Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Mycelio » Samstag, 17. Juli 2010 11:21

Hallo Reblaus,

uiuiui, bei den 10% Brutanteil warst du aber mutig... Der Gestank spricht nicht für eine komplette Besiedelung. Bei mir haben sich auch vor ein paar Tagen drei Beutel überhitzt, da war das Mycel nur noch an der Oberfläche lebendig.

Das einfachste wäre für dich, das Substrat draußen zu vergraben und mit ca. 5cm Erde zu bedecken. Für drinnen solltest du durch die Geranienerde erstmal ein paar Liter Wasser laufen lassen, um ein paar der vielen Nährstoffe zu entfernen. Mit dem Wasser kannst du ja hinterher Pflanzen düngen. Normalerweise nimmt man ungedüngten Torf, um Champignons abzudecken. Danach ausdrücken, auflockern und ca. 10% Kalk oder Kalk mit Gips untermischen. Seramis macht das ganze zu dicht und schwer. Chipsies haben in Deckerde nichts zu suchen, damit würde man bloß Trichoderma begünstigen.

Gruß, Carsten
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Jinx » Montag, 26. Juli 2010 20:41

Sind bei dem Eimer unten und seitlich Lüftungslöcher?
Weil das sieht mir recht tief bis zum Substrat aus. Ich hab immer Probleme mit solchen Eimerkulturen gehabt, die sind mir früher oder später weggeschimmelt.
Wenn du Abdecker spielen willst - dann nicht in dem Eimer. 8)
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 05. August 2010 21:11

Na sowas, was wächst denn da?
Bild

Das ist einer der ersten Beutel mit den verfaulten Pilzen, jetzt aber draußen und mit ausgetauschter Erde drumherum. Die Pilze drängeln sich an dem Ende des Blumenkastens, welches mehr Licht und Frischluft bekommt. Zwei Tage nach ihrem Auftauchen öffnen sie sogar schon die Hüte, die haben es ganz schön eilig.
Bild

Grüße, Carsten
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von SchwammeRulz » Freitag, 06. August 2010 08:13

Hey Carsten

WOW!!!!

die sehen super aus. Jetzt bin ich nur noch gespannt wie die schmecken.

Gratulation!
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Mycelio » Freitag, 06. August 2010 11:02

Habe sie letzte Nacht noch geerntet, wollte mit dem Klonen und Sporen sammeln nicht zu lange warten. Die Stiele waren überraschend lang, sie hatten sich von ganz unten emporgearbeitet.

Insgesamt brachten die gesäuberten Pilze 165g auf die Waage. Bei ca. 1,5 kg Substrat ist das wohl ganz OK für den Anfang.

Nun zum Geschmack... beim ersten Bissen fiel mir nichts auf, war halt nussig und ein wenig süß, danach konnte ich aber doch noch deutlich das Mandelaroma wahrnehmen, wie Champignons mit Amaretto ohne Alkohol oder wie mit Marzipan ohne den vielen Zucker.

Gruß, Carsten
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von SchwammeRulz » Freitag, 06. August 2010 11:17

Hey Carsten

das klingt krass.

Jetzt könnte man fragen ob du schon eine Positve Auswirkung aufs Wohlbefinden gespürt hast.

Der soll ja auch sehr gesund sein. :lol: :lol: :lol: :lol:
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Waldfrieden » Dienstag, 17. August 2010 19:51

ähem, entschuldige, aber unangenehmer geruch? :shock:

das ist der typische geruch des mandelpilzes!

...und der ist ja das spezielle am mandelpilz, einfach einzigartig
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 29. Mai 2012 22:29

Hallo zusammen,

da afringi kanosa neulich nach Fruchtungserfolgen fragte, will ich mal ein Update geben:
Ich hatte damals noch einen zweiten Block in einem größeren Blumenkübel im Hinterhof vergraben, da kamen nur wenige und viel kleinere Pilze, welche sofort die einzige, für dieses Areal zuständige Nacktschnecke auf den Plan riefen.
Das Originalmycel habe ich irgendwann vermurkst, seitdem probiere ich hin und wieder mit einer Klonkultur der ersten Ernte herum, allerdings nur unsteril. Sie bekommt alle paar Wochen mal neues Futter, welches sie auch bei Zimmertemperatur brav aufißt. Der plötzliche Myceltod, mit dem ich am Anfang zu kämpfen hatte, tritt inzwischen nicht mehr auf. Das Mycel ist überraschend schimmelresistent, ein paar grüne Stellen im Beutel werden schnell überwuchert und kommen später nicht zurück, ganz anders als beim üblichen Zuchtchampignon.
Beutel mit etwas mehr Schimmel hatte ich mal testweise mit einer dünnen Schicht aus frischem, unbehandelten Kompost abgedeckt, was überraschend gut und mehrmals hintereinander funktionierte. Indoor-Fruchtungsversuche mit diesen Beuteln scheiterten letztendlich aber immer an kleinen, weißen Würmern. Nur einmal wuchs ein einziger Pilz, wohl eher aus Versehen.
Hatte dann letztes Jahr wieder ein paar Beutel draußen vergraben, die aber fast alle nicht fruchteten, sondern an irgendeiner Art grauem Schimmel oder winzigem Schleimpilz zugrundegingen. Bloß einer der Kompostbeutel fruchtete spärlich in seinem Kübel, interessanterweise im Herbst, als es eigentlich schon viel zu kalt war (tagsüber um die 15°C).

