Knüppelarbeit, Schimmel, Fliegen, Baktieren - Pestizide ?

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afringi kanosa
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Knüppelarbeit, Schimmel, Fliegen, Baktieren - Pestizide ?

Beitrag von afringi kanosa » Sonntag, 04. November 2007 11:37

Hallo,

gestern habe ich mit einem Pilz-Verkäufer auf unserem Wochenmarkt gesprochen.

Er meinte üblicherweise hätte man mit Probs wie Schimmel, Fliegen und Bakterien zu kämpfen und sei gezwungen Pestizide einzusetzen.

Dass es harte Arbeit ist, glaube ich gerne,

doch anstatt Gift einzusetzen müssten doch gute Umweltbedingungen und ggf noch Gelbkarten ausreichend sein?

Er wollte mir weismachen, alle nicht Bio-zertifizierten Pilze würden mit Gift behandelt um Probleme zu beseitigen. Bio lohnt sich für ihn nicht, also handelt er nur noch.

Mag sein, dass es manch industrieller Großproduzent so macht, doch üblich wird das doch nicht sein ?

Wie ist eure Meinung/Erfahrung?
Nico
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Beitrag von Nico » Sonntag, 04. November 2007 18:58

Ich bin davon überzeugt, daß die meisten Betriebe auf solche Hilfsmittel nicht verzichten. Wenn Kulturen mit Trauermücken befallen sind, richtest du mit Gelbtafeln nichts mehr aus. Je größer ein Kultur ist, desto höher ist auch die Gefahr, daß man sich mal etwas einfängt und sich ausbreiten kann. Ein blöder Befall ohne Bekämfungsmapßnahmen ist ein Totalverlust eines kompletten Kulturraums und hat einen Ernteausfall für mehrere Wochen zur Folge. Das wird kein kommerzieller Betrieb einfach so hinnehmen.
afringi kanosa
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Beitrag von afringi kanosa » Sonntag, 04. November 2007 19:51

Du meinst es gibt keine wirksame Möglichkeit Trauermücken vorzubeugen?
Nico
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Beitrag von Nico » Sonntag, 04. November 2007 20:33

Man kann sich nur so schützen, daß man über Filtermatten belüftet, durch die keine Trauermücke kommt und alle Substrate und Abdeckerden so hitzebehandelt sind, daß man keine Larven einschleppen kann. Denn wenn es nur ein Weibchen schafft, im Substrat Eier zu legen, dann hat man schnell eine Vermehrung, bei der keine Gelbtafel mehr hilft. Was du selbst baust, sollte so sein, daß keine Trauermücke hineingelangen kann. Doch die Trauermücke ist ja nur einer von vielen Schädlingen. Schimmel und bakterielle Kontaminationen sind ja noch weitaus gefährlicher. Außerdem lassen sich durch den Einsatz diverser Chemikalien erheblich Zeit und Kosten sparen, indem man Substrate nicht mehr richtig autoklaviert, sondern oft nur noch pasteurisiert. Es ist einfacher, einen Strohballen einfach in einen Brühe zu tauchen. Der Einsatz, wenn es nur um Profit geht, ist sicher äußerst verlockend, die Tatsache, daß ein Großteil der Speisepilze aus Ostländern und China importiert werden macht mich noch nachdenklicher.
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case04
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Beitrag von case04 » Sonntag, 04. November 2007 21:15

Hi Afringi,


was Du tun kannst ist, Deinen Kulturraum absolut dicht zumachen und die Luft gezielt durch ein Ventilationssystem bzw. Lüfter hereinzupumpen, wobei die dann,wie Nico schon sagte, durch einen entsprechenden Filter gehen muss.

Für den Fall, dass es dennoch vereinzelt eine Mücke schafft, kannst Du zum einen gelbtafeln aufhängen und zumandern auch diese UV-Licht basierten Mückenvernichter mit aufhängen.
Wenn Du dich überdies noch gezielt auf Sorten beschränkst, wo Du keine Abdeckerden benötigst, dann hast Du insgesamt schonmal recht gute Karten, die Viecher aussenvorzu halten.

Noch ein kleiner Tip:

Falls der Kulturraum recht gross ist, hilft es vielleicht auch ein bischen, diesen noch zu parzellieren,also zu unterteilen, so dass du quasi mehrere kleinere Kulturräume hast. Sollte in einem davon wirklich mal irgendeine Pest ausbrechen, riskierst Du nur einen Bruchteil deiner Ernte und hast zum andern die Möglichkeit,diesen schnell und gezielt leerzumachen und dann gründlich zu desinfizieren.

Gruss,Oliver
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Pilzhaus
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Beitrag von Pilzhaus » Samstag, 10. November 2007 17:20

Hallo !

