Schädlinge in Austernseitling Kultur

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Ständerpilz
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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 17. Januar 2017 18:27

mariapilz hat geschrieben:Die wichtigsten Schädlinge im austernpilzstrohsubstrat sind gallmückelarven und Nematoden (Älchen)

Nematoden (Älchen): die schädigung erfolgt über deren mundstachel. Mit diesem werden die pilzhyphen angestochen und eine verdauungsflüssihkeit wird eingespritzt. Die Flüssigkeit zersetzt die hyphe....
Daraus schließe ich mal vorsichtig, dass Pleurotus keine Nematoden frisst.

Aber ich fand das trotzdem sehr interessant, als ich erfuhr, dass es fleischfressende Pilze gibt. :)
Wen es interessiert: https://de.wikipedia.org/wiki/Nematophage_Pilze
Ständerpilz hat geschrieben:Ich persönlich halte die Kombination von Gelbtafeln und Bt-Toxin eigentlich für ganz passabel und ausreichend.
Bin ganz deiner Meinung[/quote]Da sind wir ja schon mal zwei :) Aber ich muss zugeben: Optimal wäre etwas, was man schon beim Autoklavieren zugeben kann und absolut ungiftig für Mensch und Pilz ist.

Dieses Niemöl kannte ich noch nicht, das musste ich gerade erst mal googeln. Ich zitiere mal aus der Wikipedia: "Azadirachtin, der Hauptwirkstoff des Öls, wirkt auf den Hormonhaushalt der Schädlinge, indem es die Synthese von Chitin stört. Dadurch wird verhindert, dass sich die Larven erfolgreich häuten und verpuppen können. Damit können die Insektenlarven nicht zum nächsten Schritt im Wachstumszyklus übergehen. Fraßschädlinge werden zum Teil abgeschreckt, die Giftwirkung gegen ausgewachsene Insekten ist allerdings gering.". Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Niem%C3%B6l

Damit ist Niemöl zwar möglicherweise auch geeignet, ist aber weit weniger spezifisch als Bt-Toxin. Denn es wirkt gegen alle Insektenarten! Jedoch hauptsächlich gegen solche, die noch wachsen, sich also noch mal häuten. Damit ist das Zeug jedenfalls nichts für Terraristiker, die ja meist auch Insekten zum Verfüttern halten. Im Garten würde ich das auch nicht anwenden, da ja auch andere Insekten in Mitleidenschaft gezogen werden. Beim Bt-Toxin werden nur Zweiflügler (Diptera) abgetötet, die von behandeltem Zeugs (unsere geliebten Pilzkulturen) fressen. Für Menschen ist Bt-Toxin übrigens harmlos. Das ist zumindest die vorherrschende Meinung, der ich mich auch anschließe.
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mariapilz
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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 17. Januar 2017 19:32

Mann... was besseres als bacillus thuringiensis israelensis gibt's doch gar nicht. Thabts ihr den link überhaupt angeschaut? Da steht doch klipp und klar völlig ungefährlich für Mensch Tier und Umwelt und vor allem wirksam!.... und spottbillig ist es auch noch. Die Anwendung ist super einfach: Wenn man den Block zum fruchten aufstellt, oder wenn man impft einfach ein paar Sprüher rein fertig. Wenn man will kann man ja im Fruchtungsraum eine Fressstelle für die Viecher aufstellen...

Am Plattensee hat eine Gemeinde mal Bti Tabletten verschenkt um der Mückenplage Herr zu werden

Ich habe lange nach dem Produkt gesucht und mit obigem Produktnamen komme ich vielleicht noch an den Galgen.

Niemöl alias Neemöl alias Nimöl... ich habe nicht nachgegoogelt (weil ich das perfekte Produkt gegen Trauermücken schon gefunden habe...) ist der Niembaum nicht giftig?
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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Mittwoch, 18. Januar 2017 00:41

