Austernpilz-Klonversuch auf Pappe

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Mycelio
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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 11. Oktober 2007 02:49

Hallo AndreasTyrol,

Zur Zeit konzentriere ich mich allerdings lieber nur auf einen Pilz, sonst ufern die Versuche aus. Eins nach dem anderen. Lieber eines richtig, als vieles schlampig.
Der Austernseitling scheint dazu auch ideal zu sein. Er wächst schnell und frißt fast fast alles. :D

>Und Glückwunsch zum Agar-Erfolg!

(schmunzel) Habe ich weggeschmissen, deine Methode funktioniert einfach viel besser!
Oh. Freut mich, daß es geklappt hat. Hatte das mal beim googeln auf der Shroomery Seite gefunden und war zuerst skeptisch. Aber es hat ca. 10x geklappt und einfacher geht's wirklich nicht.

Hier ein Bild meines aktuellen Versuches nach zehn Tagen. Hatte bei der vorletzten Ernte ein Stück Pappe mit großen Stücken von Pilzstielen belegt und das ganze in einem Blumentopf untergebracht. Nach drei tagen war das Mycel stellenweise oben auf der Pappe zu sehen, nach neun Tagen war die Pappe kaum noch zu erkennen und ich habe etwas Substrat draufgelegt.

Bild

War wohl ein wenig spät, denn vorhin beim Fotografieren habe ich entdeckt, daß sich unten aus den Löchern im Topf die ersten Pilze bilden. Da hat das Mycel wohl gedacht, es gibt keine Nahrung mehr und es muß schnell fruchten.


>Bei einem meiner Joghurtgläser habe ich neulich zuviel Substrat nachgelegt. Es schimmelt zwar nicht, aber es stinkt pervers und das Mycel scheint erstmal Pause zu machen.

Hmm ... , kann auch an zuviel Feuchtigkeit im Kaffeepulver liegen. Den optimalen Feuchtigkeitsgrad des Kaffeepulversmüssen wir erst noch rauskitzeln, so dass das Myzel gut wächst, Bakterien aber nicht.
Kann gut sein, daß es zu feucht war. War aber auch zu dick und ne Kaffeesorte mit Zucker drin. Wahrscheinlich lag's am Zucker, davon können sich die Bakterien prima ernähren.
Zu überlegen wäre auch eine Milchsäuregärung (Typ Silageherstellung, Sauerkrautherstellung) bevor man's zum Pilzmyzel gibt, dann hätten die anderen Bakterien keine Chance; ob das der Pleurotus mag, da müsste ich erst nochmal nachschauen.
Interessant Idee. Gärung unter Wasser könnte einen Versuch wert sein, soll ja bei Stroh auch funktionieren. Und Sauerteig ist ja auch nur Mehl, daß unter Wasser vor sich hingammelt. Dem gerösteten und überbrühten Kaffe muß man dabei aber bestimmt noch irgendwas zusetzen, das die richtigen Mikroben enthält. Hm, wenn das mal nicht zu aufwändig wird...


Gruß,
Carsten
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AndreasTyrol
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Beitrag von AndreasTyrol » Freitag, 12. Oktober 2007 20:41

Hallo Carsten ! :)


Jetzt also zu deiner Pleurotus Kulturmethode auf Karton.

Ich bin wirklich erstaunt, wie gut diese Methode funktioniert.

Anstatt lange auf Malzagar rumzuwerkeln, den der Austernpilz ohnehin anscheinend nicht besonders gern mag, gleich auf sein natürliches Substrat, das Zellulose und Lignin enthält.

Ich habe deine Methode "nachgebaut" und sie funktioniert wirklich genau so, wie du sie beschrieben hast.

Allerdings habe ich dabei ein bisschen "geschummelt", weil ich das Glas und den Karton zuerst sterilisiert habe (im DKT). Sonst aber habe ich alles so gemacht, wie du vorgeschlagen hast.

