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Farmer
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Beitrag von Farmer » Dienstag, 23. Januar 2018 12:38

Hola,

mein Name ist Jens und ich komme aus Berlin. Ich überlege mich im nächsten Jahr mit einer Pilzzucht in Guatemala (Lateinamerika) selbstständig zu machen. Außer das ich gerne Pilze esse, habe ich mit dem Thema Pilzanbau noch keine Erfahrungen. Zur Zeit lese ich mich gerade intensiv in das Thema Pilzzucht ein.

In 2-3 Monaten bin ich wieder in Guatemala, um vor Ort zu klären, ob und wie eine Umsetzung möglich ist. Dazu brauche ich aber noch mehr Hintergrundwissen zum Thema.

Ich bin daher auf der Suche nach Seminaren / Workshops zum Thema Pilzzucht. Leider bin ich über die Google Suche nicht fündig geworden. Kennt ihr entsprechende Anbieter in D?

Außerdem möchte ich auf diesem Weg gerne - zwecks Erfahrungsaustausch - Kontakt zu anderen (gewerblichen) Züchtern finden.


Vielen Dank im Voraus!
Ciao
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mariapilz
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 23. Januar 2018 15:29

hy
http://www.fungifun.org/mushworld/
hier ist mal ein link. Hier sind verschiedene techniken aus verschiedenen ländern beschrieben. Du solltest dich auf die Rohstoffe konzentrieren die in Guatemala erhältlich sind.
Gruß
Ständerpilz
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 23. Januar 2018 19:01

Hallo Jens,
Farmer hat geschrieben:Ich überlege mich im nächsten Jahr mit einer Pilzzucht in Guatemala (Lateinamerika) selbstständig zu machen. Außer das ich gerne Pilze esse, habe ich mit dem Thema Pilzanbau noch keine Erfahrungen.
Nimm mich einfach mit! Hier ist es viel zu kalt und ich hasse meinen Arbeitgeber :lol:
Zur Zeit lese ich mich gerade intensiv in das Thema Pilzzucht ein.
Guck mal bei der FAO. Die haben auch ein kostenloses Ebook zum Thema Pilzanbau. Ach, ich mache es dir einfach: http://www.fao.org/search/en/?cx=018170 ... 8j219660j9

Da dürfte was für dich dabei sein, inbesondere dieses hier: http://www.fao.org/docrep/011/i0522e/i0522e00.htm
In 2-3 Monaten bin ich wieder in Guatemala, um vor Ort zu klären, ob und wie eine Umsetzung möglich ist. Dazu brauche ich aber noch mehr Hintergrundwissen zum Thema.
Pilzanbau ist keine Raketenwissenschaft und kann im Grunde von jedem recht schnell erlernt werden. Ein paar naturwissenschaftliche Grundlagen schaden sicher nicht, sind aber absolut keine Voraussetzung. Problematisch wird es dann, wenn man damit Geld verdienen will, denn dann muss man in größerem Maßstab arbeiten, kontinuierlich produzieren und natürlich auch Abnehmer finden. Die Probleme tauchen dann in der Praxis schnell auf.

Wichtig ist für die Pilze in erster Linie, dass die erforderlichen Bedingungen eingehalten werden können. Zum Beispiel Lichtstärke (falls notwendig, Champignons wachsen auch im Dunkeln), Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Luft/CO2. Entsprechend nach Klimaverhältnissen und Jahreszeit wirst du also geeignete Stellen finden müssen, ob in Gebäuden, Höhlen, Mieten (mit Brettern abgedeckte Gräben).

Zum Substrat: Unterschiedliche Arten haben auch unterschiedliche Ansprüche, auch bezüglich des Substrats. Viele Pilze wachsen auf Holz und Stroh (z. B. Seitlinge, Shiitake, Hallimasch etc), manche lieben Dung und so weiter. Natürlich musst du das Substrat auch vor Ort günstig kriegen.