Mann... was besseres als bacillus thuringiensis israelensis gibt's doch gar nicht.
BTI funktioniert ganz gut, aber bei extrem starken Befall bin ich nur mit einer Kombi aus BTI und SF-Nematoden der Plage Herr geworden. Also, sobald etwas im Substrat krabbelt, sofort mit BTI ran und nix geht schief dabei. BTW.: Unsere Uni hat untersucht wie sich der Einsatz von BTI an Altrheinarmen auf das Ökosystem auswirkt. Wenn es interessiert, hier sind ein paar Infos dazu:
https://www.uni-koblenz-landau.de/blog/ ... ernativen/
https://www.uni-koblenz-landau.de/en/ca ... -geinsheim
Teilweise wurden auch Nicht-Ziel-Organismen die wichtig für das Nahrungsnetz waren stark dezimiert. Also auch hier ist es wie immer: Alles hat sein Für und Wider. Dennoch ist BTI immer noch besser als die Chemiekeule.
Nematoden (Älchen): die schädigung erfolgt über deren mundstachel. Mit diesem werden die pilzhyphen angestochen und eine verdauungsflüssihkeit wird eingespritzt. Die Flüssigkeit zersetzt die hyphe....
Nematode ist nicht gleich Nematode. Gibt zahlreiche Schädlinge und einige wenige Nützlinge. Dazu gehören auf jeden Fall die SF-Nematoden (die dem Pilz nichts machen).
Daraus schließe ich mal vorsichtig, dass Pleurotus keine Nematoden frisst.
https://de.wikipedia.org/wiki/Austern-S ... hager_Pilz
Nematoden abtöten und verdauen tun diese Gruppe von Pilzen nur wenn sie arg Hunger haben.

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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von BKY » Mittwoch, 18. Januar 2017 12:16

Ich hab mich oben vertippt. Ich hab nicht Niemöl benutzt sondern Teebaumöl. Es hat die Fliegen ziemlich gut vertrieben. Allerdings befürchte ich , dass das verdampfte Öl sich in dem Zimmergewächshaus gasförmig hält und das Pilzwachstum hemmt.
Ich glaub es ist auch ein fungizid. Vertreiben geht aber ziemlich gut.

Hab jetzt einen Damenstrumpf über der Kultur und das geht auch sehr gut, da kommt keine Fliege durch.

Bei Befall mit Larven werd ich falls nötig dann dieses BTI kaufen.
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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 18. Januar 2017 16:44

Dontmesswiththeoyster hat geschrieben:BTW.: Unsere Uni hat untersucht wie sich der Einsatz von BTI an Altrheinarmen auf das Ökosystem auswirkt. Wenn es interessiert, hier sind ein paar Infos dazu:
https://www.uni-koblenz-landau.de/blog/ ... ernativen/
https://www.uni-koblenz-landau.de/en/ca ... -geinsheim
Teilweise wurden auch Nicht-Ziel-Organismen die wichtig für das Nahrungsnetz waren stark dezimiert. Also auch hier ist es wie immer: Alles hat sein Für und Wider. Dennoch ist BTI immer noch besser als die Chemiekeule.
Das Wichtigste zuerst: Die Studien sind hier völlig irrelevant, weil wir keine Großflächen irgendwo draußen in der Natur damit besprühen, sondern das Bt-Toxin zu dem Substrat geben. Somit sind - wenn überhaupt - ausschließlich die Tiere (als Individuen) betroffen, die von der mit Bt behandelten Pilzkultur naschen. Und das sind ausschließlich die Schädlinge, meist Trauermücken.

Zum anderen sagt allein das schon viel aus:
Die Aussagekraft der Studie in Geinsheim zur Untersuchung des Einflusses von Bti in der Schnakenkontrolle auf das Nahrungsnetz ist durch die wenigen Flächen (Replikate) begrenzt, wodurch eine detaillierte, statistisch abgesicherte Darstellung der Ergebnissen nicht möglich ist. Durch die geringe Anzahl von drei Flächenpaaren, die zudem verschiedene Lebensräume darstellen, sind keine signifikanten Ergebnisse möglich.
Mit anderen Worten: Die Studie ist eigentlich wertlos und kann allenfalls als Begründung für die Beantragung von weiteren Forschungsgeldern her halten. ;) Mir ist nach dem Überfliegen auch nicht klar, ob es sich um eine Bachelorarbeit handelte (offenbar hat keiner der Autoren einen Doktortitel) oder um was für eine Art von Studie. Und Hinweise auf die Geldgeber finden sich auch nur in Form der Logos auf dem Deckblatt.
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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Mittwoch, 18. Januar 2017 22:48