Doch bei der Vorbereitung des Versuchs habe ich ein Problem mit deiner Methode vorausgesehen:

Und zwar, dass der kleine Karton ziemlich schnell austrocknen wird. Ich kenne dieses Problem von anderen Versuchen wo der Agar in den Petrischalen ziemlich schnell austrocknet, besonders bei Bakterienkulturen die bei 37 °C bebrütet werden. Und dabei speichert Agar wesentlich mehr Wasser, als diese kleinen Kartonstücke.

Also habe ich 2 Versuchsansätze (genannt: "Glas-1-stehend", "Glas-2-liegend") angelegt, deine Versuchsanleitung gleich etwas abgewandelt und dazu:

1.) Eine zweite (dreilagige) Kartonscheibe unter die eigentliche Kulturscheibe gelegt (Glas-1-stehend), damit mehr Wasser gespeichert werden kann.

2.) Eine liegende "Doppel-Sandwich" Kultur angelegt (Glas-2-liegend), wo auf dem Pleurotus Stielstück nicht nur das dünne Blättchen der oberen Lage des Wellkartons liegt, sondern gleich ein ganzes (3-lagiges) Wellkartonstück. Auf diese Weise wird in der oberen Lage mehr Wasser gespeichert als bei der einlagigen Auflage und dieses kann auch nicht so schnell verdunsten, da es durch die 2 Auflagen geschützt wird.

Hört sich so niedergeschrieben relativ kompliziert an, ist aber in Wirklichkeit ganz einfach. Einige Fotos dazu sagen mehr als tausend Worte:

Bild
Glas-1-stehend
(Montag 8.10.07)
1 = Unter der ca. 1 mm dünnen Kartonlage liegt das Pleurotus Stielstück.
2 = Die zwei unteren Lagen des dreilagigen Wellkartons.
3 = Eine zusätzliche Lage aus dreilagigem Wellkarton, gedacht zur zusätzlichen Wasser-Feuchtigkeitsspeicherung.
4 = Die Kappe eines Bic-Kugelschreibes zur Verdeutlichung der Größenverhältnisse.
--------

Bild

Glas-1-stehend etwas zur Seite gedreht
(Montag 8.10.07)
Im aufgehellten Bereich des Bildes kann man ein kleines Stück des Pleurotus Stiels erkennen, der seit dem vorigen Samstag (6.10.07), als die Kultur angelegt wurde, schon etwas aussprossendes weißes Myzel zeigt.
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Bild
Glas-2-liegend
(Montag 8.10.07)
1 = Das Pleurotus Stielstück.
2 = Die untere Lage des Sandwichs aus 3 lagigegem Wellkarton.
3 = Die obere Lage des Sandwichs aus 3 lagigegem Wellkarton.
4 = Auch hier bedeckt der Karton das Stielstück, ist aber schlecht erkennbar.
--------

Am darauf folgenden Dienstag (9.10.07), also nur 3 Tage nach Beginn des Versuchs, hat das Myzel von Glas-1 bereits die Kartonabdeckung durchwachsen. Auf dem folgenden (leider unscharfen) Foto sieht man bei 1 das Myzel das durch den dünnen Deckkarton durchbricht und bei 2, wie es vom Pilzstiel schon langsam in die darunter liegende Wellpappe einwächst.

Bild
Glas-1-stehend
(Dienstag 9.10.07)
--------

Am Mittwoch (10.10.07) habe ich die folgenden Fotos (erneut etwas unscharf) von Glas-2-liegend, also von der Doppel-Sandwich Methode gemacht. An den durch Pfeile gekennzeichneten Stellen sieht man das Myzel in die obere Kartondeckschicht einwachsen.

Bild
Glas-2-liegend
(Mittwoch 10.10.07)

Was man auf diesen Fotos leider nicht erkennen kann ist, dass das oben durchgewachsene Myzel bei der Doppelsandwich Methode sehr viel kräftiger, dichter und flauschiger ist. Das ist auch weiter nicht verwunderlich, da es mehr Substrat und mehr Feuchtigkeit zur Verfügung hat, als bei der Einfach-Sandwich Methode (Glas-1-stehend). In den folgenden Tagen wird dieser Unterschied noch sehr viel deutlicher sichtbar werden.

