Verrückte Substrate

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jabbag
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Verrückte Substrate

Beitrag von jabbag » Freitag, 24. Juni 2016 11:59

Hallo,

Ich fände es interessant verschiedene Substrate kennen zu lernen, die ihr schon beimpft habt oder von denen ihr gehört habt, dass es jemand gemacht hat.
Mir sind schon einige bekannt vom klassischen Kaffeesatz über Papier und Pappe bis hin zu alten Textilien.
Ich glaube mich zu errinnern, dass Stamets irgendwo mal geschrieben hat, dass man auch Haare(abgeschnittene) inokulieren könnte.

Ich beschäftige mich gerade mit Permakultur Kreisläufen und welche Nischen Pilze in diesen besetzen können. Gerade treibt mich die Frage um, welche Substrate konkurrenzfrei benutzt werden könnten, also z.B. bei Holz könnte man auch den Brennwert nutzen(auch wenn dieser wahrscheinlich geringer wäre als die Substratnutzung im Hinblick auf Energiegewinn). Letztlich ist das teilweise schwer gegenüber zu stellen, denn was bringen ein Haufen Pilze, wenn man dafür dann im Winter friert...

Interessant finde ich auch Ansätze wie die Beimpfung von Stubben. Anstatt unter hohem Energieaufwand auszugraben lässt man lieber (mit Fruchtkörpergewinn) einen Pilz arbeiten. Vielleicht habt ihr noch weitere Denkanstöße in dieser Richtung.

Vielen Dank und viele Grüße!
Ständerpilz
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 24. Juni 2016 14:13

Pilze wachsen überall, wo die erforderlichen Nährstoffe zur Verfügung stehen. Beim Primärzersetzer Austernpilz ist das unter anderem Cellulose und Holz (Lignin). Ferner braucht es natürlich Wasser (Feuchtigkeit) und Luft. Man verwendet eigentlich jetzt schon alles mögliche, was man auch als Abfall betrachten könnte, z. B. Stroh oder Kaffeetrester.

Generell ist immer die Frage, was wirtschaftlich ist. Getreide ist relativ teuer, der Rest von Roggen, Weizen und Co, nämlich das Stroh, ist dagegen sehr preiswert zu kriegen. Dazu kommt, dass wir den Roggen selber essen und verwerten können. Mit Stroh kann sich dagegen kein Mensch ernähren.
jabbag
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von jabbag » Samstag, 25. Juni 2016 12:52

Hallo,

das ist soweit klar. Dennoch findet Stroh Anwendung als Einstreu in der Tierhaltung oder als Mulchmaterial für Kulturpflanzen.
Für mich wäre interessant, eben Alternativen zu finden, die noch weniger Konkurrenz haben. Es gibt wohl auch saprobiontische Pilze, die Keratin zersetzen können. Das war das Beispiel mit den Haaren. Damit wäre auch z.B. an Hühnerfedern zu denken. Lediglich die Daunen könnten für Kissen, o.Ä. genutzt werden.
Der Begriff Abfall ist ja relativ und bezieht sich ja eher auf die Nutzung, bzw. Nichtnutzung. Genau hier wäre der Ansatz. Welche Stoffe, Materialien sind noch ungenutzt? Umso interessanter je mehr Leute da noch quer denken.

Tradd Cotter hat noch den Ansatz z.B. invasive Pflanzen zu nutzen. In seiner Region ist das wohl Kudzu und Wasserhyazinthen. Hier wäre vielleicht Japan Knöterich und stumpfblättriger Ampfer denkbar.

Vielleicht gibt es neben Cellulose, Hemicellulose und Lignin ja noch andere Zuckerketten, die zersetzt werden können. Chitin wahrscheinlich auch? Wo im Aufbau von Pilzen und Insekten gibt es den noch Chitin?

Hat mal jemand Traubentrester inokuliert? Wäre in den Weinregionen ja auch ein interessantes Substrat, das in großen Mengen vorhanden ist.

