Fermentation größerer Mengen - Ideen?

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katharina
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Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von katharina » Freitag, 04. August 2017 09:05

Wir sind gerade am Grübeln wie wir größere Mengen Stroh fermentieren könnten - rein technisch. So 30-50 kg trockenes Stroh in einem Schwung wäre unser Ziel.

Zum Hintergrund: Das Ganze findet auf einem Bauernhof statt und es ist schweres Gerät mit dem hunderte Kilo gehoben werden können vorhanden. Platz und Geruchsbildung sind kein Problem und Fermentations-Abwasser kommt in die Güllegrube. Letztens haben wir 7kg Kleinballen verwendet, die passen in 130L Plastikboxen. War aber nicht optimal. Jetzt haben wir Stroh zu Rundballen pressen lassen. Das wollen wir fermentieren.

Hat jemand eine Idee wie man das machen könnte? Gitterkörbe die in lebensmittelechte Fässer passen basteln? Gitterboxen? Oder einfach ein Gestell zum Abtropfen basteln und das nasse, fermentiere Stroh draufkippen?

Eine andere Idee wäre auch den Rundballen (120x100cm) in Silagefolie wickeln zu lassen und das Wasser da einzufüllen. Nach 3 Wochen die Folie entfernen, nassen Ballen auf eine Palette stellen und mittels Schwerkraft abtropfen lassen. Glaubt ihr das ist einen Versuch wert? Besteht eine Chance, dass der Ballen vollständig durchnässt wird wenn man das so macht? Glaubt ihr, dass man 1m³ fest gepresstes Stroh überhaupt auf die Art ausreichend abtropfen lassen kann?
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von mariapilz » Freitag, 04. August 2017 23:38

katharina hat geschrieben: Eine andere Idee wäre auch den Rundballen (120x100cm) in Silagefolie wickeln zu lassen und das Wasser da einzufüllen. Nach 3 Wochen die Folie entfernen, nassen Ballen auf eine Palette stellen und mittels Schwerkraft abtropfen lassen
und dann? auseinanderreissen und In substratsäcke abpacken?

gesehen habe ich das auch schon mal ... Im Netz. Die die das so machen haben aber dann immer auch gleich den ganzen ballen geimpft (mit Besenstiel Löcher rein, brut rein, da stehen lassen wo er ist...)

ich glaube auch dass es mit dieser Methode einiges an stellen gibt die nicht gut vom mycel durchwachsen werden. In der Mitte zu nass... Am Rand zu trocken oder vielleicht stellen die nicht richtig fermentiert sind...
katharina hat geschrieben:Glaubt ihr, dass man 1m³ fest gepresstes Stroh überhaupt auf die Art ausreichend abtropfen lassen kann?
Wenn man das stroh in ballenform lässt und beimpft gibt es sowieso stellen die eben nicht gut durchwachsen werden, aber wenn du es in Säcke abpacken willst dann hast du halt von innen das nasse stroh während es aussen schon wieder trocken ist...

Aber das ist alles glauben...nix wissen. probieren geht über studieren.

lg
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von katharina » Samstag, 05. August 2017 13:24

schon eher auseinanderreißen und in Schlauchfolie füllen. Ich glaube nicht, dass so ein 1,20x1m Ballen so super für die Fruchtung ist, selbst wenn er halbwegs durchwächst. Die FK wachsen ja dann überall und mit lauter Stroh dran.

Es würde mich aber schon reizen diese Rundballen-Fermentation einfach auszuprobieren. Im schlimmsten Fall landet er vorzeitig am Misthaufen...
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von mariapilz » Samstag, 05. August 2017 16:30

katharina hat geschrieben: Es würde mich aber schon reizen diese Rundballen-Fermentation einfach auszuprobieren. Im schlimmsten Fall landet er vorzeitig am Misthaufen...
dann würde ich den ballen in einen Bottich versenken und irgendwie (mit der Schaufel vom Traktor? ... weiss nicht ob ihr ihn stehen lassen könnt...) völlig unter wasser drücken. Am anfang vielleicht mit einem stecken den ballen etwas maltretieren damit die eingeschlossene Luft entweichen kann..

Den ballen kann man ja mit Gurte vor dem untertauchen versehen damit man ihn wieder rausholen kann. Solche spanngurte hat man vielleicht zur Hand und muss nicht grossartig basteln

ich freue mich auf Fotos. Gutes gelingen :D
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Lauscher » Sonntag, 06. August 2017 19:37

Einem Freund habe ich letztes Jahr einen Beutel Kräuterseitlingsbrut geschenkt. Er hat zwei Strohballen einfach draußen halbschattig hingelegt, mit einem Gartenschlauch gründlich gewässert und mit einem Stock die Brut an vielen Stellen hineingestopft.
Ich habe es nicht selbst gesehen, aber der Ertrag war wohl so reichlich, daß die dreiköpfige Familie mit Pilzessen kaum hinterherkam.
Und das nur mit nassen Strohballen, ohne Fermentation!
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Ständerpilz » Sonntag, 06. August 2017 21:14

