Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Rezepte und Petrischalen gießen

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Dontmesswiththeoyster
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Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Samstag, 01. April 2017 13:16

Hallo liebes Pilzvolk,
Vor ca. 4 Wochen haben wir 34 Agarplatten (Glas) gegossen. Leider ist beim Sterilisieren im Autoklaven, nach ca. 15 min (nach Einschalten) der Heizstab verreckt (zum 3. mal :evil: ). Die Agarplatten wurden dennoch versuchshalber (und frustbedingt ) erst mal in einen Müllbeutel gesteckt und im Schrank verstaut. Im schlimmsten Fall hätten wir zumindest ein paar Pilzkunstwerke produziert :lol: . Vor drei Tagen haben wir nachgeschaut. Wir dachten, dass vermutlich alle Petris bunt schimmern sollten, aber das war nicht der Fall. Alle Petris waren ohne Kontis!

Hier kurz eine Beschreibung wie ich die Agarplatten hergestellt habe:
- ca 500mL Wasser wurden zum köcheln gebracht und 20 g Malzextraktpulver und 2g Bierhefeflocken eingerührt.
- ca. 20g Agar wurden in 300ml lauwarmen Wasser eingerührt und die Lösung/Suspension in kochende Nährlösung eingerührt
- die Agarlösung (nach dem kochen ca. 750ml) wurden mit Wasser auf 1000ml aufgefüllt und noch einmal kurz aufgekocht
- die Agarlösung wurde mit etwas (2-3 Spatelspitzen) Zitronensäure auf ca. pH 4 angesäuert (um später Bakterienkontis zu reduzieren)
- sterile Einwegspritzen (12ml) wurden 2mal aufgezogen und somit 24ml Agarlösung in 9cm Glas-Petrischalen überführt
- die Petrischalen wurden ohne Deckel abkühlen gelassen bis der Agar verfestigt hatte und anschließend der Deckel aufgesetzt (um die Bildung von Kondenswasser zu diesem Zeitpunkt zu verhindern)
- die Petris wurden in Alufolie eingewickelt und 33 der 34 Petris in den Autoklaven gestellt und für 15 Minuten Sterilisiert (vllt max 5 min die Kerntemperatur von 121°C erreicht): eine Petri hat nicht mehr reingepasst
- Der Autoklav wurde über Nacht abkühlen gelassen um Siedeverzug und die Bildung von Kondenswasser zu reduzieren
- Der Korb mit den Petris wurde in einen Müllsack gepackt, dieser eingeschlagen und das ganze im Regal für 4 Wochen verstaut
- die Petris wurden auf einer HEPA-Werkbank Marke Eigenbau (siehe viewtopic.php?f=31&t=4202 ) ausgepackt und mit Parafilm verschlossen
- die fertigen Petris wurden 4 Tage im Kühlschrank gelagert

Bisher wurden noch keine Kontis entdeckt. Heute wird unser kleiner Arbeitskreis auf der HEPA-Werkbank versuchen mit gerade eben erworbenen Wochenmarktpilzen (Sommeraustern (vermuten wir, da die Hutfarbe weiß ist), Kräuterseitlingen, Shiitake) erfolgreich zu klonieren. Wir halten euch auf dem Laufenden!

vG
Julius
Ständerpilz
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Re: Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Beitrag von Ständerpilz » Sonntag, 02. April 2017 20:43

Hallo Julius,

klingt arg kompliziert. Warum kochst du Agar und Malzextrakt getrennt voneinander? Warum stellst du den pH nach der Agar-Zugabe ein? Und wenn du schon einen HEPA hast, kannst du doch die Platten besser gleich dort steril gießen (oder in der Uni). Ich gieße immer direkt aus dem Erlenmeyerkolben. Dann wickelst du die ein und stellst die 4 Wochen in den Schrank, aber wieso? Du machst dir viel zu viel Arbeit, denke ich. ;)

Grüße

Oliver
Dontmesswiththeoyster
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Re: Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Montag, 03. April 2017 13:43

