Pfifferlinge und Mykorrhiza

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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Mittwoch, 07. September 2011 21:10

O.K. .... bei mir ist jetzt Röhrlingsklonung vol. 2 angesagt.

Mal schauen wie es klappt.
Hier die Kandidaten:

Bild

Mit den Pfifferlingen wollte ich es erst auch austesten, aber dann fehlten mir gerade fertige Nährböden und Zeit, also müssen jetzt erstmal nur die zwei Steinpilze und Maronen herhalten.
Bin schon gespannt.

schöne Grüße
Fabian
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Montag, 25. Juni 2012 19:42

Habe lange nichts von meinen Steipilz Kulturen berichtet.
Deshalb für diejenigen, die es interessiert:

Endlich ist es mir gelungen aus einer Petrischale Mycel zu gewinnen, das im Gegensatz zu den vorherigen Beispielen endlich ein "normales" Luftmycel bildet.
Vorher bildeten sich meist entweder dicke Knubbel, die darauf schließen ließen, dass der Pilz noch im Fruchtungsmodus war,
oder es bildete sich ein Mycel, dass vollständig unterirdisch, also im Agar wuchs,
aber kein normales Luftmycel bildete.
Zudem war das vorherige unterirdische Wachstum sehr langsam.
Eine lange Zeit habe ich die Kulturen nicht mehr beachtet,
wollte vor kurzem jedoch versuchen eine Dauerkultur anzulegen, bevor mir die PS austrocknen würden.
Habe aus dem Randbereich einer PS, die etwas Luftmycel gebildet hatte, zur Konservierung zwei Schrägagarröhrchen beimpft und zusätzlich einige PS,
obwohl ich mir, nach dem bescheidenen Wachstum der vorherigen Kulturen, nicht viel davon versprach.
Nach kurzer Zeit bildete sich jedoch schönes vegetatives Mycel, das mir zum ersten mal aussah wie das eines "normalen" Pilzes auf Agar.
Das Längenwachstum und das endlich in größerem Ausmaß entstehende gewöhnliche Luftmycel wuchs nun wesentlich schneller als bisher.

Bild

Habe leider kein Bild der Mutter-PS kurz bevor ich überimpft habe.
Nachdem ich bemerkte, dass dies interessant sein könnte, habe ich dann das folgende Bild von ihr gemacht.
Man sieht sehr schön , dass einerseits "dicke Knubbel" vorhanden sind und dass sich andererseits ein Luftmyzel gebildet hat, dass durch die Verletzung beim Überimpfen noch im Wachstum beschleunigt wurde.

Bild

Kann sein, dass jemand dieses Mycel für eine Konti hält, bin mir jedoch sicher, dass es keine ist.

Habe mir gedacht, dass es mit diesem Mycel einen Versuch wert wäre zu versuchen einen Baum, oder einen Sämling, der es einmal werden möchte, zu beimpfen und einmal zu schauen, ob sich mykorrhizaähnliche Strukturen bilden.
Habe hier ein paar Fichtensamen und wäre für konstruktives input dankbar, wie man dies am Besten anstellen sollte.

schöne Grüße

Fabian
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von leuchtpilz » Montag, 25. Juni 2012 20:46

Hallo,

ich würde die Samen am Anfang in einem Nährmedium (http://de.wikipedia.org/wiki/N%C3%A4hrboden) wachsen lassen um zu vermeiden, dass sich ein anderer Pilz an den Wurzeln ansiedelt. Feuchte Watte könnte auch funktionieren.
Das Mycel könntest du mit einem dünnen Draht an der Wurzel fixieren.
Wenn die Pflanze etwas gewachsen ist, würde ich sie in einen kleinen Blumentopf mit Erde (vielleicht die Erde pasteurisieren) setzen.

Ich hoffe ich konnte dir ein paar nützliche Tipps geben.

gruß
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 26. Juni 2012 00:10

Hallo zusammen,

das ist ja höchst interessant, Fabian. Meiner Ansicht nach sieht das sehr gut und überhaupt nicht nach Fremdmycel aus.