Bild

(Leider ist es recht schwierig die richtigen Lichtverhältnisse für gute Fotos hinzubekommen, da der Karton einerseits das Licht abhält und das Glas zusätzliches Licht spiegelt. Man würde helle Scheinwerfer benötigen und müßte ihr Licht indirekt auf die dunklen Stellen fallen lassen. Ich habe etwas mit Alufolie experimentiert um Tageslicht auf geeignete Weise auf die dunklen Stellen zu projizieren. Doch dazu würde man wiederum 5 Hände benötigen, die alles im richtigen Winkel festhalten :) ... )

Im folgenden Bild, das von unten nach oben gemacht wurde, sieht man bei 1, wie sich das Myzel an der oberen Kartonlage "festsaugt", ausbreitet um sie dann zu durchwachsen. Weiters kann man erkennen, wie sehr der ganze Pleurotus Stiel bereits von neuem weißen Myzelflaum umwachsen ist.

Bild Bild
Glas-2-liegend
Rechtes Bild = zur Verdeutlichung des linken.
(Mittwoch 10.10.07)
--------

Am Mittwoch (10.10.07) war das Deckblatt von Glas-1 vollkommen ausgetrocknet.

Ich habe deshalb beschlossen, es mit desifiziertem Wasser aus einer desinfizierten Spritze zu gießen. Das rechte der folgenden 2 Bilder zeigt Glas-1 nach dem Gießen. Zum Vergleich auf der linken Seite das Bild vom vorhergehenden Dienstag (9.10.07). Man erkennt, dass sich zwischen Dienstag und Mittwoch fast nichts getan hat; nur das Myzel ist auf dem Bild vom Mittwoch besser zu erkennen, da der nasse Karton als Hintergrund den Kontrast verstärkt.

Bild Bild
Glas-1-stehend
(Links: Dienstag 9.10.07; rechts Mittwoch 10.10.07)
--------

Bild
Glas-1-stehend
(Freitag 12.10.07)

Dieses Bild vom Freitag zeigt ein schönes Wachstum auf dem gegossenen Karton seit letztem Mittwoch; allerdings erkennt man auch, dass die obere Kartonabdeckung schon wieder auszutrocknen beginnt. Will man nach dieser Methode vorgehen, so ist man dazu gezwungen, alle 2 - 3 Tage zu gießen, was ziemlich umständlich ist und außerdem die Kontaminationsgefahr wesentlich erhöht.
--------

Bild
Glas-2-liegend - "Doppelsandwich Methode"
(Freitag 12.10.07)

Hier dagegen die Aufnahme vom gleichen Tag der Doppelsandwich Methode. Man kann gut erkennen, wie das Pleurotus Myzel üppig sprießt.
--------

Das Grundprinzip der Methode ist durch diese Fotos gut dokumentiert. Jetzt heißt es warten bis das Myzel den ganzen Karton durchwachsen hat, um dann einerseits eine Reinkultur davon zu gewinnen und andererseits etwas vom Myzel auf Kaffeesubstrat zu übertragen oder Kaffeesubstrat zur "Kartonkultur" hinzuzufügen.
--------


Schöne Grüße sendet dir Andre.
Zuletzt geändert von AndreasTyrol am Montag, 15. Oktober 2007 18:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Mycelio » Samstag, 13. Oktober 2007 00:53

Hallo Andras,


mein Beileid zur Computerpanne!

Wird ja ein schöner Bericht. Ich denke, inzwischen kannst du die Stiele nicht mehr erkennen. Werd übers Wochenende auch mal Bilder von meinem aktuellen Versuchsverlauf posten. Ist für heute zu spät.

Zur Feuchtigkeit:
In meiner Beschreibung hatte ich das ganz vergessen, ich sprühe etwas Wasser in das Glas und in den Deckel, wenn alles drinliegt. Mit der zweiten Pappe haben deine beiden sicher auch genug Wasser.


Gruß,
Carsten
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Beitrag von pilz-kultur » Samstag, 13. Oktober 2007 11:40

....die gute alte Pappe :D !