Welche Arten willst du überhaupt anbauen bzw welche lassen sich gut in Guatemala verkaufen?
Ich bin daher auf der Suche nach Seminaren / Workshops zum Thema Pilzzucht. Leider bin ich über die Google Suche nicht fündig geworden. Kennt ihr entsprechende Anbieter in D?
Du könntest mal schauen, ob es eine Pilzfarm in der Nähe gibt, die du möglicherweise sogar besichtigen darfst. Die Kurse für den Heimanbau in kleinem Maßstab helfen dir allenfalls beim Verständnis der Grundlagen. Da könntest du z. B. mal nach Selbstversorger-Vereinen gucken, wie "Transition Town", manchmal sind da auch welche, die Pilze anbauen. Hier im Forum sind auch ein paar, die eine professionellen Anbau machen oder anpeilen. Vielleicht kann Maria Helfer brauchen, die gerne unentgeltlich arbeiten, nur um lernen zu dürfen ;)

Was hast du denn für einen beruflichen Hintergrund? Das macht Erklärungen ggf. einfacher, wenn man das weiß.


Grüße

Oliver
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Farmer » Dienstag, 23. Januar 2018 20:33

Hallo Maria, hallo Oliver,

vielen Dank für eure Informationen!

Ich komme aus der IT Branche und habe bis auf einen grünen Daumen, den ich voller Begeisterung auf meinem Balkongarten auslebe, keine Erfahrungen in Anbau.

Nach dem was ich bisher so rausbekommen habe, werden in Guatemala hauptsächlich Austernpilze, Champignons und Shiitake angebaut und verzehrt. Ein Großteil der Pilze wird aus den USA importiert und eine "echte" Pilzzucht Szene existiert nicht. Wir werden uns in Antigua (ca. 45 Tsd Einwohner) niederlassen und dort gibt es eine Menge Restaurants und auch die Hauptstadt Guatemala City (3 Mio Einwohner) ist sehr nah. Ich denke schon, dass da ein großer Absatzmarkt zu erreichen ist, zumal ja Pilze auch aufgrund des veränderten Klima (Dürre und Überschwemmungen) eine Alternative/Erweiterung zum den üblichen Lebensmitteln werden können. Da steht Guatemala aber ganz am Anfang.

Jetzt wollte ich erst mal die Basics lernen und dann schauen, welche Sorten aufgrund der Parameter: Klima, Absatzmarkt, Substrat-Versorgung und Investitionsaufwand Sinn machen. Ziel ist natürlich von dem Betrieb zu leben und ich bin mir schon bewusst, dass das nicht vom Himmel fällt.

Ich habe übrigens einen Pilzbauberater bei der LLH gefunden, den ich zu gegebener Zeit bestimmt auch noch mal kontaktieren werden.

Ciao
Jens
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Ständerpilz » Dienstag, 23. Januar 2018 21:28

Farmer hat geschrieben:Ich komme aus der IT Branche und habe bis auf einen grünen Daumen, den ich voller Begeisterung auf meinem Balkongarten auslebe, keine Erfahrungen in Anbau.
Wie weit willst du denn in die Materie einsteigen? Im Grunde genommen kannst du ja auch fachkundiges Personal einstellen (abwerben) und brauchst dich dann nicht mit den Details aufhalten. Vermutlich wirst du auch selbst Personal anlernen müssen, aber du brauchst auf lange Sicht einen "Vorarbeiter" oder "leitenden Pilzbauer", wenn du nicht alles selbst machen willst. Ích glaube aber, du gehst da schon ganz richtig an die Sache heran.
Nach dem was ich bisher so rausbekommen habe, werden in Guatemala hauptsächlich Austernpilze, Champignons und Shiitake angebaut und verzehrt. Ein Großteil der Pilze wird aus den USA importiert und eine "echte" Pilzzucht Szene existiert nicht. Wir werden uns in Antigua (ca. 45 Tsd Einwohner) niederlassen und dort gibt es eine Menge Restaurants und auch die Hauptstadt Guatemala City (3 Mio Einwohner) ist sehr nah. Ich denke schon, dass da ein großer Absatzmarkt zu erreichen ist, zumal ja Pilze auch aufgrund des veränderten Klima (Dürre und Überschwemmungen) eine Alternative/Erweiterung zum den üblichen Lebensmitteln werden können. Da steht Guatemala aber ganz am Anfang.
Hast du denn schon eine Vorstellung von der Örtlichkeit zum Pilze anbauen? Ich war leider noch nie in Guatemala. Du kannst die Pilze selbst verkaufen und ausliefern oder dich an jemanden wenden, der ein geeignetes Vertriebsnetz hat, also z. B. Feinkosthändler, die Restaurants und Läden beliefern zum Beispiel. Die Wachstumsbedingungen vieler Pilze kannst du online nachgucken, z. B. auf shroomery.org oder auf vielen anderen Webseiten.
Ich habe übrigens einen Pilzbauberater bei der LLH gefunden, den ich zu gegebener Zeit bestimmt auch noch mal kontaktieren werden.
Perfekt!

