Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Moderatoren: Mycelio, leuchtpilz, davidson30

Palladrium
Neuling
Beiträge: 34
Registriert: Montag, 20. November 2017 20:01

Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Palladrium » Montag, 05. Februar 2018 22:06

Nachdem ich hier im Forum schon sehr viel über das Züchten von Austernseitlingen lernen konnte, wollte ich mal meine Erfahrungen und Ideen teilen. Mein Ziel ist es, irgendwann tatsächlich Geld mit dem Verkauf von Austernseitlingen zu verdienen, dementsprechend versuche ich den ganzen Produktionsprozess darauf auszulegen, zuverlässig, einfach, effizient, skalierbar und ökonomisch zu sein. Und natürlich darf das Ganze nicht zu viel kosten, ich möchte nicht mehrere 1000 Euros reinstecken bevor ich ernsthaft damit Geld verdiene. Hier gilt es sicher, klein zu starten und den Gewinn zu reinvestieren. Wer meint, teures Equipment kaufen, ein paar Bücher zu dem Thema und der Erfolg stellt sich dann von alleine ein, wird auf die Nase fallen. Bevor man ein vernünftiges Produkt zuverlässig produzieren kann, muss man erstmal ein Jährchen herumexperimentieren. Grundsätzlich empfiehlt es sich, erstmal fertige Substratsäcke oder Körnerbrut zu kaufen, bevor man den ganzen Umweg von Spore über Petrischale bis Fruchtkörper geht.

Der Markt:
Meine Kunden sind Hotels und Restaurants (lebe in einer Tourismusregion). Bisher gingen die Pilze weg wie warme Semmeln, das Feedback war stets ermutigend und positiv. Der Austausch mit den Köchen ist meiner Meinung nach absolut wichtig, so kriegt man immer wieder Anregungen was Größe, Geschmack und Konsistenz angeht. Mögliche Konkurrenten konnte ich bisher nicht ausmachen. Falls dann doch mal mehr Austernpilze auf den Markt kämen mach ich mir keine Sorgen, da man sich durch das Eingehen auf die Wünsche der Köche stark von den Großproduzenten abhebt. Im Verkauf an Händler und Großabnehmer sehe ich zumindest für Einsteiger und kleine Pilzzuchten keine realistische Chance Fuß zu fassen.

Produktion der Säcke:
WP_20180205_007-min.jpg

Der 1000l IBC Tank wird mit Stroh befüllt und das Stroh mit Ziegeln beschwert, damit es nicht aufschwimmt. Dann flute ich den Tank mit übersättigter Kalkhydratlösung (4kg Kalkhydrat auf 1000 kg Wasser) und lasse das Stroh 12h einweichen. Anschließend lasse ich das Wasser abfließen und warte eine Stunde, bis das Stroh abgetropft ist. Das Stroh kommt dann ins Fass, wird mit 2% Gips (bezogen auf das TG des Strohs) übergossen und wird bis auf Siedetemperatur gedämpft.
WP_20180119_018-min.jpg