....aus dem Fundus...etwa um 1910.....
Bild

Ich liebe diese alten Pilzbücher..... :mrgreen:

Gruß
Walter
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Samstag, 13. Oktober 2007 16:40

:lol: hey cool, züchte nun nur noch pilze auf Pappe und Altpapier


denn brauch ich das zeuch wenigstens nicht mehr wegbringen :lol: :lol: :lol:
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Beitrag von Mycelio » Sonntag, 14. Oktober 2007 16:14

@Walter:
Daß sogar Champignonsporen auf Pappe keimen, hätte ich nicht gedacht. Das Buch hätte ich auch gern. Muß wirklich spannend sein.
Im Text werden ja auch noch Blätter der Sommerlinde als Keimsubstrat erwähnt.
Werde gleich mal Shiitakesporen auf Pappe testen...


@Pilzimperium:
Das Problem bei Pappe und Altpapier ist wohl, daß man nicht genau weiß, was da alles drin ist. Lignin, Zellulose und Methylzellulose als Klebstoff ist ja klar, aber da wird bestimmt noch diverser Müll als Füllstoff zugegeben. Es sind ja keine Lebensmittel, die regelmäßig kontrolliert würden. Ich hätte jedenfalls Bedenken, öfter Pilze zu essen, die nur auf Pappe bzw. Altpapier gewachsen sind.

Kennt sich hier jemand damit aus?


So, nun die angekündigten Bilder meiner Papp-Austern. Meine ersten Versuche waren kleiner, doch diesmal wollte ich den gesamten Boden eines Blumentopfes schnell bewachsen lassen. Das Ausgangsmaterial war Wellpappe und ein transparenter Blumentopf, ca 2l Inhalt, sowie ein paar Pilze aus eigener Ernte:
Bild Bild


Die unsterile nasse Pappe im Topf. Die obere Schicht ist abgezogen. Dann mit etwas Impfmaterial drauf und schließlich mit der vorher abgezogenen Pappschicht bedeckt:
Bild Bild Bild
Es waren die Stiele der sechs größten Pilze, jeweils der länge nach halbiert. Wie ihr seht, habe ich zwischen den Stücken noch etwas Luft gelassen. :D Es geht natürlich auch mit weniger Pilzmaterial.
Habe den Blumentopf dann mit einem Untersetzer abgedeckt.
Nach zwei Tagen zeigte sich leichter Flaum auf den Stielstücken, nach drei Tagen auch oben auf der Pappe.

Zehn Tage später. Während sich das Mycel kräftig den Rand hocharbeitete, war die Oberseite der Pappe eher spärlich bewachsen.
Anders auf der Unterseite, da wollte das Mycel bereits fruchten:
Bild Bild


Die erste Substratschicht (nach 9 Tagen) war 1 cm Stroh mit Kaffe. Habe ich diesmal locker draufgestreut und nicht festgedrückt. Scheint besser durchwachsen zu werden. Jedesmal, wenn man Substrat auf das Mycel wirft, ist es immer erst einen Tag lang beleidigt, wächst dann aber zügig weiter.
Nach 12 Tagen wurde die neue Schicht stellenweise durchstoßen, dann cach 13 und nach 14 Tagen:
Bild Bild Bild


Da muß ich wohl gleich wieder was nachlegen...


Grüße, Carsten
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Beitrag von pilz-kultur » Sonntag, 14. Oktober 2007 21:22

@Mycelio :

"Praktische und lohnende Champignonkultur für Jedermann nach bewährter auf langjähriger Erfahrung beruhender Methode vom Königl. Garteninspektor A. Amelung , mit einem Anhang über wildwachsende eßbare und giftige Pilze, sowie Winke für ihre Zucht"

...gibts im Antiquariat !

Das Problem bei Pappe u. Altpapier liegt wohl eher im Aufdruck bzw. der verwendeten Druck-Farbe......bei Farbe auf Sojabasis hätte ich keine großen Bedenken darauf gezüchtete Pilze zu konsumieren :wink: !

Übrigens schöner Beitrag :wink: !