Wegen der Fichtensamen... Hast du H2O2 oder Chlorbleiche, um die Kerne oberflächlich steril zu bekommen, bevor du sie in sterilem Wasser weiter einweichst? Bei heimischen Bäumen wird eigentlich eine anschließende Kältebehandlung (ca. 3 Wochen in feuchtem Sand im Kühlschrank) empfohlen, bei einem meiner Experimente keimten aber 10% der Fichtensamen auch ohne diese Stratifikation. Das übliche Medium wäre ein steriles Torf/Vermiculite-Gemisch, jedoch funktioniert auch alles andere, was feucht ist. Nach der Keimung müßten dann die Wurzelspitzen mit dem Mycel in Kontakt kommen. Bei Zimmertemperatur sollten dann innerhalb von 2 - 3 Wochen verdickte Wurzeln zu sehen sein.

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 26. Juni 2012 17:13

Hallo liebe Leute,

Habe auch daran gedacht die Samen auf einem Nährmedium keimen zu lassen, habe aber Bedenken, ob das Ganze längere Zeit steril machbar ist.
Einerseits brauchen die Pflanzen Licht um zu wissen wohin sie wachsen sollen, und um Energie aufzufangen, andererseits ist eine PS nicht hoch genug um ein vernünftiges Längenwachstum zu ermöglichen.
Eine Möglichkeit, die ich einmal im Netz gesehen habe (weiß leider nicht mehr wo genau das war; irgend eine UNI) ist es eine Plastik PS nicht flach sondern Hochkant zu stellen und an eine Seite ein kleines Loch hinein zu schmelzen (Lötkolben etc. ist gut geeignet).
Auf diese Weise kann man der Pflanze ermöglichen ihren Kopf aus der PS heraus zu strecken und Licht zu erreichen und kann dem Pilz ohne Austrocknung ermöglichen in der PS die Wurzeln zu umwachsen. Diese Methode ist allerdings nicht dauerhaft steril zu halten.
Ich nehme jedoch nicht an, dass in einem normalen Haushalt besondes viele Sporen von Pilzen vorhanden sind, die in der Lage sind eine Mycorrhiza auszubilden.
Deswegen ist es möglicherweise nicht nötig absolut steril zu arbeiten.
Andereseits braucht der Pilz auch Nährstoffe und obwohl das Mycel nun schneller wächst als zuvor, ist die Wachstumsgeschwindigkeit nicht mit Saprophyten die man sonst kultiviert zu vergleichen.
Wenn man die erwähnte Methode mit den PS-Petrischalen benutzt kann man ein Substrat in die Schalen füllen, eine Gaze auf das Substrat legen und dann die Pflanze und den PS-Deckel darauf plazieren. Der Vorteil ist, dass man so sehr gut die Wurzel und den Pilz beobachten kann und trotzdem ein Substrat hat auf das der Pilz und die Wurzeln zugreifen können.
Eine Möglichkeit wäre es zuerst in einer PS-Petrischale den Pilz auf Flüssigmedium zu ziehen und dann das Mycel gründlich ab zu waschen um eine Schimmelbildung zu vermeiden. Dieses Mycel sollte stark genug sein um nach dem Abdecken mit der Gaze die Wurzeln der aufgelegten Pflanze zu umwachsen und eine Mykorrhiza auszubilden.

@ Carsten: Chlorbleiche und H2O2 ist vorhanden. Bei dem Hypochlorit bin ich mir jedoch nicht sicher welche Konzentration es haben sollte.
H2O2 3%ig wird vermutlich ausreichen, aber die Sauerstoffbildung spricht eher für Hypochlorit, da sich sonst Keime in den entstehenden Bläschen "verstecken" könnten und so eine unvollständige Entkeimung bewirkt werden könnte.
Die andere Frage wäre die Einwirkungszeit die möglich ist ohne den Keimling zu schädigen.
Verstehe ich dich richtig, dass du zuerst sterilisieren würdest und danach die Kältebehandlung anschließen würdest, oder ist die Reihenfolge egal?
Perlite sollte vielleicht das Vermiculite ersetzen können.