Momentan bin ich dabei, aus einem alten, vergessenen Glas etwas Mycel von Hefen und Bakterien zu säubern, um den Sommer über nochmal ein paar kleinere Fruchtungsexperimente zu starten. Irgendwann muß es ja mal klappen...

Grüße, Carsten
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Mycelio » Montag, 20. August 2012 15:49

So, ich will mal berichten, wie es weiterging:

Das Reinigen durch Überimpfen ging einfacher als gedacht. Inzwischen habe ich vier Gurkengläser (720ml), aus denen ich alle ein bis zwei Wochen 3/4 rauskratze, ca. 1:1 mit frisch abgekochtem Substrat mische, in Beutel fülle und wiederum ein bis zwei Wochen später abdecke. Das restliche Mycel in den Gläsern wird in zwei Schritten nachgefüttert und dann kommt der nächste Beutel an die Reihe. Da ich momentan nur wenig verbrauchtes Austernsubstrat zur Verfügung habe, nutze ich folgende Substratmischung:
1,5% Gips
1,5% zerriebene Eierschalen
3% gemahlene Sojabohnen
3% Kaffeesatz
16% Kompost
10% altes Austernsubstrat
65% Strohpellets
Für 300g trockene Bestandteile koche ich alle Zusätze in 570ml Wasser auf, gebe 20ml (2 Eßlöffel) Sonnenblumenöl dazu, rühre die Strohpellets unter und lasse das ganze bedeckt und langsam abkühlen. Diese Mischung hat bestimmt etwas weniger Stickstoff als optimal wäre, aber dafür kann ich sie unsteril verarbeiten, ohne Schimmelprobleme befürchten zu müssen.

Die ersten vier Beutel hatte ich mit ausgelutschter, torfbasierter Blumenerde abgedeckt, mit und ohne Kalkzusatz, was irgendwie keinen Unterschied machte. Nach ein paar Tagen kam das Mycel an der Oberfläche an, woraufhin ich es vorsichtig plattsprühte, die Beutel öffnete und rausstellte. Da mein Balkon eher zugig ist, lasse ich dabei einen ca. 10cm hohen Rand und bedecke nochmal mit einer dünnen Laubschicht. An trockenen Tagen kommt auch noch ein Bogen Zeitungspapier über die Beutel.
Bis zur Primordienbildung dauert es dann ein paar Tage bis zwei Wochen, meist erscheinen in den kleinen 1kg-Beuteln irgendwann einzelne Pilze am Rand oder in einer Ecke. Anzahl der Primordien und Ertrag lassen sich offensichtlich noch ausbauen, aber immerhin bekomme ich sie jetzt alle früher oder später zum Fruchten. Die ersten Pilze fingen auch wieder an zu tropfen und mußten früh geerntet werden, was wohl in der professionellen Zucht als 'Weepers' bezeichnet wird. Es wird vermutet, daß dieser Effekt durch zu nasse Deckerde auf eher trockenem Substrat ausgelöst wird, was durchaus sein könnte. Die nächsten Beutel bekommen jetzt mal eine trockenere Abdeckung aus anderem Material. Ich will mal testen, ob es mit sandigerer Erde besser läuft.

Erntebilder gibt es leider keine, da die Akkus meiner Kamera immer im richtigen Moment leer waren.

Grüße, Carsten
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Pilzboy » Mittwoch, 22. August 2012 21:14

Hallo Carsten.
Find ich echt super interessant die Geschichte mit dem ABM. Berichte unbedingt weiter. Wenn ich mal an Brut komme, würde ich auch gern bissl experimentieren. Hab mir für solche Fälle extra noch etwas Champignonsubstrat weggelegt, hehe. Überlebt das Mycel eigentlich auch niedrigere Temperaturen oder musst du es bei Zimmertemperatur am Leben halten?

LG, Carsten
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 22. August 2012 22:33

Hallo Carsten,

ich werde sicher weiter berichten! Irgendwann muß es ja mal besser klappen...
Momentan wachsen endlich mal mehrere Pilze in einem Beutel:
Bild
Vielleicht kommen ja mal zwei durch...

Und hier noch mal das technikfreie Setup:
Bild

Zur Lagertemperatur kann ich nichts definitives sagen. Als Kühlschrankverweigerer halte ich sowieso alles bei Zimmertemperatur am Leben. Die diesbezüglichen Infos im Netz sind wiedersprüchlich.

Gruß, Carsten
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Re: Brasilianischer Mandelegerling - erste Versuche

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 28. August 2012 17:53

Es kamen wirklich zwei durch. Am Sonntag abend konnte ich diese beiden pflücken:
Bild
Einen Tag früher wäre allerdings der bessere Erntetermin gewesen. Sie hatten schon reichlich Sporen abgeworfen.
Da mir das ständige Besprühen der Oberfläche zu mühsam wurde, kam vor ein paar Tagen noch eine Schicht Heu obendrauf. Das fängt jetzt aber leider an, zu schimmeln... Stroh wäre wohl besser gewesen.

Diesmal habe ich die Pilze in Rapsöl gebraten, Mandelsplitter drübergestreut (hatte noch einen Rest vom Kuchenbacken übrig), mit Sahne abgelöscht, ganz leicht gesalzen und als Dessert genossen. Rosinen hätten bestimmt auch dazu gepaßt.

Grüße, Carsten
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