Ab hier muss so sauber wie möglich gearbeitet werden. Wanne und Handschuhe werden mit 70% Ethanol abgewischt. Danach nehme ich das Stroh aus dem Fass, breite es auf der Wanne aus und warte, bis es ausreichend abgekühlt ist. Beimpft wird mit 10% Körnerbrut (TG Körnerbrut / TG Stroh). Dann fülle ich das Ganze in den Sack, mit einem Stab drücke ich das Substrat so dicht wie möglich. Ist der Sack voll, wird er abwechselnd auf den Boden geschlagen und mit den Händen verdichtet, bis sich das Substrat nicht mehr komprimieren lässt. Dann ein Knopf, so dicht anliegend wie möglich. Mit einem Nagel steche ich rund 50-100 Löcher gleichmäßig verteilt, und ab mit dem Sack in den Inkubationsraum.
Anmerkungen:
- In der Fachliteratur wird darauf hingewiesen, dass Stroh max. bei 75°C pasteurisiert werden soll, weil sonst die gutartigen Mikroorganismen absterben. Konnte ich so nicht feststellen. Zum einen neigen dann die Säcke zu Kontaminationen, das Myzelwachstum ist schwächer und der Ertrag fällt niedriger aus. Erhitzen bis zum Siedepunkt hat sich für mich bewährt. Was genau solche gutartigen Mikroorganismen leisten sollen, ist mir schleierhaft. Ist wohl Ökoromantik.
- Die Schlauchfolie sollte min. 0,1mm stark sein, sonst sticht das Stroh durch. Beim Abfüllen kam es regelmäßig vor, dass die Schlauchfolie an den Faltlinien aufplatzte. Seitdem verstärke ich die Falten vor dem Befüllen mit Klebeband. Ist sehr umständlich, also beim Kauf auf die Qualität der Folie achten. Die Schlauchfolie ist 1m breit bzw. 32 cm im Durchmesser. Größer würde ich die Folie nicht nehmen. Der Pilz produziert seine eigene Abwärme, was dazu führt, dass die Kerntemperatur steigt. Über 30°C scheint die Kerntemperatur nicht zu steigen, da reguliert der Pilz dann wohl den Stoffwechsel runter. Anaeroben Kern konnte ich keinen feststellen. Der Pilz scheint sich im Kernbereich der Säcke jedenfalls recht wohl zu fühlen, er wächst dort schneller durch als im äußeren Bereich.
- Das Stroh beziehe ich von einem Bauern (400kg Quaderballen, gehäckselt), der verwendet es als Einstreu.
- Mit 2% Gips erscheint das Myzel in sattem weiß. Erhöhte bei mir die Durchwachgeschwindigkeit minimal. Ohne Gips wirkt das Myzel etwas dünn.
- Das Einweichen in der Kalkhydratlösung hat zum Zweck, den ph-Wert des Substrates zu erhöhen. Das hemmt die Entwicklung von Kontis und verschafft dem Pilz zusätzlichen Vorsprung für die Besiedelung. Bei der unsterilen Methode hat man so mehr Spielraum für die variierende Keimbelastung (Staub in der Raumluft, schmutzige Kleidung, Fehler). Auf das Myzelwachstum hat sich der hohe ph-Wert nicht negativ ausgewirkt. Ohne eine Erhöhung des ph-Wertes kam es ab und an mal vor, dass sich im Stroh stellenweise Bakterien breit gemacht haben, wo der Pilz dann nur zögerlich einwuchs. Das Ergebnis waren unregelmäßig besiedelte Säcke. Solche Säcke sind dann nicht mehr zu gebrauchen, weil der Ertrag sinkt, weil man im Zeitplan durcheinander kommt und weil man kontaminiertes Substrat nicht im Fruchtungsraum haben will. Das Kalkhydrat sollte möglichst rein sein (CL-90). Magnesiumoxid hemmt das Myzelwachstum.
- Es soll wohl ausreichend sein, Stroh zu pasteurisieren, indem man es 12-16h in einer Lauge einweicht. Nach mehreren Versuchen (10kg Holzasche auf 1000kg Wasser, 7kg Kylkhydrat auf 1000l Wasser) hab ich das nicht weiter verfolgt. Beim Einweichen mit Kalkhydrat hat sich an einigen wenigen Stellen Trichoderma breit gemacht. Rund 50% der Säcke waren kontaminiert. Wenn man sehr sauber arbeitet könnte es ev. funktionieren. Bei Asche gab’s starke Kontis durch Bakterien und Schimmelpilze, der Pilz starb mit der Zeit ab. Ich vermute das hat damit zu tun, dass die Asche, welche ja aus verschiedenen Oxiden und Begleitstoffen besteht, im Gegensatz zu reinem Kalkhydrat den ph-Wert im Substrat nicht hoch genug steigen lässt und das Substrat durch die Asche zu nährstoffreich wird (Phosphor und Kalium).
- Aktuell versuche ich den Ertrag durch Harnstoff zu steigern. Dazu fand ich eine Publikation (welche weiß ich nicht mehr), wo es heißt, dass 0,1% (auf das TG Stroh), also 1g pro kg, optimal sein sollen, ab 0,5% stirbt der Pilz. Zweiteres kann ich bereits bestätigen, ein Versuch mit 1,5% ging voll daneben. Der Harnstoff muss nach dem Erhitzen beigemischt werden, sonst zersetzt er sich und verschiebt den ph-Wert.
- Insgesamt ist das Herstellen der Säcke eine riesen Warterei, bis das Substrat erhitzt ist und bis es wieder abgekühlt ist. Aktuell brauche ich für einen Sack 1 Stunde bis das Stroh Siedetemperatur hat und 20 Minuten bis es abgekühlt ist, gibt mit Beimpfen und Abfüllen rund 1,5h pro Sack. Mit Kalk kalkt zu pasteurisieren würde den Aufwand deutlich reduzieren, hatte aber zu viele Kontis.

