Pilzzucht in "Direktsaat"

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Gast04

Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Gast04 » Freitag, 30. April 2021 10:58

Hallo liebe Forenmitglieder,

ich habe eine Idee zum Freilandanbau von Pilzen und wollte von erfahrenen Pilzzüchtern mal wissen, ob dies so überhaupt möglich ist oder nur ein Hirngespinst.

Ich komme aus der Landwirtschaft und beschäftige mich Intersiv mit dem Ackerbau. Mir ist aufgefallen, das praktisch kein kommerizellen Pilzanbau im Freiland auf (landwirtschaftlich-nutzbarer) Böden stattfindet, und das, obwohl dies praktisch möglich ist (siehe "Pilzbeet" bei Google).

Ich vermute, der Grund hierfür liegt an den vergleichsweisen geringen Erträgen im Freiland, verglichen mit Erträgen, welche man Indoor und/oder bei der Zucht auf Baumstämmen oder anderen Nährsubstraten erhält. Auch vermute ich, das der Konkurrenzdruck zwischen den Pilzen ist in Pilzbeeten auch sehr viel höher ist.

Dennoch stelle ich mir folgende Frage: Kann man das Pilzmycel nicht einfach "Aussäen", wie man z.B. Getreide aussäen kann? Man könnte doch theoretisch Getreidebrut (oder Sägespäne, Stroh, etc.) herstellen, und diese dann in Böden direkt einbringen.
Sicherlich: die Erträge wären sehr viel geringer als bei anderen Methoden und es muss auf eine geeignete, nicht zu hohe Nährstoffversorgung und das richtige C/N-Verhältnis in Böden geachtet werden, auch funtioniert dies nur, wenn genügend Wasser (nutzbare Feldkapazizät) vorhanden ist.

Dennoch wäre es doch theoretisch möglich, Streifenförmig Körnerbrut in z.B. einen Grünlandbestand einzuschlitzen und dann einfach auf die Resultate zu warten und zu hoffen, das im Boden des Grünlandes genug Antagonisten vorhanden sind, welche Schadorganismen ausreichend in Schach halten sodass sich tatsächlich erntbare Fruchtkörper im Herbst entwickeln könnten (Stichwort suppressive Böden)? Alternativ wäre die Erzeugung und streifenförmige "Einsaat" in dekontaminierte Böden denkbar ?!

Die Grasmahd könnte kurz vor der Fruchtkörperbildung erfolgen, sodass andere Nutzungsarten des Grünlands nicht miteinander in Konflikt kommen. Auch in Hackkulturen, z.B. Mais wäre es theoretisch denkbar, zwischen den Reihen Pilzmycel zu etablieren, der Mais dürfte dann nur nicht zu tief gehäckselt werden und es muss genug Zeit für die Maiszünsler-Bekämpfung bleiben.

Was meint ihr? Wäre so ein Konzept zumindest theoretisch denkbar? Champions wachsen bei uns auf der Wiese auch wild.

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen!!
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GrafDracula
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von GrafDracula » Freitag, 30. April 2021 12:14

Gast04 hat geschrieben: Freitag, 30. April 2021 10:58... ob dies so überhaupt möglich ist oder nur ein Hirngespinst ...
Hmm ... willst du ne Ehrliche, oder ne nette Antwort? (Beides zusammen geht nicht)

Pflanzen säht man über Samen einfach aus, die Energie zum Wachsen beziehen sie von der Sonne, sie wandeln CO2 aus der Luft plus Wasser und Mineralien aus dem Boden in Monosaccharide um. Dabei würde ich mal behaupten, dass die Pflanzen relativ tolerant gegenüber mal mehr und mal weniger Sonnenlicht, Niederschlag, Luftfeuchte etc. sind.

