Anfängerversuche (ein Erlebnisbericht)

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Neuling
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Re: Anfängerversuche (ein Erlebnisbericht)

Beitrag von Neuling » Dienstag, 30. Juli 2013 22:45

Nun mal wieder ein kleines Update. Ich war ja im Urlaub ;-)

Noch vor meiner Reise konnte ich den Pioppino in seine Blumenkästen betten. Das Mycel hatte auch die tieferen Schichten des Substrats besiedelt; ich habe mit einem Löffel ein tieferes Loch gegraben, und auch dort waren kleine weiße Stellen; so sah es aus:
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Alle Blumenkästen noch einmal nebeneinander:
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Anschliessend habe ich sie dann übereinandergestapelt und mit (Zier)-Kräutern versehen.
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Nun, dann bin ich in Urlaub gefahren, für 2 Wochen, bis zum 17.Juli. Mein Bruder hat sich aufopferungsvoll um meine Balkonblumen und die Pilzkulturen gekümmert.
Nach der Reise habe ich mich schon gewundert, was denn da so seltsam modrig riecht.
Nachdem ich die Balkontüren öffnete, erwartete mich eine kleine Schneelandschaft. Alles war voll Sporen; ich habe nachts mit der Taschenlampe in die Pilze geleuchtet: die arbeiteten wie eine Dampflokomotive :-)
Mit der Fruchtung hätte ich eigentlich erst in ein paar Wochen gerechnet.
Nachts habe ich noch die Sporen weggewischt, alles ging nicht, war schon zu dunkel. Bei Tageslicht sah es dann so aus:
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Anscheinend haben Floridaseitling und Lungenseitling zeitgleich gefruchtet.
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Oben Lungenseitling, unten Floridaausternpilz.
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Es hat etwas gedauert, bis ich die Sporen überall entfernt hatte.

Die Ernte ergab nach dem Säubern und Aussortieren 595g Florida-Austernpilze und 558g Lungenseitlinge. (Also jeweils etwa 17%BE pro Pilz) Es gab also ein üppiges Mahl für 4 Personen.

Mal sehen, wann die nächste Welle kommt. Bin ja sehr auf den Pioppino gespannt. Erhoffe mir etwas mehr Geschmack als bei den Seitlingen.. :roll:

Zwischenzeitlich haben sich während meines Urlaubs die Trauermücken, Thripseähnliches, und große Stubenfliegen über die Pilzkultur hergemacht. Vor 10 Tagen etwa konnte man den Balkon nicht mehr betreten. Deswegen.

Und genau deswegen habe ich Raubmilben (Hypoaspis miles, neuen Namen kann ich mir noch nicht merken) ausgesetzt, und nun so langsam nach anderthalb Wochen, scheinen die das Geviechs in den Griff zu bekommen.
Große Stubenfliegen waren zuerst verschwunden (habe die Raubmilben auf deren Larven reiten sehen :-D ), dann die Tripse und zuletzt die Trauermücken. Aber ganz weg sind sie noch nicht. Aber ich bin guter Dinge.

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edit 07.08.2013: Vorgestern konnte ich die zweite Welle der Lungenseitlinge ernten: sehr leckere 300g, (insgesamt jetzt beim Lungenseitling 25% BE, ich hoffe also, dass da noch mehr drin ist ;-)
und der Florida-Austernpilz startet gerade seine zweite Welle (edit 12.08.2013: Ernte war 484g, also nun insgesamt 32% BE).

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edit 09.08.2013: heute früh habe ich einen einzigen (!) Pioppino entdeckt: noch erbsengroß. Mich wundert, dass hier nicht gleich eine ganze Welle losgeht, sondern wirklich nur ein einzelner erschienen ist..aber schön sieht er aus :) (edit 12.08.2013: ist aber nicht weiter gewachsen)
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Re: Anfängerversuche (ein Erlebnisbericht)

Beitrag von Neuling » Freitag, 16. August 2013 21:44

Nachdem nur ein Pioppino erschienen ist, wollte ich dem doch mal auf den Grund gehen. Ich bin davon ausgegangen, dass das Substrat wohl ganz durchwachsen sein muss, aber dass eventuell die Luftfeuchte draussen nicht so optimal war. Oder Substrat zu trocken oder zu feucht...
Na, jedenfalls dachte ich mir, ich kann es dann gleich mit 'supplementing at casing' verbinden.

Was mich nun erstaunt hat, ist dass es nicht typisch nach Pioppinomyzel gerochen hat. Der Geruch war dennoch angenehm, eher wie Gartenerde, weniger wie Waldboden. Zudem war das Substrat ganz locker und sah eigentlich schon fast wie gute Erde aus. Nur noch nicht ganz so schwarz. Weißes Myzel habe ich nicht wirklich entdecken können. Auch das alles so locker fluffig war finde ich seltsam. Normal feucht war es noch. So wie Gartenerde frisch aus der Tüte.
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Kann es sein, dass die Trauermücken & Co. alles Myzel verputzt haben? Ist das Myzel heimlich abgehauen? Ich hoffe einfach mal, dass da doch eigentlich alles durchwachsen ist, woher sonst der eine kleine Pioppino vor einer Woche. Aber komisch ist's schon.

