Agar-Einsatzmenge

Rezepte und Petrischalen gießen

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katharina
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Agar-Einsatzmenge

Beitrag von katharina » Samstag, 15. Juli 2017 06:39

Hallo! Mein erstes Posting hier im Forum. :D

Ich habe gerade erst mit der Pilzzucht angefangen, will mich aber schon auf die Steriltechniken stürzen, da ich Biologin bin und beruflich viel Erfahrung mit dem steril arbeiten habe.

Nun wollte ich mir Agar und Malzextrakt bestellen. Dabei stellte ich fest, dass überall 20g Agar pro Liter empfohlen wird. Wir verwenden im Labor 8g pro Liter. Mit 20 g kannst du ja wen erschlagen :shock:. Ist der in der Hobby-Pilzzucht übliche Agar vielleicht ein anderer? Verwendet irgendwer erfolgreich weniger als 20g?

Außerdem gießen wir im Labor die Platten auch immer nach dem Autoklavieren. Wir autoklavieren keine gegossenen Petris. Hier wird das offensichtlich gemacht. Hat das einen Grund?

Würde mich über Aufklärung meines Unverständnisses freuen :oops: :P

Danke & LG
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kornpilz
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von kornpilz » Samstag, 15. Juli 2017 18:30

Hmmm
Also wenn du dich im Labor arbeitest . Dann hast dich schon alles was du brauchst. Warum willst auch Agar bestellen kannst dich sicher im Labor was klar machen.

Also ich nehme auch immer um die 20g und ja da hast du Recht . Das Zeug wird gut fest. Ob es auch mit nur 8 g geht hab ich nicht getestet. Aber wenn es fest in der Petri ist passt doch.

Ich mein haptsache fest in der Petri. Du kannst ja auch mit Flüchtlingen arbeiten . Das ist der nähstoff ja auch komplett flüssig .
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
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Lauscher
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von Lauscher » Samstag, 15. Juli 2017 19:21

Hallo Katharina, willkommen im Forum!
Ich habe gerade erst mit der Pilzzucht angefangen, will mich aber schon auf die Steriltechniken stürzen, da ich Biologin bin und beruflich viel Erfahrung mit dem steril arbeiten habe.
Das klingt gut! Die Biologie ist ein weites Feld, was ist Dein Spezialgebiet? Mykorrhiza wäre natürlich ideal, da kennt sich kaum jemand wirklich aus.
Nun wollte ich mir Agar und Malzextrakt bestellen. Dabei stellte ich fest, dass überall 20g Agar pro Liter empfohlen wird. Wir verwenden im Labor 8g pro Liter. Mit 20 g kannst du ja wen erschlagen :shock:. Ist der in der Hobby-Pilzzucht übliche Agar vielleicht ein anderer?
Ich habe selbst noch keine Agar-Petris gemacht (nur gelegentlich fertig gekauft), kann daher nicht aus Erfahrung sprechen. Es scheint aber durchaus Qualitätsunterschiede bei Agar zu geben, im Forum wurden schon sehr unterschiedliche Bezugsquellen genannt, manchmal auch Asia-Läden, die Agar aus Fernost selbst importieren. Außerdem gibt es wohl auch verdünnten/gestreckten Agar für manche Lebensmittelzwecke. Die 20g/Liter haben sich vielleicht als "Standard auf der sicheren Seite" etabliert.
Außerdem gießen wir im Labor die Platten auch immer nach dem Autoklavieren. Wir autoklavieren keine gegossenen Petris. Hier wird das offensichtlich gemacht. Hat das einen Grund?
Es kann heikel sein, mit nicht-optimaler Ausrüstung die Petris kontaminationsfrei zu gießen. Wenn die Petris schon geschlossen aus dem Autoklav kommen, ist das Risiko kleiner. Allerdings haben die meisten mit Kondenswasser in der Petri zu kämpfen.

