Pfifferlinge und Mykorrhiza

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AndreasG.
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Beitrag von AndreasG. » Dienstag, 04. März 2008 10:18

Darf ich noch mal fragen, was aus dem Steinpilz-Experiment geworden ist? Würde mich deshalb interessieren, weil ich eine kleine Eiche auf dem Balkon stehen habe, die sich über einen Mykorrhiza-Partner bestimmt freuen würde.

Allerdings gibt es ja verschiedene Steinpilze und es dürfte unmöglich sein zu erfahren, welcher davon verarbeitet wurde. Es ist aber entscheidend, da jede Art einen unterschiedlichen pflanzlichen Partner hat.

Bonsaierde (oder Kakteenerde, ist ja oft recht ähnlich in der Zusammensetzung) ist bereits häufig mit diesem "Blumentopfpilz" kontaminiert, der vermutlich recht konkurrenzstark ist.
Zuletzt geändert von AndreasG. am Dienstag, 04. März 2008 10:20, insgesamt 1-mal geändert.
Till
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Beitrag von Till » Dienstag, 04. März 2008 10:19

Hallo,

warum versucht ihr nicht eine mit Pfifferlingen bewachse Wurzel auszugraben und pfropft sie einfach an eine Jungpflanze vom gleichen Baum? Wenn die Veredelung gelingt, sollte die Wurzel nach 4 Wochen wieder am Saftstrom vom Baum hängen. Ich denke, die Mykorizza schlägt sich solange selbst durch. Dann habt ihr schon mal den Pilz und könnt ihn in aller Ruhe im Garten mit weiteren Wurzeln in Kontakt bringen.

Gruß, Till
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Beitrag von Mycelio » Dienstag, 04. März 2008 14:50

Hallo,


@AdreasG
Bisher ist aus dem Steinpilz-Experiment noch nichts geworden. Zuerst wuchs nur das Mycel eines unidentifizierbaren Bodenpilzes, dann nichts mehr. Von den blöden Haselnüssen ist aber auch keine einzige gekeimt. Werde weiterhin getrocknete Waldpilze zerkleinern und alles beimpfen, was auch nur entfernt in Frage kommt. Vielleicht klappt's ja irgendwann zufällig...
Ob ich die richtigen Steinpilze habe, weiß ich natürlich nicht. Ich versuche es einfach.
Der typische Blumentopfpilz, dieser gelbe Faltenschirmling, verschwindet ja immer nach kurzer Zeit, vielleicht können sich die anderen danach durchsetzen.
Und zu deiner Eiche... Versuch's doch einfach, schaden kann's nicht.


@Till
Holla, Wurzelveredelung dürfte nicht einfach sein, normale Veredelung ist ja schon knifflig. Würde auch lieber ein Bäumchen mit Pfifferlingsmycel ausgraben, aber man kann ja nicht so einfach erkennen, welcher Pilz an den Wurzeln ist. Pilzmycelien im Waldboden durchdringen sich meines Wissens nach gern gegenseitig. Habe selbst auch noch nie Pfifferlinge in freier Wildbahn gefunden...


Grüße, Carsten
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Beitrag von Till » Dienstag, 04. März 2008 16:34

Hallo Carsten,

so schwer ist ne Veredelung gar nicht. Und Wurzelveredelung ist nicht schwerer als das Aufpfropfen von einem Ast, eher sogar einfacher, weil man es bei egal welcher Veredelungstechnik in der Wachstumsphase vom Baum tun kann. Ich würde der Sache ne Erfolgsaussicht von bestimmt 80% geben. Am besten nimmt man kleine Wurzeln mitten in der Wachstumsphase und verwendet Rindenpfropfung. Dabei sollten die Pfröpflinge schon binnen zwei Wochen anwachsen, nach drei Wochen richtig sitzen. Du kannst ja gleich mehrere Versuche machen, z. B. indem die die Wurzeln rings um den Stamm in den Wurzelhals pfropfst, ohne die eigenen Wurzeln des Baumes auszugraben.
Aber das richtige Myzel brauchst du natürlich. In einem reinen Eichenwald dürfte die Treffenquote aber direkt in der Nähe von Pfifferlingen sehr hoch sein. Ich habe auch noch keine in freier Wildbahn gesehen. Aber ich weiß, dass in Mecklenburg so viele Pfifferlinge vorkommen, dass die Leute gar oft nichts anderes sammeln.

