Myzel geht in die Luft

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kalle
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Myzel geht in die Luft

Beitrag von kalle » Dienstag, 13. Juli 2010 16:02

Hi,
bräuchte mal wieder einen Tipp von der Pilzgemeinde. Ich habe Ulmenseitlings- und Kräuterseitlings Getreidebrut auf vergorenen Holz/Strohsubstraten (danke Wolfgang für den Hinweis mit dem Brottrunk, scheint tatsächlich zu funktionieren) angesetzt. Das Ganze in Plastikkisten (O.K. Mycelio, ich weiss das gibt nach der ersten Ernte einen blöden Luftspalt am Rande, ich werde den versuchsweise mal mit feuchter Erde füllen und das Substrat auch gleich noch bedecken mit 4 Ausnehmungen, um dichtere Büschel anzuregen).

Dank Myzelios Tipp habe ich ein Loch in die Deckel geschnitten (ca. 4 x 5 cm) und mit Gardinenstoff gegen die Trauermücken überklebt. Luftzufuhr sollte also ausreichend sein, was bisher offenbar ein Problem bei mir war.
Nun tritt ein neues Phänomen auf: Das Myzel wächst nicht (nur) langsam von unten ein, sondern bildet einen ganz feinen Flaum, der den Luftraum über dem Substrat fast schon ausfüllt. Sowas nennt man wohl Lufmyzel.
Ist das jetzt ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Deutet es auf zuviel Luft hin, dann müsste ich das Loch verkleinern, aber am Deckel innen sehe ich,da durchsichtig, immer noch Kondenstropfen.
Wäre froh um einen Hinweis und danke euch im voraus.
Karl
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Tschuldigung falscher Thread

Beitrag von kalle » Dienstag, 13. Juli 2010 16:46

Schwerer Fehler, ist mir so durchgegangen. Mycelio wärest du so nett und würdest es in "Allgemeine Pilzfragen" verschieben?
Danke
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Re: Myzel geht in die Luft

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 13. Juli 2010 17:55

Hallo Karl,

du glücklicher, ich hatte auch ein paarmal vergorenes Stroh mit Holz gemischt, aber immer nur Schimmel geerntet.

Ich gehe mal davon aus, daß es dir hier um die Besiedelungsphase geht. Da will man ja hohe Luftfeuchtigkeit und etwas mehr Kohlendioxid, dabei sind Luftmycel und Kondensation ein gutes Zeichen. Die Größe der Öffnung hängt von der Substratmenge und von der Luftdurchlässigkeit des Filtermaterials ab, deswegen kann man zu den 4x5cm Gardinenstoff nichts genaues sagen, ohne zu wissen, wieviel Substrat (Gewicht oder Volumen) da atmen will.

Zuviel Belüftung würde sich aber durch fehlende Kondensation und fehlendes Luftmycel äußern.
Zuwenig würde die Besiedelung verlangsamen. Zum Testen mache ich die Löcher gern größer und klebe sie dann teilweise mit Malerkreppband zu, bis mir das Klima in meinen Beuteln gefällt.

Gruß, Carsten
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Re: Myzel geht in die Luft

Beitrag von kalle » Mittwoch, 14. Juli 2010 09:48

Hallo Carsten,
danke für die schnelle Antwort. Würdest du es wqgen, in dieser Besiedlugsphase deine 1:1 Mischmethode anzuwenden oder geht das Luftmyzel dabei kaputt?
Noch eine Gedanke zu deinem Missgeschick mit Holzbriketts: Wahrscheinlich gibt es ordentliche Unterschiede. Manche werden offensichtlich aus Frischholz gepresst. Ich beziehe mein Briketts von einer Holzplatten-Erzeugung, die mit getrockneten Brettern arbeitet und entsprechend saubere Späne abgibt. Durch das Pressen werden die dann nochmals erhitzt, sodass man "fast" von der Preheating-Methode sprechen könnte (gebe Gott dass es so bleibt und ich den Mund nicht zu voll genommen habe. Vielleicht war es auch nur Anfängerglück. Aber man darf ja auch einmal Glück im Leben haben).
Gruß
Karl
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Re: Myzel geht in die Luft

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 14. Juli 2010 13:37

Hallo Karl,

das Luftmycel zeigt ja nur, daß gute Bedingungen für kräftiges Mycelwachstum herrschen und es schützt die Substratoberfläche vor Kontaminationen. Ich füttere und mische immer weiter, sobald das Mycel beginnt, am Rand hochzukriechen. Theoretisch könnte man jedesmal die Hälfte aus der Kiste entnehmen, in andere Gefäße umfüllen und fruchten lassen, bei reinen Holz/Stroh-Substraten wird aber gerade beim Kräuterseitling die Erntemenge sinken. Um das auszugleichen kann man bei diesem letzten Schritt diverse Zusätze untermischen, z.B. 5 bis 10% vergorenes Getreide oder 1% trockenes Sojamehl (im Vergleich zum Gewicht des feuchten, besiedelten Substrates).

Bei den Holzbriketts kann man davon ausgehen, daß sie sich bei der Pressung so stark erhitzen, daß Schimmel und dessen Sporen abgetötet werden. Bei mir muß die schimmelhemmende Wirkung des vergorenen Strohs verloren gegangen sein. Ich hatte einen Teil des Gemisches mal erhitzt, um ganz sicher zu gehen, daß kein lebendiger Schimmel drin ist und das wurde dann auch durch und durch grün. Vielleicht liegt es am Nadelholz.

Gruß, Carsten
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