Du solltest dich vor allem mit der Frage möglicher Substrate beschäftigen und daher auch mit den Ansprüchen der Arten. Der Austernseitling zum Beispiel baut Cellulose und Lignin ab. Im Wald auch als Weißfäule auf Totholz von Laubbäumen, da Lignin zuerst abgebaut wird. Das bedeutet, dass du für diesen Pilz eine ganze Reihe möglicher Substrate verwenden kannst, die z. B. aus der Landwirtschaft oder Holzverarbeitung kommen. Aber Pilze akkumulieren auch Giftstoffe und Schwermetalle, daher sollten das Substrat "sauber" sein und nicht etwa mit Pestiziden, Insektiziden, Schwermetallen, Titandioxid (Zeitungspapier: Druckerschwärze) oder anderen Giftstoffen belastet sind. Eventuell musst du aber mit dem Substrat noch experimentieren, wenn das noch keiner probiert und dokumentiert hat. Bei Strohballen etc. hat man das Problem nicht so sehr, da Stroh sehr häufig verwendet wird. Champignons wachsen gut auf Pferdemist, soweit ich weiß, es soll aber auch ohne gehen. Habe ich selbst aber nie angebaut.

Willst du auch ein eigenes Labor für die Erhaltung der Stämme, Produktion von Brut etc? Steriles Arbeiten macht da Sinn und das wird eine Stange kosten, wenn es professionell sein soll. Du bräuchtest einen großen Autoklaven, eine Sterilbank, einen Raum mit einigermaßen konstanter, besser regelbarer Temperatur und Beleuchtung für die Gläser mit Brut und so weiter.
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Farmer » Dienstag, 23. Januar 2018 22:34

Ständerpilz hat geschrieben:Wie weit willst du denn in die Materie einsteigen? Im Grunde genommen kannst du ja auch fachkundiges Personal einstellen (abwerben) und brauchst dich dann nicht mit den Details aufhalten. Vermutlich wirst du auch selbst Personal anlernen müssen, aber du brauchst auf lange Sicht einen "Vorarbeiter" oder "leitenden Pilzbauer", wenn du nicht alles selbst machen willst. Ích glaube aber, du gehst da schon ganz richtig an die Sache heran.
Sagen wir mal so; ich hatte jetzt schon viele Chefs, die keine Ahnung vom jeweiligen Thema hatten und ich weiß, dass ich so nicht werden möchte. Das Ganze ist für mich ein Neuanfang und da will ich beim "Entstehen" dabei sein. Dass das ohne zusätzliches Personal nicht geht, sehe ich so wie du.
Ständerpilz hat geschrieben:Hast du denn schon eine Vorstellung von der Örtlichkeit zum Pilze anbauen? Ich war leider noch nie in Guatemala. Du kannst die Pilze selbst verkaufen und ausliefern oder dich an jemanden wenden, der ein geeignetes Vertriebsnetz hat, also z. B. Feinkosthändler, die Restaurants und Läden beliefern zum Beispiel. Die Wachstumsbedingungen vieler Pilze kannst du online nachgucken, z. B. auf shroomery.org oder auf vielen anderen Webseiten.
Danke für den Link. Bezüglich der Örtlichkeiten habe ich noch keine Idee. Bunker o.ä. gibt es meines Wissens in der Ecke nicht. Wahrscheinlich würde ich eine Lagerhalle anmieten oder auf einer Plantage Hallen auf-/umbauen. Ich habe etwas von einem Züchter gesehen, der Zelte nutzt. Ich habe aber keine Ahnung , ob sich das in der Praxis bewähren kann.
Ständerpilz hat geschrieben: Willst du auch ein eigenes Labor für die Erhaltung der Stämme, Produktion von Brut etc? Steriles Arbeiten macht da Sinn und das wird eine Stange kosten, wenn es professionell sein soll. Du bräuchtest einen großen Autoklaven, eine Sterilbank, einen Raum mit einigermaßen konstanter, besser regelbarer Temperatur und Beleuchtung für die Gläser mit Brut und so weiter.
Da tappe ich noch im Dunklen. Ich habe bisher nicht herausgefunden, ob es in Guatemala Bezugsquellen für Stämme usw. gibt. Vielleicht kann man die Sachen am Anfang auch aus Mexiko oder den USA beziehen und wenn es dann gut angelaufen ist, selbst herstellen.
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 24. Januar 2018 00:24

