Problem mit fermentiertem Stroh

Pasteurisieren, Fermentieren, Substratvermehrung

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w_ciossek
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Fermentiertes Stroh

Beitrag von w_ciossek » Donnerstag, 10. September 2009 07:27

Hallo Pilzfreunde

Ich hatte einmal Stroh fermentiert indem ich ca. ein Tag lang völlig unter Wasser moglichst ohne Luftblasen aufbewahrte und dann abtropfen ließ und das Restwasser auspreßte. Es schimmelte nicht mehr und veränderte auch nach Wochen seinen Zustand kaum. Das Austernseitlingmycel mochte es auch nicht, und konnte dort nicht Fuß fassen. Es hatte sich nur auf der Oberfläche anfangs ausgebreitet, kam aber dann mit den Wachstum ins Stocken und starb langsam ab. Bakterienbefall, Hefen odere andere Mikroorganismen, die Kahmschichten bilden, konnte ich nicht auf den Stroh beobachten.

Gruß Wolfgang
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Beitrag von Mycelio » Donnerstag, 10. September 2009 21:43

Hallo Wolfgang und willkommen hier im Forum!

bei einem Tag unter Wasser kann man nicht wirklich von Fermentierung sprechen. Da muß zuerst der im Wasser gelöste Sauerstoff verbraucht werden, bevor die Milchsäuregärung einsetzt, die dann den PH-Wert senkt und konkurrierende Mikroben unterdrückt. Ein einziger Tag reicht dafür eigentlich nicht, meist dauert es zwei oder drei Tage, bis die Gärung überhaupt beginnt.

In deinem Fall dürfte eine Fehlgärung stattgefunden haben, die das Austernmycel nicht überwinden konnte. Oft wird aller verfügbare Sauerstoff sehr schnell verbraucht, das Mycel kann nicht einwachsen und erstickt.

Grüße, Carsten
w_ciossek
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Beitrag von w_ciossek » Montag, 14. September 2009 09:17

Ich hatte auch Stroh mehr als zwei Wochen lang gären lassen, es roch angenehm, und das Stroh bekam eine hellere Farbe. Es wurde anaerob vergärt. Auch hier mochte der Austernseitling nicht wachsen. Ich denke, daß die Milchsäurebakterien noch aktiv waren, und der Pilz wegen Sauerstoffmangel nicht wachsen wollte. Ich hatte das vergorene Substrat nicht ausgewaschen, da ich dachte, daß Milchsäurebakterien dem Austernpilz schädliche Organismen verdrängen. Es kann aber auch sein, daß die Milchsäurebakterien auch den Austernseitling verdrängen, aber es sieht eher doch aus, daß mangelnder Sauerstoff die Ursache war. Obwohl der Austernseitling unter CO2 wachsen kann, scheint es ohne Sauerstoff nicht zu funktionieren. Das konnte ich auch bei den Reinkulturen (Agar Agar) beobachten, daß das Pilzwachstum irgendwann nach längerer Zeit stockt und wenn der Deckel kurzfristig geöffnet wurde, das Mycel wieder kräftig anfängt, zu wachsen.
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Beitrag von Mycelio » Montag, 14. September 2009 12:14

Ja, wenn man vergorene Substrate einsetzt, muß man sie fest auspressen und für mehr Belüftung sorgen, da sonst die Bakterien und Hefen allen verfügbaren Sauerstoff verbrauchen. Ansonsten sind die Mikroben kein Problem für das Mycel.

Höhere CO2-Level können zwar das Mycelwachstum steigern, über 25% kehrt sich dieser Effekt aber wieder ins negative um.

Grüße, Carsten
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