Woran ist Schimmel zu erkennen?

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Andreas
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Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von Andreas » Donnerstag, 19. Juli 2018 15:08

Hallo zusammen,

ich bin ganz neu hier im Forum und auch in der Pilzwelt. Ich hätte niemals gedacht, dass mich dieses Thema so sehr fasziniert. Naja, jetzt bin ich hier und schreibe in einem Fach-Forum :D .

Ich habe schon sehr viel zum Thema Pilzzucht gelesen und habe auch schon erste Gehversuche unternommen. Ich habe mehrere Säcke Brut hergestellt (KS und Austern). Die sind bisher auch alle gut durchgewachsen…. meiner Meinung nach „gut“.

Da komme ich auch schon zu meiner größten Sorge. Woran erkenne ich als Laie, dass es sich nicht um einen „gefährlichen“ (Schimmel)Pilz handelt? Bisher sieht meine Brut schön locker, weiß und fluschig aus. Aber woher weiß ich, dass es ein KS-Myzel ist und kein weißer Schimmelpilz?

Und wenn ich das Substrat dann mit der Brut impfe: woran erkenne ich, dass nur der gewünschte Pilz wächst und keine Schimmelpilze? Ich mache mir Sorgen, dass ich einen Schimmelpilz nicht entdecke und den KS dann kontaminiert verzehre. So wie ich es verstanden habe, geben Schimmelpilze doch Toxine ab? Oder ist es so, dass KS und Austern gar nicht erst fruchten wenn sich Schimmelpilze im Substrat ausbreiten?

Sorry für so viele Anfängerfragen.
Viele Grüße
Andreas
ohkw
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Re: Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von ohkw » Donnerstag, 19. Juli 2018 16:00

Schimmel bleibt selten weiß sondern wird farbig wenn er sport. Die meisten zumindest. Ansonsten spätestens beim Öffnen der Kultur. Schimmel riecht meist ziemlich grauslich während die Speisepilze eher neutral bis hin zu angenehm riechen.
Andreas
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Re: Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von Andreas » Donnerstag, 19. Juli 2018 16:10

Danke für die Antwort.
Hmm, das hat mir die Sorgen leider nicht genommen.
Es könnte also gut sein, dass ich einen (weißen) Schimmelpilz nicht entdecke im Substat? Entweder weil ich ihn nicht erkenne (wenn es sich um einen weißen Pilz handelt) oder weil der Schimmelpilz vielleicht tief im Substrat versteckt ist, so dass man ihn nicht sehen und riechen kann?

Was passiert denn wenn ich Pilze aus einem (unentdeckten) kontaminierten Substratblock verzehre?
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Re: Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von Lauscher » Donnerstag, 19. Juli 2018 17:19

Alles halb so wild.

Schimmel, der auch weiße Sporen hat und somit weiß bleibt, ist eher selten.
Und auch dann sieht das Myzel des weißen Schimmels anders aus, eher "klumpig" statt flauschig. Köpfchenschimmel ist eiß und flauschig, hat aber bei Sporenreife kleine schwarze Köpfe, die man als viele kleine Punkte sieht.

Unbemerkter Schimmel im Substrat ist meiner Meinung nach unbedenklich für die fertigen Fruchtkörper.
Bei Pilzen im Wald oder Strohballenzucht wächst ja auch alles mögliche neben dem gewünschten Pilz.
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Re: Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von Andreas » Donnerstag, 19. Juli 2018 21:06

Hallo Lauscher,

Oh danke für den Hinweis. Meine KS Brut hat weißes klumpiges Myzel gebildet. Schade, ich hatte gehofft, dass es sich um KS-Myzel handelt. Ich habe auch gerade nachgesehen und auf ch einmal ist im Brutbeutel auch ganz viel Wasser enthalten. Das hatte ich die Tage nicht gesehen. Da habe ich bestimmt mit zu feuchten Weizenkörnern gearbeitet.

Meine Austernbrut zeigt seit heute auch die ersten grünen Flexken. Schade. Aber hätte mich auch gewundert wenn bei den ersten Malen schon alles super laufen würde.

Meinst du, dass es für mich als Laien ausreicht wenn die Brut weiß und flauschig aussieht?
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Re: Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von ohkw » Donnerstag, 19. Juli 2018 21:59

Mach dir nix draus. Meine ersten Versuche waren auch Schimmelzuchten ;)

Aber wenn man es systematisch angeht findet man die Fehler relativ leicht und es gelingt dann wirklich gut.

Erste Frage ist: Ist das Impfmaterial sauber? (Bei mir war z.B. die erste Piopino Brut mit Grünschimmel kontaminiert und logischerweise alles was ich damit beimpft habe...).

Zweite Frage: Funktioniert die Substrat-Sterilisierung? Lässt sich mit einer Blindprobe (ohne Beimpfen) leicht beantworten. Wenn da nach einer Woche nix zu sehen ist, dann funktioniert das ausreichend gut.