Farmer hat geschrieben:Danke für den Link. Bezüglich der Örtlichkeiten habe ich noch keine Idee. Bunker o.ä. gibt es meines Wissens in der Ecke nicht. Wahrscheinlich würde ich eine Lagerhalle anmieten oder auf einer Plantage Hallen auf-/umbauen. Ich habe etwas von einem Züchter gesehen, der Zelte nutzt. Ich habe aber keine Ahnung , ob sich das in der Praxis bewähren kann.
Wie ist denn das Klima dort so? Keller, Höhlen etc. haben den Vorteil, dass sie relativ gleichbleibend warm sind und sich nicht so stark aufheizen, wie z.B. eine Halle. Wenn du nicht nur saisonal anbieten willst, brauchst du das ganze Jahr über gleichbleibende Temperaturen. Kühlen ist teuer, Heizen nicht so sehr. Da es dort vermutlich wenig Keller gibt, könnten unterirdische Pilzmieten ein (zusätzlicher) Weg sein. Hier macht man das mitunter bei Shiitake auf Holz zum Durchwachsen. Die Luftfeuchtigkeit ist höher und die Temperatur niedriger.
Farmer hat geschrieben:Da tappe ich noch im Dunklen. Ich habe bisher nicht herausgefunden, ob es in Guatemala Bezugsquellen für Stämme usw. gibt. Vielleicht kann man die Sachen am Anfang auch aus Mexiko oder den USA beziehen und wenn es dann gut angelaufen ist, selbst herstellen.
Das ist gerade der Punkt: Wenn du ein eigenes Labor hast, bist du nicht darauf angewiesen, dir woanders dauernd Myzel oder Brut zu besorgen. Es reicht, wenn du dir einmal Sporen oder Myzel besorgst und im Labor kannst du das auf Petrischalen verteilen, wachsen lassen, damit Brut beimpfen und Myzel in Kühlschränken lagern.

Wenn du wirklich von der Pieke auf anfangen willst, dann versuchst du das am besten erst mal im kleinen Maßstab zuhause. In anderen Beiträgen ist schon etliche Male beschrieben worden, was man dafür braucht und wie man vorgehen kann, einfach mal gucken. Agar-Rezepte (Nährböden) sind hier auch irgendwo. Ich nehme oft ein ganz einfaches, das nur aus Dextrose (Glukose), Kartoffel-
oder Maisstärke, Agar und Wasser besteht. Myzel auf Petrischale kann dir vielleicht einer aus deiner Nähe geben. Es muss unbedingt steril gearbeitet werden. Wenn der Nährboden bewachsen und frei von Kontaminationen ist, kannst du damit Gläser mit Roggensubstrat beimpfen. Und damit wiederum später Bulk Substrat, z. B. Strohballen.

Hier ist ein recht brauchbarer Leitfaden, da kriegst du einen groben Überblick über die Vorgänge: https://upload.wikimedia.org/wikibooks/ ... zzucht.pdf

Angenommen, du fängst mit Austernpilz an und hast bewachsene Körnerbrut: das folgende Rezept funktionierte bei mir prima: https://www.pilzzucht-shop.de/anleitung ... BCr-stroh/

Das dauert aber, bist du da Erfolge hast. Am Anfang wirst du naturgemäß mit Kontaminationen zu kämpfen haben.
Farmer
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Farmer » Mittwoch, 24. Januar 2018 20:37