Grüße, Till
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Beitrag von AndreasG. » Dienstag, 04. März 2008 16:50

Mycelio hat geschrieben: Von den blöden Haselnüssen ist aber auch keine einzige gekeimt. Werde weiterhin getrocknete Waldpilze zerkleinern und alles beimpfen, was auch nur entfernt in Frage kommt. Vielleicht klappt's ja irgendwann zufällig...
Ob ich die richtigen Steinpilze habe, weiß ich natürlich nicht. Ich versuche es einfach.

Grüße, Carsten
Wenn du mal wieder im Park spazieren gehst, kannst du doch einfach ein paar Eicheln aufsammeln. Die starten in ein paar Wochen auch draußen in der Natur. Und die keimen zuverlässig. Haselnüsse sollten noch nicht geknackt sein. Eventuell mit Schmirgelpapier die Schale etwas anschleifen, dann geht es schneller. Und ein zwei Tage in lauwarmes Wasser legen (Thermoskanne). Was dann noch oben schwimmt, kannst du den Eichhörnchen überlassen.
Und wichtig ist, dass die Samen vorher stratifiziert wurden. Viele Samen heimischer Pflanzen, auch die Haselnuss gehört dazu, brauchen die Einwirkung von Kälte, damit sie keimen können.

Heute habe ich auch mal Steinpilzpulver hergestellt und verarbeitet. Vorher wurde das Substrat erhitzt. Zumindest dürfte das kein lebender Pilz überstanden haben.
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Beitrag von Mycelio » Dienstag, 04. März 2008 17:47

Hallo,


@Till
Danke für die Tips, hatte selbst schonmal Apfelbäume veredelt und öfter mal nem Gärtner beim Üben zugesehen. Da man da Infektionen vermeiden muß, gruselte es mich erstmal, als ich das mit den Wurzeln las, aber du hast recht, am Wurzelhals sollte es einfacher sein, die Wunden sauber zu halten. Gute Idee!
Bzgl. Pilzesammeln habe ich leider null Erfahrung, war bisher nur ein einziges mal auf Pilzpirsch und habe gerade mal einen vergammelten Butterpilz entdeckt. Hier gibt's eh fast nur Kiefernwälder, die voll von Fliegenpilzen sind. Vielleicht versuche ich es im Herbst nochmal.


@AndreasG
Die Haselnüsse hatte ich mehrere Tage eingeweicht, einige ein paar Wochen rausgestellt, die anderen drinnen gelassen, aber keine wollte keimen... Jetzt habe ich sie in Gemüsetöpfen vergraben, vielleicht kommt ja irgendwann noch eine. Schade, hätte lieber nen Baum mit eßbaren Früchten genommen, aber jetzt werde ich mal im Park nach Eicheln, Bucheckern und Kiefernzapfen suchen, ist bestimmt erfolgreicher.
Wünsche dir viel Erfolg bei deinen Versuchen. Irgendwann klappt das bestimmt. Die Hersteller von Mykorrhiza-Präparaten verkaufen wahrscheinlich auch nur gemahlene Pilze.


Grüße, Carsten
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Beitrag von Till » Dienstag, 04. März 2008 17:54

Hallo Carsten,

kann es sein, dass Haselnüsse Frostkeimer sind? Vielleicht solltest du sie vorher mal ein paar Tage in die Tiefkühltruhe legen.

Gruß, Till
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Beitrag von Mycelio » Dienstag, 04. März 2008 18:10

Kann gut sein, ein paar Tage Frost hatten die aber schon. Ich geb's jetzt auf mit den Dingern und probiere was anderes...

Grüße, Carsten
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Beitrag von AndreasG. » Dienstag, 04. März 2008 18:59

Die Hersteller von Mykorrhiza-Präparaten verkaufen wahrscheinlich auch nur gemahlene Pilze
Das habe ich mir auch schon gedacht. In den Tütchen ist recht viel Material drin. Wenn das nur Sporen wären, müßte man einen ganzen Wald voller Pilze ernten, und das nur für eine kleine Tüte.