Inkubation:
WP_20180205_002-min.jpg

Die Säcke werden liegend gestapelt, mit Luft dazwischen, damit die Wärme einigermaßen entweichen kann. Die Lufttemperatur beträgt 18°C, Kerntemperatur der Säcke bei 27-30°C. Auf die Luftfeuchtigkeit achte ich nicht, in den Säcken beträgt sie ohnehin 100%. Der Flüssigkeitsverlust durch die rund 100 Löcher ist minimal. Durchwachszeit ist 14 Tage, dann lasse ich die Säcke zusätzliche 5 Tage liegen. Hat damit zu tun, dass die 1. Welle dann früher da ist. Als ich die Säcke zeitig in den Fruchtungsraum gab, brauchte die Primordienbildung rund eine Woche länger. Anfangs lagerte ich die Säcke stehend, hatte aber zur Folge, dass sich unten Wasser sammelte und oben das Substrat zu trocken wurde.

Fruchtung:
WP_20180205_003-min.jpg
WP_20180205_004-min.jpg
WP_20180205_005-min.jpg
Beim Fruchtungsraum handelt es sich um einen Beton-Keller mit den Maßen 7m*1m und 2,5m hoch. Der Keller wurde zur besseren Hygiene mit Kalk ausgepinselt und ein PVC Boden reingelegt. Die Zuluft ist mit einem Fliegengitter abgesichert und zusätzlich hab ich einen Wachsstreifen für Fliegen aufgehängt. Bisher hatte ich keine Probleme mit Schädlingen, das wird wohl an der niedrigen Temperatur (10°C) liegen. Um mehr Ertrag pro Zeit zu haben, werde ich in Zukunft heizen. Davon werden aber vermutlich auch Insekten und Kontis profitieren. Ob man dann weiterhin nach und nach Säcke reinbringen kann, oder man nach jedem Zyklus den Raum desinfizieren muss, wird sich zeigen.
Von den Säcken ernte ich 3 Wellen, insgesamt 70% BE. Der Abstand zwischen den Wellen variiert je nach Temperatur zwischen 10 und 25 Tagen. Momentane Produktionsmenge 5 kg Winteraustern pro Sack (2,2+1,5+1,1 kg) verteilt auf rund 2 Monate.
Fruchtungsbedingungen:
- Die Temperatur beträgt im Sommer 14°C, im Spätwinter und Frühjahr leider nur mehr 7-10°C. Das Wachstum ist bei den tiefen Temperaturen zwar noch vorhanden, aber läuft doch sehr schleppend. Nächste Investition wird ein Heizlüfter mit 2kW, damit will ich auf 15°C heizen. Da ich nach und nach neue Säcke reinbringe, muss ich die maximale Temperatur für die Primordienbildung einhalten. Wird mit 16°C angegeben, mal sehen wie sehr sich das ausreizen lässt.
- Die Feuchtigkeit halte ich bei 85-90%. Da die Raumluft über einen nassen Kellerraum angesaugt wird, brauche ich keinen Befeuchter. Besprühen tue ich die Pilze nicht, ist meiner Meinung nach überflüssig und fördert Kontis.
- Zum Lüften reicht ein PC-Lüfter mit 90m³/h, ergibt dann rund 5 Raumluftwechsel. Trotzdem hatte ich lange Stiele. Also kaufte ich mir einen 100W Lüfter, der mehrmals die Stunde anspringt und ordentlich durchbläst. Seitdem wunderschöne Trauben. Der Austernpilz braucht wohl neben den obligatorischen 4-6 Raumluftwechsel eine Luftumwälzung.
- Als Beleuchtung hab ich auf diesen 7 m² Grundfläche 4 LED Lampen 4000K a 12,5W und 2 LED Lampen a 18W. Ist wahrscheinlich überdimensioniert, aber negativ hat sich die Beleuchtungsstärke nicht ausgewirkt. An den Angaben der Lux sollte man sich nicht aufhängen, zumal jeder Pilz einen anderen Abstand zum Leuchtmittel hat und auch mal im Lichtschatten liegen kann. Einfach ausprobieren, zu viel Licht wird gut und gerne toleriert, die Farbe der Hüte wird auch intensiver.