Pilze sind Zersetzer ... die verbrauchen quasi nur das, was Pflanzen vorher geschaffen haben. Um z.B. 1kg Austernseitlinge zu ernten, musst du mind. 1,5kg Stroh/Holz/... dem Pilz als Nahrung zur Verfügung stellen. Außerdem hat das auch seinen Grund, warum alle Züchter dies in klimatisierten Hallen tun. Die sind ziemlich zickig, grad was Luftfeuchtigkeit angeht. Prinzipiell geht das sicher auch auf Feldern, wird glaub in Asien auch teilweise mit Reishi oder Spitzmorcheln gemacht, aber auch dort wird das immer in Zelten/Folientunneln etc. gemacht, wird zusätzlich beregnet etc. um die erforderlichen (Luftfeuchtigkeit) aufrecht zu erhalten. Auf einem freien Feld ... wo noch vorher/parallel Mais oder so gewachsen ist, würde ich mal behaupten ist das nahezu unmöglich.
Pilzzucht-DAU ... hat ganz viel Meinung bei wenig Ahnung :-)

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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Lauscher » Freitag, 30. April 2021 17:18

Wie der Herr Graf schon sagte, Pilze brauchen etwas zum zersetzen.

Manche Felder werden mit Mist gedüngt. Ich könnte mir vorstellen, das man dort Champignons ausbringen könnte. Die tragen dazu bei, den Mist zu zersetzen, und die Fruchtkörper kann man ernten.

Der Mist muß schon etwas verrottet sein, direkt zusammen mit dem frischen Mist würden sie vermutlich nicht vertragen, der wäre zu scharf. In Champignonfarmen wird Mist erst fermentiert.

Felder, wo das Stroh eingearbeitet wird, könnten auch gehen.

Der Pilzertrag an sich wird kommerziell nicht interessant sein, aber mehr, als der Bauer mit Familie allein essen kann. Für das Feld ist die Zersetzung durch die Pilze sicher vorteilhaft, die Pilze bilden guten Humus.

Felder mit Kunstdünger dürften ungeeignet sein.
Auf Funghizide achten! Die machen auch die gewünschten Pilze platt.
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fabi
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von fabi » Samstag, 01. Mai 2021 09:07

Du könntest kurz gesagt eine ca. 10cm dicke Mulchschicht aus Holzschnitzel ausbringen, etwas aussähen und wenn die Pflanzen genug Schatten spenden, die Brut ins Holz einarbeiten. Ist es das was du mit "Pilzbeet" meinst?
Bei einem großen Feld musst du aber besonders im ersten Jahr viel Masse ausbringen.
Mit der dicken Mulchschicht auf Gemüsebeeten habe ich im letzten Jahr fantastische Erfahrungen gemacht. Ich musste die Beete nie gießen und Boden ist dieses Jahr unglaublaublich locker und voller Würmer.
Ich habe Astschnitt von uns und Nachbarn gehächselt und verteilt. Da die Holzzersetzung (durch Mikroorganismen) viel Stickstoff bindet, ist es von Vorteil auch Grasschnitt zur Verfügung zu haben. Wenn man dieses mit der Sense erntet, gammelt das Zeug auch nicht so eklig wie durchs Rasenmähen.
Naja dieses Jahr werde ich das auf jeden Fall in Kombination mit Pilzen ausprobieren, ich bin mir nicht sicher, aber dadurch könnte sich sogar das Stickstoffproblem lösen.
Ich empfehle dir das Buch "Humussphäre" von Herwig Pommeresche.
Ich fände es toll, wenn mehr konventionelle Landwirte ihren Umgang mit der Natur überdenken und sich überlegen wie sie die Bodenqualität verbessern könnten und nicht von Jahr zu Jahr verschlechtern und immer abhängiger von chemischen Helferchen werden... Vermutlich könnte der parallele Anbau von Pilzen dabei sehr helfen, auch wenn der Ertrag von ihnen nicht so groß ausfällt wie in künstlich geschaffenen Umgebungen.
Ständerpilz
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Ständerpilz » Samstag, 01. Mai 2021 19:20

Hallo,

landwirtschaftlich genutzte Flächen sind eher nicht für Pilze geeignet. Felder sind in aller Regel der prallen Sonne ausgesetzt. Am besten baut man da etwas Passendes an, z. B. ein Getreide oder Raps oder was weiß ich. Gerade in der Pilzkultur ist "vertical farming" gar kein Problem und spart effektiv Fläche. Wenn das mit Getreide ginge, hätten wir ein Problem weniger.

Und: ohne Substrat, von dem ein Pilz zehren kann und ohne ausreichendes Inokulum (Pilzbrut) kann man nicht mit großen Erträgen rechnen. Wenn man Wald hat, dann könnte man den Boden testen und gucken, ob man da nicht ein paar Trüffelbäumchen pflanzt, um 10-15 Jahre später vielleicht ernten zu können. Aber auf Ackerland ... nee.

