Pfifferlinge und Mykorrhiza

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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Samstag, 01. Januar 2011 14:58

Nicht übel!
Hatten die zwischendurch Licht abbekommen? Vielleicht findet sich ja noch ein Trick, das Mycel im vegetativen Status zu halten.

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycomane » Samstag, 01. Januar 2011 19:29

Ein paar Exemplare haben später etwas Licht bekommen, die Meisten aber nicht. Habe noch einige mehr davon, wobei der größte Teil schon eingetrocknet ist. Man muss dazu noch sagen, dass das Ganze sehr klein ist. Die Schalen haben nur 6 cm Durchmesser. Aber bis auf ein paar wenige Exemplare die nur Mycel bildeten, haben sie alle das gleiche Verhalten gezeigt.
Meinst du mit vegetativ jetzt diese Verdickungen? Hätte persönlich eher das Hyphen-/Mycelwachstum als vegetativ bezeichnet.
Ich glaube das fädige Hyphenwachstum hat erst eingesetzt als die Nährstoffe knapp wurden. Der Agar war sehr dünn gegossen wodurch die Nährstoffe recht schnell zur Neige gegangen sein müssen.
Der Pilz hat aber insgesamt über die Zeit ganz gut zugelegt dafür dass das Gewebe ebenso dicht ist und sich auch so schneidet wie ein Fruchtkörper. Hatte mich erst gewundert warum der Pilz sich nicht traute in den Agar einzuwachsen, als er aber begann auf dem Inokulat fleißig dicht und gewebeartig weiter zu wachsen, war mir klar, dass er da was ganz Anderes auszuhecken schien.

schöne Grüße
Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Sonntag, 02. Januar 2011 00:21

Mit vegetativ meinte ich ebenfalls Mycelwachstum. Ich war am Überlegen, warum deine Röhlingsklone lieber generativ Fruchtkörper bilden, anstatt erstmal gründlich auszuschwärmen. Deswegen fragte ich auch nach Licht und Nährstoffkonzentration. Hm, wenn Tageslicht, niedrige Temperaturen oder übermäßige Belüftung als Ursache nicht in Frage kommen, sollte man das Mycel vielleicht besser von Anfang an hungern lassen.

Ist aber beeindruckend, wie fruchtungsfreudig die Klone sind. Gerade beim Hexenröhrling fragt man sich schon, was wohl bei einem Substratblock mit Deckerde passieren würde.

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Reherl » Samstag, 13. August 2011 15:53

Hallo,

ich bin heute mal kurz in den Wald um zu sehen ob meine "Reherl" denn auch schön gedeihen und habe dann ca. 600 Gramm ernten können. Auf dem Rückweg (dauert eigentlich nicht zu lange) beschäftigte ich mich mit dem Gedanken Pfifferlinge und deren Wachstumsgrundlagen, Vermehrung, Züchtung. Ich fand dann dieses Forum und jetzt stellt sich für mich die Frage ob den in diesem Thread vorgeschlagenen Versuch Wurzeln zu veredeln schon jemand nachgegangen ist und ob es zu einem Erfolg geführt hat.

Mal schaun ob es hierauf eine Antwort gibt.

Martin
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Montag, 15. August 2011 11:04

Hallo Martin

und willkommen auf Kulturpilz.de!

Ich denke nicht, daß jemand die Wurzelveredelung versucht hat. Wie schon gesagt, die Veredelung oberirdischer Pflanzenteile ist schon schwierig genug und hat eine recht hohe Ausfallrate durch Infektionen. Wie das mit Wurzeln klappen soll, welche sich ja sprichwörtlich mitten im Dreck befinden und voller infektiöser Mikroorganismen sind, kann ich mir ehrlichgesagt nicht vorstellen.

Gruß, Carsten
Dewald
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Dewald » Montag, 15. August 2011 18:10

Hallo
Kenne mich mit Wurzel..... und so auch nicht aus.
Doch beim Orchideen züchten befasst man sich damit.
vieleicht hilfreich............internet link
http://www.ewetel.net/~frank.meissner2/ ... 987670.htm
gruß
Dewald
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Montag, 15. August 2011 19:08

Interessanter Link, Dewald!
Die Orchideenzüchter haben natürlich das Glück, daß in deren Wurzeln immer automatisch der richtige Pilz enthalten ist.

