Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

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Lauscher
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Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von Lauscher » Freitag, 20. Mai 2016 20:56

Hallo!

Ich möchte mal auf eine Möglichkeit hinweisen, ohne Autoklav Substrat zu sterilisieren.
Das Verfahren nennt sich fraktionierte Sterilisation oder auch Tyndallisation.

Das Prinzip dahinter: Sporen sind sehr hitzeresistent, Myzel dagegen ist hitzeempfindlich.
Läßt man feuchtes Substrat stehen, keimen viele Sporen aus. Wird das Substrat erhitzt, sterben die ausgekeimten Sporen ab. Wartet man jetzt einen oder zwei Tage, keimen weitere Sporen aus. Noch einmal kochen, werden auch diese ausgekeimten Sporen abgetötet.
Mit jeder Wiederholung wird die Zahl der überlebenden Sporen drastisch reduziert.
Bevor es Autoklaven gab, war dies das Standardverfahren in der Forschung.
Gewöhnlich wird nur 1 Tag abgewartet, 2 Tage dürfte auch gehen. Nach drei Tagen können sich schon neue Sporen gebildet haben.
Standard: 3x Erhitzen an drei aufeinanderfolgenden Tagen.

Diese Methode ist zeitaufwendig, aber ermöglicht Sterilisation ohne Autoklav oder DDKT.

Auch mit Autoklav lasse ich mein angemischtes Substrat immer einen Tag lang feucht und warm stehen, damit möglichst viele Sporen schon vorher auskeimen.

Viele Grüße, Martin
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Ständerpilz
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von Ständerpilz » Sonntag, 22. Mai 2016 11:34

Ich mache das immer so, wenn etwas nicht in den Dampfdrucktopf passt und es funktioniert hervorragend.
Am Rande: Obwohl ich keine Sterilbank und keinen Autoklaven (nur DDT) habe, hatte ich bislang keine Kontamination auf Körnerbrut und nur wenige auf Petrischalen. :)
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mariapilz
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Montag, 02. Januar 2017 20:29

Das will ich genauer wissen. Ich kann da das gemixte substrat - nehmen wir mal stroh, sägemehl und kleie mit kochendem wasser übergiessen. Am nächsten Tag dann das erkaltete wasser abgiessen und wieder mit kochendem wasser übergiessen. Am nächsten Tag wieder. Und fertig. So richtig? Gibs und kalk gebe ich erst vor Impfung dazu?

Kann man anstatt mit kochendem wasser übergiessen, auch das ganze über Dampf machen. So würden die nährstoffe nicht ausgewaschen.

Ich hätte da einen grossen topf bei dem man unten drinnen feuer machen kann. Anbrennen darf mir das wohl nicht! ??
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mariapilz
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Mittwoch, 04. Januar 2017 09:54

Oooooliver Maaartin! Wenn ihr dann aus eurem gemeinsamen urlaub aus dem Riesending, vom Belucha oder dem Andromedanebel zurück seid, bitte nicht Mariechen vergessen. Ich will diesen thread nicht mit lauter schwachsinn vollstopfen, nur um ihn oben zu halten.
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von limbi007 » Mittwoch, 04. Januar 2017 11:20

mariapilz hat geschrieben:Das will ich genauer wissen. Ich kann da das gemixte substrat - nehmen wir mal stroh, sägemehl und kleie mit kochendem wasser übergiessen. Am nächsten Tag dann das erkaltete wasser abgiessen und wieder mit kochendem wasser übergiessen. Am nächsten Tag wieder. Und fertig. So richtig? Gibs und kalk gebe ich erst vor Impfung dazu?
Reicht das Übergießen mit dem kochenden Wasser aus? Oder sollte man das Ganze kurz köcheln lassen?
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von Pioppino » Donnerstag, 05. Januar 2017 09:05

Hi,
das Übergießen, oder Dampfen stellt keine Tyndalisierung per se dar und ist auch nicht ausreichend, da man so keine Kerntemperatur von 100°C bekommt. Das Übergießen ist m.E. nach nur bei Pressware (Pellets) ausreichend, da bei der Herstellung Temperaturen entstehen, die den Kern quasi frei von Organismen werden lassen.