Hingegen könnte man überlegen, ob man nicht die alte Scheune dafür nutzt. Das erscheint mir sinnvoller.
Gast04

Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Gast04 » Sonntag, 02. Mai 2021 12:03

Guten Morgen liebe Forenmitglieder und vielen Dank für die schneller und ausführlichen Antworten!

Mit Pilzbeet (Frage von @fabi) meine ich folgendes: https://www.pilzzucht-shop.de/anleitung ... t-anlegen/
Mir ist durchaus bewusst, das Pilze durch zersetzen von (teils lebenden) org. Materials ihre Nährstoffe beziehen und das die entsprechende Menge an org. Material im Verhältnis zum Pilzertrag relativ hoch ist. Vielen Dank an der Stelle für die Buchempfehlung.

Ich dachte mir daher, wie @Lauscher vermerkte, dass diese durch Mistgaben z. B. auf Grünland erfolgen kann. Dies ist bei uns auch schon heute normale Praxis. Ein mögliches Problem ist natürlich, das der Mist eben oberirdisch (über der Boden) verteilt wird, und das Mycel dann nicht direkt an die org. Substanz gelangt. Eventuell könnte das Eggen der Fläche etwas abhilfe bei diesem Problem schaffen, abschließend klären könnte man dies nur mithilfe von Praxisversuchen.

Grundsätzlich bin ich auf die Idee gekommen, weil mir aufgefallen ist, das auf unseren Grünlandflächen Champions von selbst gewachsen sind. Und das, obwohl keine nennenswerte Düngung in einem längerem Zeitraum stattgefunden hat.
Erklären kann ich mir dies nur dadurch, dass das Mycel bereits vorhandene organische Bodensubstanz (Humus + C.org) mineralisiert hat und für seine eigene Ernährung verwendet hat. Insofern dachte ich mir, das (geringe) Pilzerträge auf landwirtschaftlich genutzten Flächen realisiert werden könnten, indem sich das Mycel entweder vorwiegend aus den Pools der OBS ernährt, welche durch org. Düngung oder Gründüngung nachgeliefert werden können oder sich das Mycel direkt aus der org. Düngung (z.B. fermentierten Mist) ernährt. Kann aber auch sein, das ich falsch denke (wie @GrafDracula vermerkt hatte).

Die von mir ins Spiel gebrachte Idee ist anscheinend einem einem Youtuber bereits gelungen: https://www.youtube.com/watch?v=y_D-5qQ ... ivkiShowDE

Allerdings mit dem Unterschied, das dieser keine Körnerbrut in den Boden eingeschlitzt hat, sondern die gesammelten Pilze püriert und dann oberflächlich ausgebracht hat! Insofern bin ich selbst vom Wahrheitsgehalt des Videos unsicher. Was meint ihr dazu?

Zum Abschluss noch ein Video, welches zumindest die theoretische Machbarkeit meiner Idee und o. g. These stützt: https://www.youtube.com/watch?v=bd0OaRI ... C3%B6ttger

MfG,


Gast04
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Ständerpilz » Montag, 03. Mai 2021 21:35

Gast04 hat geschrieben: Sonntag, 02. Mai 2021 12:03Mit Pilzbeet (Frage von @fabi) meine ich folgendes: https://www.pilzzucht-shop.de/anleitung ... t-anlegen/
Mir ist durchaus bewusst, das Pilze durch zersetzen von (teils lebenden) org. Materials ihre Nährstoffe beziehen und das die entsprechende Menge an org. Material im Verhältnis zum Pilzertrag relativ hoch ist.
Kann man machen, klar. Im Garten hat man aber vielleicht ein schattiges Plätzchen und durch die Bepflanzung drum herum ein gutes, feuchtes Mikroklima.Aber gut, wenn du das zwischen anderen Pflanzen einfurchst ... was ist denn auf dem Gelände? Wiese? Also so langsam könnte ich mir vorstellen, dass das klappen könnte.
Ich dachte mir daher, wie @Lauscher vermerkte, dass diese durch Mistgaben z. B. auf Grünland erfolgen kann. Dies ist bei uns auch schon heute normale Praxis. Ein mögliches Problem ist natürlich, das der Mist eben oberirdisch (über der Boden) verteilt wird, und das Mycel dann nicht direkt an die org. Substanz gelangt. Eventuell könnte das Eggen der Fläche etwas abhilfe bei diesem Problem schaffen, abschließend klären könnte man dies nur mithilfe von Praxisversuchen.
Ich würde es auf jeden Fall einfurchen oder Beete anlegen und nicht nur oberflächlich ausbringen, da das Substrat sonst leicht vertrocknet und das ist nicht gut fürs Mycel. Wenn du mit Mist nutzen willst, dann natürlich koprophile (mistliebende) Pilze. Champignons zum Beispiel oder was sich da sonst noch anbietet.

