Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

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Forge
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Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von Forge » Donnerstag, 12. Juli 2018 12:27

Hallo zusammen,

da dies mein erster Beitrag im Forum ist, möchte ich mich zunächst kurz vorstellen.
Ich watschle nun schon seit über 50 Jahren auf diesem Planteten herum und durch die Heirat einer Französin vor 30 Jahren hat es mich nach Frankreich in die Auverne verschlagen.
Ich bin hier seit Jahren selbständig tätig und habe nun eine komplett abstruse Idee. Ich möchte etwas völlig neues machen und ihr werdet es anhand des Titels sicherlich schon erraten haben - gewerbliche Pilzzucht.
Da ich bisher noch seeeehr wenig Erfahrungen mit Pilzen habe (mich diese aber mehr als faszinieren), freue ich mich über dieses Forum, in dem ich mir schon viel Fachwissen aneignen konnte. Ich habe eine gemauerte und kühle Scheune zur Verfügung, einen Grundwasserbrunnen in Trinkwasserqualität und jede Menge Motivation.
Meine Herangehensweise wäre folgende:

Da der komplette Zuchtablauf natürlich unheimlich komplex ist, zäume ich das Pferd von hinten auf. Anfangs werde ich die Scheune als Fruchtungsraum einrichten und auf fertig durchwachsene Kulturblöcke zurückgreifen. Wenn ich hier die perfekten Bedingungen erreicht habe, versuche ich, aus gekauftem Körnersubstrat Blöcke zu erstellen und wenn ich dies permanent erreiche, dann geht es ans klonen. Für einen Reinraum, bzw. eine Flowhood stehen die Räumlichkeiten zur Verfügung.

Ich lebe hier in einer ländlichen Gegend, in der einige kleine Biobauern ihre Produkte verkaufen (zumeist auf Märkten und Zusammenschlüssen von regionalen Bioproduzenten) und die Kunden sind also bereits vorhanden. Salat, Gemüse, Honig, Speiseöl, Käse und vieles mehr ist hier zu finden, aber Pilze habe ich bisher noch nie gesehen. Ich habe mich also die letzten Wochen dezent erkundigt, ob hier Bedarf bestünde und war über die Begeisterung überrascht. Auch Bioläden in den umgebenen Orten zeigten sich sehr interessiert. Ich denke also, dass ich hier durchaus Fuss fassen könnte.
Als erste Pilzsorte habe ich die Austern gewählt, denn diese scheinen wohl die "anspruchlosesten" zu sein. Ich habe sie bereits in Petris erfolgreich geklont und auch das umsiedeln in Körnerbrut ist, mit einigen Ausfällen, bereits geglückt. Nun durchwachsen gerade einige Substratbeuteln und man wird sehen, was daraus wird. Da dieser Ablauf aber noch eher Experimentell ist und ich die kleinen Burschen schon jetzt emporschiesen sehen möchte, gehe ich Anfangs den Weg mit den fertigen, gekauften Blöcken.

Ich habe auch schon Shiitakes als Fertigblöcke gehabt, aber diese wurden sehr ledrig und im Verzehr zäh wie, ähhh, eben Leder. Ich denke, dass hier die Luftfeuchtigkeit zu niedrig war, kann das sein?

Grüsse aus der Auvergne

Manfred
Ständerpilz
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von Ständerpilz » Donnerstag, 12. Juli 2018 13:18

Hallo Manfred,

willkommen im Forum! Die Bedingungen scheinen ja nicht schlecht zu sein und es klappt ja offenbar auch! Beim Shiitake würde ich mir keine Sorgen machen, der ist nun mal etwas "ledriger" als andere Pilze.

Grüße

Oliver
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mariapilz
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von mariapilz » Donnerstag, 12. Juli 2018 16:01

Hy Manfred
Forge hat geschrieben:Anfangs werde ich die Scheune als Fruchtungsraum einrichten und auf fertig durchwachsene Kulturblöcke zurückgreifen. Wenn ich hier die perfekten Bedingungen erreicht habe, versuche ich, aus gekauftem Körnersubstrat Blöcke zu erstellen ....
hört sich durchdacht und anständig an. Schon Pläne wie der Fruchtungsraum ausgestattet sein soll?
Forge hat geschrieben: Ich habe mich also die letzten Wochen dezent erkundigt, ob hier Bedarf bestünde und war über die Begeisterung überrascht. Auch Bioläden in den umgebenen Orten zeigten sich sehr interessiert.
super :D