Ich würde mich freuen, wenn es noch mehr Ansätze gibt, auf die ich noch gar nicht gekommen bin.

Danke und viele Grüße,
jabbag
Ständerpilz
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Ständerpilz » Samstag, 25. Juni 2016 15:53

jabbag hat geschrieben:das ist soweit klar. Dennoch findet Stroh Anwendung als Einstreu in der Tierhaltung oder als Mulchmaterial für Kulturpflanzen.
Für mich wäre interessant, eben Alternativen zu finden, die noch weniger Konkurrenz haben. Es gibt wohl auch saprobiontische Pilze, die Keratin zersetzen können. Das war das Beispiel mit den Haaren. Damit wäre auch z.B. an Hühnerfedern zu denken. Lediglich die Daunen könnten für Kissen, o.Ä. genutzt werden.
Der Begriff Abfall ist ja relativ und bezieht sich ja eher auf die Nutzung, bzw. Nichtnutzung. Genau hier wäre der Ansatz. Welche Stoffe, Materialien sind noch ungenutzt? Umso interessanter je mehr Leute da noch quer denken.
Nun, bei uns wird eigentlich fast alles sehr gut genutzt. Man überlege, was heutzutage noch von einer Kuh übrigbleibt: fast nichts. Fleisch, Leder, Innereien, Knochen etc wird alles verwertet. Selbst die Gülle wird verwendet. Bei anderen Tieren nicht anders: Auch die männlichen Küken werden genutzt, z. B. als besonders natürliches Katzenfutter. Aber auch von Pflanzen bleibt nicht viel ungenutzt: Zum Beispiel das Stroh des Getreides. Die Reste von Zuckerrohr könnte man sicherlich auch verwenden.

Und mit biotechnologischen Mitteln geht man sogar noch einen Schritt weiter. Man kann z. B. Aromen aus Sägespänen oder sogar Kuhdung biotechnologisch herstellen.
Tradd Cotter hat noch den Ansatz z.B. invasive Pflanzen zu nutzen. In seiner Region ist das wohl Kudzu und Wasserhyazinthen. Hier wäre vielleicht Japan Knöterich und stumpfblättriger Ampfer denkbar.
Invasive Pflanzen gibt es hier genug! Riesenbärenklau ist hier sehr verbreitet, ebenso wie Drüsiges Springkraut und viele andere. Ernten rottet die nur leider auch nicht aus.
Vielleicht gibt es neben Cellulose, Hemicellulose und Lignin ja noch andere Zuckerketten, die zersetzt werden können. Chitin wahrscheinlich auch? Wo im Aufbau von Pilzen und Insekten gibt es den noch Chitin?
Zersetzt werden kann alles mögliche. Selbst Kunststoff zersetzende Mikroorganismen hat man bereits gefunden.
Hat mal jemand Traubentrester inokuliert? Wäre in den Weinregionen ja auch ein interessantes Substrat, das in großen Mengen vorhanden ist.
Nö, habe ich nicht probiert, komme aber auch nicht aus einer Weinregion.
Cellulose ist aber ja auch in alten Klamotten. Der Austernpilz müsste eigentlich drauf wachsen, evtl unter Beigabe von Sägespänen, aber ob ich die Pilze dann essen wollen würde ... eher nicht.
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von BKY » Freitag, 02. Dezember 2016 14:44

Ich hätte zwei Kilo alte Anis und Fenchelsamen zuhause aus 2006 und hätte vor gehabt sie als Substrat für Kräuterseitling oder Austernpilz zu benutzten.

Meint ihr das könnte klappen?
Oder wirken bestimmte Inhaltsstoffe antimykotisch?
Evtl. verleihen sie den Pilzen einen angenehmen Duft.
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Lauscher » Freitag, 02. Dezember 2016 20:45

Ich hätte zwei Kilo alte Anis und Fenchelsamen zuhause aus 2006 und hätte vor gehabt sie als Substrat für Kräuterseitling oder Austernpilz zu benutzten.