Walter
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Beitrag von Mycelio » Montag, 15. Oktober 2007 00:22

@Walter:
Danke für den Buchtitel. Hab's mir gerade bestellt. Hoffentlich können die auch liefern...


Bzgl. Druckfarbe:
Laut Wikipedia http://de.wikipedia.org/wiki/Papier#Rohstoffe ist in so ziemlich allen Papiersorten Altpapier drin (Anteil in Wellpappe: 65%), also recycelte Werbeprospekte, Zeitschriften usw. incl. Resten von Druckfarben und anderen Chemikalien...
Die die Pilze dann aufnehmen und anreichern...
Wie Pilzimperium hatte ich auch schon überlegt, aus alten Kartons Pilze und Blumenerde zu machen. Schade, wäre auch zu schön gewesen.



Carsten
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Beitrag von AndreasTyrol » Montag, 15. Oktober 2007 19:25

Die Rache der Blutwurst - oder das Imperium schlägt zurück !


Hallo Carsten, :)


halte dich bitte fest, denn jetzt kommt ein Hammer:

:!: Ich glaube, deine Lieblingsmethode funktioniert gar nicht! :o :shock: :? :evil:

Ich habe zwar wie versprochen die Entwicklung der Versuchsansätze von letzter Woche Montag - Freitag nachgeliefert (als update - edit des ursprünglichen Beitrags), doch jetzt muss ich dir von einem Rückschlag berrichten!

Am letzten Freitag haben beide Ansätze ihr Wachstum einfach eingestellt! :(

Von heute auf morgen, ohne Vorwarnung, ohne Kontis, ohne Änderung der Kultivierungsmethode, usw.

Zunächst wollte ich das gar nicht glauben, aber es hat sich seitdem absolut nichts mehr getan. Und ich bin beim Lesen der älteren Beiträge draufgekommen, dass ich nicht der erste bin, dem es so ergeht, denn auch andere hier im Forum haben dasselbe erlebt.
Rip im Beitrag 'Austernpilz-Hut-Zucht' hat geschrieben:Mycel wächst sehr gut, hat jetzt aber eine kleine Pause eingelegt :cry:
Es scheint, als ob ihm die Kraft ausgeht.
Worauf Oliver antwortete:
Oliver hat geschrieben:Kenn ich :( War bei meinem letzten Versuch auch so. Ich verstehs ehrlich gesagt nicht so ganz. Im letzten Winter, als ich dieses Experiment machte, funktionierte es super. Das Mycel wucherte so stark, daß es aus der Schale kroch! Hatte die Schale in einem Minigewächshaus stehen. Leider war damals das Substrat zu feucht.

Einziger Unterschied zu heute war der Pilz. War ein Winterausternseitling aus dem heimischen Wald.
Dazu kommt noch ein weiterer Hinweis: sterile Stielstücke vom Austernpilz auf MEA bilden bei mir bisher zunächst viel Flaum um dien Stiel herum, wachsen dann lustlos etwas in den Malzagar hinaus und stellen dann promt auch das Wachstum ein!

An der Methode und an meiner Arbeitstechnik kanns nicht liegen, denn ein Shiitake Clonversuch hat super funktioniert ist ganz sauber kontaminationsfrei und wächst sowohl auf MEA als auch auf Körnersubstrat sehr gut.

Und es gibt noch einen weiteren Hinweis: je mehr Stiele du nimmst, je größer sie sind umso stärker ist dann das folgende Myzelwachstum auf Karton oder Kaffee. Anscheinend reichte das bei dir sogar bis zu einer neuerlichen Fruchtkörperbildung!

Alle Hinweise verdichten sich bei mir zu einer Schlussfolgerung: das Hyphenwachstum das man bei den Stielen sieht ist gar kein "echtes Wachstum" aus eigener Kraft, sondern die Kraftreserven dazu kommen aus dem Austernpilzstiel selbst. Sind diese Kraftreserven einmal erschöpft, dann stellt auch das davon abhängige Myzel sein Wachstum ein.