Danke euch für das Input!
Viele Grüße

Fabian
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 26. Juni 2012 18:48

Hallo Fabian,

die anfängliche Oberflächensterilisation soll alle Mikroben zerstören, die sich außen auf der SamenHülle befinden. Ich erinnere mich an 10 bis 30 Minuten in Hypochlorid, verdünnt auf 10 - 20% der gekauften Konzentration. Bei H2O2 ist meist von 30% die Rede, was wohl so nicht erhältlich ist. Solange es aber schäumt, bin ich mir sicher, daß auch geringere Konzentrationen alles zerbrezeln, was dem H2O2 ausgesetzt ist.
Danach wird üblicherweise das Desinfektionsmittel abgespült, bevor die Samen mehrere Stunden eingeweicht werden, wobei das Wasser die Hülle durchdringen und der Kern aufquellen soll. Erst danach kann die Kältebehandlung wirken, um die Keimruhe zu überwinden.

Der Link zu der UNI-Seite müßte sich irgendwo hier im Thread verstecken, sofern er noch funktioniert. Ich glaube, die hatten die Samen auf einem sehr feinen Nylonnetz mit einem Torfgemisch darunter keimen lassen und nach ein paar Wochen frische Pilzstücke auf die Wurzeln gelegt. Bei dieser vereinfachten Methode muß es nicht unbedingt steril zugegangen sein.

Wie auch immer, da ich nicht weiß, wie sauber Fichtensamen sind, würde ich sie auch lieber erstmal getrennt keimen lassen (worauf auch immer, Perlite ist OK, Hauptsache das Medium ist feucht) und vielleicht in die Petri mit Steinpilzmycel übertragen, sobald die Wurzeln beginnen, zu wachsen. Wenn dabei die Wurzelspitzen den Rand des Mycels berühren, sollten die Erfolgsaussichten maximal und Kontis weniger tragisch sein.
Andere Möglichkeiten wären, Hirsebrut herzustellen, mit einem sterilen Torfsubstrat zu mischen und frisch gekeimte Sämlinge dort hinein zu pflanzen oder statt Brut eine LC anzusetzen und später darin die Wurzeln baden, bzw. das Torfgemisch damit zu gießen.

Da dein Mycel auf Agar ohne Kontakt zu Pflanzen so intensive Primordienbildung zeigt, würde ich sowieso mal Körnerbrut ansetzen und später testen, wie es auf Laub-, Holz- und Kompostsubstrate reagiert.

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Mittwoch, 27. Juni 2012 16:59

Erstmal Danke bezüglich der Infos zur Desinfektion und Stratifikation.

H2O2 30%ig wäre auch verfügbar. Spricht irgendetwas eher dafür als für das Hypochlorit?
Werde erstmal die Samen versuchen Keimfrei zu machen und parallel eine LC in einer Petri herzustellen. Nach der Keimruhe dann das Ganze irgendwie vereinigen.
Die Sache mit der Körnerbrut bzw. Hirse-Substratbrut werde ich aber bestimmt auch noch ausprobieren.

Bis bald, schöne Grüße

Fabian
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 28. Juni 2012 10:47

Freut mich, wenn ich weiterhelfen kann! Ich hatte mich da aber bloß mal ein wenig eingelesen und nie selbst eine Oberflächensterilisation durchgeführt, bloß Samen keimen lassen. Daher kann ich dir leider nicht sagen, welches Mittel besser ist.

Gruß, Carsten
fungus
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von fungus » Samstag, 04. Mai 2013 17:23

Hy Fabian,

was ist denn daraus geworden?