Ich habe also das Substrat mit einem Löffel durchgegraben und davon etwas in eine Schüssel gefüllt und mit 4% Zusätzen angereichert (100g Weizenkleie und 50g Luzernenpellets + 300g Wasser gekocht und abkühlen lassen.) Ein paar frisch besiedelte Pappestückchen von meiner Pioppinobrut habe ich auch noch dazugegeben.
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Alles gut vermengt und wieder zurück in die Kästen. Obendrauf dann eine dünne Schicht Blumenerde. Und nun abwarten...

Im Vergleich dazu der Kasten mit dem Lungenseitling, bis oben gut durchwachsen, hat ja auch schon 2 Wellen hinter sich:
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Einen Kasten habe ich auch hier mal mit 4% Zusatz angereichert (50g Kleie + 25g Luzerne, diesmal nicht abgekocht) und mit Blumenerde bedeckt.
Im Inneren war das Substrat vom Seitling an manchen Stellen pudertrocken. Und dass, obwohl sich die oberste Schicht immer noch feucht angefühlt hatte. Ich habe also deswegen alle Kästen nochmal gut gegossen. Mal sehen, was nun wird.
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Re: Anfängerversuche (ein Erlebnisbericht)

Beitrag von Neuling » Mittwoch, 09. Oktober 2013 21:38

Abschließendes Resume:
Also, der Lungenseitling hat noch mal so 360g gebracht, aber alles in allem ist das Experiment nicht so gut verlaufen. Die Biomasse, die ich hauptsächlich produziert habe waren Dungmücken.
Mittlerweile ist es draussen kälter geworden, und bisher hat sich nur ein Pioppino gezeigt. Ich lasse die Blumenkästen wohl bis nächstes Jahr draussen stehen, mal sehen, ob da noch was kommt, ich erwarte jedoch nicht mehr viel.
Die Blumenkästen sahen zunächst zwar schön aus, dann über die Zeit sind sie doch in sich zusammengesackt und stehen nun windschief und so schön sauber sind sie auch nicht mehr. Vereinzelt sprießt der Lungenseitling (1-2 kleine Pilze pro Monat).
Den unsterilen Ansatz gebe ich daher auf und bin mittlerweile ins sterile Lager gewechselt (Still-Air-Box, Petrischalen, Flüssigmyzel). Zukünftig werden es dann wohl 10l Kosmetikbeutel werden, insofern mir mit Hilfe der Pappesandwiches, dann Petrischalen, die Trennung von Myzel und Kontaminationen gelingt. Das Hobby hat mich gepackt, und ich habe meine Pilzauswahl aufgestockt: Lungenseitling, Stockschwämmchen, Pioppino, Kräuterseitling, Panellus stipticus, Buchenrasling und Violetter Rötelritterling. Leider waren die gekauften Körnerbruten total verseucht, so dass es wohl etwas länger mit der Aufreinigung (Pappe, Petrischalen, Agar) dauert. Es ist einfach frustrierend, wenn man sauber arbeitet, und die Impfkultur auch nur kleine Mengen an Schimmel enthält und alles zunichte macht bzw. einen immensen Arbeitsaufwand produziert. Daher jetzt die sterile Variante...
Vom Florida-Seitling (aka Ulmenseitling) werde ich mich trennen, denn der sport mir zu früh und viel zu viel, und vom Geschmack her ist er dem Lungenseitling zu ähnlich, dem aber m.E. leicht unterlegen. Sind beide vom Aussehen für mich eh kaum zu unterscheiden.
Die Baumstämme giesse ich regelmäßig, aber was draus wird, wird sich wohl erst nächsten Sommer zeigen. Kann ich die über den Winter hinweg auf dem Balkon lassen? Oder sollte ich die reinholen? Sind sehr kleine Stämme, so 5-6 Kg pro Stück. (Stockschwämmchen, Pioppino und Lungenseitling)
Als Abschluss noch mal die BEs, die sind nun alles andere als weltbewegend:
Lungenseitling: 37% BE
Florida-Austernseitling: 32% BE
Pioppino: 0,001% BE
Vielleicht kommt ja nächstes Jahr noch was, aber ich hatte mir eigentlich mehr vorgestellt.
Mal sehen, wie es dann mit der sterilen Zucht weitergeht.
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Re: Anfängerversuche (ein Erlebnisbericht)

Beitrag von AdiandieBar » Sonntag, 22. Juni 2014 14:44

Hey wie siehts nun bei dir aus???
Der Bericht (wenn auch schon ein wenig älter) war bisher sehr sehr spannend und schön dokumentiert.

Aber wie sieht es jetzt bei dir aus? Ist der Pioppino noch gefruchtet??
Wie sieht es mit den Baumstämmen aus?

Intressiert mich wirklich, weil ich auch kurz davor bin zu impfen...
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