Fliegenpilz

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schattengraf
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Fliegenpilz

Beitrag von schattengraf » Donnerstag, 05. Januar 2012 20:03

Ich hätte da mal eine ungewöhnliche Frage im Bezug auf den Fliegenpilz als Heilpilz. Auf dieser Seite
http://www.passion-pilze-sammeln.com/heilpilz.html steht etwas über den Fliegenpilz als Mittel gegen Rheuma
was ja eigentlich auch ganz ok ist, da äusserlich angewendet. Es steht aber auch zusätzlich noch etwas über die zubereitung zur innerlichen Anwendung. Was halten hier die Fachleute denn davon? Ist das eher ungefährlich oder Wahnsinn und eine Anleitung zum Suizid?
Gruss Danilo
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E.coli
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Re: Fliegenpilz

Beitrag von E.coli » Donnerstag, 05. Januar 2012 20:54

Zu der medizinischen Wirkung kann ich leider wenig beisteuern, nur wär ich da ein
bisschen vorsichtig, da die Behauptungen da weder empirisch bewiesen, noch von mehreren
Personen bestätigt wurden
Aber generell is der Fliegenpilz nicht mal annähernd so giftig, wie uns von klein auf beigebracht wird,
früher war er in Mitteleuropa sogar ein beliebter Speisepilz, hab auch ma ein Rezept
im uralten Kochbuch meiner Oma gefunden :P

und da die Pilze auch der natürlichen Wirkstoffschwankung unterliegen, würd ich mit
diesem Schnapsrezept ganz besonders aufpassen, sonst erkennst du vielleicht
warum der Pilz FLIEGENpilz heisst ;)
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schattengraf
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Re: Fliegenpilz

Beitrag von schattengraf » Donnerstag, 05. Januar 2012 21:15

Nun ja Vorsicht ist natürlich angebracht und ich selbst werde diesbezüglich sicher keine Versuche unternehmen. Mich hat nur interressiert ob da was wahres dran ist da ja dieser Hans-Heinrich Kunde von dem die Rede ist ein Pilzgutachter ist
Gruss Danilo
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Re: Fliegenpilz

Beitrag von Buchhalter » Donnerstag, 05. April 2012 09:57

Hallo Schwammerlfreunde,

ich bin neu hier im Forum aber seit meiner Kindheit Schwammerlbegeistert, und das ist jetzt schon ein paar Jahrzehnte her.

Ich möchte hier mal zum Fliegenpilz was beisteuern.
Also, der Wirkstoff, der vor allem bzw. vermutlich nur in der roten Haut des Fliegenpilzes vorkommt, wird seit Jahrhunderten vom Menschen genutzt.
Mir ist bekannt, das früher in Sibirien damit sogar Tauschhandel Pilze gegen Rentiere betrieben wurde.
Der Wirkstoff "geht" unverändert durch den Körper, bis er im Urin wieder ausgeschieden wird. In dem Buch "Handbuch der Rauschdrogen", aus dem ich die Info hier habe, steht, das arme Leute den Urin sogar aufgefangen und "Wiederverwertet" haben.

In meiner Jugend habe ich das natürlich ausprobieren müssen. Ich habe damals 4 Fliegenpilze ohne die vorher abgezogene Haut gegessen. Es zeigten sich keine Vergiftungserscheinungen, aber lecker war er auch nicht 8)
Dann habe ich die rote Haut getrocknet und etwas mit in Tabak gemischt und geraucht. Nun, da gab es Wirkung, unangenehmer Schwindel und Hitzegefühl, das war nix für mich :shock:

Was hab ich nur für Blödsinn in jungen Jahren gemacht, ne ne ne :roll:

Naja, ist lange her und nicht zur Nachahmung empfohlen.

Schöne Grüße aus der bayerischen Oberpfalz

Gerhard
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Re: Fliegenpilz

Beitrag von Holzwurm » Donnerstag, 05. April 2012 11:07

Hallo Gerhard,

schön dass Du Deinen Selbstversuch überlebt hast :)
sonst könnten wir ja garnicht sagen:

Herzlich Willkommen hier im Forum

Gruß
Bernd
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Re: Fliegenpilz

Beitrag von Chemiefreak » Donnerstag, 04. April 2013 13:51

Fliegenpilze enthalten soweit ich weiß vor allem Ibotensäure und Muscarin als Giftstoffe
Bei längeren Erhitzen, teilweise auch schon beim Trocknen wird die toxischere Ibotensäure zum deutlich weniger toxischen bzw. besser verträglichem Muscarin decarboxyliert.

Muscarin kann in höheren Dosen berauschend/halluzinogen wirken. Muscarin hat übrigens einen völlig anderen Wirkmechanismus als das Psilocin aus den "normalen" "Magic-Mushroms" - Muscarin gilt als deutlich gefährlicher und reicher an unangenehmen Nebenwirkungen (Tobsuchtsanfälle, Atemlähmung,...)!

Der größte Gift- bzw. Wirkstoffgehalt ist in der Haut der Pilze, soweit ich weiß.
Wenn die Pilze geschält und gut gegart werden sind sie Maßen verzehrt gut verträglich, ohne deutliche psychische oder sonstige Nebenwirkungen.

Ob und wie gut Fliegenpilze bei Rheuma wirken, kann ich nicht mit Sicherheit sagen, aber es macht durchaus Sinn das Muscarin-Rezeptoren da eine gewisse Rolle spielen. Für genauers müsste man mal in die Fachliteratur gucken: http://www.amazon.de/Molekularmedizinis ... +Receptors
Es finden sich hier einige (allerdings unwissenschaftliche) Quellen: http://www.henriettesherbal.com/eclecti ... anita.html , die besagen dass es vielfach in der Volksmedizin eingesetzt wurde.

Mit gesunder Vorsicht kann man es imho gerne ausprobieren.
Zuchterfolge: Pioppino, Shiitake, Kastanienseitling, Kräuterseitling, Flamingoseitling, Austernseitling, weißer Kultur-Champignon, Enoki
In der Mache: Verschiedene Stockschwämmchen, Limonenpilz, Nameko, Reishi, Stipticus Leuchtpilz, V. Bombycina, Hallimasch

Habe viel Pilzmaterial tauschfertig!
Suche Material: Flamingoseitling (meine Kultur ist tot!), alle essbaren Morcheln, Braunkappen, Leuchtpilze, Exoten, Mandelegerling oder andere Champignons die ohne Kompost wachsen (Ich tausche gerne!)

Tauscht eure Strains, z.B. hier:
http://www.bemushroomed.com
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Re: Fliegenpilz

Beitrag von Flieger » Donnerstag, 04. April 2019 15:43

Habe mit Mitte zwanzig zweimal Fliegenpilzsuppe genascht, würde das heute nicht mehr tun. Der Rausch war einem Alkohohlrausch nicht unähnlich, aber nicht besonders psychedelisch. Entsinne mich, daß wir die getrockneten Pilze pulverisierten und das Pulver in 60°C heißem Wasser verrührten (kein kochendes Wasser).
Bei den Sibirern bekam wohl erst die Frau bzw. das Haustier die Pilzzubereitung, um die Giftstoffe herauszufiltern, der Mann trank dann deren Urin. Das wird sicher seinen gesundheitlichen Grund haben.
Die Inhaltsstoffe sind einfach nicht gut für die Leber!
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