Bin neugierig... :wink:

Gruß
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 07. Mai 2013 22:32

Hi Fungus,

habe leider noch keine Zeit gefunden den Pilz mit Samen/Keimlingen zusammen zu bringen.
Habe noch zu viele andere Projekte.
Der Pilz oder zumindest einer der Steinpilze lebt immernoch auf ein paar Petrischalen.
Aber mittlerweile bildet er keine Verdickungen mehr, sondern nur noch schönes dichtes Mycel.
Das Mycel wächst jedoch sehr langsam im Vergleich zu anderen Pilzen.

schöne Grüße
Fabian
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Chemiefreak » Samstag, 25. Mai 2013 22:04

Hmmm ich würd's so angehen:
Vielleicht ein hohes großes Glas mit Schraubdeckel und Luftfilter nehmen. Darin Seramis mit verdünnten Dünger, alles sterilisieren, mit H2O2 getränkten Samen beimpfen, sobal die keimen und Wurzeln bilden mit Flüssigmycel oder Sporenlösung+Hefeextrakt+ein wenig Malzextrakt beiimpfen. Das richtige Timing wäre bloß extrem wichtig, nicht dass der Pilz die Samen frisst oder so ^^
Dann sobald die Bäumchen ordentlich Wurzeln haben in normale Erde umsiedeln usw.
Zuchterfolge: Pioppino, Shiitake, Kastanienseitling, Kräuterseitling, Flamingoseitling, Austernseitling, weißer Kultur-Champignon, Enoki
In der Mache: Verschiedene Stockschwämmchen, Limonenpilz, Nameko, Reishi, Stipticus Leuchtpilz, V. Bombycina, Hallimasch

Habe viel Pilzmaterial tauschfertig!
Suche Material: Flamingoseitling (meine Kultur ist tot!), alle essbaren Morcheln, Braunkappen, Leuchtpilze, Exoten, Mandelegerling oder andere Champignons die ohne Kompost wachsen (Ich tausche gerne!)

Tauscht eure Strains, z.B. hier:
http://www.bemushroomed.com
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von kornpilz » Sonntag, 13. August 2017 15:06

Sehr interessanter Artikel muss ich sagen !

Die Spanier hier haben mittlerweile einige grosse Erfolge. Ich hab ein paar Versuche mit dem Blut kreizer , er ist ein sehr beliebter Speisepilz. Ich giesse kleine Bäume mit Sporen . Ein Freund meinte das ich Mycel Blöcke vergraben soll den Rest macht Mutter Natur.
So nach der Art der Bonsai Freunde mit mykorrisa tongranulat.

Ich werde ab diesem Jahr mehr unterschiedliche Pilze mitnehmen . Sprich auch nicht so gute Speisepilze und ungenießbar. Hiervon möchte ich immer Sporen nehmen. Danach von dem Sporen Pulver ne Messerspitze ins gieswasser kann nicht schaden und dann Mal sehen was im Garten passiert.

Wahrscheinlich spielen aber auch Mikroorganismen​ auch eine grosse rolle. Ich pflege meine Pflanzen mit wurmtee und verschieden jauchen , das ganze fehrsetzt mit Melasse Bewegung und Sauerstoff wirkt Wunder .
Wie letztes schon gepostet spielen auch Fette eine wichtige Rolle , da die Pflanze den Pilzen Fette zu Verfügung stellen.
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von katharina » Montag, 14. August 2017 10:26

Ich habe hier mal ein bisschen mitgelesen. Steinpilzkultur, wow. Habt ihr bei euren Versuchen die unterschiedlichen Paarungstypen schon Steinpilzen bedacht? Soweit ich mich erinnern kann gibt es 35 verschiedene Paarungstypen von denen jeweils nur einige wenige miteinander kompatibel sind. Daraus schließe ich: selbst wenn es euch gelingt die Mykorrhizierung eines passenden Wirtsbaumes herzustellen, fehlt euch wahrscheinlich der Paarungspartner - außer er ist zufällig an dem Ort wo ihr den Wirtsbaum pflanzt vorhanden.

Wenn ich mich an Steinpilzen versuchen würde - was ungefähr das letzte wäre was mir in meiner gerade begonnenen Pilzzüchterkarriere einfallen würde - dann würde ich es mit möglichst vielen unterschiedlichen Isolaten probieren. Wenn man im Wald zb. 5 Steinpilze am selben Fleck findet, ist die Wahrscheinlichkeit, dass es sich um zwei unterschiedliche, zueinander passende Paarungstypen handelt recht hoch. Ich würde alle 5 isolieren und jeweils einzeln Bäumchen inokulieren. Dann müsste man sich auchnoch anschauen welche Bäume dort wachsen. Jeder Paarungstyp hat seine spezifischen Wirtsbäume. Das müsste man auch herausfinden. Ideal wäre eine größere Menge gleichzeitig gefundener Pilze aus einem Monokultur-Wald...

