Bacillus thuringiensis gegen Pilzfliegen

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katharina
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Re: Bacillus thuringiensis gegen Pilzfliegen

Beitrag von katharina » Donnerstag, 24. August 2017 08:28

Diptera: absolut korrekt

Cry-Toxine: Da kommt es darauf an welches Präparat du wählst. Wenn es ein Präparat mit Lebendkulturen von Bacillus thuringiensis ist, dann sind die Cry-Toxine in Einschließungskörperchen eingeschlossen und diese lösen sich eben erst auf wenn die Bedingungen (siehe mein letztes Posting) passen. Solange sich die Einschließungskörperchen nicht auflösen, sind die Cry-Toxine nicht giftig. Dadurch ergibt sich die hohe Spezifität (B.t. israelensis befällt zb. nur Diptera während B.t. kurstaki nur Schmetterlingsraupen befällt).

Außerdem gibt es noch unterschiedliche Cry-Toxine, die verschiedenen Wirten unterschiedlich stark schaden.

Wenn die Cry-Toxine rekombinant hergestellt sind (dh. von einem anderen, gentechnisch verändertem Organismus wie Bt-Mais oder E. coli) hergestellt werden, dann hast du die Cry-Toxine in aktiver Form.

Über den Wirkmechanismus dieser Cry-Toxine bin ich mir nicht ganz sicher, aber es würde mich doch sehr wundern, wenn diese Cry-Toxine eine Kontaktwirkung hätten. Ich glaube sie sind immernoch Fraßgifte (der Wirkmechanismus geht ja über den Darm), aber mit einem breiteren Wirkspektrum.

Daran, dass die Viecher in irgendeiner Form das B.t. fressen, kommt man wohl nicht vorbei.
Ständerpilz
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Re: Bacillus thuringiensis gegen Pilzfliegen

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 25. August 2017 11:42

Es werden wohl die Darmwandzellen der Tiere zerstört. Aus der Wikipedia (wenn auch kein wissenschaftliches Standardwerk, doch immer wieder nützlich :D):
Cry-Toxine werden als Prototoxine gebildet und entfalten unter bestimmten Einflüssen im Insektenkörper ihre Wirkung. Das Präprotein des Toxins kann sich nur im alkalischen Milieu, wie im Verdauungstrakt der Insekten, lösen. Artspezifische Proteasen schneiden dann das aktive toxische Zentrum frei, welches bis dahin am N-Terminus des Prototoxins hing. Das Toxin erkennt bestimmte Kohlenwasserstoffstrukturen an der Oberfläche von Zellen im Verdauungstrakt der Insektenlarven und verursacht dort als porenbildendes Toxin die Bildung von Poren, die das osmotische Potential der Zelle zerstören und damit Cytolyse bewirken.
katharina
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Re: Bacillus thuringiensis gegen Pilzfliegen

Beitrag von katharina » Freitag, 25. August 2017 13:32

wenn ich das einmal auf Deutsch übersetzen darf:

Ein Präprotein ist ein Protein, das aus zwei Abschnitten besteht. Der eine Abschnitt ist das eigentliche Toxin und der andere Abschnitt hält das Toxin in einem inaktiven Zustand solange es nicht gebraucht wird. Zwischen den beiden Abschnitten gibt es eine Sollbruchstelle, an der sie sobald die Bedingungen passen (im Darm eines Ziel-Insekts) auseinanderbrechen.

Damit wird das aktive Toxin freigesetzt.

Dieses bindet nun aufgrund seiner chemischen Eigenschaften an eine bestimmte Anordnung von Molekülen, die nur in der Darmwand (genau gesagt am Mitteldarmepithel) des Wirtsinsekts vorherrscht. Dass das Cry-Toxin eine Pore im Mitteldarmepithel bildet, darf man sich in etwa so vorstellen: https://en.wikipedia.org/wiki/Aquaporin ... hannel.png

Durch mehrere dieser Poren wird das Mitteldarmepithel löchrig, Darminhalt dringt durch und vermischt sich mit Hämolymphe (dem Blut der Insekten). Insekten haben ja einen offenen Blutkreislauf, dh. sie haben keine Adern, sondern die Hämolymphe fließt einfach so im ganzen Körper herum. Dadurch wird der Darminhalt samt Bacillus thuringiensis Bakterien schnell im ganzen Körper verteilt. Das Insekt bekommt so etwas wie eine Blutvergiftung (bei Insekten sagt man Septikämie dazu). Das Insekt stirbt und Bacillus thuringiensis ernährt sich von der Hämolymphe der toten Larve. Dabei vermehrt sich Bacillus thuringiensis, tritt irgendwann aus dem Körper der toten Larve aus und wenn dann ein paar Bakterien von der nächsten Insektenlarve aufgenommen werden, geht das Spiel von vorne los.

Wird Bacillus thuringiensis subsp. israelensis aber vom falschen Wirt aufgenommen (zb. von einem Käfer oder vom Menschen), passiert garnichts - weil das Präprotein nicht in seine aktive Form überführt wird, die Sollbruchstelle bricht nicht weil im Darm von einem Nicht-Zielorganismus andere Bedingungen herrschen.
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