Viele Grüße, Martin
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von katharina » Montag, 17. Juli 2017 08:35

Lauscher hat geschrieben: Das klingt gut! Die Biologie ist ein weites Feld, was ist Dein Spezialgebiet? Mykorrhiza wäre natürlich ideal, da kennt sich kaum jemand wirklich aus.
Ich habe zuerst mal Ökologie studiert und dann auf einer Agrar-Uni weitergemacht und Pflanzenschutz studiert. Ich arbeite selber nicht direkt mit Pilzen, sondern eher mit Pflanzen, Bakterien und molekularbiologisch. Die Grundprinzipien sind aber die gleichen. Und in meiner Arbeitsgruppe gibt es einige, die mit (Schad-)pilzen und auch mit Mykorrhiza arbeiten. Da bekommt man natürlich einiges mit bzw. kann man die Leute fragen.
kornpilz hat geschrieben:Hmmm
Also wenn du dich im Labor arbeitest . Dann hast dich schon alles was du brauchst. Warum willst auch Agar bestellen kannst dich sicher im Labor was klar machen.
Irgendwelches Material vom Labor abzweigen werde ich sicherlich nicht, das ist verboten. Wenn ich mir aber mal eine Reinkultur für 40€ bestelle, werde ich wohl doch eher auf Nummer sicher gehen und die Platte im Lab unter der Laminar Flow aufmachen & überimpfen...

Das mit der Agar-Menge werde ich einfach mal ausprobieren 8)

Wenn ihr die Petris vor dem Autoklavieren gießt - wie bekommt ihr dann den Agar gelöst? Kocht ihr den vorher auf? Oder gißt ihr ihn einfach ungelöst? Würde für mich beides die 20g erklären. Agar leidet sehr wenn er 2x erhitzt wird. Im Labor kippen wir Agar weg, wenn wir ihn aus irgendeinem Grund (fest geworden, Problem beim Autoklavieren...) 2x erhitzen müssen. Und wenn man ihn vor dem gießen nicht auflöst, hat man halt in jeder Petrischale eine andere Menge Agar.

Kondenswasserprobleme haben wir im Labor auch. Das entsteht wenn die Platte beim abkühlen geschlossen ist oder auch bei Kühlschranklagerung. Wir schweißen bei Kühlschrank-Platten immer eine leere Platte mit ein (als unterste Platte). Das hilft etwas. Kühlschranklagerung ist aber bei nicht-antibiotischen Platten unnötig. Also falls das hier jemand macht - es bringt nichts außer Kondenswasser. :wink:

Schon mal probiert die Agarplatten in so einem Unicorn-Mikrofilterbag zu lagern? Könnte das Problem verringern, wegen dem Filter.
_Hatti_
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von _Hatti_ » Montag, 17. Juli 2017 21:30

Hi, also ich koche mein Agar auf und giesse es gelößt in die Petris. Die Petris kommen dann mit meinen Brutglässern in den Autoklav-Topf und werden sterilisiert ( so hoffe ich :roll: )
Für das Autoklavieren der Flüssigkeiten bräuchte man als Hobbyzüchter ein wenig mehr an Ausrüstung fürchte ich.
Schön das du da bist :mrgreen: und frischen Wind bei hast :D
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mariapilz
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von mariapilz » Montag, 17. Juli 2017 23:17

Die wenigen male die ich mit agar gearbeitet habe, habe ich möglichst kleine einmachgläser verwendet und wie auf dem Bild zu sehen ist einen solchen "alufolienschlot" draufgebastelt. Im dddkt alles abkühlen lassen,... dann den mitsterilisierten Deckel drauf. In einen normalen 6 l ddkt passen 3 solcher zurechtgemachte Gläser rein. Kondenswasser? Was ist das?

https://gluckspilze.com/3agar
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 18. Juli 2017 14:59

Hallo Katharina,
katharina hat geschrieben:Ich habe gerade erst mit der Pilzzucht angefangen, will mich aber schon auf die Steriltechniken stürzen, da ich Biologin bin und beruflich viel Erfahrung mit dem steril arbeiten habe.
Dann spricht ja nichts dagegen! Ich arbeite auch in der Biologie und gewisse Dinge fallen einem dann einfach leichter, erst recht mit entsprechender Berufserfahrung.
Nun wollte ich mir Agar und Malzextrakt bestellen. Dabei stellte ich fest, dass überall 20g Agar pro Liter empfohlen wird. Wir verwenden im Labor 8g pro Liter. Mit 20 g kannst du ja wen erschlagen :shock:. Ist der in der Hobby-Pilzzucht übliche Agar vielleicht ein anderer? Verwendet irgendwer erfolgreich weniger als 20g?
Es kommt ja immer auf den Zweck an. Zwischen 0,5 und 2% kann man alles als "normal" bezeichnen. Wenn du mit deinen Platten entsprechend vorsichtig umgehst, spricht imho auch nichts gegen 0,8% oder 1,5%. Ich persönlich verwende 1,2-1,5%. Das hat aber eine eher untergeordnete Bedeutung, so lange er einigermaßen fest wird.
Außerdem gießen wir im Labor die Platten auch immer nach dem Autoklavieren. Wir autoklavieren keine gegossenen Petris. Hier wird das offensichtlich gemacht. Hat das einen Grund?
Ja. Die meisten hier sind steriles Arbeiten nicht gewohnt. Zudem haben die meisten keine Laminar-Flow zuhause herum stehen. ;)