Wenn man die inokulierten Bäumchen dann auspflanzt, müssen wohl auch die Bodenparameter (pH usw) zum ursprünglichen Fundort passen, sonst wird sich das Mycel nicht ausreichend ausbreiten. Die Paarung der erwähnten Paarungstypen erfolgt nämlich über Fusion zueinander passender Mycelfäden und Ausbildung von steigbügelartigen Strukturen (sogen. Schnallen), dann wird genetisches Material ausgetauscht und es bilden sich Fruchtkörper...
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von malda » Dienstag, 13. Juli 2021 06:26

Hallo Fabian (Mycomane),
wenn ich das richtig lese hast du einen Steinpilz (den Sommersteinpilz oder einen B. edulis?) auf Agar geklont und schließlich richtig "normal" wachsendes Mycel herausbekommen. Hast du das mit einem Standard Agar hinbekommen oder war das dieses wilde Gemisch (Glukose,
Ammoniumchlorid bzw. Ammoniumsulfat, Kaliumhydrogenphosphat bzw. Dikaliumhydrogenphosphat, Magnesiumchlorid, Calziumchlorid, Eisensulfat, Zinksulfat, Kupfersulfat, Manganchlorid, Cobaldsulfat, Ammoniummolybdat, und die "geheime Zutat") ?
Wie lange hat es denn gedauert bis Wachstum zu erkennen war? Existiert dieses Mycel noch? Wie ist denn die Wachstumsgeschwindigkeit z.B. im Vergleich zu anderen langsamen Pilzen (z.B. Krause Glucke)?
Kannst mir auch gerne per PN antworten sollte dir das zu viel öffentliche Fragerei sein. :)
VG Dietmar
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Dienstag, 13. Juli 2021 18:36

Hallo Dietmar,

Erstmal die Kurzfassung:
Ja, es waren mittlerweile ein paar verschiedene Steinpilze.

Du kannst einen Standard Agar nehmen und wirst mit Geduld früher oder später ein „normales“ vegetatives Mycel bekommen, wenn es nicht kontaminiert, austrocknet etc. und der Pilz frisch genug ist und genug Kraft hat.
Wann und wo ich genau welchen Agar benutzt habe, müsste ich erst recht aufwändig nachschauen bzw. rekonstruieren.
Bis man Wachstum erkennen kann, dauert es sehr lange (zum Teil Wochen) kann aber auch schneller gehen. Schneller als die Glucke sicher nicht. Aber ich habe auch schon Medien gehabt, in denen das Wachstum halbwegs erträglich war. Und ich bin sicher, dass es Möglichkeiten gibt das noch zu beschleunigen.
So viele Medien habe ich jedoch auch noch nicht ausprobiert, weil es mir meist erstmal darum ging den Pilz zu klonen, und die geeigneten Wälder für Pilze bei mir nicht „direkt um die Ecke“ liegen.
Dieses Mycel, was du gesehen hast, existiert nicht mehr bei mir. Höchstens noch irgendwo im Wald...

Jetzt noch die unnütze Erweiterung (weitere Anmerkungen):
Welche der Arten es genau waren, hat mich ehrlich gesagt zu dem Zeitpunkt nicht so sehr interessiert.
Es können auch verschiedene gewesen sein.
Ich kann Pilze recht gut in essbar oder giftig/ungenießbar einteilen, zumindest bei denen die ich selbst sammele.
Alles weitere sind für mich Details.
Alle gebildeten Pilzsammler und sonstigen Biologen mögen mich jetzt mit Steinen bewerfen!
Interessiert mich (mittlerweile) zwar auch, aber solange ich zu jeder Pilzart nicht eine Gen-Analyse und viele Vergleichsfotos vor mir habe, bzw. die Pilze am besten selbst in der Hand hatte, spreche ich bei kleineren Unterschieden lieber nicht von einer genauen Artbestimmung.