Hallo Oliver,
klingt arg kompliziert. Warum kochst du Agar und Malzextrakt getrennt voneinander?
1-2 Wochen vor diesem Versuch wollte ich schon einmal Agarplatten herstellen. Damals habe ich Malzextrakt, Agar, Dextrose und Bierhefeflocken zusammen gegeben und kurz aufgekocht (diesselbe Rezeptur und Zutaten). Allerdings ist der Agar damals nicht hart geworden. Ein Bekannter meinte ich soll es nochmal versuchen und den Agar kurz vorher in kaltes Wasser vorlösen und dann dazu geben. Hab ich dann auch probiert und es hat dann auch geklappt. Keine Ahnung was beim ersten mal schief gegangen war (bzw. ob das vorherige lösen in lauwarmen Wasser etwas gebracht hat).
Warum stellst du den pH nach der Agar-Zugabe ein?
Weil ich dann das gewünschte Endvolumen hatte.
Und wenn du schon einen HEPA hast, kannst du doch die Platten besser gleich dort steril gießen (oder in der Uni). Ich gieße immer direkt aus dem Erlenmeyerkolben.
In der Uni haben wir leider keine Sterile Werkbank, macht aber nichts, da ich ja einen kleinen HEPA daheim habe. Der Grund warum ich es so gemacht hatte war, dass ich zu dieser Zeit keine Erlenmeyerkolben bzw. DDKT in passender Größe hatte (Erlenmeyerkolben waren viel zu groß). Trotzdem wollte/musste ich langsam mal Petris gießen. Beim nächsten mal werde ich es mal mit dem Erlenmeyerkolben probieren.
Dann wickelst du die ein und stellst die 4 Wochen in den Schrank, aber wieso?
Die Petris wurden in Alufolie gewickelt, damit nicht so viel Wasser in die Petris beim Autoklavieren eindringt. Ich habe sie nach dem vermeintlich missglückten Sterilisationsversuch erstmal nicht wegschmeißen wollen. Da ich aber dachte, dass die wahrscheinlich eh nichts werden, wollte ich mir nicht die Arbeit machen und die Petris mit Parafilm unterm HEPA abzupacken. Deshalb hab ich die Petris erst mal in einen Müllsack und in den Schrank gestellt. Die kommenden vier Wochen hatte ich genug anderes zu tun, weshalb die Petris im Schrank ein wenig in Vergessenheit geraten sind. :roll:
Du machst dir viel zu viel Arbeit, denke ich.
Das kann sein :) . Beim nächsten mal versuche ich es mit der Erlenmeyermethode (gebrauchter 35L DDKT und neue Erlenmeyerkolben sind angeschafft worden).

vG
Julius
Dontmesswiththeoyster
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Re: Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Freitag, 21. April 2017 20:28

Hier ein paar Bilder von den Petris nach 3 Wochen. Die Petris sehen alle super aus, bisher keine Kontis und einige haben schon die komplette Petri besiedelt. Die linke Spalte sind Shiitake, die mittleren Kräuterseitlinge und die rechte Sommerausternseitlinge.

vG
Julius
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Dontmesswiththeoyster
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Re: Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Donnerstag, 04. Mai 2017 15:49

Hier ein paar Bilder von fertigen Petris, die wir am letzten Wochenende zum Beimpfen von Roggen benutzt haben. Die ersten beiden Petris sind Sommeraustern, die mittleren Kräuterseitlinge und die letzten beiden Shiitake.
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MDBA-SA4.jpg
MDBA-SA2.jpg
MDBA-KS3.jpg
MDBA-KS1.jpg
MDBA-Shi3.jpg
MDBA-Shi2.jpg
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Re: Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Beitrag von mariapilz » Samstag, 06. Mai 2017 09:35

super Fotos!
wieso wachsen nur die ks platten schön rhizomartig während die anderen fluffig wachsen? Bei den anderen könnte man noch nicht mal selektieren, da keine Stelle auf der Platte rhizomartig wächst.
Hier nochmal der link... Die schreiben dass nur das rhizomorphe myzel gut ist. deren Ansprüche sind aber auch sehr hoch....
https://gluckspilze.com/6selektionierung
Dontmesswiththeoyster
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Re: Versuch: unvollständig sterilisierte MD(B)A

Beitrag von Dontmesswiththeoyster » Donnerstag, 11. Mai 2017 20:05

Ich hab ja schon im anderen Thread darüber geschrieben, dass ich glaube, dass das mit dem rhizomorphen Wachstum ein urbaner Mythos ist:
viewtopic.php?f=55&t=1842&start=15

Zudem, alle Körnergläser vom Austernseitling, die letztes Wochenende angesetzt wurden, sind vollständig bewachsen! Bei den Shiitake sind es immerhin 1/3 bis 1/2 der Gläser und beim Kräuterseitling etwas mehr als die Hälfte. Die überimpften Petris sehen auch super aus. Alles wächst schön gleichmäßig. Ich denke, dass auch diese bis mitte nächster Woche vollständig bewachsen sind.
Fazit: Mit Petris arbeiten ist der Hammer 8) !

vG
Julius
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