen Aflatoxine, die die Leber schädigen und zu den stärksten karzinogenen Giften zählen.
Bei den Rhizopus-Arten, die oft schwarze Sporenköpfchen und sehr schnell wachsen, gibt es auch hier eßbare (Rhizopus oligosporus (tropische Art)) aber auch sehr giftige Sorten. In Deutschland soll es hiervon nur vier Arten geben.
Also nicht alle Schimmelsporen sind giftig. Wie bei den Ständerpilzen gibt es hier giftige und ungiftige Arten. In wieweit die Gifte einiger Schimmelpilze hitzebeständig sind, weiß ich leider auch nichts. Es wäre möglich, daß die Gifte beim autoklavieren im DDKT bei einigen Schimmelarten zerstört werden. Auf alle Fälle sind diese Gifte nicht beständig und werden in der Natur abgebaut.

Gruß Wolfgang
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von blubb0211 » Donnerstag, 04. März 2010 18:30

Dann meinst du, dass die Auster dann essbar sind, zumindest nicht hochgiftig? :-D heheh nach dem sterilisieren ist alles braun. sehe nix mehr vom schimmel :-|
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von PLZ » Donnerstag, 04. März 2010 19:24

Naja, das würde ja voraussetzen, dass
(1) das Mykotoxin das Sterilisieren überlebt (recht wahrscheinlich),
(2) das neue Mycel das Mykotoxin aufnehmen kann (unwahrscheinlicher),
(3) das Mykotoxin für den Pilz nicht giftig ist (sonst gibts ja keine Fruchtkörper) und
(4) das Mykotoxin im Pilz solange stabil ist und nicht metabolisiert wird und in die Fruchtkörper transportiert wird (in der Summe sehr unwahrscheinlich)

Ich würde mir keine Sorgen machen.
Gruß, Steffen
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von w_ciossek » Freitag, 05. März 2010 07:55

Vergessen wir auch nicht, daß unser sehr empfindlicher Geschmackssinn ein chemischer Sinn ist, der nicht nur den Stoffbedarf regelt, sondern auch dafür sorgt, daß wir giftige Sachen nicht essen bzw. wir durch den Geschmack uns giftige Sachen merken können. Da Schimmel den Geschmack verändert, man denke einfach mal an Schimmelkäse, so müßten die Austernpilze ihren Geschmack auch verändern, wenn sie die Mykotoxine aufnehmen würden. Falls die Austernpilze geschmacklich keinen auffallenden Unterschied zu gewöhnlichen Austern haben, dann braucht man sich keine Sorgen zu machen.

Gruß Wolfgang
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von botanicles » Freitag, 05. März 2010 09:12

Also das halte ich für gefährlich. Es geht ja nicht nur um die akute Toxizität (LD50 usw.), für die man eine relativ große (und vielleicht auch schmeckbare) Menge Mykotoxine aufnehmen muss, sondern auch um die Langzeitaufnahme von solchen Stoffen (NOAEL). Da bekommt man dann nach längerer Aufnahme geringer Dosen Leber-, Nieren- oder Nervenschäden oder gleich Krebs davon.

Ich weiß zwar nicht ob Austern Schimmelpilzgifte aufnehmen, aber ich weiß wie dauerhaft solche Toxine sein können.

:arrow: Fusarientoxine in Mais z.B. überstehen Fernentationsprozesse und Wärmebehandlung recht gut. Deswegen reichern sie sich im Gärrückstand von Biogasanlagen und der Schlempe aus der Bioethanolherstellung auch an... Und gelangen dann entweder in den Schweinemagen oder wieder als org. Dünger aufs Feld (lecker) :?

Die Schweine bekommen davon übrigens Fruchtbarkeitsprobleme :twisted:


Grüße, Stephan
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von BlackRabbit » Freitag, 05. März 2010 10:01

Hey blubb0211

also ich hätte da auch keine Bedenken. Denn Mykotoxine bilden sich nicht in grossen Konzentrationen, und du verwendest vielleicht 100g Brut auf 1kg Substrat. Das heisst es gibt schon da eine wesentliche Verdünnung. Und während der wochenlangen Durchwachszeit werden solche Stoffe sicher abgebaut, wenn auch vielleicht sehr langsam und nicht vollständig.

Schimmeltoxine sind unbestritten gefährlich, doch bis man davon unfruchtbar wird oder Krebs bekommt müsste man über Wochen / Monate / Jahre kontaminiertes Material essen. Ich denke Zuchtschweine werden dann mit recht grossen Anteilen der Rückstände über Wochen gefüttert, bevor sie aufs Sandwich kommen :-)

Also versuchen kannst du es sicher. Essen würde ich sie auch, wenn auch nicht als generelle Lösung heranziehen.

Und heute ist alles giftig. Kunststoffe (vorallem Polycarboxylate und PVC) geben auch grössere Mengen an Monomeren und Weichmachern an Lebensmittel ab. Die reichern sich im Körper auch an, bis sie messbar sind. Sie verursachen auch die üblichen Symptome wie Unfruchtbarkeit, Krebs und dergleichen.

Aber wie gesagt, also von Schimmel durchwachsene Gläser würde ich auch nicht dauernd wiederverwenden, aber wenn da paar grüne Flecken sind hätte ich keine Angst.

Gruss BlackRabbit
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Re: Kontaminierte Körner beimpfen?

Beitrag von blubb0211 » Freitag, 05. März 2010 14:20

hmmm ich dachte mir, da die körner in der schweiz so teuer sind, recycle ich die halt XD ich zahl im Reformhaus 5.80 CHF pro Kilo :-( und wo anders habe ich keinen Roggen gefunden...
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