Lagerung der Säcke:

Nun, da bin ich noch etwas unentschlossen, ob ich die Säcke vertikal oder horizontal lagern soll. Horizontal kann man auf jeden Fall mehr Säcke unterbringen, im Prinzip kann man die ganze Wandfläche vollpflastern oder in großen Räumen eben in Doppelreihen aufstocken. Der Flüssigkeitshaushalt im Sack ist auch besser. Aber die Folie ist nicht unter Zugspannung, sie liegt nicht dicht am Substrat an, und dann bilden sich die Primordien nicht an den Löchern und können unter der Folie verkrüppeln.

Ausrüstung:

Pasteurisationseinheit:

Ein normales Ölfass wurde mit einem 2000W Heizelement einer Waschmaschine bestückt. Das Fass wird mit 4 cm druckfesten XPS Platten verkleidet, um den Wärmeverlust zu verringern. Zur Regelung der Temperatur kann man die Pasteurisationseinheit über einen Thermostat laufen lassen. Aus Sicherheitsgründen (Stromschlag, Kurzschluss, Überhitzung und Entzündung, Dampfdruck muss entweichen etc.) sollte man Ahnung haben von dem, was man sich zusammenbaut.

Mögliche Verbesserungen:

- Das Ölfass rostet an der Innenseite sehr stark und dürfte nach 1-2 Jahren kaputt sein. Der Rost ist sehr nervig, lagert sich ab und fliegt umher. Hier würde sich ein Edelstahlfass oder eine Palettenbox aus PP (einige 100€) anbieten.
- Mit einem Schwimmer könnte man kontinuierlich Wasser nachfließen lassen, sodass das Heizelement nie trocken läuft und nie nachgefüllt werden muss.


Tisch zum Abfüllen:

Im Grunde geht es darum, eine abwischbare Wanne mit Loch zu haben. Dazu hab ich mir einen Tisch zusammengeschraubt und von oben eine Blechwanne eingebaut. Diese hat ein Loch. In das Loch kommt ein äußerer Kunststoffring (Eimer mit abgeschnittenem Boden).Dann wird die Schlauchfolie von unten durchgesteckt und von oben ein innerer Kunststoffring, der minimal kleiner ist als der äußere, in die Schlauchfolie eingeführt und auf den unteren Kunststoffring gedrückt. So ist die Schlauchfolie eingeklemmt und es kann abgefüllt werden. Die Unterkante der Wanne ist 1,10m hoch, so kann ich 1m lange Substratsäcke abfüllen.

Abschließendes Wort zum bürokratischen Wahnsinn:

Wir sollten uns nicht verrückt machen lassen, denn im Grunde tut man nichts schlechtes, auch wenn den Herren im Staatsdienst immer gleich 5 Richtlinien einfallen, gegen die man verstößt. Ich halte es generell so, dass ich erst mache, und dann irgendwann meldet sich schon einer der Papierstapler wenn er was will. Bloß nicht umgekehrt an die Sache ran gehen, also erst fragen was man darf und dann machen. Da wird man nicht glücklich. Natürlich muss man die grundsätzlichen Regeln wie Steuern, Hygiene usw. einhalten, sonst wirds schnell teuer.


Runde frei für Fragen, Verbesserungsvorschläge und Tipps! :D
Ständerpilz
Ehren - Member
Beiträge: 1033
Registriert: Donnerstag, 21. April 2016 14:15
Wohnort: Rheinkreis Neuss

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Ständerpilz » Montag, 05. Februar 2018 22:27

Wow! Super! Das sieht schon ziemlich professionell aus! Vielen lieben Dank, dass du deine Erfahrungen mit uns teilst! :) Da wird sich so mancher hier drüber freuen!
Grüße

Oliver
Zuletzt geändert von Ständerpilz am Montag, 05. Februar 2018 22:51, insgesamt 1-mal geändert.
Benutzeravatar
kornpilz
Ehren - Member
Beiträge: 557
Registriert: Freitag, 07. November 2014 22:52

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von kornpilz » Montag, 05. Februar 2018 22:38

He He He still mitlesender Neuling :wink:
Also da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht !

Also ich kann erst Mal sagen sieht alles gut aus so lässt sich h geld verdienen .
Gibt sicherlich x Sachen die man noch schaffen und ändern kann 8)
Soweit würde ich h sagen steht deinem Traum nichts im Wege :wink:

Gut pilz !
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
Benutzeravatar
mariapilz
Ehren - Member
Beiträge: 1569
Registriert: Donnerstag, 18. August 2016 22:03

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 06. Februar 2018 00:23

welch große Freude überkommt mich da! Endlich einmal einer der keine Geheimniskrämerei veranstaltet.
Palladrium hat geschrieben:Natürlich muss man die grundsätzlichen Regeln wie Steuern, Hygiene usw. einhalten, sonst wirds schnell teuer.
welcher Abturn ist das denn? Was für Steuern? Hast du ein Gewerbe angemeldet? Ich meine pilzzucht fällt unter Urproduktion.... Also in dieser Sache habe ich mich ganz nach deinem Tipp gerichtet... Zuerst machen und warten was kommt. Ganz grob schwirrt in meinem Hirn rum: wenn man "pauschalierter" bauer ist, dann zahlt man seine steuernpauschale und fertig. Dafür darf man sich aber auch keine Vorsteuer abziehen.

Dann frage ich mich noch: wie lange hast du deine Zucht schon in dem raum?
Palladrium hat geschrieben: Runde frei für Fragen, Verbesserungsvorschläge und Tipps! :D
Ich habe vergangenen Herbst angefangen zu heizen. sofort hatte ich mit Kondenswasser zu kämpfen .... Und das Kondenswasser hat gewonnen. Seitdem bin ich am wursteln. sandwichpaneele wären ein Hit, aber verdammt... Die Teile gibt's bei mir nicht um die ecke. Die sind echt teuer aber das liefern ist noch teurer. Frage an alle Heimwerker: wie sonst machen? (Es geht nur um die decke)
ich wohne auch in einer tourismusregion... Aber im April, wenn bei mir die Temperatur passt sind die wieder weg. Ich muss heizen.

wegen dem ölfass... es gibt auch Fässer die innen auch lackiert sind. rosten die denn auch durch? hält der Lack das nicht aus?

super was du da machst!.... maria
Benutzeravatar
Zitronenfalltür
Ehren - Member
Beiträge: 420
Registriert: Donnerstag, 11. Januar 2018 13:12

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Zitronenfalltür » Dienstag, 06. Februar 2018 13:27

Auch von mir vielen Dank! Einiges werd ich ausprobieren.

Markus.
Palladrium
Neuling
Beiträge: 34
Registriert: Montag, 20. November 2017 20:01

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Palladrium » Mittwoch, 07. Februar 2018 11:34

Bei innen lackierten Ölfässern platzte mir nach ein paar mal benutzen der Lack ab. Ich hatte auch mal mit Unicorn Bags gearbeitet, die Beutel kleben sich durch die Hitze am Fass fest und der Lack ist dann ab.

Mittlerweise ist mein Heizlüfter im Einsatz. Kondeswasser hab ich keins, da der Beton nicht gedämmt ist und somit kein Tauwasser anfällt. Dafür hab ich höhere Heizkosten, aktuell 0,8kW im Dauerbetrieb um von 10 auf 15°C zu heizen. Dauerlösung ist das bestimmt keine bei den Strompreisen, muss wohl eine Innendämmung her :D
Benutzeravatar
mariapilz
Ehren - Member
Beiträge: 1569
Registriert: Donnerstag, 18. August 2016 22:03

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von mariapilz » Donnerstag, 08. Februar 2018 08:49