Meint ihr das könnte klappen?
Ausprobieren! Vielleicht machen die ätherischen Öle dem Myzel zu schaffen. Vielleicht züchtest Du aber die erste Fenchel-Anis-Auster der Welt!

Allgemein zum Thema: Als massigen Abfallstoff gibt es im Sommer Grasschnitt von zigtausend Rasenmähern und im Herbst Laub von den Bäumen. Die Entsorgung lassen sich die Gemeinden oft teuer bezahlen. Grasschnitt gammelt schnell, und Laub wird auch schon reichlich vorkontaminiert sein, da braucht es gute Ideen, vielleicht mit Fermentierung. Wenn es gelingt, damit Pilze zu züchten, hat man jedenfalls mindestens 6 Monate im Jahr keinen Substratmangel, und bekommt womöglich noch etwas fürs Abholen ...
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Roland63 » Freitag, 02. Dezember 2016 21:08

Hmm, könnte Gras auch gehen?
BKY hat geschrieben:Grasschnitt gammelt schnell, und Laub wird auch schon reichlich vorkontaminiert sein, da braucht es gute Ideen, vielleicht mit Fermentierung. Wenn es gelingt, damit Pilze zu züchten,
Vielleicht sollte ich doch mal das Grassilo von meinem Bruder versuchen...
Ich glaub, ich muss meine Versuchsreihe erweitern. :wink:
Ich hätte auch noch Katzenstreu "Cat's Best" zur Verfügung...muss ich auch noch testen. :wink:
Viele Grüße
Roland
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werdet ihr feststellen,
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Lauscher » Freitag, 02. Dezember 2016 21:10

Ich hätte auch noch Katzenstreu "Cat's Best" zur Verfügung...muss ich auch noch testen. :wink:
Frisch oder gebraucht? *hust* :lol:
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Roland63 » Freitag, 02. Dezember 2016 21:14

Nun, ich hätte beides.
aber das gebrauchte richt doch recht streng! :lol:
Viele Grüße
Roland
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Pioppino » Freitag, 02. Dezember 2016 21:45

Lauscher hat geschrieben: Frisch oder gebraucht? *hust* :lol:
:lol: :lol: :lol:

Ich werde demnächst mal Kürbisfleisch als Zuschlagsstoff verwenden. Kam kurz nach Halloween auf den Gedanken, da der rausgestellte Kürbis innerhalb kurzer Zeit begann zu schimmeln, sprich sehr nahrhaft zu sein scheint.


Grüße
Sascha
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von BKY » Freitag, 02. Dezember 2016 22:09

Kürbis müsste sich gut für Kürbis-Dextrose Agar eignen.
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Pioppino » Freitag, 02. Dezember 2016 22:16

BKY hat geschrieben:Kürbis müsste sich gut für Kürbis-Dextrose Agar eignen.
Ja, denke das könnte gut funktionieren.
Aufbereitung wie Kartoffel Agar.
30 - 60 min. auskochen, pürieren, absieben.
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Ständerpilz » Samstag, 03. Dezember 2016 01:27

Roland63 hat geschrieben:Ich hätte auch noch Katzenstreu "Cat's Best" zur Verfügung...muss ich auch noch testen. :wink:
Katzenstreu ist meist Bentonit. Das ist eher ungeeignet für die Pilzzucht. Dann lieber Perlit oder viel besser: Vermiculite. Aber Nährstoffe sind in den drei Mineralien nicht drin.
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von Roland63 » Samstag, 03. Dezember 2016 09:17

Hallo Ständerpilz,
wir verwenden das "Cat's Best" . (Will keine Werbung machen :wink: )
das ist aus 100% Naturfasern und kompostierbar. Eigentlich sowas wie kleine Strohpellets,
nur vermutlich eben nicht aus Stroh, sondern Holz...oder so.
Viele Grüße
Roland
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Re: Verrückte Substrate

Beitrag von BKY » Samstag, 03. Dezember 2016 14:54

Google sagt Tannen + Fichtenfasern.
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