Mykorrhizapilze

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Christoph
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Mykorrhizapilze

Beitrag von Christoph » Dienstag, 20. März 2007 17:53

Hallo,
ich bin eben auf die folgende Seite gestoßen, auf der ich las, dass Mykorrhizapilze auch ohne die dazugehörigen Pilze überleben können (ganz unten, Seite 2) und, dass diese Mykorrhizapilze sogar Verbindungen zwischen jungen und alten Bäumen schaffen (Seite 1). Stimmt das wirklich? Ich dachte bisher, dass die Mykorrhizapilze vollkommen auf ihre Partner angewiesen sind!
http://www.bonsai-club-deutschland.de/c ... w/233/124/
Viele Grüße,
Chris
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Beitrag von AK_CCM » Donnerstag, 22. März 2007 12:40

Hallo Chris,

der Punkt mit dem Netzwerk stimmt, aber die Aussage, dass Ektomykorrhiza-Pilze ohne ihren Partner überleben können, halte ich für falsch. Mir hat ein Pilzspezialist (Ausbilder für Pilzsachverständige in Bayern und studierter Biologe) erklärt, dass z.B. der Maronenröhrling ohne Baumpartner zwar noch ein paar Jahre leben kann, aber letzten Endes abstirbt. Diesbezüglich war auch interessant, dass die Art neben den Mykorrhiza-Verbindungen auch Totholz abbaut. Bei Gelegenheit hake ich diesbezüglich nochmals nach.

Gruß, Andreas
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https://www.entoloma.de/
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Beitrag von Christoph » Donnerstag, 22. März 2007 19:12

Ich finde es erstaunlich, dass durch diese Pilze Verbindungen möglich sind! das lißee isch doch sicher z.B. in der Bonsaizucht nutzen- das muss ich unbedingt mal probieren :lol: .
Viele Grüße,
Chris
AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. » Mittwoch, 23. Januar 2008 19:01

Das Thema ist zwar schon etwas älter, aber das macht ja nichts.
Es gibt mittlerweile mehrere Anbieter, die Mykorrhiza-Pilze anbieten.
Das gibt es als Pulver oder Kugeln. Ich habe es mehrmals ausprobiert, allerdings nicht so sehr wegen einer zu erwartenden Pilzerne, sondern eher, um den Pflanzen etwas gutes zu tun. Dabei hatte ich aber nur mäßigen Erfolg. Meine Pflanzen stehen auf einem Balkon im dritten Stock, und da scheinen sich die Pilze nicht wohl zu fühlen.
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Beitrag von Mycelio » Freitag, 25. Januar 2008 20:16

Hallo und Willkommen im Forum,


magst du mal ein bißchen mehr erzählen? Z.B. welche Mykorrhiza-Präparate du ausprobiert hast und mit welchen Pflanzen... Ich finde das Thema recht spannend. Ist aber wohl ne knifflige Angelegenheit. Die Beschreibungen der Hersteller klingen ja immer toll, aber es muß ein Pilz dabei sein, der zu der Pflanze paßt. Klima und Boden müssen ihm dann auch zusagen...

Mit dem Balkon ist das ebenfalls so ne Sache... Da herrscht ja oft ein Wüsten-Klima mit großen Schwankungen bzgl. Temperatur und Feuchtigkeit. Die Erde kühlt nachts und besonders im Winter stark ab, während sie bei Sonnenschein stark aufgeheizt wird. Bei trockenem, heißem Wetter trocknen die Töpfe schnell aus und man muß ständig gießen. Wenn dabei noch (wie hier in Berlin) das Gießwasser stark kalkhaltig ist, kippt der PH-Wert des Bodens irgendwann vom sauren in den alkalischen Bereich, was viele bodenbewohnende Pilze und Mikroben nicht verkraften. Den gleichen Effekt hat man beim Einsatz von chemischen Düngern.

Und falls die Pflanze schon einen Symbiosepartner hat, bzw. sich längst irgendein anderer Pilz im Boden ausgebreitet hat, wird sich wohl gar nix tun.

Aber ganz so unmöglich, wie es jetzt klingt, ist die Sache wohl nicht. Habe letztens beeindruckende Beweisfotos in einem Bonsaiforum gefunden und in einem anderen Thread darauf verlinkt. Siehe Pfifferlinge und Mykorrhiza im fünften Beitrag.


Gruß, Carsten
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Beitrag von AndreasG. » Donnerstag, 31. Januar 2008 10:31

Ich weiß jetzt nicht, ob hier "Werbung" erlaubt ist, ich habe meine Mykorrhiza hier gekauft.
Falls nicht okay, den Link bitte löschen.

Vorher habe ich etwas gegoogeld und dabei noch ein paar Anbieter dieser Blumentopfmykorrhiza gefunden.
Ich kann nicht behaupten, es wäre ein vollständiger Flop gewesen. Aber beim Umtopfen seiner Pflanzen merkt man ja, ob da ein Pilzsymbiont gewachsen ist oder nicht. Und bei mir war er nur in einigen wenigen Töpfen angewachsen, in anderen nicht. Das hängt natürlich auch vom Baum bzw. der Pflanze ab.

Klar, dass die Hersteller ihre Pilzsporen loben, aber andere Leute sagen auch, dass die symbiontischen Pilze (bei Bonsai als langlebigen Pflanzen) bei günstigen Bedingungen von selber kommen. Und bei ungünstigen Standort hilft auch die Zugabe von Mykorrhiza nichts.

Und hier gibt es ein paar Bilder, wie sowas dann aussieht, wenn es geklappt hat. Allerdings passen sich die Pilze meist in der Größe den Gegebenheiten an und bleiben auch im Bonsai-Format.