Palladrium hat geschrieben:Mittlerweise ist mein Heizlüfter im Einsatz. Kondeswasser hab ich keins, da der Beton nicht gedämmt ist und somit kein Tauwasser anfällt. Dafür hab ich höhere Heizkosten, aktuell 0,8kW im Dauerbetrieb um von 10 auf 15°C zu heizen. Dauerlösung ist das bestimmt keine bei den Strompreisen, muss wohl eine Innendämmung her :D
daß du kein Kondenswasser hast ist für mich ein Rätsel. .. ich dachte gerade weil nicht gedämmt ist.... deshalb ist die Wand kalt und die wärmere luft berührt die kalte Wand. ..Dann führt das eine zum anderen. Vielleicht ist es die Tatsache daß du einen Keller hast und die Erde genug dämmung ist. Nun gut... Wenn du dann deine innendämmung anbringst würde ich mich freuen, wenn du das hier schilderst. :D
maria
Farmer
Neuling
Beiträge: 15
Registriert: Sonntag, 21. Januar 2018 18:03

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Farmer » Samstag, 10. Februar 2018 22:48

Danke für deinen interessanten und ausführlichen Bericht!
huabaseppe
Neuling
Beiträge: 11
Registriert: Mittwoch, 27. Dezember 2017 21:12
Wohnort: Erding

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von huabaseppe » Sonntag, 11. Februar 2018 12:54

Toller Beitrag danke :)

Motiviert einen total.

Werde für unseren Keller, den ich vor kurzem ausgeräumt habe, auch planen.
Benutzeravatar
mariapilz
Ehren - Member
Beiträge: 1569
Registriert: Donnerstag, 18. August 2016 22:03

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von mariapilz » Freitag, 16. Februar 2018 10:01

hey Palladrium,...
Palladrium hat geschrieben:Bei innen lackierten Ölfässern platzte mir nach ein paar mal benutzen der Lack ab. Ich hatte auch mal mit Unicorn Bags gearbeitet, die Beutel kleben sich durch die Hitze am Fass fest und der Lack ist dann ab.
gegen das festkleben könnte man die zu pasteurisierenden Säcke in einen "leintuchsack" geben

hast du keine kräuterseitlinge oder shiis im angebot?
machst du für die 2te Welle neue Löcher in die Folie?
mariapilz hat geschrieben:Dann frage ich mich noch: wie lange hast du deine Zucht schon in dem raum
mariapilz hat geschrieben:Was für Steuern? Hast du ein Gewerbe angemeldet? Ich meine pilzzucht fällt unter Urproduktion....
Wie geht's dir mit heizen?

Gruß maria
Palladrium
Neuling
Beiträge: 34
Registriert: Montag, 20. November 2017 20:01

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Palladrium » Montag, 19. Februar 2018 14:02

Da ich in Italien wohne, ist die rechtliche Situation wahrscheinlich nicht vergleichbar. Jedenfalls brauche ich eine Steuernummer um Rechnungen zu stellen, also ein Gewerbe. Es handelt sich ja mittlerweile um rund 50 kg im Monat verteilt auf 5 Kunden, bis 200kg im Monat auf 7 m² sollten möglich sein. Die Menge kann man nicht mehr unter der Hand verkaufen.

Die 1., 2. und 3. Welle kommt an den selben Löchern. Beim ernten muss man sauber abtrennen.

Von den Köchen kam die Bitte, auch andere Pilze anzubieten. Also mit meiner Fruchtungskammer gabs 2 Möglichkeiten: 1. Ich temperiere zwischen 10-15°C und mache Winteraustern, Shiitake und Kräuterseitlinge oder 2. Ich heize auf 20°C und mach Lungen-, Limonen- und Rosenseitlinge. Ich hab mich für zweiteres entschieden, Seitlinge sind einfach und bei der höheren Temperatur hab ich auch mehr Ertrag pro Fläche. Mit Shiitake und Kräuterseitling hab ich bei der Fruchtung noch so meine Probleme.