Ständerpilz hat geschrieben:Wie ist denn das Klima dort so? Keller, Höhlen etc. haben den Vorteil, dass sie relativ gleichbleibend warm sind und sich nicht so stark aufheizen, wie z.B. eine Halle. Wenn du nicht nur saisonal anbieten willst, brauchst du das ganze Jahr über gleichbleibende Temperaturen. Kühlen ist teuer, Heizen nicht so sehr. Da es dort vermutlich wenig Keller gibt, könnten unterirdische Pilzmieten ein (zusätzlicher) Weg sein. Hier macht man das mitunter bei Shiitake auf Holz zum Durchwachsen. Die Luftfeuchtigkeit ist höher und die Temperatur niedriger.
Das Klima ist ein bisschen tropisch. Die Temperaturen liegen im Jahr so zwischen 23 und 29 Grad. Regenzeit ist von Juni-September. Ich habe schon vor, dass die Zucht das ganze Jahr über läuft. Ich werde mal schauen, wie andere Züchter ihre Farm aufgebaut haben. Falls man kühlen muss, kann man die Kosten für die Energieversorgung evtl. mit Photovoltaikanlagen in den Griff bekommen.
Ständerpilz hat geschrieben:Das ist gerade der Punkt: Wenn du ein eigenes Labor hast, bist du nicht darauf angewiesen, dir woanders dauernd Myzel oder Brut zu besorgen. Es reicht, wenn du dir einmal Sporen oder Myzel besorgst und im Labor kannst du das auf Petrischalen verteilen, wachsen lassen, damit Brut beimpfen und Myzel in Kühlschränken lagern.

Wenn du wirklich von der Pieke auf anfangen willst, dann versuchst du das am besten erst mal im kleinen Maßstab zuhause. In anderen Beiträgen ist schon etliche Male beschrieben worden, was man dafür braucht und wie man vorgehen kann, einfach mal gucken. Agar-Rezepte (Nährböden) sind hier auch irgendwo. Ich nehme oft ein ganz einfaches, das nur aus Dextrose (Glukose), Kartoffel- oder Maisstärke, Agar und Wasser besteht. Myzel auf Petrischale kann dir vielleicht einer aus deiner Nähe geben. Es muss unbedingt steril gearbeitet werden. Wenn der Nährboden bewachsen und frei von Kontaminationen ist, kannst du damit Gläser mit Roggensubstrat beimpfen. Und damit wiederum später Bulk Substrat, z. B. Strohballen.

Hier ist ein recht brauchbarer Leitfaden, da kriegst du einen groben Überblick über die Vorgänge: https://upload.wikimedia.org/wikibooks/ ... zzucht.pdf

Angenommen, du fängst mit Austernpilz an und hast bewachsene Körnerbrut: das folgende Rezept funktionierte bei mir prima: https://www.pilzzucht-shop.de/anleitung ... BCr-stroh/

Das dauert aber, bist du da Erfolge hast. Am Anfang wirst du naturgemäß mit Kontaminationen zu kämpfen haben.
Danke für den Link! Ich werde das schon mal probieren. Das Thema Labor werde ich mal in den Business Plan, den ich ja noch erstellen muss, mit aufnehmen.

Vielen Dank für deine Anregungen!
Ciao
Jens
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von mariapilz » Donnerstag, 25. Januar 2018 21:56

Ständerpilz hat geschrieben:Willst du auch ein eigenes Labor für die Erhaltung der Stämme, Produktion von Brut etc? Steriles Arbeiten macht da Sinn und das wird eine Stange kosten, wenn es professionell sein soll. Du bräuchtest einen großen Autoklaven, eine Sterilbank, einen Raum mit einigermaßen konstanter, besser regelbarer Temperatur und Beleuchtung für die Gläser
Farmer hat geschrieben:Das Thema Labor werde ich mal in den Business Plan, den ich ja noch erstellen muss, mit aufnehmen.
...Ich muss es doch schreiben...
ich finde das absolut utopisch.

Er hat keine Ahnung von pilzzucht.... Und dann Labor und was weiß ich was für zeug?? Wie kann man denn was kalkulieren wenn man keine Ahnung hat was man alles braucht??

Ganz zu schweigen von dem known how strains zu züchten die für die professionelle pilzzucht brauchbar sind! Man will doch nicht 100te kilo substrat aufbereiten, um dann alles mit einem zweitklassigen strain zu impfen.

Und wenn du für alles jemanden... Manager. ...brauchst, dann musst du jetzt schon reich sein....