Achso, die verwendeten Pflanzenarten.
Efeu, Ficus, Granatapfel, Olive, Grewia, Wacholder, Ulme, Buchsbaum, Weißdorn, Ahorn und noch ein paar.
Die Mykorrhiza habe ich letztes und vorletztes Frühjahr zugegeben und wenn ich im März wieder umtopfen muß, weiß ich dann auch sicher, wo es geklappt hat. Das riecht immer so angenehm nach Pilzen, wenn man die Pflanze aus dem Topf nimmt.

Beim Anbieter kann man auch nachlesen, welche Pilze drin sind.
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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 31. Januar 2008 12:54

Ui, das muß ja eine schöne Sammlung sein!

Und du scheinst dich für eine der besseren Mykorrhiza-Varianten entschieden zu haben. Ich würde keinem Anbieter trauen, der die Pilzarten nicht angibt.

Hattestd du die L- oder N-Variante?
Diese Einteilung finde ich eher dämlich. Du kennst bestimmt die biologische Unterteilung in Endo- (innere) und Ektomykorrhiza (äußerliche). Im L-Präparat sind nur Endo-, während bei N Endo- und Ektomykorrhizapilze drin sind. Laub- und Nadelbäume, die in unseren Wäldern vorkommen, bevorzugen aber Ektomykorrhiza... Andere, besonders tropische Bäume stehen mehr auf Endo oder können beides, obwohl man selten eindeutige Angaben findet. Daher würde ich immer zu N raten, da hat man beides und kann sicher sein, daß das passende dabei ist.

Die Zusammenstellung der Pilzarten sieht gut aus. Die meisten Kräuter, Sträucher und einige Bäume können mit einer der Glomus-Arten Symbiosen eingehen, von den acht Waldpilzarten erkenne ich auf die Schnelle nur Fliegenpilz und Steinpilz, es scheint aber eine brauchbare Mischung zu sein.

Gruß, Carsten
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Beitrag von AndreasG. » Donnerstag, 31. Januar 2008 14:34

Ich habe beide probiert.
Hauptsächlich natürlich, um gesunde Pflanzen zu bekommen.
Und der Betreiber des Shops schreibt selbst, (im dazugehörigen Forum)
dass die Sache äußerst kompliziert ist und einfache Antworten nicht gegeben werden können.
Da man aber im Herbst immer mal wieder Fotos mit sprießenden Pilzen in Blumentöpfen sieht, scheint die Sache zu funktionieren.
Anderswo rät man dazu, beim Umtopfen ein wenig Walderde mit in den Topf zu geben, um sich so die passenden Pilze zu besorgen.

Nur sind die Bedingungen auf einem Balkon, wie du schon ganz richtig gesehen hast, meist ziemlich heftig, sowohl für Pflanzen, als auch für deren Pilze. Und da nützt es dann auch nur begrenzt, das Substrat mit den Sporen zu impfen.
Andere Anbieter haben die Pilzsporen in Kugelform, die man nur noch in den Blumentopf geben muß. Irgendwo habe ich mal eine Liste mit den geeigneten Pflanzen gesehen. Da waren die meisten der gängigen Zimmerpflanzen vertreten. Ob das dann wirklich stimmt?
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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 31. Januar 2008 21:12

Laut Theorie sollen über 90% aller Pflanzenarten Symbiosen mit Pilzen eingehen. Bei einer guten Zusammenstellung könnte es schon möglich sein, ein Präparat für fast alle gängigen Pflanzensorten herzustellen. Gerade Glomus-Arten sollen nicht wählerisch mit den Symbiosepartnern sein. Vielleicht sollte ich meiner Citrus-Bande auch mal sowas gönnen...

Waldboden in der Bonsaierde ist sicher auch ne gute Möglichkeit, allerdings gibt es im Wald natürlich auch 'böse' Pilze, wie den Hallimasch, der erst ne Symbiose eingeht, dir aber eines Tages den Baum frißt, wenn's dem mal nicht gut geht. Aber bei Bonsais auf dem Balkon wird es eher dem Pilz nicht gut gehen...

Um die Pilzbedingungen in Töpfen zu verbessern, versuche ich gerade folgendes:
  • Nach Möglichkeit gieße ich mit Regenwasser. Wenn meine Vorräte verbraucht sind, mische ich Essigessenz ins Leitungswasser, bis der PH-Wert unter 7 sinkt. Hier in Berlin reicht ein halbes bis 2/3 Schnapsgläschen auf 5 Liter. Mußte das mal austüfteln für die Citrus- und fleischfressenden Pflanzen, die überleben sonst nicht lange. Allen anderen Pflanzen geht es dadurch aber auch sichtbar besser. Ein neutraler oder leicht saurer PH-Wert soll ja die Nährstoffaufnahme erleichtern. Wahrscheinlich läßt ein hoher oder wechselnder PH-Wert auch die ganze Bodenoekologie zusammenbrechen.
  • Dann streue ich dünn Sägespäne auf die Erde, indoor auch trockenes Laub bzw. Nadeln. Achtung, kein Holz in die Erde mischen, das wird zwar zersetzt, bindet dabei aber den gesamten verfügbaren Stickstoff im Boden. Hab's letztes Jahr mal mit Kräutern ausprobiert. Das Ergebnis waren gelbe Blätter und Wachstumsstop für Monate. Am Ende wuchsen auch kleine braune Pilze. Danach sind die Pflanzen explosionsartig, sattgrün und kräftig in die Höhe geschossen.
  • Zuguterletzt sorge ich für bodendeckende Pflanzen, bzw. lasse alles wachsen, was halbwegs klein bleibt. Moose und Farne haben auf dem Balkon leider kaum Überlebenschancen, dieses Jahr teste ich mal Cranberries.
Ob die letzten beiden Punkte was bringen, wer weiß... Aber es schadet zumindest nicht.


Carsten
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