Was die Haselnuß betrifft, einfach draußen irgendwo "vergessen".
Bei mir im Hof (mit angeschlossenem Grünbereich) ist auch mal eine Haselnuss gewachsen, die irgendwie dort hin gelangt ist. Wahrscheinlich haben Kinder die dort verbuddelt oder so. Irgendwie klappt es schon.

Apfelkerne dagegen keimen sehr einfach. Ich weiß aber nicht, mit welchem Pilz die sich gerne vergesellschaften.
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Beitrag von Mycelio » Dienstag, 04. März 2008 19:38

Hehe, wie wär's.. Wir nehmen ein paar Trockenpilze, mahlen die und verkaufen sie für teuer Geld. Dann müssen wir die lästigen Experimente auch nicht selber durchführen... :D
Naja, bei Endomykorrhiza wird das nicht so einfach...

Zu Apfel- und anderen Obstbäumen hatte ich schonmal nach dazu passenden Pilzen gesucht, aber leider nichts brauchbares gefunden. :( Da könnte wohl nur ein sehr erfahrener Pilzsammler helfen.
Es sei denn, wir nehmen nen Hallimasch und hoffen, daß der nicht gleich den Baum frißt.
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Dienstag, 04. März 2008 19:42

habe thread leider nicht ganz gelesen..aber was suchst du für deine bäume?

pilze die unterm baum wachsen?

oder auf dem holz?
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Beitrag von AndreasG. » Dienstag, 04. März 2008 19:53

http://www.corthum.de/produktbeschreibu ... a-Info.pdf


Da steht ein bisschen was, aber was die unter "speziellen Substraten für die Anzucht von Mykorrhizapilzen" verstehen :?:

So, habe noch mal ein bisschen gegoogelt. Die meisten Anbieter von Mykorrhiza schreiben noch nicht mal dazu, was für Pilze sie da eigentlich anbieten. Irgendwo habe ich mal die Angabe 100.000 Sporen pro Liter gefunden. Das ist wahrscheinlich nicht besonders viel.
Da komme ich immer mehr zu der Überzeugung, dass man wirklich selbst sowas herstellen kann. Selbst Firmen, die auch Pilzzuchtbedarf anbieten, schreiben in ihren Produkterklärungen ziemlichen Unsinn.
Zuletzt geändert von AndreasG. am Dienstag, 04. März 2008 20:26, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag von Mycelio » Dienstag, 04. März 2008 20:20

@Andreas
Danke, da ist immerhin eine brauchbare Liste drin, welche Bäume Ekto- und welche Endomykorrhiza bevorzugen. Die 'speziellen Anzuchtsubstrate' sind bestimmt bloß Holzspäne, Erde und Malzextrakt. Obwohl, ich hatte auch schonmal Agar-Rezepte für Ekto-Pilze gefunden.


@Pilzimperium
Suche Infos, ob es unter lebenden Obstbäumen Speisepilze gibt. Wenn möglich welcher Pilz unter welcher Sorte vorkommt.
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Beitrag von AndreasG. » Dienstag, 04. März 2008 20:30

Mycelio hat geschrieben: Die 'speziellen Anzuchtsubstrate' sind bestimmt bloß Holzspäne, Erde und Malzextrakt.
Und wie soll das ohne pflanzlichen Partner funktionieren. Wenn die Sporen anbieten, müssen doch die Pilze vorher Fruchtkörper ausgebildet haben.
Entweder ist das Unsinn, oder die haben einen Weg gefunden, Symbiosepilze zu züchten.
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Beitrag von Das-Pilzimperium » Dienstag, 04. März 2008 20:56

naja

Obstbäume sind schon sehr exotische bäume für mykorrhizapilze....


:lol: haste nich was anderes? buche, eiche, birke?



*gedankenblitz*

ich hab mal vor einigen Jahren Flockenstielige Hexenröhrlinge unter einem Apfelbaum gefunden
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