Was du also als Durchwachsen der Kartone siehst, ist einfach ein gewöhnliches Hindurchwachsen durch Kartone, aber nicht ein Wachsen auf Karton! Alles wird natürlich noch komplizierter dadurch, dass normalerweise Austernpilzmyzel natürlich schon auf Karton wächst, nur eben halt nicht unser geklontes. Ich vermute, dass das Klonmyzel bereits zu spezialisiert oder degeneriert ist, um aus eigener Kraft auf dem Karton weiterzuwachsen.

Ob diese Hypothese von mir stimmt, können wir ganz einfach herausfinden: entferne doch einfach einmal die Stiele von dem Karton bzw. aus dem Kaffee, auf dem das "Myzel wächst wie die Sau", wie du neulich gesagt hast. Nimm einmal alle Stiele heraus und schau, ob das Myzel dann aus eigener Kraft auf dem Karton weiterwächst! Das Resultat eines solchen Versuchs würde mich interessieren.

Ich dagegen werde nun einfach mal normale Brut kaufen und mich nicht mehr länger mit Clonversuchen rumärgern. Eine schöne saubere Brut von H. und die Kaffeesatz Experimente können losgehen.


Ich hoffe, dich nicht zu sehr genervt zu haben, schließlich schaut die Methode im ersten Moment ja wirklich phänomenal aus. Vielleicht ist sie es ja auch: ich lasse mich gerne von dir eines besseren belehren. :D


Schöne Grüße sendet dir Andre.

PS: Übrigens wirklich sehr schön dokumentiert dein Versuch. So ist es einfach sehr viel leichter zu erkennen, was der Experimentator genau gemacht hat. Man kann dann auch sehr viel genauer darauf eingehen. Alles hat den großen Vorteil, dass die Qualität der Beiträge und somit der Nutzeffekt für alle Leser immens steigt.
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Beitrag von Mycelio » Montag, 15. Oktober 2007 21:46

Hallo Andreas,


ich hoffe, du hast deine beiden Versuche noch nicht entsorgt! Leg doch einfach mal einen Löffel feuchten Kaffesatz drauf und schau was passiert. Ruhig auch ohne sterilisieren, hast ja nichts zu verlieren.

Auch bei mir hatte das Mycel nach ner Woche aufgehört zu wachsen. Ich wertete das als Zeichen, daß der Pilz überall durch ist und die Grenzen der Pappe erreicht hat. Nur am Rand versuchte er noch, neue Nahrungsquellen zu erreichen. Die Pappe sah auch etwas angetrocknet aus, hat mich aber nicht gestört. Habe dann einfach Substrat draufgegeben und nach 24h ging es wieder munter weiter.

Alle Hinweise verdichten sich bei mir zu einer Schlussfolgerung: das Hyphenwachstum das man bei den Stielen sieht ist gar kein "echtes Wachstum" aus eigener Kraft, sondern die Kraftreserven dazu kommen aus dem Austernpilzstiel selbst. Sind diese Kraftreserven einmal erschöpft, dann stellt auch das davon abhängige Myzel sein Wachstum ein.
...
Ob diese Hypothese von mir stimmt, können wir ganz einfach herausfinden: entferne doch einfach einmal die Stiele von dem Karton bzw. aus dem Kaffee, auf dem das "Myzel wächst wie die Sau", wie du neulich gesagt hast. Nimm einmal alle Stiele heraus und schau, ob das Myzel dann aus eigener Kraft auf dem Karton weiterwächst! Das Resultat eines solchen Versuchs würde mich interessieren.
Ja, hatte mich auch schonmal gefragt, ob die Energie für das Wachstum nur aus dem Stiel kommt. Inzwischen bewächst mein Versuch aber schon die zweite Substratschicht, da will ich nichts mehr herausnehmen. Kann ich ein anderes mal versuchen. Erstmal wollte ich ein Stielstück in ein leeres, aber feuchtes Glas legen und beobachten.


Wirklich schade, daß es bei dir nicht so geklappt hat. Wollte eigentlich den Versuch nochmal wiederholen und eine Anleitung mit mehr und besseren Bildern daraus machen. Aber wenn's bei anderen schiefgeht... Schaun mer mal.

