Milch als Substratzusatz

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Christoph1988
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Milch als Substratzusatz

Beitrag von Christoph1988 » Mittwoch, 25. Dezember 2013 04:39

Hallo Zusammen,
leider hat die Suchfunktion nichts ergeben, daher stelle ich meine Frage konkret: gibt es Erfahrungen mit Milch als Zusatzstoff fürs Substrat?

Dafür sprechen würde in meinen Augen der hohe Proteingehalt (im Wesentlichen Casein). Dagegen die Konterminationsanfälligkeit durch die Fettemulsion und die optische Trübung wenn man in Flüssigkultur oder Agar abrbeitet.

Hat jemand Erfahrungen mit Milch als Substratzusatz?
Bzw. wie ist das mit dem Fett? Können die Pilze es verstoffwechseln? Mögen Sie es, oder schiebe ich den Selektionsdruck damit in Richtung Bakterien?

Schonmal Vielen Dank und ein paar besinnliche Festtage
Viele Grüße
Christoph
Azureus
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Re: Milch als Substratzusatz

Beitrag von Azureus » Mittwoch, 25. Dezember 2013 10:22

Hey-Ho, frohe Weihnachten Christoph!

Bekommst du die Milch umsonst oder willst du damit die Erträge steigern?

Ich kann dir da aus Unwissenheit leider keine Antwort zu geben.

Hab schon gehört, dass andere Pflanzenöl in's Substrat geben.
Auch Körner haben ja einen gewissen Fettgehalt.

Ich persönlich würde meine Pilze nicht mit tierischen Produkten füttern,
da sie sonst auch nicht auf ihrem Speiseplan stehen.

:wink:
LG
Azureus
Christoph1988
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Re: Milch als Substratzusatz

Beitrag von Christoph1988 » Donnerstag, 26. Dezember 2013 10:35

Hi Azureus, auch dir frohe Weihnachten.
Das mit der Milch war einfach eine Idee beim Ansetzen des Substrates, wozu mich Erfahrungen interessieren. Als Naturwissenschaftler denke ich auch nicht darüber nach, ob es Substrat pflanzlichen oder tierischen Ursprungs ist (man züchtet ja Pilze auch auf Pepton), sondern darüber, welche Nährstoffe ein bestimmtes Substrat enthällt und welche Nährstoffe ein bestimmter Organismus benötigt.
Die meisten Organismen können lebensnotwendige Stoffe aus anderen Stoffen synthetisieren (z.B. nicht essentielle Aminosäuren), das Ganze kostet aber Energie, die der Organismus nicht ins Wachstum stecken kann. Daher sollte er schneller wachsen, wenn man ihm die notwendigen Stoffe direkt zur Verfügung stellt. Soweit die Theorie.
Leider habe ich für Kulturpilze bisher keine wissenschaftlichen Quellen zu Nährstoffbedarf und entsprechenden Substraten gefunden. Daher heißt es rumprobieren.

Viele Grüße
Christoph
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Mycomane
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Re: Milch als Substratzusatz

Beitrag von Mycomane » Freitag, 27. Dezember 2013 17:57

Also Milch habe ich noch nicht ausprobiert.
Aber die Proteine sollten natürlich von Nutzen sein.
Ob die Pilze auch die enthaltene Laktose abbauen können wäre eine andere Frage.
Natürlich macht man damit auch das Substrat attraktiver für Kontis.
Aber wenn du steril arbeiten möchtest, so wie ich dich kenne, dann ist das kein Problem.

Das Fett kann der Pilz sicherlich abbauen und besonders das enthaltene Glycerin ist eine bevorzugte Kohlenstoffquelle.
Aber wie du richtig vermutest, macht zu viel Fett im Substrat Probleme mit Bakterien,
weil das Fett die Effektivität der Sterilisation verringert.
Von zu viel Fett in Form von Öl ist also auf jeden Fall abzuraten.
Wie das bei einer Emulsion in Form von Milch ist kann ich dir leider nicht sagen.

schöne Grüße
Fabian
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Christoph1988
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Re: Milch als Substratzusatz

Beitrag von Christoph1988 » Freitag, 27. Dezember 2013 23:22

Hi Fabian,
danke für die interessanten Denkanstöße.

Wenn sie die Laktose nicht abbauen können, lassen sie sie halt liegen, das sollte denke ich mal keine Probleme bereiten (Sterilität vorausgesetzt). Die Sache mit dem Glycerin finde ich interessant, da die meisten Organismen geradzahlige C-Ketten bevorzugen (Im Citratzyklus werden immer C2-Einheiten abgespalten). Du weißt nicht zufällig, wie sie es verstoffwechseln, oder?

