Weizen und Chipsies - es geht doch

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pilzplanet
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Weizen und Chipsies - es geht doch

Beitrag von pilzplanet » Montag, 27. Dezember 2010 13:37

Hallo,

allgemein herrscht die Ansicht, die unsterile Zucht auf Chipsies und Getreide wäre sehr kontiträchtig. Nach meinen ausgiebigen Experimenten kann ich das bestätigen, selbst wenn man wiederholt pasteurisiertes Substrat untermischt hat man eine recht hohe Kontiquote. Da die unsterile Zucht aber so attraktiv ist habe ich etwas rumexperimentiert und eine abgewandelte Methode entdeckt mit der ich bei KS und Shitake auf eine Kontiquote von Null komme. Bisher habe von dieser Methode noch nichts gehört, vermutlich ist sie neu oder ich habe das Rad neu erfunden. Getestet habe ich das ausgiebige auf KS, Shitake und Auster ( jeweils Weizen und Chipsies), mit der Auster hat es auf Weizen nicht funktioniert, was aber vermutlich daran liegt dass meine Auster generell keinen Weizen mag, auch steril nicht. Der wesentliche Unterschied zu den mir bisher bekannten Methoden ist dass das Substrat in HEISSEM Zustand zur Brut gegeben wird.
Im Detail gehe ich so vor :

- ich benutze grosse Ziplock-Beutel oder Gefrierbeutel mit Luftdichtem Clip
- man benötigt eine gewisse Menge Kontifreie Brut zu Anfang, also sterile Chipsies oder Getreide , zur Not auch unsteriles Stroh
- die Brut muss triebstark sein, also frisch und sehr gut durchwachsen
- die Zuchtbeutel müssen mit der Substratmenge "mitwachsen", also mehrmals umgefüllt werden in grössere Beutel
- zu Beginn muss die Brut in Blockform im Beutel vorliegen, also noch nicht zerbröselt, die Brut muss schon mehrere Tage im Beutel gelegen haben
- das Substrat mit passendem Wassergehalt wird in einem Topf oder Mikrowelle erhitzt biss es dampft.
- jetzt muss sauber und zügig gearbeitet werden
- der Brutbeutel wird senkrecht hingestellt, bei kleinen Brutmengen wird der Teil mit der Brut einmal umgeschlagen
- der Löffel zum Einfüllen wird 1 Min tief in das heisse Substrat eingetaucht. Dann wird in den senkrechten Beutel soviel Brut eingefüllt dass sich die Menge verdoppelt. Bei der Auster geht auch die dreifache Menge oder teilweses sogar deutlich mehr.
- ihr habt richtig gelesen, das HEISSE Substrat wird auf die lebende Brut geschaufelt.
- zügig arbeiten, ausreichend grossen Löffel verwenden
- sofort Beutel kontidicht verschliessen, entweder Ziplock oder Clip
- sobald sich eine geschlossene Schicht heisses Substrat auf der Brut gebildet hat, mitzählen. Nach insgesamt ca. 60 Sekunden wird der Beutel auf die Seite gelegt. Das heisse Substrat wird ausgestrichen sodass es alle Bereiche des Beutels erreicht. Nach 1 Min wird ein "Graben" zwischen Brut und Substrat geformt sodass das Substrat die Brut nicht mehr berührt.
- ein nasses Handtuch wird auf die Brutseite des Beutels gelegt und in den "Graben" gut reingedrückt
- bei grosser Substratmenge giesst man nach ein paar Minuten noch etwas kaltes Wasser auf das Handtuch
- wer es eilig hat kann das Substrat auch noch kühlen
- wenn das Substrat kalt ist wird die Brut bei geschlossenem Beutel ALLERGRÜNDLICHST zerbröselt und untergemischt
- der Beutel muss unbedingt die ersten 3 Tage geschlossen bleiben biss sich ausreichend Mycelflaum gebildet hat. Besser noch etwas länger geschlossen halten
- Danach kann man vorsichtig eine Belüftung anbringen, Watteverschluss oder Tyvek Fenster. Das Substrat darf dabei auf keinen Fall grossartig bewegt werden
- wenn vorher schon ein Luftfilter eingebaut war der nicht kontidicht ist dann vor der Aktion abkleben und erst nach 3 Tagen öffnen
- wenn das Substrat sehr gut durchwachsen ist, ca 1 Woche, kann man wieder verdoppeln. es muss sichergestellt sein dass das Substrat wirklich restlos durchwachsen ist und nicht nur angewachsen. Die alten und die neuen Getreidekörner müssen die gleiche weisse Farbe haben. die neuen Körner dürfen nicht dunkler sein als die alten. Ebenso bei Chipsies.
- Stroh ist wesentlich einfacher, man kann auch deutlich mehr Stroh als Brut verwenden.
- generell sollte man die Substratmenge an die Wuchsgeschwindigket des Pilzes anpassen, bei Weizen lieber etwas weniger nehmen.
- Zusätze von Stroh und Kaffesatz habe ich auch schon getestet, allerdings nur in wenigen Versuchen.

Der Trick der Methode ist dass die Hitze des Substrates den Beutel innen pasteurisiert, bei gleichzeitiger Kühlung der Brut. An der Kontaktstelle zur Brut wird diese auch pasteurisiert, also abgetötet.
Vermutlich funktioniert das auch bei anderen Pilzarten wenn man die Substratmenge anpasst.

Grüße vom Pilzplaneten
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Re: Weizen und Chipsies - es geht doch

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 28. Dezember 2010 20:39

Hallo Pilzplanet,

interessante Methode! In der Form, also mit heiß eigefülltem Getreide und Pasteurisierung der Substratoberfläche habe ich das noch nirgendwo gelesen. Danke fürs posten einer ausführlichen Anleitung!

Gruß, Carsten
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