Ich gieße meine Platten aber auch erst nach dem Autoklavieren - ohne Laminar-Flow. Dafür verwende ich "produktsterile" Plastik-Petrischalen und autoklaviertes, hinreichend abgekühltes Medium. Um Kontaminationen gering zu halten, reinige ich erst meinen Arbeitsraum (Bad oder Küche) und arbeite dann direkt neben einem Brenner (Spiritusbrenner oder Gaskartuschenbrenner). Durch die aufsteigende, heiße Luft ist die Gefahr gering, dass Partikel auf meinen Nährböden fallen. Dennoch öffne ich die Platten natürlich nur kurz zum Gießen und verschließe sie direkt wieder (lasse sie also nicht zum Abkühlen offen, wie unter der Laminar-Flow). Ich gieße kleine Stapel von 5 oder 6 Petrischalen auf einmal. Dadurch, dass die noch heißen Platten übereinander stehen, bildet sich dort kein oder nur sehr wenig Kondenswasser. Ausgenommen die oberste oder die obersten zwei Platten. Das kann man noch minimieren, indem man eine kleine Styroporplatte oder ähnliches oben auf den Stapel stellt.
Wenn ihr die Petris vor dem Autoklavieren gießt - wie bekommt ihr dann den Agar gelöst? Kocht ihr den vorher auf? Oder gißt ihr ihn einfach ungelöst?
Ungelöst? Nein, der muss dann schon vorher kurz aufgekocht werden.
Kühlschranklagerung ist aber bei nicht-antibiotischen Platten unnötig.
Genau, aber hier wird wohl kaum einer die unbewachsenen Platten im Kühlschrank aufbewahren. Antibiotika verwendet hier wahrscheinlich auch niemand, könnte man aber natürlich machen. IMHO nutzt das wenig, da dann immer noch genug Kontaminationen bleiben (Hefen). Antibiotika machen Sinn zur Selektion, wenn man eine Resistenz in einem Zielkonstrukt eingeführt hat, aber sonst nicht.

Grüße

Oliver
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 18. Juli 2017 15:02

_Hatti_ hat geschrieben:Für das Autoklavieren der Flüssigkeiten bräuchte man als Hobbyzüchter ein wenig mehr an Ausrüstung fürchte ich.
Nein, Hatti, warum denn? Ob du nun ein Glas mit Substrat oder mit Agar-Medium autoklavierst, macht keinen großen Unterschied.

Grüße

Oliver
katharina
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von katharina » Dienstag, 18. Juli 2017 20:56

Ständerpilz hat geschrieben:
Ich gieße meine Platten aber auch erst nach dem Autoklavieren - ohne Laminar-Flow. Dafür verwende ich "produktsterile" Plastik-Petrischalen und autoklaviertes, hinreichend abgekühltes Medium. Um Kontaminationen gering zu halten, reinige ich erst meinen Arbeitsraum (Bad oder Küche) und arbeite dann direkt neben einem Brenner (Spiritusbrenner oder Gaskartuschenbrenner). Durch die aufsteigende, heiße Luft ist die Gefahr gering, dass Partikel auf meinen Nährböden fallen. Dennoch öffne ich die Platten natürlich nur kurz zum Gießen und verschließe sie direkt wieder (lasse sie also nicht zum Abkühlen offen, wie unter der Laminar-Flow). Ich gieße kleine Stapel von 5 oder 6 Petrischalen auf einmal. Dadurch, dass die noch heißen Platten übereinander stehen, bildet sich dort kein oder nur sehr wenig Kondenswasser. Ausgenommen die oberste oder die obersten zwei Platten. Das kann man noch minimieren, indem man eine kleine Styroporplatte oder ähnliches oben auf den Stapel stellt.
Danke, damit wird für mich schon mal viel klarer wie ich es angehen werde. Meine Wohnung ist in einem Neubau und sehr sauber. Ich werd demnächst mal staubwischen und Vorhänge waschen und es genauso machen wie du. Ich gieße im Labor meine Pflanzen-Platten auch am Stapel, hab den Dreh also recht gut raus 8)