Meine Gefühle sagen mir, daß - selbst wenn du alles wüsstest und könntest - du u n b e d i n g t einen einheimischen brauchst.

...Jetzt wird wohl ein shitstorm über mich hereinbrechen weil ich des süßen jünglings Pläne beschmutze... Na dann mal los.
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Lauscher » Donnerstag, 25. Januar 2018 22:48

mariapilz hat geschrieben:Jetzt wird wohl ein shitstorm über mich hereinbrechen
Maria, wie kannst Du nur! :shock: Ich rühre gerade Lehm an zum Renovieren, fühl Dich damit beworfen!

...ok, ich sehe es ähnlich. :(

Mit (Stand heute) null Erfahrung in Pilzzucht in einem Jahr einen Betrieb eröffnen zu wollen, ist utopisch.
Minimalanforderung: Sofort Reinbank und Autoklav besorgen und mit der Zucht zuhause loslegen, damit Du im Laufe der nächsten Monate eine Idee davon bekommst, worum es geht.
Wenn Du nach zwei Monaten Grünschimmel Deine ersten Erfolge feierst, kannst Du besser einschätzen, worum es geht.

Es ist möglich, von Pilzzucht zu leben. Doch mit dem Pläneschmieden solltest Du warten, bis Du die Schimmeltaufe überstanden hast und dann immer noch willst. Die meisten geben in dieser ersten Phase auf.

Soweit ich weiß, haben sich alle größeren Betriebe spezialisiert: Entweder die Herstellung und der Verkauf von Brutbeuteln, oder aber Einkauf von fertigen Brutbeuteln, fruchten lassen und Verkaufen. Es macht wohl keiner beides.

Die Zucht von Austernseitlingen ist eine ganz andere als die von Champignons. Dementsprechend sind auch die Räumlichkeiten ganz anders angelegt, und die Planung ist eine andere.
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Farmer » Donnerstag, 25. Januar 2018 23:11

mariapilz hat geschrieben:
Ständerpilz hat geschrieben:Willst du auch ein eigenes Labor für die Erhaltung der Stämme, Produktion von Brut etc? Steriles Arbeiten macht da Sinn und das wird eine Stange kosten, wenn es professionell sein soll. Du bräuchtest einen großen Autoklaven, eine Sterilbank, einen Raum mit einigermaßen konstanter, besser regelbarer Temperatur und Beleuchtung für die Gläser
Farmer hat geschrieben:Das Thema Labor werde ich mal in den Business Plan, den ich ja noch erstellen muss, mit aufnehmen.
...Ich muss es doch schreiben...
ich finde das absolut utopisch.

Er hat keine Ahnung von pilzzucht.... Und dann Labor und was weiß ich was für zeug?? Wie kann man denn was kalkulieren wenn man keine Ahnung hat was man alles braucht??

Ganz zu schweigen von dem known how strains zu züchten die für die professionelle pilzzucht brauchbar sind! Man will doch nicht 100te kilo substrat aufbereiten, um dann alles mit einem zweitklassigen strain zu impfen.

Und wenn du für alles jemanden... Manager. ...brauchst, dann musst du jetzt schon reich sein....

Meine Gefühle sagen mir, daß - selbst wenn du alles wüsstest und könntest - du u n b e d i n g t einen einheimischen brauchst.

...Jetzt wird wohl ein shitstorm über mich hereinbrechen weil ich des süßen jünglings Pläne beschmutze... Na dann mal los.
Haha, da muss ich dich enttäuschen. Ich bin dir dankbar für deine ehrliche Meinung!

Es stimmt schon, dass ich bisher keine Ahnung von Pilzzucht habe, aber ich hatte auch geschrieben, dass ich am Anfang ja auch auf Anbieter aus Mexiko oder den USA zurückgreifen möchte/könnte.

Das das ein großer Lernprozess ist, ist mir klar. Auch das vom Lesen von Fachbüchern noch kein Pilz wächst :mrgreen:

Was ich aber nicht möchte, ist die Flinte schon ins Korn werfen, bevor es richtig losgeht. Ich habe den Luxus mich dieses Jahr voll und ganz um das Thema kümmern zu können. Diese Chance möchte ich nutzen.