Vorschlag zur Vorgehensweise*:

1. Substrat für 30-45min, oder länger**, kochen (Geht natürlich im Mikrofilterbeutel o.ä.)
2. Verschlossen abkühlen lassen
3. Für 24Std. in den Brutschrank (Es werden 37°C zur bakteriellen Auskeimung empfohlen)
4. Wiederhole 1-2 mal.

*Quelle: http://www.karteikarte.com/card/792618/ ... echnik-bei

** Kerntemperatur mal mit nem Fleischthermometer erfassen, dann weiß man wo man hin muss, dann nochmal 15min. köcheln lassen.

Guter Beitrag zum Thema Sterilisation und Absterbekinetik von Organismen:
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Sterilisation


Grüße
Sascha
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Donnerstag, 05. Januar 2017 10:40

Und das kann ich dann auch mit leicht verderblichem zusatzstoff wie Kleie machen. Der pio bereitet mir unsteril probleme, da der aber nur mit aufwertung akzeptable erträge bringt.

Ks und auster wachsen wunderbar in bio stroh - keine pellets - nur übergossen mit kochendem wasser, ein. Allerdings ohne aufwertung
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von Ständerpilz » Samstag, 07. Januar 2017 13:29

Hallo Maria,
mariapilz hat geschrieben:Das will ich genauer wissen. Ich kann da das gemixte substrat - nehmen wir mal stroh, sägemehl und kleie mit kochendem wasser übergiessen. Am nächsten Tag dann das erkaltete wasser abgiessen und wieder mit kochendem wasser übergiessen. Am nächsten Tag wieder. Und fertig. So richtig? Gibs und kalk gebe ich erst vor Impfung dazu?
Wie Pioppino schon sagte: Übergießen mit kochendem Wasser ist keine Tyndallisiation.
mariapilz hat geschrieben:Ich hätte da einen grossen topf bei dem man unten drinnen feuer machen kann. Anbrennen darf mir das wohl nicht! ??
Topf ist schon mal gut. Anbrennen ist nicht so gut, leichtes Anbrennen aber meist auch kein Beinbruch.

Wichtig ist, dass die 100°C (Wasser kocht) erreicht und für eine Zeit (mind. 30 min) gehalten werden. Das tötet die meisten Keime schon mal ab. An den nächsten beiden Tagen erhitzt man das ganze jeweils erneut, wie beschrieben. Dazwischen inkubiert man das Medium, damit noch vorhandene Sporen zum Auskeimen gebracht werden. Die Temperatur für die Inkubation sollte ausreichend warm sein, damit die Sporen auch auskeimen. Zimmertemperatur geht aber zur Not auch.

Wichtig ist natürlich, dass in der ganzen Zeit keine neuen Keime in das Medium/Substrat gelangen.

Viele Grüße

Oliver

P.S.: Es gibt auch einen Wikipedia-Artikel dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/Tyndallisation
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Samstag, 07. Januar 2017 14:26

Ok, danke.
mariapilz hat geschrieben:Am nächsten Tag dann das erkaltete wasser abgiessen und wieder
das brauche ich dann nicht machen, sondern einfach wieder aufkochen.. ich habs geschnallt
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Samstag, 14. Januar 2017 11:17

:oops: ich bin begriffstützig...

Also wenn ich stroh und kleie in den topf gebe, darf ich nich so viel wasser reingeben wie zb beim nudeln kochen sondern nur etwas halt?? Ich dachte mir ... wenn das stroh nach dem ersten mal aufkochen unter wasser ist (bei 37 grad) dann können die sporen ja nicht auskeimen oder? Die brauchen luft?

