Zuschlagstoff: Mehl statt Kleie ?

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case04
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Zuschlagstoff: Mehl statt Kleie ?

Beitrag von case04 » Dienstag, 24. April 2007 20:50

Hi zusammen,

ich hab mal ne ganz dumme Frage:

könnte man anstatt Kleie auch Mehl als Zuschlagstoff verwenden ?

Für 250g Kleie bezahle ich im Supermarkt rund 0.75,- EUR mach also 3,-EUR pro Kg, für ein Kg Mehl dagegen zahle ich nur einige Cents.

Und Nährstoffe müssten im Mehl ja auch reichlich enthalten sein, halt in Form von Stärke. Auch liest man gelegentlich, das Reismehl als Zuschlagstoff verwendet wird, wobei dies vermutlich auch im wesentlichen aus Stärke besteht.

Oder gehts bei der Kleie um irgendwelche Vitalstoffe, Vitamine, Mineralien oder wasweissich, die im gereinigten Mehl nicht mehr enthalten sind und die das Myzel aber dringend benötigt ?

Gruss, Oliver
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Pilzhaus
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Beitrag von Pilzhaus » Dienstag, 24. April 2007 23:52

Hallo Oliver,

Mehl hat in Vergleich zu Kleie bei vielen Pilzen als Zuschlagstoff ein geringers Ernteergebnis ! Das macht zwar nur ein paar % te aus aber ....

Und Kleie kauft man am besten im Landhandel ! Ich zahle bei Abnahme von 500 Kilo nur 11,50 Euro pro Sack / Zentner. ;) Du 150 Euro ! :eek: Denk mal nach was da falsch läuft !! ;)

Grüsse
Andreas
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geriull
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Beitrag von geriull » Mittwoch, 25. April 2007 20:20

Hallo Oliver!

Andreas hat Recht!

Schau mal in deiner Umgebung nach ob es da nicht ein Lagerhaus gibt. :shock: :shock:
Weizenkleie wird sehr oft in der Landwirtschaft als Futtermittel(zusatz) verwendet. Da kriegst du das Zeug superbillig und in rauhen Mengen.:D :D

Liebe Grüße!

Gerald
Hoi,... meine alte Signatur funkt nimma....kommt sicher mal wieder eine neue!
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Beitrag von pilz-kultur » Mittwoch, 25. April 2007 20:34

Hallo Oliver !

Mehl als Zuschlagstoff würde ich nicht nehmen...Mehl+Wasser+Hitze=Kleister u. der Luftaustausch im Substrat würde leiden...besser geschrotteten/Gries Weizen !

Weizenkleie(WK) ist zwar nicht so nährstoffreich wie Mehl...gibt dem Substrat aber eine gute Struktur !

Ich teste gerade knapp 30 versch. Substratmischungen aus Eiche , Buche u. Stroh mit Zuschlagstoffen wie Mais , Erbse , WK , Zuckerrübe , Weizen... in den unterschiedlichsten Variationen aus...speziell für unseren Firmen-Austernpilz :wink: :D !

Sehr lehrreich so ein Großversuch...mit Überraschungen :wink: !

Walter
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case04
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Beitrag von case04 » Mittwoch, 25. April 2007 23:32

Hallo zusammen,

danke für die Hinweise!

@Andreas: Interessant. Das würde ja darauf hindeuten, das tatsächlich noch irgendwelche Spurenelemente oder sowas eine signifikante Rolle spielen.

Ich hab mal unter Wikipedia nachgeschaut, was Kleie eigentlich genau ist bzw., woraus die besteht. Da stand zum einen was von Cellulose, Hemicellulose und ... Lignin(!!! wobei das aber schon durch das Holz gegeben ist). Zum andern aber auch von Mineralien wie Eisen, Magnsium und Zink, d.h., es ist wohl insbesondere die in der Kleie enthaltene Phytinsäure, welche die vorgenannten Stoffe an sich zu binden vermag.

