Definition Kompostierung, Fermentation, Pasteurisation

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hegaupilz
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Definition Kompostierung, Fermentation, Pasteurisation

Beitrag von hegaupilz » Samstag, 24. Oktober 2009 09:20

Hallo

Fermentation
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Fermentation oder Fermentierung (lat. „fermentum“: „Gärung“) bezeichnet in der Biotechnologie die Umsetzung von biologischen Materialien mit Hilfe von Bakterien-, Pilz- oder Zellkulturen oder aber durch Zusatz von Enzymen (Fermenten). Ursprünglich wurde mit „Fermentation“ eine biotische Reaktion unter Ausschluss von Luft bezeichnet (« Fermentation, c’est la vie sans l’air » (Pasteur)).

Begriffserweiterung

Heute umfasst die Fermentation jegliche technische Bioreaktion. So lassen sich medizinische Produkte wie beispielsweise Insulin, Hyaluronsäure, Streptokinase und eine Vielzahl von Antibiotika (z. B. Penicillin) mit Hilfe von Mikroorganismen großtechnisch in Bioreaktoren synthetisieren. Mikroorganismen sind – gegebenenfalls nach gentechnologischer Veränderung – in der Lage, Stoffe zu bilden, die sich auf chemischem Wege nur sehr schwer oder gar nicht herstellen lassen. Geräte bzw. Bioreaktoren, die speziell zur Fermentation benutzt werden, heißen Fermenter.
Wikipedia Kompostierung
Die Kompostierung ist eine kontrollierte Verwesung – Zersetzung organischen Materials durch Destruenten (Verwerter von Totmaterial) unter Zufuhr von Sauerstoff (aerob ablaufender Vorgang).

Mikroorganismen (Bakterien, Pilze u. ä.) wie auch Kleintiere (Würmer, Asseln u. a.)[1], die man insgesamt als Saprophagen bezeichnet, bauen die strukturbildenden Bestandteile (Holz, Zellulose etc.) der Pflanzen wie auch die Inhaltsstoffe wie Zucker ab. Aufgrund ihrer Lebensfunktion entstehen beim Abbau Stoffwechselprodukte, die von jeweils anderen Saprophagen weiterverwertet werden. Dabei wird die Biomasse wieder in ihre Einzelbestandteile zurückgeführt und steht dann höheren Pflanzen als Aufbaustoff (Nährstoff) zur Verfügung.
Wikipedia Pasteurisierung oder Pasteurisation bezeichnet die kurzzeitige Erwärmung von Substanzen auf 60 bis 90 °C zur Abtötung von Mikroorganismen.
Bei den Stroh-Shiitake-Blöcken bin ich deshalb der meinung daß es sich um eine aerobe Fermentation handelt.

Es wird Dampf und Sauerstoff eingeblasen um eine Temperaturkurve zu erreichen, bei denen sich Bakterien und evtl. Pilze entwickeln die eine antimykotische Wirkung haben.

Das ganze endet mit einer Pasteurisierung um die 65 bis 70°C.

Von einer Kompostierung würd ich nicht sprechen, da die einzelnen Substratbestandteile nicht soweit zerlegt werden, daß sie schon pflanzenverfügbar wären.

Grüße

Holger
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Jinx
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Beitrag von Jinx » Sonntag, 25. Oktober 2009 00:22

Ich könnte mir eher eine anaerobe(!) Fermentation (also Vergärung von verpressten, feuchten Stroh) mit anschliessender Dampfpasteurisation (vom dann gelockertem Stroh) vorstellen. "Aerobe Fermentation" kann ich mir bei Stroh irgendwie nicht richtig wirklich vorstellen.
Müsste, denke ich, irgendwie unter kontrollierten Bedingungen ablaufen.
Aerobe Fermentation könnte ich mir nur so einen Ablauf vorstellen: einigermaßen halb verdichtetes noch etwas lockeres, feuchtes Stroh (keine verpressten Strohballen ), was irgendwie mit bestimmten(!) Hefen oder Bakterien beimpft, vorfermentiert (bei konstanten, kontrollierten Temperaturen), und dann (nach dem Abschluss der Gärungsphase) erst mit dem Zuchtpilz beglückt wird.

Meine Strohpellets die ich gerade mal mit heißem Wasser zum aufquellen übergieße und anschließend mit etwas Gips und Austernbrut mische, gären auch immer (man riecht es :wink: ), werden aber eigentlich immer von der Auster durchwachsen und bringen Ertrag. Shiitake habe ich aber auf Stroh noch nie versucht. Denke werde mal etwas Stroh aus Pellets vor sich hin müffeln lassen und dann mal beimpfen. :wink:
Wo ist eigentlich der Unterschied zwischen Stroh und Holz als Substrat? Ligningehalt?
Meine allerersten Gedanken dazu als Laie.
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Mycelio
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Beitrag von Mycelio » Sonntag, 25. Oktober 2009 22:22

Hallo zusammen,

für mich ist alles Kompostierung, was mit Sauerstoff abläuft, ohne Sauerstoff ist es Gärung und alles beides Fermentation. Allerdings muß ich immer aufpassen, nicht mit den Begriffen durcheinanderzukommen...
Ob eine Kompostierung vollständig abläuft, erscheint mir nicht wesentlich.

