Vertrocknete Shitakekultur zum Impfen

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Till
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Vertrocknete Shitakekultur zum Impfen

Beitrag von Till » Mittwoch, 08. Oktober 2008 13:05

Hallo zusammen,

wie ich hier irgendwo schon mal geschrieben habe, habe ich bei meinen Shitakepilzen jetzt regelmäßig Ernten. Es klappt wirklich wunderbar. Die Geduld hatte sich doch gelohnt. Woran es lag, dass es erst nicht ging? a) ich hatte das Substrat zu wenig verdichtet. Dadurch hatte das Myzel zu wenig Masse und es sog sich beim Tauchen zu sehr voll Wasser. b) Die Zusätze von Kaffeesatz, altem Brot und Kartoffelschalen haben dem Myzel erheblich mehr Schwung gegeben als mein pures Holz zuvor. c) Es war im Sommer einfach zu heiß in der Wohnung. Als ich die Kulturen nach draußen gestellt habe, wo nachts zumindest die Temperatur mal unter 20°C fiel, da haben sie sofort gefruchtet. Jetzt tun sie's auch bei 22°C im Zimmer. Aber 25°C war definitiv zu viel für sie.

All das wollte ich aber eigentlich gar nicht schreiben, sondern...
Ich habe vor kurzem eine interessante Entdeckung gemacht: Man kann ohne Probleme Substrat mit einer abgetakelten und völlig vertrockneten Kultur beimpfen. Die Wachstumsverzögerung gegenüber frischem Myzel beträgt nur einen Tag. Ich hatte eine alte Kultur, die kaum noch fruchtete. Sie hatte ich offen auf den Küchentisch gestellt, wo sie, was ich nicht plante, sehr schnell ganz austrocknete. Sie hatte eben auch nur die Größe eines Marmeladenglases. Nun kann ich den Wassergehalt nicht messen, aber sie war sehr leicht und fühlte sich schon ein wenig staubig an. Diese Kultur habe ich in der Mitte durchgebrochen und mit einer abgeflämmten Pinzette reichlich Substrat herausgebröselt und mit neuem Substrat vermischt. Am ersten Tag tat sich noch so gut wie nichts. Aber ab dem zweiten Tag setzten die Holzbröckchen normal Flaum an und haben dann recht schnell alles Substrat durchwachsen. Obwohl die Angelegenheit naturgemäß auch mit viel Luftkontakt verbunden war, hat sich kein Schimmel gebildet. Und wenn, so wäre er auch schnell überwuchert worden.
Ich dachte, ich schreibe euch diesen Erfahrungsbericht mal, weil er vielleicht ein Weg sein könnte, wie man sich nicht nur die mühsame Herstellung von frischer Pilzbrut ersparen könnte, sondern auch Myzel haltbar machen könnte. Hier müsste man aber noch experimentieren, wie lange denn eine trockene Shitakekultur lebensfähig ist.
Ich bin jedenfalls jetzt schon begeistert und muss einmal mehr meine Shitakepilze loben. So anspruchsvoll sie auch bei vielen sein mögen, bei mir sind sie echt pflegeleicht. (Dafür frustrieren mich Austernpilze enorm...)

Viele Grüße, Till
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Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 08. Oktober 2008 16:18

Hallo Till,


komisch, bei mir ist es genau umgekehrt, kein Problem mit Austern (allerdings auf Stroh), nur die Shiis fruchten spärlich bis gar nicht... Ich sollte mal Shiitakemycel nachzuzüchten und dann dein Substrat ausprobieren.

Aber zum Thema:
Ich vermute, daß man die Mycelien von vielen Pilzsorten trocknen, jahrzehntelang aufbewahren und dann wiederbeleben kann. Gerade beim Shiitake muß das funktionieren, sonst würde ja zwischen den Erntewellen das äußere Mycel mit den nächsten Primordien absterben.
In einem sehr alten Buch über Champignonzucht habe ich auch eine Beschreibung gefunden, wie man myceldurchwachsenen Mist schonend trocknen und ihn dann Monate später wiederbeleben kann.
Eigene Versuche stehen noch aus. Habe zwar letztes Jahr mal Austernmycel auf Pappe getrocknet und im Frühling Kräuterseitlingsmycel auf Getreide, bin aber noch nicht dazu gekommen, es zu verwenden.


Grüße, Carsten
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Beitrag von Mr. Bombastik » Mittwoch, 15. Oktober 2008 19:02

Hallo
Ist schon interessant, dass sowas geht, hatte genau das gleiche aus vertrocknetem Shiitakemycel gemacht, bloß halt auf Malzextraktagar beimpft.

Kann das sein das Shiitake an 2 Tagen einen Wuchsradius von ca.2cm schafft, er wächst nicht sehr dicht ist schon komisch?
Hab mehrere Petrieschalen angesetzt und überall das Gleiche.
Der Kuchen von dem das Impfmaterial stammt war schimmlig, hab aber von verschiedenen Stellen Mycel zum Impfen verwendet.

mfg
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