Da meine Frau aus Guatemala kommt, haben wir dort auch viele Kontakte, die wir gerade mit der Recherche zum Thema nerven. Sollte sich dadurch ein Kontakt ergeben, wäre das natürlich super, aber darauf will ich nicht spekulieren.

Und das mit dem Manager habe ich nicht verstanden. Was meinst du damit?

Ciao
Jens
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von kornpilz » Freitag, 26. Januar 2018 12:50

Buenas ,

Ich kann mich anschliessen ! Auch wenn Pilzzucht für die Leute erst Mal easy aussieht ist es gar nicht so einfach.

Gerade wenn nicht du geld damit verdienen willst , muss deine Produktion kontrollierbar sein.
Der einfachste Weg ist denke ich Mycel kaufen und schon Mal lernen Stroh usw zu pasteurisieren. Danach das ganze zum fruchten bekommen und je nach dem wo und wie die Pilze fruchten können Insekten deine pilzfarm lieben.

Es gibt ein paar lehrreiche Videos aus Indien . Such Mal in Google!
Die Inder arbeiten oft sehr gut , dafür das die nicht so die Mittel zu Verfügung haben.
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von mariapilz » Freitag, 26. Januar 2018 15:05

mariapilz hat geschrieben:Und wenn du für alles jemanden... Manager. ...brauchst, dann musst du jetzt schon reich sein.....
Farmer hat geschrieben:Und das mit dem Manager habe ich nicht verstanden. Was meinst du damit?
manchmal schreibe ich in rätseln :lol:

deswegen:
Ständerpilz hat geschrieben: Im Grunde genommen kannst du ja auch fachkundiges Personal einstellen (abwerben) und brauchst dich dann nicht mit den Details aufhalten. Vermutlich wirst du auch selbst Personal anlernen müssen, aber du brauchst auf lange Sicht einen "Vorarbeiter" oder "leitenden Pilzbauer", wenn du nicht alles selbst machen willst.
Farmer hat geschrieben:
Ständerpilz hat geschrieben:Wie weit willst du denn in die Materie einsteigen? Im Grunde genommen kannst du ja auch fachkundiges Personal einstellen (abwerben) und brauchst dich dann nicht mit den Details aufhalten. Vermutlich wirst du auch selbst Personal anlernen müssen, aber du brauchst auf lange Sicht einen "Vorarbeiter" oder "leitenden Pilzbauer", wenn du nicht alles selbst machen willst. Ích glaube aber, du gehst da schon ganz richtig an die Sache heran.
Sagen wir mal so; ich hatte jetzt schon viele Chefs, die keine Ahnung vom jeweiligen Thema hatten und ich weiß, dass ich so nicht werden möchte. Das Ganze ist für mich ein Neuanfang und da will ich beim "Entstehen" dabei sein. Dass das ohne zusätzliches Personal nicht geht, sehe ich so wie du.

Wenn du jetzt anfängst zu experimentieren, achte darauf, dass du ähnliche Rohstoffe verwendest, die du auch in Guatemala findest. (Also keine Strohpellets!) stroh(vom bauern gehexelt) sägemehl vom sägewerk. Frage dich immer wieder: ist das auch für große Mengen substrat machbar?
Farmer hat geschrieben:Da meine Frau aus Guatemala kommt, ....
da hast du schon mal ein richtiges As im Ärmel.

Ganz ehrlich: jetzt klingst du nicht mehr wie ein Jüngling sondern wie ein reicher Schnösel der eine Beschäftigung sucht .... STOPP Martin nicht mit deinem Lehm herumwerfen. ... Das meine ich nicht böse.... ich mag reiche Schnösel! .... Also wenn das der Fall ist dann kannst du www.glückspilze.at deren Seite besuchen. Da gibt es einen Button "pilzbauer" (wills jetzt nicht raussuchen...schreibe am Handy. ...findest selbst) wenn du da dein Interesse bekundest, bekommst du einen folder in dem viele zahlen stehen. :D im Endeffekt hast du dann eine (besser mehrere) hoch moderne fruchtugshalle.

günstigere Varianten findest du auf shroomery. Dort dokumentieren einige den Aufbau ihrer pilzfarm. aktuell baut "thunderfarm" eine geile Anlage. Da sind auch raum-Pläne usw....