Mit gekaufter Körnerbrut bist du aber auf jedenfall auf der richtigen Seite, damit habe ich beim Pleurotus auch angefangen.


Grüße,
Carsten
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Beitrag von AndreasTyrol » Dienstag, 16. Oktober 2007 17:24

Hallo Carsten, :)

Mycelio hat geschrieben:Leg doch einfach mal einen Löffel feuchten Kaffesatz drauf und schau was passiert. Ruhig auch ohne sterilisieren, hast ja nichts zu verlieren.
Ja mach ich, ein Versuch kostet ja nichts. Vielleicht versuche ich ja auch einen 2. Testlauf mit mehreren Stielen so wie bei deinem neuen Versuch.

Einer der Hinweise von weiter oben ist schon obsolet: auf Malzagar ist das Clonmyzel nun doch weitergewachsen (seit gestern). Allerdings ist es langsamer unterwegs als z.B. das Shiitake Clonmyzel.
Mycelio hat geschrieben:Habe dann einfach Substrat draufgegeben und nach 24h ging es wieder munter weiter.
Wie hoch war denn die Kaffeesatzsubstratschicht bei deinem letzten Versuch zur Zeit des höchsten Standes? Wenn sie sehr hoch war (z.B. 10 cm) dann wächst dein Myzel doch aus eigener Kraft.

Mal sehen wie sich die Sache weiterentwickelt. Mit dem gekauften Myzel kann ich ja separat experimentieren. Diese unsterile Methode hat nämlich auch ihren Reiz. Wenn sie immer bis meistens bis oft zuverlässig funktionieren würde, dann wäre das schon eine hochinteressante Sache.


Schöne Grüße sendet dir Andre.
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Beitrag von Mycelio » Dienstag, 16. Oktober 2007 21:14

Hallo Andre,


gut daß du nicht so schnell aufgibst!
Ich hoffe, wir können hier bald mehr von deinen Versuchen lesen und Fotos anschauen.
Einer der Hinweise von weiter oben ist schon obsolet: auf Malzagar ist das Clonmyzel nun doch weitergewachsen (seit gestern). Allerdings ist es langsamer unterwegs als z.B. das Shiitake Clonmyzel.
Komisch, bei mir ist der Pleurotus immer doppelt so schnell wie der Shiitake, jedenfalls im Substrat. Solche unerklärbaren Wachstumsstops hatte ich auch schon öfter, aber beim Shii. Hab wohl nen lahmen Klon erwischt...
Wie hoch war denn die Kaffeesatzsubstratschicht bei deinem letzten Versuch zur Zeit des höchsten Standes? Wenn sie sehr hoch war (z.B. 10 cm) dann wächst dein Myzel doch aus eigener Kraft.
Da war erst 1 cm drauf. Nach der Bakterienkonti neulich war ich vorsichtig. Übrigens hat in dem verseuchten Joghurtglas das Mycel die Eindringlinge offenbar überwältigt und verdaut. Der widerliche Geruch ist schon seit ein paar Tagen verschunden und es wächst jetzt sehr dicht und schnell über und durch den kontaminierten Bereich.
Mal sehen wie sich die Sache weiterentwickelt. Mit dem gekauften Myzel kann ich ja separat experimentieren. Diese unsterile Methode hat nämlich auch ihren Reiz. Wenn sie immer bis meistens bis oft zuverlässig funktionieren würde, dann wäre das schon eine hochinteressante Sache.
Jau, werde auch weiterexperimentieren und immer mal wieder berichten. Um zu testen, wie weit das Mycel ohne Nahrung wächst, habe ich heute mal ein Pleurotus-Stielstück in ein leeres Glas gelegt, bzw. auf ein paar poröse nasse Steinchen, als Wasservorrat. Jetzt muß ich erstmal auf die nächste Erntewelle warten...


Grüße,
Carsten
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Beitrag von AndreasTyrol » Mittwoch, 17. Oktober 2007 20:26

Hallo Carsten ! :)


Auf ein Neues! :P

Aaalso, ich bin schon wieder vorsichtig optimistisch, was deine AusternpilzAufKartonKlon-Methode angeht, ich will sie mal die: "Mycelio-Methode" 8) taufen.