Einige Updates:
- das Stroh 12h einweichen und dämpfen gab gelegentlich Bakterienkontis weil zu feuchtes Substrat . Also jetzt nur noch 1-2 h einweichen.
- Der Fruchtungsraum wird nun beheizt mit einem Heizlüfter 2 kW und Einkochautomaten 2kW, beide mit Thermostat. Der Heizlüfter ist zuständig für die Temperatur und Luftumwälzung und der Einkochautomat sorgt für die Feuchtigkeit. Einfach und erfüllt seinen Zweck. Klar könnte man einen Ultraschallnebler anstelle des EInkochautomaten verwenden, aber die Dinger sind schlecht steuerbar und wenn man ohnehin heizen muss, ist der Energieaufwand gleich groß (der Ultraschallnebler kühlt durch Verdunstung die Luft). Unbeheizt hab ich 10°C. Mit 1,6 kW Dauerbetrieb heize ich auf 20°C. Ich hab mir mal ungefähr ausgerechnet, wie viel Energie durch Wärmeleitung über die Wände verloren geht und wieviel über das Lüften. Es sind rund 30% Wärmeleitung, 70% Lüften bei 6 Raumluftwechsel pro h. Nächste Anschaffung wird ein Co2 Messer sein, damit ich nicht wie blöde die warme Luft rausblase, sondern genau nach Bedarf. Und dann vielleicht irgendwann eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung. Kondesnwasser hab ich immer noch keins, der Beton saugt alles brav auf.
- Die Versuche mit 0,1 % Harnstoff sind zu Ende. Bei 30% der Säcke hat sich grünblauer Schimmel breit gemacht, der scheint vom Harnstoff zu profitieren. Bei den kontifreien Säcken dauerte die Durchwachsphase rund 3 Tage länger und hatten 90% BE, also eine deutliche Steigerung im Vergleich zu Stroh ( 70 %BE). Den Harnstoff sollte man in destilliertem Wasser auflösen und dann fein versprühen, sonst gibts im Sack unbesiedelte Nester, wo der Harnstoffanteil zu hoch ist. Wenn man das Stroh in einer sauberen Umgebung (ev auch im Luftsrom eines Hepas) beimpft, könnte es funktionieren, in meiner staubigen Garage jedenfalls nicht.
- Mit der Schlauchfolie bin ich nachwievor unzufrieden was die Fruchtkörperbildung angeht. Die kommen nicht zuverlässig an den Kreuzschlitzen, manchmal muss man nachträglich freischneiden, manchmal versäumt man es und der Fruchtansatz verkrüppelt. Alternativ versuche ich grad Eimerkulturen. 30L Eimer mit 6 Löchern a 2 cm Durchmesser an der Vorderseite, die ich mit Microtape zuklebe. Das Microtape wird dann abgenommen wenn der Eimer in den Fruchtungsraum kommt. Da so das Substrat kein Licht bekommt, kommen die Fruchtkörper genau an den Löchern. Weiterer Vorteil: der Eimer ist formstabil, die Substratwurst im Foliensack kann beim rumhantieren schon mal in 2 Teile brechen. Die Eimer kann man dann dicht an dicht übereinander stapeln und mehrmals wiederverwenden. Irgendjemand Erfahrungen mit Pilzen ausm Eimer?
WP_20180219_005-min.jpg
WP_20180219_002-min.jpg
WP_20180219_004-min.jpg
WP_20180219_005-min.jpg
Benutzeravatar
mariapilz
Ehren - Member
Beiträge: 1569
Registriert: Donnerstag, 18. August 2016 22:03

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 20. Februar 2018 16:03

Hier ist ein thread zu eimer
viewtopic.php?f=53&t=4360
einige verwenden eimer, aber da besteht das substrat aus Kaffeesatz.
Palladrium hat geschrieben:Da ich in Italien wohne, ist die rechtliche Situation wahrscheinlich nicht vergleichbar. Jedenfalls brauche ich eine Steuernummer um Rechnungen zu stellen, also ein Gewerbe. Es handelt sich ja mittlerweile um rund 50 kg im Monat verteilt auf 5 Kunden, bis 200kg im Monat auf 7 m² sollten möglich sein. Die Menge kann man nicht mehr unter der Hand verkaufen.
wiso unter der Hand? ne ne ganz offiziell alles. Man muss sich an der Landwirtschaftskammer melden dann hast eine Betriebsnummer. bauern verkaufen andauernd Kühe oder was weiß ich was.... Das machen die auch nicht unter der Hand. Auch wilde pilze ausm Wald kann mann so offiziell verkaufen. handeln... Also irgendwo pilze kaufen und dann weiterverkaufen... Das darf man halt nicht. Ich denke es ist ein Vorteil alles über landwirtschaft laufen zu lassen, aber welcher weiß ich nicht. Ein Anruf bei der Landwirtschaftskammer genügt.