Für mich ist eine Art hauptsächlich dadurch definiert, dass sie sich nur innerhalb der eigenen Art fortpflanzen kann, sodass auch die Nachkommen fertil sind, sich also auch fortpflanzen können.
Selbst, wenn du mir zu jedem Pilz eine Gen Analyse zeigst, und dort Unterschiede sichtbar sind, kannst du mir daran wahrscheinlich nicht eindeutig beweisen, ob die beiden sich miteinander kreuzen lassen und fertile Nachkommen bilden.
Möchte mich nicht zu sehr aus dem Fenster lehnen... wäre dankbar, wenn sich hier ein Pilz-Genom Experte zu Worte melden würde und mir vielleicht eindeutig widersprechen würde.
Pilze anhand von äußeren Merkmalen zu unterscheiden ist zwar schön, aber ob jetzt z.B. alle xyz verschiedenen Hexen- oder Rotfuß-Röhrlings Arten, die in der Literatur unterschieden werden, alle genetisch inkompatibel sind, da bin ich mir nicht sicher.
Menschen haben auch sehr unterschiedliche Größen, Farben, Formen und sonstigen Merkmale...
Einige werden groß und dünn und wachsen in der Wüste, andere sind eher "klein und dick" und wachsen am Nordpol oder sonst wo... usw..
Das soll nicht diskriminierend gegenüber kleinen, dicken, langen dünnen, am Nordpol oder in der Wüste lebenden Menschen sein!
Vielleicht bin ich selbst so einer??? Wer weiß?!
Es geht nur darum, dass man all diese Menschen miteinander kreuzen kann.
Viele Pilze bevorzugen eine bestimmte Holzart oder Mykorrhiza-Pilze einen bestimmten Baum.
Aber, ob sie anderes Holz nicht verdauen können, oder es irgendeinen anderen Grund gibt (z.B. Konkurrenz etc.), warum sie dort nicht wachsen,
das ist nicht so leicht zu beantworten.
Einige Menschen vertragen Milch, andere nicht. Einige können problemlos rohes Fleisch essen, andere nicht. Einige können problemlos auf hohen Bergen „herumkrackseln“, ohne dass ihnen die Luft zu dünn wird, andere nicht... Das hat nicht alles nur mit Training zu tun.

Beim Steinpilz ist es noch relativ einfach, aber ich kann dir die Art leider nicht genau nennen.
Einige sind unter Fichten im Herbst gewachsen, andere unter einer Buche, wieder andere unter seiner sehr alten Esskastanie im Sommer im Park, aber ob es deshalb Sommer-Steinpilze waren, das wage ich nicht zu beurteilen.
Klonen funktioniert meist bei kleinen Exemplaren besser. Da wird es für mich wiederum schwieriger sie genau zu identifizieren.
Aber wie gesagt, so genau habe ich mich damit noch nicht beschäftigt.
Wenn es ein Steinpilz ist und er gut schmeckt und im Sommer unter einer Eiche wächst, aber dennoch ein B. edulis ist, dann ist er mir ebenso willkommen, wie ein Sommer-Steinpilz, der im Herbst unter einer Fichte wächst. ;-)
Eine Morchel mit einem Champignon zu kreuzen, halte ich zwar für unmöglich, aber dazwischen gibt es viele Grauzonen. Welche Morchel-Art kompatibel mit welcher anderen Morchel ist...
Mal sehen ...
Die Experten lachen sich wahrscheinlich über mich gerade kringelig....

Ok. Lange Rede, kurzer Sinn:
Genaue Art – keine Ahnung, vielleicht verschiedene.

Habe einen Maronenröhrling, der wesentlich schneller wächst, und Steinpilz und ein Hexenröhrling müssten auch noch im Kühlschrank sein. Ob die alle wieder reaktivierbar sind, weiß ich gerade nicht.

LG, Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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