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Geier » Samstag, 20. August 2011 18:32

Nicht alle Orchideen sind heute bei der Zucht auf einen Pilz angewiesen. Moderne Nährlösungen auf Agar mit Zusätzen sparen den Pilz aus. Also hat nicht jede gezüchtete Orchidee auch gleich den passenden Pilz dabei. Nur sind fast alle Orchideen in der Natur auf einen bestimmten Pilz angewiesen um überhaupt keimen zu können. Aber das sagt der Link ja aus. Später kommt die erwachsene Pflanze meisst auch ohne den Pilz aus.

Ich könnte mir aber etwas anderes gut vorsellen.

Wenn nicht der Pilz zum Baum findet, warum nicht den Baum zum Pilz bringen.
Man müsste geeignete Bäumchen ziehen, diese ab einem bestimmten Alter ausgraben, die Wurzeln reinigen ggf etwas desinfizieren und dann mit dem Myzel impfen. Eintopfen oder eingraben und warten was passiert.

Soweit ich weis laufen solche Versuche mit Trüffel an Eichen in Östereich.

Dabei fällt mir eine Anekdote ein wo ich noch im Forst gearbeitet hatte. Da bekahmen wir Buchen geliefert aus einer Baumschule. An einigen Bündeln fiel mir deutliches Pilzgeflecht an den Wurzeln auf.
Auf meine Frage was das für einer sein könnte sagte der Mensch von der Baumschule " Pfifferlinge" die wachsen da im Beet. :wink:
Pils kann man nicht klonen.
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Samstag, 20. August 2011 21:57

Schau doch mal auf Seite 5 in diesem Thread. Dort habe ich ein Foto davon gepostet, wie man Meiner meinung nach am einfachsten den Pilz zum Baum bringt.

Die Geschichte mit der Baumschule ist gut. Wenn die wüßten, daß sie Pfifferlingsbuchen viel teurer verkaufen könnten...

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Buliz » Montag, 22. August 2011 10:52

hallo,

die sind über das experimentalstadium raus mit dem trüffelbeimpfen und verkaufen schon länger beimpfte bäumchen:
http://www.trueffelgarten.at/fs_trueffelbaeumchen.htm

und meinen infos nach werden setzlinge für waldkulturen (tannen/fichten) schon längst standardmäßig mit einer pilzart beimpft, da die bäume dadurch schneller wachsen. nur leider ist das keine essbare (hab jetzt allerdings den namen der art vergessen).

viele grüße,
kai
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Montag, 22. August 2011 11:41

Hallo Kai,

sowas gibt es auch schon in essbar und nicht nur mit Trüffeln. Auf Seite 5 in diesem Thread findest du Links zu spanischen Firmen, die ihre Bäume auch mit dem Mycel von mehreren anderen Speisepilzen inokulieren.

Gruß, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Buliz » Dienstag, 30. August 2011 06:26

huch - hier war gestern doch noch ein längerer anderer post .... wo ist denn der hin? O.O
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Dienstag, 30. August 2011 11:00

Der wurde wohl nach weiterer Recherche gelöscht. Wollte auch gerade darauf antworten.

Da ich aber gerade dabei bin... Wer Experimente mit Fichtensämlingen vorhat, sollte sich beeilen. Habe letztens schon die Zapfen am Boden liegen gesehen. Die Samen brauchen übrigens nicht alle einen Kälteschock. Von denen, die ich mal ausgesät hatte, keimten einige Ausreißer (knapp unter 10%) sofort.

Grüße, Carsten
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Dewald » Mittwoch, 31. August 2011 05:41

Hallo
Ich lese den Artikel so.
http://www.ewetel.net/~frank.meissner2/ ... 987670.htm
........wenn ein Baum bereits den falschen (Fuß)Pilz hat ,ist dieser bestimmt sehr schwer zu entfernen und gleichzeitig durch den richtigen Mykorrhiza zu ersetzen .Ohne die Pflanze dabei zu schädigen ....denn es besteht eine innige Verbindung mit seinem Wirt .
Der Baum ist bereits komplett besiedelt!
Der Schlüssel liegt vermutlich beim Keimen der Samen. wie auch bereits im 3 und 5 Satz ( im orchideen) beschrieben!

3.Bestimmte Pilze können die zur Keimung erforderlichen Hemmungen ausschalten und die Embryonen mit Nährstoffen versorgen:
Folglich gibt es vorher noch keine Pilz--kontakte

Hemmungen sind bei Samen z.b. noch fehlender Winterfrost= bei Frostkeimern
oder noch falsche (zu kalt) Themperaturen im Frühjahr
so könnte der gewünschte Pilz auch das Keimen veranlassen und das Wachstum beschleunigen.

