Eine Frage in die Runde von einem Obstbauer

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pilzbauer
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Eine Frage in die Runde von einem Obstbauer

Beitrag von pilzbauer » Donnerstag, 30. Juli 2015 14:51

Hallo zusammen,
ich komme aus Hessen und dort haben wir bekanntlich jede menge streuobstwiesen in der landschaft
einige davon gehören zu meinem kleinen betrieb ;-)
überlegung ist nun, diese flächen mit freilandpilzkultur zusätzlich zu belegen was m.E. immer noch weitestgehend als extensiv beschrieben werden kann - denn das sind die streuobstwiesen in jedem fall

fragt sich nur... wie vorgehen
plan wäre, geeignete stämme - wie stehts mit erfahrungen um Pappel ? - zu impfen und dann zu vergraben
oder nur einmieten ? sprich, woran sehe ich, dass der stamm reif (sag man reif ??) ist und die fruchtkörperbildung beginnt ?

ein einfacher kandidat für "draussen" wäre auch noch zu finden

und wie stehts um diebische feinschmecker, abgesehen von schneken ?
schmeckt sowas auch rehen, wildsäuen, hasen, vögeln, mäusen ?
ebenfalls nicht einschätzen kann ich, ob schädlingsbefall am fruchtkörper selbst vakant sein wird im freiland...

freue mich über ein paar antworten !

vg

Roland

ps/ sind hauptberufliche pilzbauern hier ?
ich habe einen hofhelfer, dem ich das projekt gerne eigenverantwortlich übertragen möchte
er ist KEIN ausgebildeter landwirt - gibt es da beschänkungen ?
denn er muss ja von der sozialkasse aufgenommen werden als urproduzent
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Lauscher
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Re: Eine Frage in die Runde von einem Obstbauer

Beitrag von Lauscher » Samstag, 01. August 2015 13:12

Hallo Roland,

willkommen im Forum!
Ein schönes Projekt, Streuobstwiesen mit Freilandpilzen.
fragt sich nur... wie vorgehen
plan wäre, geeignete stämme - wie stehts mit erfahrungen um Pappel ? - zu impfen und dann zu vergraben
oder nur einmieten ? sprich, woran sehe ich, dass der stamm reif (sag man reif ??) ist und die fruchtkörperbildung beginnt ?
Pappel sollte sehr gut geeignet sein. Die Pappel ist ein Weichholz, nahe mit der Weide verwandt, und wird schnell durchwachsen. Dadurch hat man eine frühe erste Ernte. Da das Holz nur wenig feste Substanz hat, ist es aber auch schnell aufgebraucht. Buche z.B. liefert erst später Erträge, dafür gibt es aber mehr Erntewellen über mehrere Jahre.
Auch Strohballen können gewässert und beimpft werden, sie geben die schnellste Ernte, sind aber auch am schnellsten verbraucht.

Wichtig ist für die Pilze Feuchtigkeit und Wärme. Erdkontakt ist gut, etwas eingraben ist vorteilhaft, sowohl für die Wasserversorgung als auch für zusätzlich Nährstoffe, die der Pilz aus dem Boden holen kann.
Einmieten hieße z. B. mit Laub und Stroh bedecken - auch gut. Ich denke, man sollte die Stämme nach dem Durchwachsen nicht mehr umlagern, sondern vor Ort fruchten lassen und ernten.

Der Stamm ist reif, wenn Fruchtkörper kommen :P. Die kommen auch durch Stroh/Laub hindurch. Wann die Pilzfruchtkörper kommen, entscheidet der Pilz.
ein einfacher kandidat für "draussen" wäre auch noch zu finden
Ich empfehle den Austernpilz. Es gibt im Wesentlichen die einheimische Winterauster, die nach dem ersten Frost zu Fruchten beginnt und u.U. den ganzen Winter hindurch geerntet werden kann, und die Sommerauster, ein Import aus Florida, die auch in der warmen Jahreszeit fruchtet. Wenn Du mit dem Austernpilz erfolgreich bist, kannst Du mit anderen Arten experimentieren, die anspruchsvoller sind.
und wie stehts um diebische feinschmecker, abgesehen von schneken ?
schmeckt sowas auch rehen, wildsäuen, hasen, vögeln, mäusen ?
ebenfalls nicht einschätzen kann ich, ob schädlingsbefall am fruchtkörper selbst vakant sein wird im freiland...
Pilze schmecken vielen gut :-). Vermutlich werden Schnecken im Freiland den meisten Schaden machen. Andererseits, die freien Pilze schaffen es ja auch. Einfach ausprobieren und beobachten!

Wo in Hessen hast Du Deine Wiesen? (Ich wohne in Nordhessen und finde Dein Projekt sehr interessant).

Viele Grüße, Lauscher
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Re: Eine Frage in die Runde von einem Obstbauer

Beitrag von Okeanograf » Sonntag, 02. August 2015 21:43

Hallo Roland,
ich habe auch genügend Pilze draußen...
Freiland Pilze zu verkaufen ist kompliziert, sie sind robuster, sehen aus und schmecken anderes.
Es ist eine Kunst ausreichend Pilze an den Mann zu bringen und Freiland besonderes.
Im Juli wurde ich angesprochen von einem Rentner der sehr viele Jahre auf den Märkten alles mögliche verkauft,
er meinte bald geht ja Spargel zu Ende und wollte 20 Kg Pilze von mir um weiter auf den Märkten zu verkaufen...
Ich habe im gesagt er soll erstmal 10 Kg versuchen zu verkaufen... also hat er bei mir geholt 10 Kg in bester Quali und ... kam nie wieder ^^.
Außerdem dürfen sie keine Maden beinhalten, was nat. ein Fänomen wäre.
Alle Seitlinge sind zu der Reife bereits am Stielansatz verwurmt.
In den Hut von Shii setzen i-welche Vieher auch ihre Maden...
Bleibt eig. nur die Hoffnung auf Winterstämme... aber wegen zwei Monaten...
Nur eig. vergeht das Leben bevor man das alles und sinnvoll, sprich wirtschaftlich auf die Beine bekommt.
Es kommen noch weitere Faktoren wie zB. ständiger Schatten, regengeschützt usw...
Mr. Myzel
Pilzfreak
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Re: Eine Frage in die Runde von einem Obstbauer

Beitrag von Mr. Myzel » Montag, 03. August 2015 10:01

Hallo!

Wo hast du denn in Hessen Streuobstwiesen?

Soweit ich weiß, ist das Anbauen im Freien aufgrund der
Luftfeuchtigkeit und Temperatur eher schwer.

-Ich persönlich würde davon abraten, aber ich finde die anderen
Beiträge hier sehr interessant und lass mich gerne vom Gegenteil überzeugen. :wink:

Viele Grüße! :wink:
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