Das Wichtigste zuerst: Die Studien sind hier völlig irrelevant, weil wir keine Großflächen irgendwo draußen in der Natur damit besprühen, sondern das Bt-Toxin zu dem Substrat geben. Somit sind - wenn überhaupt - ausschließlich die Tiere (als Individuen) betroffen, die von der mit Bt behandelten Pilzkultur naschen. Und das sind ausschließlich die Schädlinge, meist Trauermücken.
Da hast du natürlich Recht. Aber Mariapilz hatte erwähnt, dass es bei ihnen im Kreis angewendet wird. Wollte nur eine kleine Info dazu geben. Hier im Forum (und sonst überall in der Bevölkerung auch) wird BTI ziemlich gefeiert. Ist auch auf jeden Fall besser als alle anderen (mir bekannten) effektiven Möglichkeiten zur Bekämpfung von Trauermücken und Schnaken im großen Maßstab (aus umwelttechnischer Sicht). Im kleinen Maßstab angewendet sind die kleinen Mikroben auch super, dagegen sage ich ja auch garnichts. Ich wollte nur zeigen, dass (wie eigentlich immer) man aufpassen muß bevor man iwelche Mittel im großen Maßstab und Häufigkeit anwendet.
Mit anderen Worten: Die Studie ist eigentlich wertlos und kann allenfalls als Begründung für die Beantragung von weiteren Forschungsgeldern her halten. Mir ist nach dem Überfliegen auch nicht klar, ob es sich um eine Bachelorarbeit handelte (offenbar hat keiner der Autoren einen Doktortitel) oder um was für eine Art von Studie. Und Hinweise auf die Geldgeber finden sich auch nur in Form der Logos auf dem Deckblatt.
Du hast Recht, diese Vorstudie, die als Begründung für einen Forschungsantrag dienen sollte (und auch geworden ist) wurde von studentischen Arbeitssklaven ( :wink: ) im Zuge ihrer Bachelor/Master-Thesis verrichtet und später zusammmengefasst. Daher ist sie, wie du schon sagtest, natürlich mit Vorsicht zu genießen. Aber wertlos ist sie bestimmt nicht, weil sie zumindest einen Hinweis auf Forschungsbedarf liefert. Die Gelder stammen hauptsächlich von der Uni. Allerdings hat die Vorstudie nicht besonders viel gekostet, da sie von Studenten ausgeführt wurde und generell wenig Material benötigt wurde (und zugekauft werden musste). Inzwischen wird seit Jahren fleißig geforscht, und so wie ich Dr. Carsten Brühl verstanden hatte, wird da auch wahrscheinlich dieses Jahr eine Studie rauskommen.



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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 18. Januar 2017 23:01

Dontmesswiththeoyster hat geschrieben:Du hast Recht, diese Vorstudie, die als Begründung für einen Forschungsantrag dienen sollte (und auch geworden ist) wurde von studentischen Arbeitssklaven ( :wink: ) im Zuge ihrer Bachelor/Master-Thesis verrichtet und später zusammmengefasst.
Habe ich mir gedacht :D (ich arbeite an einer Uni).
Daher ist sie, wie du schon sagtest, natürlich mit Vorsicht zu genießen. Aber wertlos ist sie bestimmt nicht, weil sie zumindest einen Hinweis auf Forschungsbedarf liefert.
Auf jeden Fall dürfte das für einen DFG-Antrag reichen ;) Und während der Promotion können sie ja dann mehr Daten sammeln. Ohne Promotion kommen die auf dem Gebiet ohnehin nicht weit, vermutlich nicht mal mit. Wir haben ja eine regelrechte Biologenschwemme und keiner weiß, wohin mit denen.
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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Mittwoch, 18. Januar 2017 23:13

Wir haben ja eine regelrechte Biologenschwemme und keiner weiß, wohin mit denen.
Da hast du Recht, aber biologische und speziell ökologische Themen sind super sexy 8) . Merk das auch hier bei uns.
Habe ich mir gedacht :D (ich arbeite an einer Uni).
Darf man Fragen an welchen Themen du so arbeitest?

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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 18. Januar 2017 23:49

Dontmesswiththeoyster hat geschrieben:Darf man Fragen an welchen Themen du so arbeitest?
Im Laufe der Zeit habe ich an diversen Dingen gearbeitet. Pflanzliche Biotechnologie und Grüne Gentechnik, also Molekularbiologie, Meeresbiologie und nun Ökologie. Ich bin aber TA, kein Biologe. Ganz ehrlich? Ich würde gerne wieder in die Grüne Gentechnik zurück! In der Ökologie herrscht immer Geldmangel und die verstehen technische Menschen nicht so gut, habe ich den Eindruck. Und außerdem habe ich Interesse an CRISPR/Cas und ein paar anderen neuen Techniken. Es kann aber auch gut sein, dass ich der Uni ganz den Rücken kehre und/oder Informatik oder Robotik an der Fernuni studiere. Im Moment ist noch alles offen. :D
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Re: Schädlinge in Austernseitling Kultur

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Samstag, 28. Januar 2017 11:54

Wenn es interessiert, hier noch Paper zu den ökologischen Auswirkungen von der Ausbringung von BTI zur Stechmücken bekämpfung:
http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1 ... 821.x/full
Ich fand es ganz interessant. Leider geht halt kein menschlicher Eingriff ohne gravierende Folgen für das Ökosystem :? . Naja, man kanns halt nicht gut, sondern nur weniger schlecht machen und das sollten wir auch anstreben (BTi ist z.B. besser als DDT).

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