Alle Vorbeugemassnahmen helfen Dir aber gar nichts wenn Du die Kulturräume nicht auf einmal befüllst ! Das bedeutet : Der Raum ist sauber und Du packst Deine Substrate rein ! Dann wird ein Welle abgeerntet und die Blöcke werden entfernt. So läuft es in einer Bio - Zucht. ;)

Danach wird der Raum mit Hochdruckreiniger komplett gesäubert und neu belegt. Viel Arbeit für die Sauberkeit ! Und sobald Du neue Säcke zu den alten Säcken stellst oder verschiedene Subtstratbeutel ( Pilzsorten ) in einen Raum packst ist alles bald vorbei !

Bei mir ist der Winter der grosse Reinigungsabschnitt. Ich könnte ohne einige Minustage bei mir im Pilzhaus nicht neu anfangen !! Ich reinige zwar generell auch bevor ich die Fächer neu belege, aber wie erwähnt, die Trauermücken sind ein gigantisches Problem ! :(

Also man kann machen was man will, die Trauermücken kommen immer rein ! Und die grosse Frage des "WIE ?" bleibt unbeantwortet !

Was Fungizide etc. angeht, alles was nicht "seriöse Biofarm" ist wird wohl oder übel so arbeiten müssen. Aber solange die Leute nur auf den Preis schauen und das billigste Angebot nutzen bekommst man halt zu gut Deutsch auch das Billigste. ;)

Leute die von mir Pilze getestet haben sagten oftmals : Die waren sehr lecker. Niemals zuvor hatten wir solche frischen und köstlichen Pilze. Aber können Sie nicht welche züchten die billiger und genauso gut sind ? Meine Antwort ist immer die gleiche. Die da wäre :

Ja, natürlich könnte ich so etwas machen ! Nur ich möchte einfach keine Pilze essen die mit der grossen Chemiekeule behandelt wurden. Geschmacklich tut sich nicht sehr viel aber alles Andere ist halt nicht wirklich gesund. Wem also 20 Euro / Kilo zu teuer ist möge in ein Geschäft gehen und dort 6 Wochen alte Pilze für 15 Euro per Kilo kaufen. Die Chemie gibt es dann gratis dazu.

Und was glaubt Ihr was die Leute dann wohl machen ?

Na klar, die gehen in ein Geschäft und kaufen diese, testen die und essen fortan solche Pilze. Das die nicht ganz so gut schmecken ist schnell vergessen. Wichtig ist nur, die müssen billig sein !!! Dumme Verbraucher kann ich dazu nur sagen. Was hier gespart wird, das wird mit Krebs oder einer anderen Lebenszeitverkürzung bezahlt ! Bei mir hingegen hätten sie sich etwas gutes und gesundes gegönnt ! Das aber sehen die Leute meist nicht ! Leider ! :(

Grüsse
Andreas

PS : Wenn bald die neuen EU - Bio - Richtlinien raus kommen wird es noch lustiger ! Dann ist BIO noch öfters eben NICHT Bio ! Aber der Biotrend kommt ! Also muss man ja was tun. Es geht immer nur um das Geld, der Rest ist wohl Nebensache ! :(
Nico
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Beitrag von Nico » Montag, 12. November 2007 00:42

Ja das ist leider so. Ich ärgere auch mich tagtäglich darüber, daß die meisten, keinen Unterschied zwischen billig und preiswert kennen. Produkte verkaufen sich am einfachsten über den Preis. Da braucht man keine Werbung machen und auch niemanden überzeugen.

Das kotzt mich zwar an, aber ich kann daran leider nichts ändern.
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Beitrag von Pilzhaus » Montag, 12. November 2007 17:24

Das kotzt mich zwar an, aber ich kann daran leider nichts ändern.
DOCH ! Jeder kann daran etwas ändern !
Man sollte sich einfach nur vor Augen halten :

1.) Keiner kann etwas verschenken ! Ist etwas zu billig hat es immer einen Haken !
2.) Der Wettbewerbsdruck in jeder Branche ist so start das ohnehin alles kaum noch mit einer Marge versehen ist !!
3.) Geiz ist geil bedeutet = Geiz kostet auch bald meinen Arbeitsplatz !


Wer diese 3 Punkte verstanden hat sieht die Welt mit anderen Augen ! Wer nicht, der trägt dazu bei das wir immer weiter abrutschen und dadurch neue Steuererhöhungen unausweigerlich bekommen müssen !
Aber leider ist hier in Deutschland ja ein Phänomen weit verbreitet das besagt : Ich bin dann glücklich wenn der Andere Verluste gemacht hat. :(



Grüsse
Andreas
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