Du könntest ja mal experimentieren, ob Furchenreihen, einzelne Pilzbeete und einfach oberflächliches Ausbringen einen Unterschied im Ertrag macht. Ich würde drauf wetten.

Gründüngung? Wozu? Ich kenne das so, dass man da z. B. Lupinen anbaut, die durch ihr tiefes Wurzelwerk tonigen/lehmigen Boden "aufbrechen" und man die hinterher als Gründüngung einfach untergraben kann. Okay, als Bodenaufbereitung. Aber was soll das den Pilzen beim Wachstum bringen? Wenn du Dung brauchst, lass doch einfach Vieh da grasen. Die bringen das dann auch gleich oberflächlich aus ;) Schafe, Pferde, Kühe. Oder kauf dir ne Ziege ;)

Im Ernst: Du muss ja selbst wissen, was für dich und dein Gelände passt. Aber ich könnte mir vorstellen, dass das so oder so funktioniert, wenn auch nicht mit riesigem Ertrag und nicht als Business.

Für Champignons nimmt man afaik unter anderem Pferdemist und schichtet den zu Beeten auf. Braucht aber streng genommen kein Licht und keine Pflanzen, nur ein schönes feuchtes Fleckchen mit am besten gleichbleibendem Klima, wie z. B. einer Höhle, dann kann man auch länger anbauen.
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von w_ciossek » Montag, 03. Mai 2021 22:32

Aus meiner Beobachtung heraus könnte es mit einige Pilzarten klappen. Der Champignon (Agaricus-Arten) käme da in Frage und der Kulturträuschling (Stropharia rugosoannulata) ebenso. An Feldrändern habe ich oft Stropharia rugoso annulata gefunden. Aber auch an Straßenrändern, wo geschrettertes Holz als Mulch aufgebracht wurde. Der aus Nordamerika eingeschleppte Pilz ist durch Holzchips, oder Holzspäne zu uns gelangt. In der DDR wurde er im Freiland auf Beeten kultiviert. Stropharia begnügt sich auch mit beimpften Strohballen, den man in den Boden einarbeitet. Eine gute Humusschicht müßte dann dieses Stroh bedecken. Die Holzschnipsel an Wegrändern hatten nur Bodenkontakt, was für den Stropharia ebenso ausreichte. Falls man Felder zur Brache stillegt, könnte man die Bodenoberfläche mit Stropharia beimpften Holz-Strohgemisch mulchen, um später eine gute Bodenqualität zu erreichen. In der Zwischenzeit könnten die Kulturträuschlinge (manche nennen sie auch Braunkappen) darauf wachsen.
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von mariapilz » Montag, 03. Mai 2021 23:21

Hallo Gast
ich gebe jetzt auch meinen Senf dazu... Damit du dich gar nicht mehr auskennst und eigentlich wieder am Anfang stehst :mrgreen:

ein Pilzbeet ist nichts anderes wie eingegrabenes Stroh bzw. Holz. Das Substrat vieler Pilze. (Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll, deshalb kann folgendes etwas wirr klingen. 2 bier habe ich auch schon drinnen. Das reimt sich auch noch)

ich denke du willst Geld verdienen und mit der Maschine mit der man Pilzgerste (gegen Maikäfer) einbringt einfach mit einem guten (teuren) pilz bestücken. Da fällt der billige Champignon schon mal weg. Der Champignon wächst auf Kompost/Mist .. deshalb wächst er auch auf der Wiese. Ein teurer(er) Pilz wie Austern Kräuterseitling Shiitake funktioniert so nicht. Und wenn du jetzt Stroh unteracketst (und Hallo Leute! untetackern ist nicht gleich eggen! Ich weiß nicht sind das die sprachlichen Unterschiede der Regionen ?! Ich glaube nicht!)