Von der Kompostierung von Stroh oder Holz habe ich schon öfter gelesen, meist mit geringem Zusatz von Kleie auf einem offenen Haufen, der alle paar Tage gewendet wird. Hierbei kommt es zu einer starken Erhitzung des Substrats und zu einer Besiedelung durch thermophile Pilze und Bakterien, die für den späteren Zuchtpilz kein Problem darstellen. Mit diesem Verfahren lassen sich auch pilzhemmende Stoffe in Nadelhölzern abbauen.

In dem mir bekannten Verfahren für die Vorbereitung von Stroh (mit Gips und stickstoffhaltigen Zusätzen) für den Shiitake wird von einer 12 bis 24-stündigen Pasteurisierung mit Dampf bei 65°C gesprochen.
http://www.alohamedicinals.com/book2/ch ... -02-05.pdf

Grüße, Carsten
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hegaupilz
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Beitrag von hegaupilz » Montag, 26. Oktober 2009 09:54

Hi

also laut Lelley, Pilzanbau, Seite 168/169

Die aerobe Fermentation ist ist ein Prozeß, welcher im Verlauf der Phase II der Fermentation im Champignonanbau ähnelt.

Der Prozeß besteht aus 2 Schritten. Der erste schritt ist die Hygienisierung, nach dem Prinzip der Pasteurisation. Der zweite Schritt ist die Konditionierung, sie dient der Konservierung eines für den Kulturspeisepilzes weitgehend konkurenzlosen Milieus im Substrat. Dies erfolgt auf mikrobiologischem Wege mit Hilfe antimykotisch wirkender Stoffwechselpprodukte (Antibiotika) der Substratbakterien.

Dauer 2 bis 7 Tage. aufheizen auf 58 °C halten für 18 h.
Jetzt Konditionierung durch Frischluftzufuhr. Temp fällt auf 52° C ab und das ganze halten für ca 40 h. abkühlen lassen auf 25° C jetzt beimpfen. Wird bei den Großsubstratherstellern gemacht die ich kenne und auch schon öfters besucht habe. Ja da hast du recht Jinx die läuft kontroliert in einem Tunnel unter kontrolierten Bedingungen ab mit genau gesteuerter Temperaturkurve und locker aufgeschichtetem Subtrat ab.
---> hohe Energiekosten aber stabiles Substrat, geht unsteril relevant für Großbetrieb

Dann gibts da noch die semianaerobe Fermentation. Das ist das was hier allgemein unter Gärung behandelt wird. Ist in Ungarn, Nebenerwerb und unter Hobbyanbauern weit verbreitet. Das ist das was du machst Jinx

Substrat unter Wasser für 6-10 Tage. Die leicht verfügbaren Nährstoffe werden aufgebraucht. Das Substrat ist somit nicht mehr so anfällig gegenüber Konkurenzpilzen.
Läuft auch noch beit Temperaturen zwischen 10 und 16° C ab.
allerdings keine antimykotisch wirkende Stoffwechselprodukte, deshalb wird oft Benomyl als selektives Fungizid eingesetzt.
----> günstige Methode heikel bei empfindlichen Pilze wie Kräuterseitling und Shiitake
mein Favorit für Hobbyanbau

Dann die Pasteurisierung die du meinst Carsten bei 65°C über 48 Stunden. Hab ich bisher bei keinem Großbetrieb gesehen . Denke mal das Substrat ist nicht so stabil muß wohl auch Benomyl eingesetzt werden was in Deutschland verboten ist.
----> eher hoher Energieaufwand, kein stabiles Substrat

Die Kompostierung ist ein Prozeß bei dem das Substrat aufgesetzt wird und dann auch umgesetzt wird bis es soweit abgebaut ist daß man Kompostpilze darauf züchten kann, wie Champi, Parasol oder Tintlinge oder als ein Endprodukt um Pflanzen darauf zu ziehen
---> für Kompostpilze

und Schluß endlich die Sterilisation bei 125° C alles tot. abkühlen lassen und beimpfen.
---> hoher Energieaufwand, steriles arbeiten nötig, sehr flexibel da alle Sorten sich so züchten lassen, Nebenerwerb.

Können wir uns auf diese Definitionen einigen? Sonst kommen wir noch ganz durcheinander.
Viele Wege ein Ziel: Ein Substrat zu schaffen auf dem Pilze wachsen und das mit einem hohen Ertrag und geringst möglichen Aufwand

@ Jinx Unterschied zwischen Holz und Stroh
Holz brachte mir immer höhere Erträge als Stroh, auch nicht so anfällig gegenüber Trauermücken. Es ist einfach homogener in der Qualität (über mehrere Jahre gewachsen) beim Stroh hab ich Qualitätsschwankungen von Jahr zu Jahr was sich beim Holz ausgleicht. Der Kräuterseitling bevorzugt eher Stroh.

Grüße

Holger
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