Kommen die Platten bei dir dann sofort zurück in den Folienschlauch oder erst wenn sie fest sind? Lässt du den Brenner bis dahin eingeschaltet?
Ständerpilz hat geschrieben: Genau, aber hier wird wohl kaum einer die unbewachsenen Platten im Kühlschrank aufbewahren. Antibiotika verwendet hier wahrscheinlich auch niemand, könnte man aber natürlich machen. IMHO nutzt das wenig, da dann immer noch genug Kontaminationen bleiben (Hefen). Antibiotika machen Sinn zur Selektion, wenn man eine Resistenz in einem Zielkonstrukt eingeführt hat, aber sonst nicht.
Naja, wenn ich zb. Streptomycin und verwandte ABs in meine Platten tue, dann werde ich das Risiko für bakterielle Kontaminationen wohl verringern. Diverse Anbieter für Pilzzuchtbedarf verkaufen ja "antibiotische Nährmedien" mit einem "Aminoglykosid-Antibiotikum", auch als Pulver. Ich frage mich dabei zwar was sie mit dem Antibiotikum gemacht haben, dass es 121° aushält, aber ok. Wenn ich ein übrig gebliebenes, passendes Antibiotikum im Medizinschrank hätte, würd ich es auflösen, sterilfiltrieren, mir die Einsatzmenge ausrechnen und nach dem Autoklavieren zum Medium geben 8). Hab aber nix. Und was vom Labor mitgehen lassen will ich nicht.
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 18. Juli 2017 23:25

katharina hat geschrieben:Danke, damit wird für mich schon mal viel klarer wie ich es angehen werde. Meine Wohnung ist in einem Neubau und sehr sauber. Ich werd demnächst mal staubwischen und Vorhänge waschen und es genauso machen wie du. Ich gieße im Labor meine Pflanzen-Platten auch am Stapel, hab den Dreh also recht gut raus 8)
Prima! Staubwischen ist das A und O, denn Bakterien und Hefen haben ja keine Flügel. Und natürlich: Luftbewegung (Durchzug, hektische Bewegungen) vermeiden und ebenso das Aufwirbeln von Schimmelpilzsporen (z. B. Abfluss am Waschbecken). Wenn du dann noch auf deinem Atem achtest (ggf. Maske tragen), dann kann nicht mehr viel schief gehen. Klar, ein paar Platten verpilzen schon mal, das kann man nicht gänzlich verhindern.

Ach ja, du kennst das vermutlich vom sterilen Gießen unter der Bench: das Gefäß, aus dem gegossen wird, am besten nicht wieder absetzen, so dass der Tropfen erst gar nicht am Glas/Erlenmeyerkolben herunter läuft. Falls das doch passiert: etwas drehen. Dann braucht man auch nicht jedes Mal abflammen.
Kommen die Platten bei dir dann sofort zurück in den Folienschlauch oder erst wenn sie fest sind? Lässt du den Brenner bis dahin eingeschaltet?
Ich lasse die Platten nach dem Gießen erst mal stehen, bis sie fest sind. Dann wickel ich um jede Schale Parafilm drum und stelle sie einfach in den Schrank (ohne Folienschlauch). Das geht für ein paar Wochen gut, ich verbrauche die Platten aber meist relativ schnell. Meist gieße ich mir nur ein paar wenige Platten.
Naja, wenn ich zb. Streptomycin und verwandte ABs in meine Platten tue, dann werde ich das Risiko für bakterielle Kontaminationen wohl verringern. Diverse Anbieter für Pilzzuchtbedarf verkaufen ja "antibiotische Nährmedien" mit einem "Aminoglykosid-Antibiotikum", auch als Pulver. Ich frage mich dabei zwar was sie mit dem Antibiotikum gemacht haben, dass es 121° aushält, aber ok. Wenn ich ein übrig gebliebenes, passendes Antibiotikum im Medizinschrank hätte, würd ich es auflösen, sterilfiltrieren, mir die Einsatzmenge ausrechnen und nach dem Autoklavieren zum Medium geben 8). Hab aber nix. Und was vom Labor mitgehen lassen will ich nicht.
Es geht auch ohne Antibiotika. Der Anbieter wird das Antibiotikum vermutlich erst nach dem Autoklavieren und Abkühlen auf <50° hinzufügen und dann die Platten verkaufen, nehme ich an. Bakterielle Kontaminationen hat man sowieso eher nicht, würde ich behaupten. Hefen und Schimmelpilze sind da deutlich problematischer. Es sei denn, du hustest dir beim Beimpfen auf die Platten. :c)

So oder so sind auch Kontaminationen nicht immer das Todesurteil für das Mycel. Man kann ja rechtzeitig auf eine neue Platte überimpfen.