.... Der shii braucht nach der Primordienbildung nur noch um die 60 % Luftfeuchtigkeit (Fruchtkörperwachstum). Zu feucht ist es ihm wenn die Hüte sehr dunkelbraun werden. ernten soll man ihn wenn sich unterhalb der Hut vom Stiel gerade gelöst hat.
Ständerpilz hat geschrieben:Beim Shiitake würde ich mir keine Sorgen machen, der ist nun mal etwas "ledriger" als andere Pilze.
da kann ich dir nur beipflichten

Gruß maria
Forge
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von Forge » Freitag, 13. Juli 2018 17:26

Nun ja, etwas ledriger wäre ja in Ordnung, aber da dieser beliebte Speisepilz die Konsistenz von Styrophor hatte, denke ich, ging doch was daneben... Ich denke, ich habe sie zu spät geerntet, denn die Hüte hatten sich schon fast ganz geöffnet.

Da der Fruchtungsraum nur aus Mauern besteht, werde ich eine Berieselungsanlage konstruieren, der die nötige Luftfeuchtigkeit bringen sollte und sich vielleicht auch zum herunterkühlen der Temperatur eignet. Eine Klimaanlage kommt aber auf alle Fälle rein. Bei Aussentemperaturen von derzeit ca. 30° sind innen ca. 22°. Das dürfte etwas zu hoch sein :lol:

Ich denke, vom Platz her passen in die Regale ungefähr 100 Substratbeuteln. Ich habe mir aber auch ein kleines Waldstück mit 1000qm gekauft und werde versuchen, hier Baumstämme anzulegen. Die unsteril beimpften Substratbeutel haben jetzt leider Kontis, aber damit habe ich schon gerechnet.

Irgendwo im Forum habe ich gelesen, dass jemand fertige Substratbeuteln aus Holland bezieht. Hat da jemand einen Link von Händlern?

Manfred
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von Ständerpilz » Freitag, 13. Juli 2018 19:07

Eine Klimaanlage? Deren Betrieb ist natürlich unverschämt teuer, besonders wenn der "Kühlraum" nicht komplett isoliert und dicht ist. Da würde ich mir eventuelle Alternativen überlegen. Eine wäre zum Beispiel unterirdische Pilzmieten. Also Gräben schaufeln und später mit Brettern abdecken. Technische Lösungen wären eventuell auch denkbar. Solarzellen? Die Dinger halten dann ja schon einiges ab und mit dem Strom könntest du eine Klimaanlage einigermaßen wirtschaftlich betreiben. Aber Isolierung und Abdichtung wäre vermutlich dennoch sinnvoll. Wenn du aber zu wenig Luftaustausch hast, steigt der CO2-Gehalt der Luft kontinuierlich, was nicht gut für die Pilze ist. Lässt sich aber alles technisch regeln.
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mariapilz
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von mariapilz » Samstag, 14. Juli 2018 15:23

Ich hätte gerne eine Klimaanlage. Mann muss sie ja nicht dauernd benutzen. Man kann trotzdem die Pilzsorten der Jahreszeit angepasst anbauen, aber manchmal würde man doch gerne für eine Woche ein paar grad weniger oder mehr haben.

viewtopic.php?f=45&t=4493
in diesem thread wird die woodfungi Konferenz angepriesen, wenn du den woodfungi link anklickst erscheinen die verschiedensten Redner mit Firmennamen wo sie arbeiten. (auch Franzosen). Gut möglich dass da Firmen dabei sind die Fertigkulturen an Züchter verkaufen.... Ansonsten weiß ich nur noch dass Pilzgarten Deutschland fertige blöcke an Züchter verkauft.
Forge hat geschrieben: Bei Aussentemperaturen von derzeit ca. 30° sind innen ca. 22°. Das dürfte etwas zu hoch sein :lol:
Für einen Rosenseitling oder Zitronenseitling gerade richtig. Und wenn du jetzt noch eine Klimaanlage hast, kannst du zur Primordienbildung für Kräuterseitlinge eine Woche auf 15 Grad rünterkühlen und fürs wachstum gehen 22 grad noch.... Also Klima ausschalten.

Ich würde dir einen Abfluss im Boden empfehlen. Bin so froh um meinem Abfluss... es erleichtert das putzen ungemein.

lg
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von Forge » Samstag, 14. Juli 2018 15:50

Ich habe das Glück, auf soviel Solarenergie zurückgreifen zu können, um eine Klima damit zu betreiben. Falls ich diese auch mal Nachts laufen lassen muss, kostet der Nachtstrom in Frankreich gerade mal 11 ct.