:roll: liebe grüße. ...miss begriffstützig
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von limbi007 » Samstag, 14. Januar 2017 12:13

mariapilz hat geschrieben::
Also wenn ich stroh und kleie in den topf gebe, darf ich nich so viel wasser reingeben wie zb beim nudeln kochen sondern nur etwas halt?? Ich dachte mir ... wenn das stroh nach dem ersten mal aufkochen unter wasser ist (bei 37 grad) dann können die sporen ja nicht auskeimen oder? Die brauchen luft?
Doch, im Wasser ist zunächst Luft. Erst wenn die Mikroorganismen anfangen ihr Werk zu verrichten und die Luft im Wasser verbrauchen, sinkt der Sauerstoffanteil im Wasser. Deswegen ist zB. die Algenblüte in den Seen oft das Problem, weil durch die Sauerstoffabnahme für Fische kein Sauerstoff mehr da ist. Oft sieht man dann die Fische an der Wasserobfläche schwimmen...
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Mittwoch, 18. Januar 2017 08:04

Ich bin draufgekommen, dass mein riesentopf aus verzinktem stahl/eisen ist (er ist schwer magnetisch und hat etwas weissrost drauf... glaube ich zumindest). Hat jmd. Ahnung von Metall und kann mir sagen ob ich den überhaupt zum substratkochen verwenden kann? Oder ist das giftig?

Ich koche keine fruchtsäuren da drinnen. Der topf ist uralt...ist vielleicht das - wenn was giftig ist - schon ausgekocht? Ich glaube, dass früher die wäsche da drinnen gekocht wurde... Im netz finde ich einfach keine klare Antwort. ...

Es geht mir auf den zeiger, dass nichts... aber auch gar nichts auf anhieb funktioniert :evil:
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 18. Januar 2017 16:42

mariapilz hat geschrieben:Ich bin draufgekommen, dass mein riesentopf aus verzinktem stahl/eisen ist (er ist schwer magnetisch und hat etwas weissrost drauf... glaube ich zumindest). Hat jmd. Ahnung von Metall und kann mir sagen ob ich den überhaupt zum substratkochen verwenden kann? Oder ist das giftig?
Verzinkter Stahl ist imho unproblematisch und wurde früher auch für Trinkwasserleitungen benutzt, bevor man zu Kupfer überging. Säuren und andere aggressive Stoffe würde ich aber vermeiden.
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Donnerstag, 19. Januar 2017 20:27

:evil: weissrost soll giftig sein... toll. Bringt Vögel um. Der Topf ist alt... noch genug Zink drauf... ist es abgeplatzt... ich bin total angepisst. Nun muss ich noch eine Schlosserlehre machen... Mir ist der alte Topf einfach zu unsicher.

Jedoch ist einer meiner Nachbarn ein Spenglermeister und Firmeninhaber. Vielleicht kann der mir einen aus Edelstahl zusammenfrickeln. Oder Kupfer.. wäre billiger.. oder nicht... aber Grünspan..

Viele Steine säumen meinen Weg :cry:
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Re: Fraktionierte Sterilisation ohne Autoklav

Beitrag von mariapilz » Samstag, 18. Februar 2017 22:43

Ich habe jetzt einen 70 liter Suppentopf edelstahl :mrgreen: damit kann ich meinen grossen Ofen der - wie ich erfahren habe - ein futterdämpfer ist, betreiben.

In der Zwischenzeit habe ich test-thyndalisiert 8) im kleinen suppentopf (für pio):
35g trocken stroh gehexelt
360g räuchergold trocken
30g hendlfutter gemahlen trocken
topf mit Wasser aufgefüllt und an 3 aufeinander folgenden Tagen für ca. eine halbe Stunde aufgekocht.

Nachdem ich das ganze in der Waschmaschine geschleudert hatte. ..5g gibs, eine prise kalk. feuchstsubstratgewicht: 1130g, geimpft mit viel Brut 47g

ein kleines bisschen vom substrat habe ich zum testen in einen gefrierbeutel getan...(erst) Nach 6 Tagen zeigten sich die ersten grünschimmelherde... (stimmt nicht... Meine aufzeichnen sind manchmal etwas wirr.. es zeigte erst nach 9 Tagen Schimmel. Das war das zuvor thyndalisierte substrat für ks mit nur hendlfutter und stroh)

Seit 6 Tagen ist der pio geimpft und sieht vielversprechend aus...
Dateianhänge
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