Gängige Methode bei Strohballen ist das Einschlagen in (helle) Folie und Befüllen mit Wasser und anschließender Fermentation. Alles halbschattig. Nach ein paar Wochen auspacken und beimpfen. Siehe auch Jolanda Engelbrecht, Titel vergessen.
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Faulpilz » Mittwoch, 23. August 2017 20:28

Ich würde den Ballen in (EPDM-)Teichfolie einschlagen/umhüllen und die Folie mit Zurrgurten fixieren; dann bewässern. Versuch macht kluch.
Lieber myzelsüchtig als mieselsüchtig.
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Ständerpilz » Donnerstag, 24. August 2017 17:37

Schwarze Teichfolie könnte bei Sonneneinstrahlung aber dazu führen, dass die Temperatur derart ansteigt, dass die fermentierenden Mikroorganismen abgetötet werden. In dem Fall dann darauf achten, dass keine direkte Sonne daran kommt. Oder halt eine hellere Folie verwenden.
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von mariapilz » Donnerstag, 24. August 2017 20:03

Alles ganz nette "einpackgeschichten". Und die sind auch schön und gut..... Wenn man den ballen dann so beimpft wie er ist. Im ganzen. Dann lässt man den ballen draussen stehen und fruchten. Da nimmt man in Kauf, dass einige Ecken austrocknen, schwarz werden...

Aber wenn man das stroh dann in Schlauchfolie packen will, und im "wetter-unabhängigen" Fruchtungsraum bringen will dann ists schade um die arbeit wenn man entsorgen muss nur weil ein eck nicht richtig fermentiert wurde.

Fermentieren kann man eh nur wenns warm ist. Keine ganz jahresgeschichte... Wenn ihr das ganze Jahr pilze züchten wollt braucht ihr eh auch noch eine andere "sterilisier"-Methode.

Dann könnt ihr die Ballen auch gleich im ganzen lassen, mit der Jahreszeit gehen und draussen fruchten lassen. So als Plus für den Herbst.
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von katharina » Freitag, 25. August 2017 07:17

Die drei Kleinballen, die wir fermentiert haben, sind inzwischen mehr oder weniger durchwachsen und der Lungenseitling beginnt gerade zu fruchten. Ich bin gespannt wie die Fruchtung wird, im Vergleich zu unfermentiertem Stroh.

Aber die durchwachszeit ist länger (habe gleichzeitig gehäckseltes, gewässertes Stroh beimpft). Außerdem waren die Ballen, die wir ja in Strechfolie gewickelt haben unten zu feucht und wir mussten die Strechfolie unten komplett wegnehmen.

Dass man Strohballen im Ganzen nicht homogen beimpfen kann, gefällt mir nicht. Falls wir weiterhin fermentieren, wird das fermentiere, beimpfte Stroh in Säcke abgefüllt.
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 25. August 2017 11:34

mariapilz hat geschrieben:Aber wenn man das stroh dann in Schlauchfolie packen will, und im "wetter-unabhängigen" Fruchtungsraum bringen will dann ists schade um die arbeit wenn man entsorgen muss nur weil ein eck nicht richtig fermentiert wurde.
Es geht ja erstmal nur ums Fermentieren, nicht ums Fruchten. Und das Fermentieren sollte so kein Problem sein. Auch Tauchen in beliebige, mit Wasser gefüllte Behälter sollte problemlos funktionieren.
mariapilz hat geschrieben:Fermentieren kann man eh nur wenns warm ist. Keine ganz jahresgeschichte... Wenn ihr das ganze Jahr pilze züchten wollt braucht ihr eh auch noch eine andere "sterilisier"-Methode.
Genau, die Temperatur ist natürlich eine wichtige Größe. Bei warmen Wetter geht es schneller als bei kaltem. Und bei brüllender Hitze und in der prallen Sonne kann es sich auch schnell ausfermentiert haben. Die Bedingungen muss man halt schaffen. Wobei ich nicht ständig Idealtemperaturen schaffen würde (Heizen kostet Geld), sondern einfach bei geringeren Temperaturen längere Fermentationszeiten einkalkulieren würde. Das geht natürlich nur in einem gewissen Rahmen. Im Winter draußen geht das natürlich sowieso nicht.
katharina hat geschrieben:Die drei Kleinballen, die wir fermentiert haben, sind inzwischen mehr oder weniger durchwachsen und der Lungenseitling beginnt gerade zu fruchten. Ich bin gespannt wie die Fruchtung wird, im Vergleich zu unfermentiertem Stroh.
Vermuten würde ich, dass es bei fermentiertem Stroh etwas länger dauert, aber problematische Kontaminationen seltener auftreten.
katharina hat geschrieben:Außerdem waren die Ballen, die wir ja in Strechfolie gewickelt haben unten zu feucht und wir mussten die Strechfolie unten komplett wegnehmen.
Unten wären größere Löcher sinnvoll, damit das Wasser abfließen kann. Oder sehr viel gründlicher abtropfen lassen. Staunässe will man nie haben.
katharina hat geschrieben:Dass man Strohballen im Ganzen nicht homogen beimpfen kann, gefällt mir nicht.
Sollte aber keine Problem geben, dafür fermentiert man ja. Theoretisch könnte man ja statt mit Impfstock und Körnerbrut versuchen mit "Flüssigmycel" zu beimpfen. Man könnte für diesen Zweck versuchen eine Körnerbrut im Mixer mit zusätzlicher Flüssigkeit zu einer mehr oder weniger flüssigen Pampe zu homogenisieren, um damit dann die Strohballen zu beimpfen.