5.Die Pflanze ( Baum) weist dem Pilz bestimmte Wirtszellen zu, in denen er Hyphenknäuel bildet
.........................folglich doggen Pilze an (Symbiose zucker gegen Nährstoffe)

Großer Vorteil beim frühen Beimpfen währe
1 Die Samen haben noch keine Wirt-Pilze
2 Die Samen sind leicht zu reinigen durch aufbrechen der Schalen z.b. Eicheln ,Nüsse ,Buchecker, usw.
3 Es gibt noch keine Haarwurzelbildung u.s,w.
4 Sie müssten durch das Ausschalten der Hemmungen sofort keimen wie beschrieben. siehe Samenruhe
Gruß Dewald

Erklärung :Frostkeimer sind viele Pflanzensamen
Wenn der Samen im Herbst reif wird, wäre es schlecht, wenn er gleich keimt und dann im Winter erfriert.
auch http://de.wikipedia.org/wiki/Keimruhe

Frage .Sind die Fichtenzapfen von diesem Jahr nicht noch im Baum und hart und grün?
Falls ja dann hatten sie im Schnee schon Frost im Baum und nur 10 % der Samen keimen.
Gruß Dewald
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Re: Pfifferlinge und Mykorrhiza

Beitrag von Mycelio » Mittwoch, 31. August 2011 12:18

Hallo Dewald,

ich fange mal mit der letzten Frage an.
Die Fichtenzapfen, die ich vor zwei Wochen sah, waren längst reif, die Schuppen hatten sich geöffnet und die meisten Samen waren schon rausgefallen. Trotzdem bleiben immer ein paar Samen im Zapfen hängen. Es ist zwar etwas mühsam, sie dort rauszubekommen, aber für unsere Experimente benötigen wir ja nicht hunderte.
Daß ein paar einfach so keimen, hat mich auch überrascht. Vielleicht lohnt es sich für die Bäume, ein paar Samen zu riskieren. Wenn von den zu früh gekeimten einer den Winter zufällig überlebt, hätte er im Frühling einen Vorsprung.
Ansonsten kann man Samen auch in feuchten Sand packen und ein paar Wochen im Kühlschrank lagern, um einen Winter zu simulieren. In Bonsaiforen findet man Beschreibungen dazu. Für unsere Zwecke könnte man den Sand vorher abkochen und die Samen kurz in Wasserstoffperoxid oder Chlorbleiche baden.

Um eine bereits bestehende Besiedelung mit einem anderen Pilz zu entfernen, müßte man alle Pilzhyphen in den Wurzeln mit einem systemischen Fungizid vergiften, d.h. nur ein Gift, welches sich in der gesamten Pflanze verteilt, hätte die gewünschte Wirkung. Sollte der Baum diese Behandlung überleben, müßte man immer noch abwarten, bis das Gift nicht mehr wirkt. Daher sehe ich das möglichst frühe Beimpfen pilzfreier Sämlinge auch als die sicherste Methode an.

Die Orchideen, die zur Überwindung der Keimruhe einen Pilz brauchen, sind meiner Ansicht nach ein Spezialfall. Bei unseren Bäumen sind die Mykorrhizapilze bei der Keimung wohl eher nebensächlich. Sobald aber Wurzeln wachsen und die Wurzelspitzen auf Pilzhyphen treffen, kommt es zu einer chemischen Verständigung und wenn beide sich darauf einigen, daß sie zusammen passen, kann der Pilz in die Wurzeln einwachsen. Bei der für uns interessanten Ektomykorrhiza besiedelt der Pilz die gesamte Wurzelrinde, wobei die Hypen zwischen den Zellen der Pflanze ein dichtes Netz (http://de.wikipedia.org/wiki/Hartigsches_Netz) bilden. Die Wurzeln der Bäume bilden dann keine Wurzelhaare mehr aus und wachsen nur noch kurz und dick, wodurch wir einen Erfolg gut sehen müßten. Aber so weit müssen wir erstmal kommen...

Da mir meine Baumsämlinge im letzten Winter fast alle eingegangen sind, werde ich es jetzt mal mit Zistrosen versuchen. Diese kleinen, krautigen Pflanzen sind auch fähig, Ektomykorrhiza mit den gängigen Waldpilzen auszubilden uns sollten sich leichter im Topf halten lassen. Bei denen besteht auch die Möglichkeit, abgeschnittene Zweige in abgekochter Erde zu bewurzeln, damit käme man viel einfacher an neue Versuchskaninchen.

Gruß, Carsten
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