Dritte Frage: Gibt es Fehler im Animpf-Vorgang? Hier geht es einfach darum, den gewünschten Pilz sauber von Brut oder Petrischale auf das sterile Substrat zu übertragen ohne dass dabei unerwünschte Konkurrenz hineingelangt. Die Best-Practise dabei ist eigentlich alles genau durchzuplanen bevor man es macht damit 1. die Gefäße minimal lange geöffnet sind, 2. das Arbeitsbesteck während des Vorganges steril ist und 3. über Glas und Gefäßräder nix hineingelangt. Im simpelsten Fall arbeitet man möglichst nahe an einer Gasflamme, die für einen sterilen Luftzug sorgt und mittels derer man sein Besteck abflammt, oder bei Glaskolben den Rand abflammt bevor man was daraus gießt usw. Der Ablauf ist dann im optimalen Fall: 1. Besteck abflammen, Gefäß mit Brut/Myzel minimal öffnen sodass man ohne an irgendwelchen Rändern anzukommen Material aufnehmen kann, Substratgefäß minimal öffnen um das Material ohne wo damit anzukommen aufs Substrat übertragen kann und sofort wieder verschließen. Dabei sollte man es natürlich tunlichst vermeiden drauf zu husten, nießen oder drauf zu atmen ;)

Wichtig ist dabei z.B. Schraubdeckel vorher aufzuschrauben ohne sie zu öffnen, sodass man beim eigentlichen Vorgang den Deckel nur mehr anheben muss. usw...

Klingt alles komplizierter als es dann im Endeffekt ist.


Ein letzter Punkt wäre noch ein Arbeitsplatz an dem es möglichst keinen Luftzug gibt (aufgewirbelter Staub!) .
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Re: Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von GrafDracula » Freitag, 20. Juli 2018 06:31

ohkw hat geschrieben:Ein letzter Punkt wäre noch ein Arbeitsplatz an dem es möglichst keinen Luftzug gibt (aufgewirbelter Staub!) .
Schöne Erklärung zu dem Thema Bakterien & Sporen Kontaminationen in der Luft findet man auch hier:
In der freien Luft ist die Lebensdauer von Pilzsporen von der Temperatur, der Luftgeschwindigkeit und der Sonneneinstrahlung abhängig. Farblose Sporen werden rasch durch die ultraviolette Strahlung abgetötet. Daher dominieren pigmentierte Sporen von Alternaria und Cladosporium, Schwärzepilze ... Alle Mikroorganismen beginnen ihr Leben als einzelne Zelle oder Spore und sind in der natürlichen Umgebungsluft vorhanden. Dabei können jahreszeitlich abhängig Größenordnungen von 1000 bis 10.000 Pilzsporen/m3 Umgebungsluft vorhanden sein ... Dem gegenüber ist die Anzahl von Bakterien in der Luft nicht vom Nährstoffangebot, der Feuchtigkeit und Temperatur abhängig. Die Keimzahl in der Luft ist kein Ausdruck von Wachstum und Vermehrung, sie wird vom Anteil der Luftverschmutzung (Staubpartikel) bestimmt. ... Die Übertragung von pathogenen Bakterien durch die Luft ist zwar möglich, jedoch im Allgemeinen selten. Bakterien benötigen wie bereits genannt Staub oder feinste Wassertröpfen (Husten oder Niesen) an den sie anhängen und so "transportiert" werden. Unter den Einfluss des Sonnenlichts werden diese rasch abgetötet.
.. nur dummerweise sind Ziegel- Betonwände "relativ" undurchlässig für Sonnenlicht, weswegen sich in unseren "modernen" Behausungen die ganzen Keime so wohl fühlen und zahlreich vorhanden sind.

Den Unterschied zwischen gutem, fluffigen Myzel und Schwarzkopfschimmel kannst du sehr gut bei meinen ersten Gehversuchen sehen, die ich bei der versuchten Isolation von schnellwachsendem Morchel-Myzel gemacht habe:

viewtopic.php?p=32890#p32890
Pilzzucht-DAU ... hat ganz viel Meinung bei wenig Ahnung :-)

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Re: Woran ist Schimmel zu erkennen?

Beitrag von Andreas » Samstag, 21. Juli 2018 11:38

Also gestern hatte ich noch einmal eine lange Brut-Session. Ich habe 8 Einmachgläser verfüllt. Den Weizen und habe ich abgekocht, die Gläser lange gewaschen und die Ränder und Deckel mit ISO sterilisiert. In den Deckeln habe ich Löcher gemacht und einen sterilisierten Zigaretten Filter angebracht. Ich habe über einer Gasflamme gearbeitet und das Skalpell bei jedemSchnitt über der Flamme sterilisiert. Wenn es jetzt noch Kontis gibt, bin ich entweder zu blöd oder die KS waren schon gammelig. Habe das Myzel aus Supermarkt-Pilzen extrahiert.

Als Substrat verwende ich bisher Kleintierstreu in einer großen Box. Die Box habe ich vorher mit ISO gesäubert. Ich habe mehrere Löcher reingebohrt (25mm) und die Löcher mit Küchentüchern angeklebt. Sauerstoff kommt rein aber keine Fliegen und Co. gestern habe ich mal an den Löchern gerochen. Es riecht ein wenig muffig aber Kontis sind noch nicht zu sehen.

Wie viel % Feuchtigkeit ist für die Körnerbrut denn optimal (bei KS)?
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