Hier noch eine Auflistung der "Nutrition Facts", falls das noch jemand interessiert:

Inhaltsstoffe (Durchschnittswerte)

* Eiweiß 12,3 %
* Kohlenhydrate 14,6 %
* Fett 4,0 %
* Ballaststoffe 53,6 %
* 100 g Weizenkleie enthalten Mineralien in Prozent des Tagesbedarfs: Eisen 100 %, Magnesium 300 %, Kalium 80 %, Zink 90 %, Kupfer 55 %, Mangan 460 %, Selen 250 %; desgleichen Vitamine: Thiamin 40 %, Riboflavin 40 %, Niacin 110 %, Panthotensäure 50 %, Vitamin B6 110 %, Folsäure 25 %, Vitamin E (alpha-Tocopherol) 30 %.

Brennwert von 100 g Kleie: ca. 600 Kilojoule (~143 Kilokalorien)

Von wegen dem Preis:

Das ist echt beachtlich, und damit wäre die Kleie dann auch wieder günstiger als das Mehl. Ich werd mich mal bei Raiffeisen erkundigen, falls Du ev. die mit Landhandel meintest und ansonsten mal die kleineren Futtermittelanbieter abklappern.


@Walter:

Ja, das mit dem verkleistern habe ich auch schon überlegt. Überhaupt scheint eine gute Belüftung das A und O zu sein, ich mische jetzt seit kurzem auch immer grobe Buchenspäne (ca. 4 bis 6 mm) mit drunter (zu ca. 25%) und es scheint dem Substrat recht gut zu tun. Falls ich irgendwo eine Quelle für Buchenhackschnitzel auftue will ich es auch nochmal damit probieren, das ist dann sozusagen die ganz grobe Körnung.

Dieser Großversuch ist bestimmt sehr interessant und auch lehrreich, anhand welcher Parameter werden die Ergebnisse verglichen ? Ertrag und Myzeldurchwachsgeschwindigkeit ? Und mit wieviel Beuteln pro Mischung wird die Bandbreite getestet ? Auf jedenfall recht spannend, darüber könntest Du ne nette kleine wissenschaftliche Arbeit publizieren.

Gruss, Oliver
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Beitrag von pilz-kultur » Freitag, 27. April 2007 21:24

@Oliver !

Ja eine gute Durchlüftung im Substrat beeinflußt den Kulturverlauf nicht unerheblich u. die erreicht man durch unterschiedliche Korngröße im Substrat !
Buchenspäne untersch. Körnungen findest Du im Zoohandel u.-o. Metzgereibedarf(Räuchergut) !

So ein Versuch ist wirklich eine spannende Sache :D !

Die wichtigsten Parameter sind natürlich der Ertrag...eh klar :lol: u. der Zeitfaktor...wobei aber punkto Mycelwachstumsgeschwindigkeit nicht unbedingt das schnellste Pferd auch als erster über die Ziellinie gehen muß...sprich sich Pilze zeigen :wink: !

Wir arbeiten hier nicht mit Beuteln sondern mit Weithalsflaschen...davon wurden ~2400St. beimpft...also etwa 80St. per Mischung...haben auch schon gefruchtet u. bin gerade beim auswerten....aufzeichnen :wink: !

Walter
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Beitrag von case04 » Freitag, 27. April 2007 22:44

Hi Walter.

Gute Güte, das nenne ich eine stattliche Anzahl an Proben, damit dürftest Du wirklich sehr gute Ergebnisse bekommen und auch die jeweilige Bandbreite recht genau abbilden können. Ich seh im Geiste schon die Regalreihen mit den Flaschen vor mir ;)

Bin vor kurzem auch von Weckgläsern auf Flaschen umgestiegen, damit geht es deutlich besser und da ich die Flaschen nur etwa zu 1/3 mit Substrat befülle kann ich jetzt auch endlich mal vernünftig schütteln, sprich "rieselfähige" Brut erzeugen, wenn ich möchte. Und indem ich die Flaschen liegend lagere kommt die Brut auch auf einer größeren Fläche mit der Luft in Berührung, was auch recht gut ist für die Myzelbildung an der besagten Oberfläche.