Und zu guter Letzt: Wie soll Fett die Sterilisationseffektivität beeinträchtigen? Beim Autoklavieren (wovon wir ja in der Regel bei der Pilzzucht sprechen) haben wir ja zwei Effekte. Zum Einen die Hitze und deren Dauer. Und zu Anderen den gesättigten Dampf, der zu Aufplatzen der Sporen führt, die dadurch erst angreifbar werden.
Jetzt könnte ein konfluenter Fett/Öl-film zum einen den Wärmeübergangswiderstand heraufsetzen, wodurch sich die Sterilisationszeit theoretisch verlängert. In der Praxis dürften das Sekunden sein, die da relevant sind. Zum Anderen könnte besagter Fettfilm jedoch Sporen umschließen und so vor dem Sattdampf schützen, was in der Tat ein Problem darstellen könnte. Wenn das Fett jetzt in Emulsion vorliegt, sollte das Ganze eigentlich kein Problem darstellen, da die Sporen ja um "keimen" zu können eine gewisse Hydrophilie aufweisen müssen und so in der Emulsion warscheinlich das Wasser dem Fett vorziehen werden.

Oder habe ich irgendwo nen Denkfehler drin?
ABMkoch
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Re: Milch als Substratzusatz

Beitrag von ABMkoch » Samstag, 28. Dezember 2013 21:25

> Die Sache mit dem Glycerin finde ich interessant, da die meisten Organismen geradzahlige C-Ketten bevorzugen (Im Citratzyklus werden immer C2-Einheiten abgespalten). Du weißt nicht zufällig, wie sie es verstoffwechseln, oder?

Ist so nicht ganz richtig. Fast alle Organismen können die entsprechenden Verbindungen modifizieren, sodass sie verwertet werden können. Außerdem muss das ganze ja erstmal in die Mitochondrien kommen, und das geschieht entweder als Fettsäure oder als Pyruvat. Also nichts da geradzahlige C-Ketten wären bevorzugt ;) Das Glycerin wird einfach zu Pyruvat umgesetzt.


>Und zu guter Letzt: Wie soll Fett die Sterilisationseffektivität beeinträchtigen? Beim Autoklavieren (wovon wir ja in der Regel bei >der Pilzzucht sprechen) haben wir ja zwei Effekte. Zum Einen die Hitze und deren Dauer. Und zu Anderen den gesättigten >Dampf, der zu Aufplatzen der Sporen führt, die dadurch erst angreifbar werden.

Das klappt aber nicht, wenn die Spore in einem Fettropfen ist. Denn dann kann sie nicht aufquellen, da ja kein Wasser an die Spore kommt. Daher muss beispielsweise Paraffinöl bei 180°C sterilisiert werden.

> Zum Anderen könnte besagter Fettfilm jedoch Sporen umschließen und so vor dem Sattdampf schützen, was in der Tat ein >Problem darstellen könnte.

Ok, hier schreibst du es schon selber.
Die Wahrscheinlichkeit das Sporen überleben hängt von der Fetttropfengröße ab. Das wird insbesondere dann relevant, wenn mit Sonnenblumenöl ein Substrat angereichert wird (was den Ertrag durchaus erhöhen kann).

Das ding ist aber: Ziel ist es garnicht das Substrat vollkommen steril zu bekommen. Es muss nur steril genug sein, damit sich der Pilz durchsetzt. Wenn da ein paar Sporen beim sterilisieren überleben ist das kein Problem.

Ein absolut steriles Substrat wird es einfach niemals geben ;)
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Re: Milch als Substratzusatz

Beitrag von Mycomane » Sonntag, 29. Dezember 2013 15:58

Das mit dem Glycerin habe ich mal irgendwo gelesen, kann aber jetzt gerade die Quelle nicht nennen.
Muss noch mal nachschauen, ob ich das wieder finde.
So ganz spontan nach zwei Minuten Google würde ich von folgendem ausgehen:
Glycerin -> Glycerin-3-phosphat -> Glycerin-3-phosphat-Shuttle überträgt Reduktionsäquivalente in die Mytochondrien, Dihydroxyacetonphosphat bleibt übrig und geht in den Citratcyclus ein, wo es nach Umsetzung zu Glycerinaldehyd-3-phosphat den Citratcyclus durchläuft.

Zu dem Physikalisch-chemischen Verhalten der Fette während des Autoklavierens kann ich jetzt keine fundierten Angaben machen, bis auf die empirische Erfahrung, dass bei allen von mir angewandten Mengen an zugegebenem Öl (die allerdings alle relativ hoch waren) bakterielle Kontaminationen die Folge waren.
Zu Spekulationen über Emulsionen habe ich momentan keine Meinung, denke jedoch, dass das Beispiel der Milch ein Sonderfall ist, wobei, wenn ich mich da richtig erinnere Proteine zur Vermittlung der Emulsion eine Rolle spielen.

schöne Grüße
Fabian
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