Da das Austernpilzmyzel das ich geklont habe auf MEA seit gestern so richtig durchgestartet ist (er wächst plötzlich "wie die Sau":)), kann ich mir nun vorstellen, dass die Methode auf Pappe doch funktioniert.

Da ich einige Tage warten muss, bis ich die Brut von Hawlik bekomme, habe ich mir heute mal eine frische Ladung Austernpilze gekauft, und werde deine Methode nach der "Blumentopf-Technik" noch einmal nachbauen. Wenn ich selbst alles mit eigenen Augen beobachten kann, dann kann ich eher beurteilen, ob das Myzel aus eigener Kraft wächst, oder ob die Wuchskraft nur aus den Stielen kommt.

Was ich dich noch fragen wollte: wo gibts denn diese Mycelspritzen mit Flüssigmyzel zum beimpfen? Bei Hawlik jedenfalls nicht. Falls du keine Werbung hier machen willst, kannst du mir auch eine PM schicken. Danke.


Wie immer sende ich dir viele schöne Grüße,
Andre
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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 18. Oktober 2007 01:48

Hallo Andre,

hört sich an, als ob der Thread hier noch ne weile weitergeht. :D

'Mycelio-Methode' klingt cool, hab's aber nicht erfunden, bloß gefunden, und zwar im Shroomery Forum.
Attempt at Oyster cloning on cardboard
Cardboard cloning tek?

...und werde deine Methode nach der "Blumentopf-Technik" noch einmal nachbauen. Wenn ich selbst alles mit eigenen Augen beobachten kann, dann kann ich eher beurteilen, ob das Myzel aus eigener Kraft wächst, oder ob die Wuchskraft nur aus den Stielen kommt.
Hm, vielleicht ist das gar nicht entscheidend. Hauptsache das Mycel hat sich gut ausgebreitet und ist noch kräftig, wenn man Substrat daraufgibt.


Die Mycelspritzen hatte ich bei zuchtbedarf.de bestellt.
Ist der Shop von Myco, der ist hier auch Forenmitglied. Hat ein gutes Sortiment an Speisepilzen, allerdings muß man Körnerbrut wohl vorbestellen. War jedenfalls neulich nicht vorrätig. Deswegen hatte ich ungeduldigerweise die Spritzen bestellt. Die Getreidebrut wäre wohl einfacher gewesen...


Grüße,
Carsten
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Beitrag von AndreasTyrol » Mittwoch, 24. Oktober 2007 17:37

Hallo Carsten :),


Mycelio hat geschrieben:'Mycelio-Methode' klingt cool, hab's aber nicht erfunden
Das war mir klar (du hast schon früher erwähnt, dass du es von der shroomery website hast), doch für uns hier im Forum o. zumindest für diesen Thread kann man sich doch diese Freiheit nehmen?

Übrigens ist ein wesentlicher Unterschied beim Ausprobieren dieser Methode, dass du ganz frische Pilze nehmen konntest, während ich Importe aus dem Ausland nehmen musste: die Austernpilze aus unserem Supermarkt kommen entweder aus Ungarn oder aus Polen, sind also sicherlich einige Tage unterwegs. Und es ist auch nicht sicher, dass ich sie gleich am ersten Tag nach der Anlieferung im Geschäft gekauft habe, obwohl sie noch recht gut ausgeschaut haben.

Ich bin mir inzwischen sicher, dass das Myzel wirklich von alleine wächst, nicht nur durch die Kraft der Stiele.

Inzwischen habe ich allerdings eine gut etablierte sterile Austernpilzkultur und mache erst mal mit dieser weiter. Unsteriles Arbeiten beinhaltet immer die Gefahr, dass der Brut-, Impf-, Anwachsraum mit Kontis überschwemmt wird.

>Die Mycelspritzen hatte ich bei zuchtbedarf.de bestellt.

Danke, werd mal hinsurfen und schauen was die so alles haben.


Schöne Grüße von Andre.
Antworten

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