Bezüglich Buchenspäne:

Ich hab jetzt endlich geschafft, ein nahegelegenes Sägewerk ausfindig zu machen, was die Späne nicht gleich selbst verheizt sondern auch bereit ist, welche abzugeben. Bin gestern zweimal mit nem kleinen Anhänger hin und her gefahren und hab jetzt bei mir im Garten einen Riesenberg Späne liegen, der ungefähr einer Tonne entsprechen dürfte (*stolzgeschwellte Brust*) ....irgendwie fühl ich mich jetzt richtig reich ;)

Diese Späne haben eine recht feine Körnung. Um da noch etwas gröberes reinzubekommen verwende ich Chipsi-Späne (Tiereinstreu, ca. 6mm Körnung) und werde dann demnächst auch nochmal mit Buchenhackschnitzeln rumprobieren, die ich auch in dem Sägewerk bekommen kann, sobald ich die habe kann ich dann insgesamt auf 3 Korngrößen zurückgreifen ;) und damit experimentieren, für jeden Pilz die optimale Mischung ausfindig zu machen ...oder zumindest eine für mich optimnale Mischung herauszufinden, mit der die meisten Sorten gut laufen ;)

Jetzt fehlt mir nur noch ein schöner Tunnelautoklav, also etwa sowas wie dieses Baby hier (Inhalt ca. 130.000 Liter ( D= 3.600 x 11.700mm )) :
Bild

OK, war nur Spass, der würd mir meinen Garten verschandeln ;)

Gruss, Oliver
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Beitrag von davidson30 » Samstag, 28. April 2007 00:37

hallo

also ich finde ganz und gar nicht das so ein teil meinen garten verschandeln würde . :D

also wenn unerwünscht nur her damit :wink:

wenn du grössere spänne willst vieleicht hilft dir meine technik .
ich nehme ein stück holz eine motorsäge und mache einen schnitt nach dem anderen nur nicht ganz durch .
den boden decke ich mit plastikfolie ab und dann brauche ich nur das ganze in einen eimer schütten .
durch die schnitte brechen auch grössere teile aus dem holz (welche sich aber leicht zerbrechen lassen ).
die ganze mischung mit sagespänen und kleie funzt bei mir ziehmlich gut .

Bild
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Beitrag von case04 » Sonntag, 29. April 2007 00:06

Hallo zusammen!

So, die Kleie-Versorgung ist jetzt sichergestellt ;)

Ich war heute beim Landhandel, nicht Raiffeisen, sondern ein kleiner örtlicher Futtermittelhändler und hab mir nen 50Kg Sack geholt, zu dem Preis den auch Andreas genannt hatte.

@davidson: Die Sache mit der Motorsäge ist zwar ganz pfiffig, ist mir aber für größere Mengen etwas zu aufwendig. Ich werd einfach beim nächstenmal bei meinem neuentdeckten Sägerwerk ein Kubikmeter Buchanhackschnitzel mitnehmen und dann hab ich erstmal genug grobes. Aber ich gebe zu dass ich auch schonmal an sowas in der Art gedacht hatte, einfach um überhaupt irgendwie günstig an Späne zu kommen. Ich hatte da so Fantasien von einer Kappsäge, die man mit irgendeinem Mechanismus ständig rauf und runter bewegt, während gleichzeitig ein anderer Mechanismus das Holzstück immer um 4mm vorschiebt ... ;)

Übrigends ist der große Autoklav im Moment noch zu verkaufen, musst einfach mal dem Grafiklink folgen ;)

Gruss, Oliver
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Beitrag von davidson30 » Sonntag, 29. April 2007 20:02

hallo
das ist das gleiche glas heute .....

musste ich einfach zeigen ... mein ganzer stolz .... :

Bild


meine erste selberhergestellte brut . :D :D :D

nur dank euch im frorum :wink:



grüsse

fritz
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