Um die Luft beim Fermentieren zu beseitigen, könnte man Vibrationen erzeugen. Ähnliches wird beim Gießen von Betondecken gemacht. Die Vibrationen sorgen dann dafür, dass die Luftblasen an die Oberfläche gelangen und damit weg sind. Damit das möglichst nicht nötig wird, sollte das Stroh vielleicht nicht zu fest gepresst werden.

Jedenfalls fällt mir sonst auch nichts Besseres ein...
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Lauscher » Freitag, 25. August 2017 12:59

Ständerpilz hat geschrieben:Im Winter draußen geht das natürlich sowieso nicht.
Ich überlege, ob es doch gehen könnte.
Fermentieren erzeugt Eigenwärme.
Ein sehr großes Paket wie ein Strohrundballen, in schwarze Folie gepackt, würde Eigenwärme erzeugen und durch die schwarze Farbe Sonnenwärme auch im Winter aufnehmen.

Von Misthaufen weiß ich, daß sie durch Fermentationsprozesse auch im Winter innen sehr warm sind.
(OT: Womöglich könnte man sogar Misthaufenwärme als Bruthilfe nutzen 8). )
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 25. August 2017 13:38

Lauscher hat geschrieben:
Ständerpilz hat geschrieben:Im Winter draußen geht das natürlich sowieso nicht.
Ich überlege, ob es doch gehen könnte.
Fermentieren erzeugt Eigenwärme.
Dann müsste man das Paket aber auch gut isolieren. Sonst würden zumindest die Grenzflächen stark abgekühlt.
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von mariapilz » Freitag, 25. August 2017 14:01

selbst wenn die fermentation (mindestens 8 grad braucht man lt. literatur) durch eigenwärme anspringen würde... Was ich nicht glaube ... Dann dauerts ewig, und wenn die Mikroorganismen ihre Arbeit einstellen frierts durch. praktisch gesehen ist das ein Horror: mitten im Winter gefrorenes stroh in Säcke abpacken? Ganz abgesehen davon dass man die stroh feuchtigkeit nicht regulieren kann.
Lauscher hat geschrieben:Von Misthaufen weiß ich, daß sie durch Fermentationsprozesse auch im Winter innen sehr warm sind.
(OT: Womöglich könnte man sogar Misthaufenwärme als Bruthilfe nutzen 8). )
:lol: Was du alles weisst :lol:
dass der innen warm ist brauchst einen riesen Misthaufen und dann .... Den folierten nassen Ballen im Mist eingraben :lol: Lauscher mitten im Winter auf einem riesen misthaufen mit der schaufel :lol: :lol:

aber Martin.... Männer mit Gefühl und blühender Phantasie finde ich entzückend :wink:
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Re: Fermentation größerer Mengen - Ideen?

Beitrag von Lauscher » Samstag, 26. August 2017 14:34

mariapilz hat geschrieben:praktisch gesehen ist das ein Horror: mitten im Winter gefrorenes stroh in Säcke abpacken?
Ich dachte in diesem Fall eher daran, das fermentierte Strohrad als Ganzes zu beimpfen.
mariapilz hat geschrieben:wenn die Mikroorganismen ihre Arbeit einstellen frierts durch.
Hmmm ... das ist ein Punkt.
mariapilz hat geschrieben::lol: Was du alles weisst :lol:
:D Als stolzer Bauerssohn bin ich mit den besonderen Qualitäten von Misthaufen vertraut. :mrgreen:
mariapilz hat geschrieben:dass der innen warm ist brauchst einen riesen Misthaufen und dann .... Den folierten nassen Ballen im Mist eingraben :lol: Lauscher mitten im Winter auf einem riesen misthaufen mit der schaufel :lol: :lol:
Den Ballen würde ich schon eher mit Treckerhilfe mit Mist vollschaufeln.
Mal überlegt: Das Strohrad nur wässern, ohne zu fermentieren, nach Abtropfen beimpfen, mit Mist dicke voll packen, und wir haben ein schönes warmes Brutnest.
Luftzufuhr braucht das Myzel natürlich auch, vielleicht sollte der Ballen oben noch etwas rausgucken, und vielleicht sogar bis tief rein Löcher bekommen, mit einer Stange gebohrt.
Das kann im Sommer und im Winter funktionieren.

Wenn der Ballen dann gut durchwachsen ist, kann man ihn rausholen, Plane abziehen und fruchten lassen.
mariapilz hat geschrieben:aber Martin.... Männer mit Gefühl und blühender Phantasie finde ich entzückend :wink:
ooooh :oops: *ganzrotwerd*. Und Treckerfahren kann ich auch noch! :)
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