Probleme mit Kräuterseitlingen

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mrgruen
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Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von mrgruen » Dienstag, 02. November 2010 19:58

Hallo Pilzzüchter!
Ich habe folgendes Problem:
Ca. 80 % meiner Kräuterseitlinge verkümmern im Wachstum (s. Bild) ...

Bild

...und die restlichen wollten nicht größer als 4-8 cm werden. Das Wachstum kam dann vollständig zum Stillstand. Habe die Winzlinge dann trotzdem geerntet.

Substrat 1:
Kleintierstreu (Nadelholzspäne grob) 80 %, Weizenkleie 10 %, Getreidebrut 10 %
Substrat 2:
Hartholzspäne ( 8-eckige Feuerholz-Balken aus dem Baumarkt) ca. 60 %, Weizenkleie 20 %, Getreidebrut 20 %
und 1x Roggenglas direkt zur Fruchtung aufgestellt (V = 750 ml)
(Substratblocke haben durchwachsen ein Gewicht von 1,6-2 kg)

Bei allen Kulturen das gleiche Problem - daher naheliegend, dass etwas mit den Bedingungen nicht stimmt. Die waren / sind wie folgt:
Luftfeuchtigkeit ca 80%
Temperatur 18-20°C
Belüftung erfolgt über einen Luftstrom, erzeugt mit 2 PC-Lüftern (16x am Tag für 15 min)
Beleuchtung s. Bild

Bild

Die geernteten Pize waren hart wie Holz und hatten keinen Geschmack, also nur was für die Tonne!
Ich bin jetzt ein wenig ratlos und hoffe, dass ich mit eurer Hilfe noch etwas mit den anderen 5 Blöcken anfangen kann, die schon nahezu fertig sind. (Alle ähnliche Zusammensetzung)
Ich hoffe nicht, dass ein Gemisch aus Stroh und Holzspäne erforderlich ist. Das war wohl nicht so klug gleich so viele Blocke anzusetzen ohne vorherigen Test :? Bin ja auch erst ein paar Wochen unter den Pilzzüchtern.

MfG Stefan
blubb0211
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von blubb0211 » Dienstag, 02. November 2010 21:31

HM... das substrat an sich scheint ganz ok zu sein.
das war bei mir auch schon passiert. Wenn das die erste Welle ist, könntest du probieren, den block etwas kälter zu stellen, vielleicht 15-17°C (--> Keller!). vielleicht öffnest du nächstes mal nicht den ganzen beutel, sondern nur dort, wo sich primordien bilden. Wenn du die Blöcke noch geschlossen an einem kalten ort aufstellst, bilden sich automatisch primordien. dort schneidest du dann auf! So bleibt die Feuchtigkeit im Block und die Pilze vertrocknen nicht.
du könntest noch versuchen, den block mit klarsichtfolie zu ummanteln, und nur dort aufschlitzen, wo sich primordien bilden.
Viel Erfolg!

VIele Grüsse

Fabian
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 03. November 2010 00:06

Hallo Stefan,

indoor ist die KS-Fruchtung nicht ganz einfach. Am wahrscheinlichsten erscheint mir Frischluftmangel als Ursache. Bzgl. Lichtmangel wären Angaben über Watt, Farbtemperatur und Beleuchtungsdauer hilfreich. Auch Milben wären eine mögliche Ursache, da müßtest du bei seitlicher Beleuchtung an den Wänden kleine Punkte erkennen, die sich bewegen.

Vielleicht kannst du die Ventilatoren häufiger einschalten oder konstant bei niedriger Spannung laufen lassen? Auf jeden Fall solltest du Fabians Tips beherzigen und die Blöcke demnächst im Beutel lassen. Wenn das alles nichts bringt, kann man die Beutel nach dem Durchwachsen oben öffnen und eine dünne Deckschicht auftragen. Das muß nicht unbedingt Erde oder Torf sein, auch Vermiculite, Perlite oder Blähton sind geeignet.

