Pilzzucht (Seitling) in tropischem Klima

[grünspanträuschling]

Hallo liebe Forumsgemeinde.
Möchte mich kurz vorstellen: Mein Name ist Hans und bin 43 Jahre alt. Bislang beschränkt sich meine Pilzerfahrung auf das allherbstliche Sammeln (seit 32 Jahren) nebst Konservierung und Zubereitung. Meine Gefriertruhe und mein Küchenschrank sind voll von gefrosteten, eingelegten und getrockneten Pilzen. Diese sind für mich ein wichtiger Teil meiner Ernährung. Einmal hatte ich mir so ein Pilzzuchtset im Gartenmarkt gekauft und war enttäuscht. Danach habe ich die Pilzzucht gedanklich ad acta gelegt.

Durch Zufall bin ich auf dieses Forum gestoßen und war sehr überrascht, wie lehrreich dieses ist und über die Möglichkeiten. Ich habe inzwischen alle relevanten Beiträge als Gast aufmerksam durchgelesen. Für die Informationen möchte ich Euch herzlich danken.

Nun zu meinen Fragen - bzw. zuerst ein paar Hintergrundinformationen.

In ca. 6 Wochen werde ich für einige Jahre in den Tropen sein. Ich war dort familiär bedingt schon öfters längere Zeit und habe meine Pilze doch sehr vermisst. Es gibt dort keine Esspilze (die einzigen genießbaren, die dort wachsen - an denen habe ich seit dem Ende meiner Hippiezeit das Interesse verloren). Für eine kleine Dose eklige, schlabberige Champignons bezahlt man 2 Euro. Nun habe ich mir überlegt, wieviele Kilo getrocknete Pilze ich wohl mitnehmen soll (und mir den entsetzten Blick des Zollbeamten vorgestellt). Dabei bin ich zufällig auf dieses Forum gestoßen.

Die Gegebenheiten:
Ich habe ein separates, großes Zimmer mit gefliestem Boden und Betonwänden zur Pilzzucht
Dort sind die Temperaturen zwischen 28 Grad Tagsüber und 23 Grad nachts.
Es gibt ein verspiegeltes Fenster, so dass es nicht hell ist, aber auch nicht dunkel
Die Luftfeuchte beträgt zwischen 60 und 80%
Das einzig brauchbare Substrat wären Kokosfasern und Zuckerrohrstroh (nach der Pressung)
Als Kulturgefäße stehen 20 Liter Eimer in ausreichender Menge zur Verfügung.
Ein Dampfkochtopf ist vorhanden.
Ebenso ein großer Kühlschrank mit Glasfenstern in den mehrere Eimer passen.
Es gbt dort allerdings keinen Baumarkt mit Plastikboxen, kein Stroh, kein Kleintierstreu, kein Sägemehl und keinen Internetversand für alles mögliche. Ich muss also mit dem auskommen, was ich habe.

Was ich bei Euch gelernt habe:
Für eine nicht sterile Zucht eignen sich Seitlinge am Besten.
Vor allem der Lungenseitling ist aufgrund der Temperaturansprüche und des robusten Mycels sehr geeignet.
Die Klonung von Seitlingen ist sehr einfach (Pappe)

Was ich bislang getan habe:
Leider konnte ich nirgendwo Lungenseitling Körnerbrut o. ä. zum Kauf finden.
Auch die Suche nach Austernpilz - Brut (Florida) oder "Thai - Austern" war erfolglos.
Daher habe ich mir im Bio - Supermarkt ne handvoll frische Seitlinge gekauft.
Davon habe ich auf Pappe Mycel hergestellt, das ich momentan mit Kleintierstreu füttere (gedeiht prächtig).

Mein Vorhaben:
Ich möchte das Mycel mit dem Flugzeug transportieren. Der Flug (die Flüge) dauern ca 24h.
20 Liter Eimer mit zahlreichen ca 2cm großen Löchern versehen, Deckel drauf, das Mycel mit schichtweise Substrat füttern und irgendwann Pilze ernten - nicht zum Verkauf, sondern für meine Familie und mich.

Und nun meine Fragen:
Die von mir gekauften Pilze wurden als "Austernpilze" verkauft.
Die Farbe war aber nicht grau oder bläulich, sondern eher ein cremiges, gelbliches Hellbraun. Gehe ich recht in der Annahme, dass es sich hierbei um Lungenseitlinge handelt?
Falls nein, kennt Ihr Bezugsquellen für Körnerbrug von Lungenseitlingen oder anderen geeigneten Seitlingen, die mit diesen Temperaturen zurecht kommen und keinen Kältereiz benötigen?
Ist der Anbau unter den von mir genannten klimatischen Bedingungen möglich?
Falls nein - genügt es die Fruchtung auszulösen, wenn ich die Eimer für zwei Tage in den Kühlschrank stelle? Muss ich sonst etwas beachten bezüglich der Einleitung der Fruchtung.
Was ist die einfachste Methode, das Mycel zu transportieren? Kleintierstreumycel in eine Tupper packen und dann zerkleinern oder aus gekochten Holzdübeln Impfdübel herstellen? Laut Euren Informationen ist es nicht ganz leicht Körnerbrut selbst herzustellen (wegen Schimmel)
Sind Kokosfasern als Substrat (natürlich im DKT behandelt) geeignet oder gar Zuckerrohrstroh (Gefahr wegen Schimmel wegen Glukoseresten)?
Ist die Methode mit den durchlöcherten Eimern praktikabel (Bei den Bedingungen)? Trauermücken gibt es nicht, aber bestimmt andere Plagegeister.
Gibt es vielleicht bessere Methoden (weisse und schwarze Plastiktüten hätte ich auch, aber nicht sehr stabil).


Vielen lieben Dank für Eure Mühe und Eure Antworten.

LG
Hans

[Dr.DooM]

Hallo Hans,

das sollte machbar sein. Ich weiß nicht genau ob du Getreidebrut oder Strohbrut mit dem Flieger in ein anderes land transportieren darfst, aber eine kleine Menge fällt wahrscheinlich nicht auf. Da du noch nicht so viel Erfahrung mit sterilem Arbeiten hast würde ich das genauso machen wie du vorschlägst. Also einen Eimer nehmen und immer Schicht für Schicht mit Substrat fütteren. Um Schädlinge wie Pilzfliegen zu vermeiden (falls es die dort gibt) würde ich oben mit Gartenflies abdecken und mit nem Gummiband befestigen. Wenn alles fertig durchwachsen ist den Block einfach rausstürzen und an halbschattiger Stelle vergraben und mit ca 3 cm erde abdecken. Diese Methode ist wirklich sehr einfach und liefert über lange zeit gute Ergebnisse. In Frage kommen Lungenseitlinge (z.B Kastanienseitling, Thaiaustern etc.), Limonen- und Rosenseitlinge. Die Sorten haben hier recht viele im Forum aber wahrscheinlich bestellst du am einfachsten irgendwo Brut kurz bevor du fliegst. Vielleicht hat ja jem. nen link. Rosen und Limonenseitling kannst du überall bestellen und auf Anfrage bestimmt auch Lungenseitling. Z. B. bei Shiitake.de mal nachfragen. und ansonsten mal ein bischen googlen nach den ganzen Synonymen Pleurotus pulmonarius, Kastanienseitling, Lungenseitling, Sommer Austernpilz.. und natürlich Pilzbrut kaufen

Gruß Hauke