Bei der Körnerbrut ist übrigens die Wassermenge sehr entscheidend. Nur etwas zu viel Wasser und du hast Staunässe, die ein gutes Wachstum des Mycels verhindert. Das ist imho die Hauptursache für Fehlschläge. Ich nehme für Körnerbrut Marmeladengläser, bei denen ich zwei Löcher in die Deckel gemacht und Eindrehfilter (für Drehen von Zigaretten, vom Kiosk) eingesetzt habe. Ist billig und funktioniert hervorragend.
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von katharina » Mittwoch, 19. Juli 2017 06:25

Ständerpilz hat geschrieben: Ach ja, du kennst das vermutlich vom sterilen Gießen unter der Bench: das Gefäß, aus dem gegossen wird, am besten nicht wieder absetzen, so dass der Tropfen erst gar nicht am Glas/Erlenmeyerkolben herunter läuft. Falls das doch passiert: etwas drehen. Dann braucht man auch nicht jedes Mal abflammen.
Zum Thema steriles Arbeiten im Labor - ich flamme nie ab. Wir haben alle unsere Medien in Schottflaschen und die haben ja diese dünnen, blauen Gießringe aus Plastik. Die werden kaputt wenn man abflammt. Es geht auch ohne Abflammen. Produziere Unmengen an Platten und wenn mal was kontaminiert ist war ich selber schuld. Mein Doktrovater arbeitet unterm Laminar Flow grundsätzlich ohne Handschuhe, nur mit Sterilium. Mit 40 Jahren Laborerfahrung weiß er wo er hingreifen kann und wo nicht... Ist aber für den Hobbypilzzüchter definitiv nicht nachahmenswert, das schaffen nämlich bei uns nicht einmal die Doktoranden nach 3 Jahren :oops:
Ständerpilz hat geschrieben: Dann wickel ich um jede Schale Parafilm drum und stelle sie einfach in den Schrank (ohne Folienschlauch).
Parafilm... Ich habe schon so viele Stunden meines Lebens damit verbracht Platten mit Parafilm ein- aus- und wieder neu einzuwickeln..... Also ab jetzt noch mehr Parafilm :cry:
Ständerpilz hat geschrieben: Bei der Körnerbrut ist übrigens die Wassermenge sehr entscheidend. Nur etwas zu viel Wasser und du hast Staunässe, die ein gutes Wachstum des Mycels verhindert. Das ist imho die Hauptursache für Fehlschläge. Ich nehme für Körnerbrut Marmeladengläser, bei denen ich zwei Löcher in die Deckel gemacht und Eindrehfilter (für Drehen von Zigaretten, vom Kiosk) eingesetzt habe. Ist billig und funktioniert hervorragend.
Bin gespannt wie ich es mit der Wassermenge hinbekomme. Ist wahrscheinlich Gefühlssache. Deckel habe ich mir gekauft. Solche mit Impfport und Filter. Dazu 500ml Sturzgläser. Ich muss dazu sagen, dass die Pilzzucht bei mir mittelfristig über Hobbydimensionen hinausgehen soll, ich würds gerne als zweites Standbein für einen Bauernhof aufbauen. So richtig mit Pilzzuchträumen, Verarbeitungsküche, Kühlraum usw. :wink:

Jetzt heißts aber erstmal Erfahrungen sammeln und üben.
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 19. Juli 2017 08:47

katharina hat geschrieben:Ich muss dazu sagen, dass die Pilzzucht bei mir mittelfristig über Hobbydimensionen hinausgehen soll, ich würds gerne als zweites Standbein für einen Bauernhof aufbauen. So richtig mit Pilzzuchträumen, Verarbeitungsküche, Kühlraum usw. :wink:
Hartes Brot.
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von katharina » Mittwoch, 19. Juli 2017 11:10