Gruß, Carsten
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von mrgruen » Mittwoch, 03. November 2010 18:56

Hallo,
und vielen Dank für eure Hilfe.
Ich werde auf jeden Fall bei den nächsten Blöcken die Beutel nur noch dort öffnen wo die Primordien erscheinen - erscheint mir auch logisch. (Das war eigentlich auch von Beginn an eingeplant, doch war ich wohl etwas übereifrig)
Leider habe ich keinen Keller und auch keinen geeigneteren Ort um die Kulturen aufzustellen. Aber da es ja auf den Winter zugeht und ich den Raum noch nicht beheize, dürfte das Temperaturproblem zu lösen sein.

Zur Beleuchtung:
120cm - 36 Watt LSR (kalt) im Abstand von 30 cm
+ Tageslichteinfall Nord-Fenster

Evtl. habe ich mich mit der Belüftung etwas missverständlich ausgedrückt: Also die Gesamtdauer in der die Lüfter eingeschaltet sind beträgt 4 h. In den jeweils 15 min wird die Luft wohl nahezu komplett ausgetauscht, und das 16 x am Tag.
Ich denke das müsste reichen, oder liege ich da falsch?!

Nach Milben habe ich heute auch mal gesucht, hab aber keine entdecken können. Größeres Ungeziefer (Pilzfliege, Trauermücken) kommen nicht in die Boxen hinein.

Ich hoffe, dass es mit den nächsten Kulturen dann besser wird!

MfG Stefan
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 03. November 2010 21:06

Gut, dann können wir wohl Parasiten und Lichtmangel ausschließen.

Ich denke du unterschätzt den Frischluftbedarf gewaltig. Wenn man mal nachliest, werden bei Seitlingen pro Kilo Substrat und pro Stunde 100 bis 150 Liter Frischluft empfohlen, bzw. rät Stamets in 'Growing Gourmet and Medicinal Mushrooms' beim KS zu 4 bis 5x Luftaustausch pro Stunde. Verdoppele doch erstmal die Luftzufuhr, evtl. reicht das schon halbwegs.

Die stehengebliebenen und abgestorbenen Pilze solltest du schnellstens entfernen, bevor sie schimmeln.

Gruß, Carsten
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von mrgruen » Donnerstag, 04. November 2010 18:29

Ok, das "per hour" habe ich im Stamets wohl übersehen :oops: . Dann werde ich die Frischluftzufuhr wohl deutlich erhöhen müssen. Die übrig gebliebenen Pilze habe ich auch schon entfernt.
Nochmals vielen Dank für die Verbeserungsvorschläge.

Gruß Stefan
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von davidson30 » Dienstag, 30. November 2010 19:31

hallo



auch ich habe einen zickigen ks der nicht so freiwillig fruchten will..

und im erdkeller fruchtet er auch nur 2 mal im jahr ... im frühling und im späten herbst anfang winter .. wenn die temp. so um die 10 - 15 ° liegt dazwischen ruhen die blöcke ... manche bekommen sogar braune flecken ..... doch dann kommen auch aus diesen blöcken noch tolle pilze raus ...

und wenn er es zu warm hat und zuwenig frischluft kann es schon mal so aussehen ..

Bild


mehr wie 80 % der kleinen pilze sterben dann ab ...



kann dann auch sein das nur einer groß wird ..

Bild
hier siht man die abgestorben pilze ....

die pilze wachen bei mir im erdkeller ohne luftaustausch und ventilator ... zudem haben sie nur sehr gedämpftes licht .


also wenn die zusätzliche luft nix hilft .... senke mal die temperatur auf 10-15° falls es dir möglich ist .





gut kulturpilz

fritz
"Mädchen sind wie Pilze - die schönsten sind die giftigsten"
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von die Weißen Köpfe » Dienstag, 30. November 2010 21:36

Wie sieht es aus mit Schimmel? CO2 oder feuchte du sagst 80 RF ich find das fast zu wenig in der Knopfbildung muss das um einiges höher und danach würd ich runtergehen...
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von mrgruen » Mittwoch, 01. Dezember 2010 16:10