"Roger Rabbits" pilzfarm ist - glaube ich - noch eine Spur günstiger. ihn findest du auch auf shroomery.

Liebe grüße
Farmer
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Farmer » Freitag, 26. Januar 2018 17:49

mariapilz hat geschrieben:...des süßen jünglings...
mariapilz hat geschrieben:...ein reicher Schnösel...
Man o man, ich muss wohl wirklich daran arbeiten, wie ich wahrgenommen werde :roll:

Also ich finde mich eigentlich ganz normal. Nur jemand, der was Neues machen will und sich dafür Pilze ausgesucht hat.

Wenn ich von Personal sprach, meinte ich damit, dass die ganze Arbeit bei der Pilzzucht sicherlich nicht alleine zu bewältigen ist und man Hilfe braucht.

Wegen dem Substart habe ich einen interessanten Artikel einer guatemaltekischen Uni gefunden -KLICK. Da werden diverse Substrate vorgeschlagen. Mal schauen, was ich davon auftreiben und in meiner kleinen Kammer testweise verarbeiten kann.

@Kornpilz: Danke für den Tipp mit den Indern. Da schaue mich mal nach.

Ciao
Jens
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Re: Seminare und Kontakte

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 26. Januar 2018 23:00

Also, ich sehe das nicht ganz so pessimistisch. Im Gegenteil, ich denke, er macht das schon richtig, z. B. indem er direkt Kontakt zu diesem Pilzberater sucht und eben nicht selbst rumprobiert, was hier zwar jeder macht, aber auch immer wieder jeder für sich selbst neu. Völlig klar ist auch, dass man investieren muss und dafür natürlich Geld braucht. Hier in Deutschland wäre das teuer, in Guatemala wird es deutlich günstiger sein, man wird aber vielleicht auch nicht alles dort kriegen. Ein Geschäft zu betreiben ist ja auch was ganz anderes, als das als Hobby zu betreiben. Wer selbstständig ist, wird schnell merken, dass man sich mit allem möglichen herumschlagen muss, was eigentlich nichts mit dem zu tun hat, was man machen möchte. Letzen Endes könnte man in vielen Fällen mehr Erfolg haben, wenn sich einer um das Geschäft an und für sich kümmert (Buchhaltung, Steuerkram, Kosten-Nutzen-Rechnungen etc.pp) und der andere die eigentliche Arbeit macht, hier halt Pilze kultivieren. Wenn man alles selbst machen will, dann hat man schnell ein Zeitproblem. Wenn man sich nur auf Pilze konzentriert und den anderen Kram vernachlässigt, dann hat man vielleicht Pilze, aber keine Abnehmer und keinen Gewinn. Definitiv kann man nicht damit rechnen, dass von vornherein alles klappt, das sollte klar sein. Kapital muss einfach ausreichend vorhanden sein, um auch mal eine Durststrecke überstehen zu können, besonders am Anfang, wenn die Erfahrung noch fehlt. Leicht ist eine Selbstständigkeit selten, auch das sollte klar sein.

Das Wichtigste ist aber IMHO, dass man weiß, wie man sich Informationen beschafft. Wo man Expertise, Stämme, Gerätschaften etc kriegt, wie man die Pilze anbaut, lagert, verpackt und vor allem an den Mann kriegt, was man am besten auslagert. Dass man versteht, was bei der eigentlichen Arbeit mit Pilzen wichtig ist, darf man keinesfalls aus den Augen lassen. Ich sehe aber keine Notwendigkeit dafür, unbedingt alles selbst zu machen, ganz im Gegenteil. Arbeitskräfte dürften dort wesentlich günstiger sein, problematischer ist allerdings Berufserfahrene zu finden und selbst ausbilden wird am Anfang nicht drin sein. Wichtig wäre es IMHO, dass er sich Pilzfarmen im In- und Ausland anguckt und sich die Zeit nimmt, einen vollen Überblick zu bekommen. Das wird garantiert einige Zeit in Anspruch nehmen, mehr als nur ein paar Wochen.

Alles in allem natürlich ein Risiko, aber durchaus möglich. Wer ein gewisses Kapital hat, der wird das Risiko aber natürlich klein halten wollen und sich schon deshalb nicht kopfüber in ein Abenteuer stürzen, dass ihn vielleicht 100 000 € kostet.
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