Ständerpilz hat geschrieben:
katharina hat geschrieben:Ich muss dazu sagen, dass die Pilzzucht bei mir mittelfristig über Hobbydimensionen hinausgehen soll, ich würds gerne als zweites Standbein für einen Bauernhof aufbauen. So richtig mit Pilzzuchträumen, Verarbeitungsküche, Kühlraum usw. :wink:
Hartes Brot.
Die Alternative - weiterhin althergebrachte Landwirtschaft mit Rindern und Getreide fürs Lagerhaus - zu betreiben wäre RICHTIG hartes Brot. Eine semiprofessionelle Pilzzucht kostet 1/3 von einem neuen Rinderstall und ein Deckungsbeitrag von 5€ pro kg ist im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Produkten geradezu astronomisch.

Wenn man nicht aus der Landwirtschaft kommt, kann man sich dieses Ungleichgewicht zwischen Produktionskosten und Preisen garnicht vorstellen. Deshalb nur mal so ein Beispiel: Ein junges Rind mit 6 Monaten kostet in Österreich ca. 700€. Wenn man dieses Rind dann 15-20 Monate füttert, kann man es für 1500-1800€ verkaufen. In der Zwischenzeit hat man täglich 2x ausgemistet und gefüttert, stunden- und tagelang Gras gemäht und zu Heu und Silage verarbeitet, Hafer und Gerste angebaut, gepflegt und geerntet, Stroh gepresst, alles 5x mit dem Traktor von A nach B geschippert, Diesel für den Traktor gekauft, Steuern und Sozialversicherung gezahlt. Manchmal bricht im Stall eine Krankheit aus und dann muss der Tierarzt kommen. Wie viel da noch überbleibt, kannst du dir ungefähr vorstellen. Von dem Gewinn soll man nicht nur leben, sondern auchnoch den Kredit für einen Stall-Neubau zahlen weil der alte Stall nicht mehr tierschutzkonform ist. Nebebei sei erwähnt, dass man 0 Tage im Urlaub war und ohne größeren organisatorischen Aufwand nicht einmal einen Tagesausflug am Wochenende machen kann.

DAS ist hartes Brot.
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von katharina » Mittwoch, 19. Juli 2017 21:45

Nachdem es hier ja eigentlich um Agar geht, vermelde ich mal, dass ich mir alles was ich für Petris brauche bestellt habe und nächste Woche loslegen werde. Mein Vater bastelt mir eine Glovebox. Damit sollte also nichts schief gehen.

Ich hab diverse Brut bestellt und würde davon gerne gleich Agar-Ableger machen. Wenn ich den Bag mit der Brut in der Glovebox aufschneide und ein durchwachsenes Gerstenkorn auf eine Platte lege dann sollte das Mycel wohl auf der Platte auswachsen, richtig?
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Re: Agar-Einsatzmenge

Beitrag von Ständerpilz » Donnerstag, 20. Juli 2017 00:23

katharina hat geschrieben:Mein Vater bastelt mir eine Glovebox. Damit sollte also nichts schief gehen.
Ich persönlich würde dir eher zum Selbstbau einer kleinen Laminar-Flow raten. Von Gloveboxes halte ich selbst nicht so viel. Hin und wieder kriegt man diese Laminar-Flow-Eigenbauten auch schon mal gebraucht von Orchideenzüchtern. Wenn es mittelfristig auf einen professionellen Anbau mit eigenen Räumlichkeiten hinauslaufen soll, dann wäre auch eine große Impfbank oder sogar ein Reinraum eine Option. Selbiges gilt für einen (sehr großen) Autoklaven. Zu letzterem kann dir Martin (Lauscher) was sagen. Die Kosten müsste man außerdem ja problemlos von der Steuer absetzen können. Warum Zeit mit "Hobbymethoden" verschwenden, wenn am Ende doch etwas Professionelleres angeschafft werden muss? Selbiges gilt natürlich für Licht, Luftaustausch und Temperatur-/Luftfeuchte-Regelung.
katharina hat geschrieben:Ich hab diverse Brut bestellt und würde davon gerne gleich Agar-Ableger machen. Wenn ich den Bag mit der Brut in der Glovebox aufschneide und ein durchwachsenes Gerstenkorn auf eine Platte lege dann sollte das Mycel wohl auf der Platte auswachsen, richtig?
Natürlich, so sollte es sein.
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