Hallo!
Ich habe die Belüftung bei den letzten Blöcken deutlich erhöht, doch ohne eine Verbesserung des Ertrages. Durch die häufigere Belüftung sank wohl die Luftfeuchtigkeit weiter ab, also ein weiterer Fehler.
Ich denke auch, dass es hauptsächlich an der Temperatur liegt. Leider habe ich derzeit nicht die Möglichkeit die Kulturen kälter zu stellen, im Gegenteil da jetzt die Heizung eingeschaltet ist ist die Temperatur noch höher. Und die Raumluft zur Belüftung der Pilze ist extrem trocken.
Ich habe die letzten 4 Blöcke jetzt in den Boxen, denke aber nicht dass ich die KS unter diesen Bedingungen zum fruchten überreden kann.
Den KS werde ich in Zukunft outdoor (im Frühjahr und Herbst) zum fruchten bringen. Da habe ich ein kleines Plätzchen wo ich die Blöcke aufstellen könnte - So müsste es doch eigentlich etwas werden?!

Jetzt für die Winterzeit bleibt mir wohl nur die Zucht von sehr toleranten Arten (Pioppino, Auster). So ist wenigstens mehr Zeit für meine Versuchs-Projekte (VRR und L. gigantea).

Mit Schimmel hatte ich im übrigen auch noch keine Probleme. Meine Kontis waren bislang bakterieller Art (od. Hefen). Also der war auch nicht für den Misserfolg verantwortlich.

Gruß Stefan
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von nemo » Donnerstag, 02. Dezember 2010 12:26

hallo, darf ich mal zwischenfragen?


Frage: bisher fand ich nicht sehr viel zum Thema Licht. in diesem Thread war oben mal ganz kurz ein kurze Erwähnung.

Welche Lichtverhältnisse braucht die Zucht KS, Austern, Champagnons, PomPom,
a. Ruhepause
b. Fruchtung
c. Klonen von Teile der Fruchtkörper
d. Durchwachsen von Mycel

im Wald ist es unter der Erde zwar ebenfalls stockdunkel, aber es kommen dennoch schache Strahlen durch, IR u. langwelliges Licht., die Fruchtkörper wiederum sehen richtiges Sonnenlicht in gefilterter Form. Bedarf es eine Lichtanregung zur Entwicklung und Treiben?

meine Anfänger-Versuche Fertigblöcke KS (ohne Tüte) und Auster (mit Tüte u. Schlitze) stehen im vollkommen dunklen Keller. Heute sind dort 9,7°C 78% Raumfeuchte, jeweils in einer offenen transsparenten Plasikbox. Während der Ruhe waren die Boxen mit Deckel geschlossen, wahrend des Fruchtungsbeginn lag der Deckel
lose auf. Gesprüht habe ich morgens und abends mit gleich kaltem Wasser. Gerade kommt die 2. Welle KS. nicht soo üppig wie die erste, aber recht nett. beide Stämme habe ich nach der Pause einmal 2 Std getaucht.
Grüsse vom Bayerwald , Karlhanns
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Re: Probleme mit Kräuterseitlingen

Beitrag von mrgruen » Donnerstag, 02. Dezember 2010 15:17

Also um meine bescheidenen Kenntnisse mal weiterzugeben:
Mycelwachstum benötigt keine Beleuchtung. Weder beim Durchwachsen von Brut, Substrat oder in PS.
Bei einigen Arten ist Licht MIT für die Induktion der Primordienbildung verantwortlich.
Es bestehen aber auch Unterschiede bei den von dir genannten Arten.
Champignon (A. brunnescens) braucht meines Wissens zu keiner Zeit Licht.
KS und Pompom - in der Primordien- und Fruchtkörperbildung = 500-1000 lux
Auster = 1000-2000 lux
Das ist grob zusammengefasst aus Stamets.
Die Beleuchtung zu berechnen ist nicht ganz so einfach. Ich habe mit einem Online-Leuchtenrechner (einfach mal googlen) für meine Kulturfläche zwischen 500-1000 lux errechnet (1x 36 Watt LSR in Abstand von einem Meter, auf 2 m^2 Fläche)
Hier wissen andere bestimmt noch viel mehr!

Gruß Stefan
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