Das sind viele pilze pro restaurant! Sind das große Hotels oder normale Restaurants?
Hast du feste liefertage an denen du auslieferst?

maria
Benutzeravatar
Lauscher
Site Admin
Beiträge: 953
Registriert: Samstag, 05. Januar 2008 12:58
Wohnort: Nordhessen, bei Wolfhagen

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Lauscher » Dienstag, 20. Februar 2018 16:27

Auch von mir vielen Dank für den detaillierten und inspirierenden Einblickin Deine Pilzzucht!

Ich mache mir Gedanken, wie Du Deine Heizung optimieren kannst.

Der größte Knackpunkt ist der häufige Luftwechsel, bei dem viel Wärme verloren geht. Ein Wärmetauscher, bei dem die warme Abluft die kalte Frischluft vorwämt, ist sicher sinnvoll. Läßt sich vielleicht auch selbst basteln, mit zwei ineinander gesteckten Rohren. Das innere ein dünnwandiges Ofenrohr für die Abluft, drumherum ein großes Rohr mit ca. doppelten Volumen/ doppelter Schnittfläche für die Frischluft. Vielleicht auch besser mehrere dünne Rohre für die Abluft, um mehr Kontaktfläche herzustellen. Das ganze mit Ventilator in Gang halten.

Statt einer Innenisolierung halte ich eine Außenisolierung für sinnvoller, wenn irgendwie möglich. Massive Innenwände sind gute Wärmespeicher. Auch können sie die Luftfeuchtigkeit etwas puffern. Allerdings Gefahr der Kondensbildung am Übergang Wand->Außenisolierung. (ok, die Gefahr besteht auch bei Innenisolierung).

Statt eines Heizlüfters, der nur warme Luft erzeugt, die wieder abtransportiert wird, könnten Infrarotheizungen sinnvoll sein. Sie erwärmen nicht die Luft, sondern Wände und massive Gegenstände, inklusive der Pilzbrutsäcke. Für Infrarotheizung sind massive Innenwände von Vorteil.
Infrarotheizungen kann man, je nach Modell, wie Bilderrahmen an die Wand hängen, auf Wunsch sogar mit Motiv. :)
Ich sehe gerade vor mir, wie Du aufgehängte Pilzbrutsäcke wie einen Dönerbratspieß rotieren läßt, damit sie gleichmäßig von der Heizung gegrillt werden. :lol:

Ich frage mich manchmal, ob zuviel CO2 oder zuwenig Sauerstoff das eigentliche Problem ist. Wenn es eher der Sauerstoffmangel ist, könnte man vielleicht auch Sauerstoff aus einer Gasflasche in den Raum geben, anstatt Luftaustausch zu machen. Ob sich das im Vergleich zu den Heizkosten vs Abluft rechnet, ist aber fraglich.

Pilzige Grüße, Martin
-------------------------------------------------------------------
Normale Schrift: User Lauscher/Martin spricht.
[i]Kursive Schrift: Moderator Lauscher spricht[/i]
Palladrium
Neuling
Beiträge: 34
Registriert: Montag, 20. November 2017 20:01

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von Palladrium » Dienstag, 27. März 2018 19:11

Ich vermute dass ein Infrarotheizer die Fruchtkörper austrocknen würde.

Eine Frage zum Eimer: Bei den Löchern hatte ich eine traumhafte Fruchtkörperbildung, sie sind auch gewachsen bis zu einer kleinen, faustgroßen Traube. Dann plötzlich kein Wachstum mehr bei allen Fruchtkörpern. Da werde ich nicht schlau daraus. Irgend jemand Erfahrungen mit Austern die stehen bleiben?
Benutzeravatar
mariapilz
Ehren - Member
Beiträge: 1569
Registriert: Donnerstag, 18. August 2016 22:03

Re: Austernseitling - Meine kleine Pilzzucht

Beitrag von mariapilz » Freitag, 30. März 2018 09:04

Palladrium hat geschrieben: Eine Frage zum Eimer: Bei den Löchern hatte ich eine traumhafte Fruchtkörperbildung, sie sind auch gewachsen bis zu einer kleinen, faustgroßen Traube. Dann plötzlich kein Wachstum mehr bei allen Fruchtkörpern. Da werde ich nicht schlau daraus. Irgend jemand Erfahrungen mit Austern die stehen bleiben?
hast du mal einen Eimer aufgemacht? Wie siehts drinnen aus?
Antworten

Zurück zu „andere Seitlinge“