Rosen-/ und Zitronenseitlinge werde ich mal ins Auge fassen, das klingt gut. Der Boden der Scheune ist das Erdreich, das sollte normalerweise kein Problem sein, solange sich keine Mäuse durchwühlen, aber hier habe ich noch nichts entdeckt. Ich möchte aber zwei isolierte Fruchtungsräume anlegen, in denen ich unterschiedliche (oder auch gleiche) Bedingungen schaffen kann. So könnte ich abgeerntete Blöcke weniger Feuchtigkeit bis zum nächsten fruchten zuführen. Ich denke, mehr als zwei Wellen sind nicht rentabel, aber das werde ich testen.

Die Links werde ich mir gleich mal ansehen - vielen Dank

Manfred
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von mariapilz » Samstag, 14. Juli 2018 16:24

Ach ja.... Glückspilze aus Innsbruck verkaufen auch Fertigkulturen für Züchter. Aber ehrlich gesagt ob das noch rentabel ist, die Blöcke so weit herumzukarren?

shii könntest du nur auf baumstämmen züchten.
Und auster zitrone und rosenseitling kriegst du mit etwas Übung leicht selbst hin... Gruß
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von mariapilz » Sonntag, 15. Juli 2018 09:35

mir ist noch wer eingefallen. Diesen näher bei dir und verkaufen sicher auch Fertigkulturen.

http://www.kernser-edelpilze.ch/

Gruß
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von kornpilz » Dienstag, 17. Juli 2018 17:45

Hi,

Ich finde deine Idee schon Mal gut und zum Glück hast du Platz zum rum probieren .

Ich würde mich schnell an die eigene Kultur Herstellung wagen ! Macht auf Dauer schon Sinn.
Solar Energie schon Mal top ! Mach dir Mal Gedanken über saisonale Pilze . Also je nach dem welche Temperatur du hast.
Eine grosse Aufgabe wird der Boden sein ! Der wird ein Problem erst einmal immer feucht ! Sporen ohne Ende ! Das geht auf Dauer nicht ! Sonst wird eine grüne Party bei dir anstehen !
Auch das Thema Insekten also Schädlinge solltest du durchdenken !
Ich sag dir aus eigener Erfahrung und viele werden mir zustimmen . Diese kleinen Scheiss fliegen kommen überall rein ! Und schnell ist auch Mal ne Menge Brut am Arsch !

Hast du schon Mal ein pilz Zuhause selbst gezüchtet ? Nur um zu wissen ob es dir liegt ?
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
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Re: Gründung eines Pilzzuchtbetriebes

Beitrag von Forge » Dienstag, 04. September 2018 08:34

Ich muss mich für die lange Abwesenheit entschuldigen (Geburt meines Enkelsohnes, Taufe, Urlaub, etc.) und bedanke mich für die vielen Tipps.

Mittlerweile ist der Stand der Dinge, dass ich mich für 100% Eigenproduktion entschieden habe. Ich habe auch bereit einen Biobauern in der Nähe aufgetan, der mir Quaderballen als Stroh oder Heu für 3 Euro/Stück verkauft. Auch beim Korn ist der Preis von 46 ct. pro Kg absolut in Ordnung, finde ich. Hier bietet er reinen Weizen, oder eine Körnermischung, mit der er seine Tiere füttert. Beides ist leider ungereinigt und es sind sehr viele Pflanzenteile darin enthalten. Erste Test verliefen aber positiv und es scheint dem Mycel nicht zu stören. Selbst gezüchtete Pilze (angefangen beim klonen) habe wir schon ein paar Kilo verspeist und trotz einiger grüner Fehlschläge, die den Kompost bereicherten, steigt die Pilzbegeisterung ständig. Wieso eigentlich Psychopilze -> Austern machen auch high ..ß :lol:

Ich bin arbeite derzeit zwar immer noch an der Findung meines prefekten Systems, aber es wird langsam konkret. Die durchwachsene Körnerbrut sprengt mittlerweile die Regale und bald geht es an das beimpfen des Substrates. Das Stroh lasse ich durch einen Häcksler laufen, damit es etwas zerkleinert wird.

Ich habe natürlich zahlreiche Fragen, die ich aber der Übersicht halber in den betreffenden Rubriken stellen werde.

Manfred
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