eggen: das mach man um die Hügel die die Maulwürfe hinterlassen, glatt zu machen. Da hat man am Traktor so eine Art eisernes (schweres Netz hängen = Egge :lol:

umackern: da reisst man den Boden komplett auf. Dreht quasi das Gras - samt Wurzelstock um -(wenn es Grünland ist), sodass die Erde oben ist. Da soll kein Gras mehr wachsen ... Weil man eben Mais... oder was weiß ich was pflanzen will. Das ganze macht man mit einem Gerät das man Pflug nennt 8)

ich denke das hat jetzt jeder Zipfl verstanden.

..Wenn man jetzt Stroh (wir denken logischerweise praktisch!) unterACKERT, dann kann man das einschlitzen mit der Pilzgerstemaschine eigentlich auch vergessen. (btw das Substrat für die Pilzgerste (ein Pilz aus der Cordyceps-Familie) sind Engerlinge). So. Wenn du es trotzdem schaffst die Substratbrut (keine Körnerbrut - denn die wird ratz fatz von den Mäusen gefressen ... Und die Nachtbarsbauern danken dir, denn die haben keine Wühlmäuse mehr auf ihren Feldern...Die sind alle bei dir) ...Also wenn die Substratbrut (die kostet auch was. ..Arbeit oder Geld) eines... sagen wir ...Austernseiling beim Stroh landet und es sogar noch durchwächst dann hast du eine sehr geringe Ernte. Überschlagen wir das mal grob und großzügig. Auf Stroh hat man indoor 25% Ertrag. Bei besten Bedingungen. Am Feld ähm...

Resumee: besser Eierschwammerl und Steinpilze suchen und die verkaufen.

liebe Grüße maria
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von mariapilz » Dienstag, 04. Mai 2021 00:30

poah!
Ich wette keiner von euch hat die Videos angesehen.

Das erste finde ich gemein und irgendwie voll tief. Und das zweite. ... Was sind das für Pilze? irgendein Düngerling? Oder gar ein Psyllus? Was sind das für Pilze Jungs?
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von GrafDracula » Mittwoch, 05. Mai 2021 08:26

mariapilz hat geschrieben: Dienstag, 04. Mai 2021 00:30Was sind das für Pilze? irgendein Düngerling? Oder gar ein Psyllus? Was sind das für Pilze Jungs?
Keine Ahnung, bin kein Pilzsachverständiger, kenne vom Sammeln her nur Pfifferlinge, Morcheln, Maronen, Steinpilze und durchs Züchten noch Austernseitlinge :D

Aber dennoch bleibe ich dabei ... die Menge an Stroh/Mist, die du ausbringen musst um eine relevante Menge an Pilzen auf dem Acker zu züchten ist sicher enorm. Außerdem ist es ein reines Glücksspiel, wann du wie viele Pilze erntest ... es kann auch passieren, dass du mal 1 oder 2 Jahre gar nichts erntest, weil einfach die Bedingungen nicht passen, oder es zu trocken ist und du nur kleine vertrocknete Dinger entest. Da du zum Ernten eines solch großen Feldes wie in dem Video eine Menge Arbeiter bräuchtest, dass aber gar nicht richtig planen kannst, ist das m.M.n. nicht wirtschaftlich realisierbar. Aber hey ... ist nur meine Meinung ... ich lasse mich gern eines Besseren belehren, mag ja immer sein, dass ich irgendwelche Bedingungen/Parameter übersehe oder nicht bedacht habe.
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Ständerpilz » Mittwoch, 05. Mai 2021 08:42

Sehe ich ebenso. Wenn man nur mal experimentieren will, dann kann man das machen. Als Business aber völlig ungeeignet.
Bei der Pilzkultur in Hallen etc. kann man zudem die Fläche sehr viel besser ausnutzen, indem man einfach in mehreren Etagen übereinander anbaut. Die Bedingungen sind zudem leicht kontrollierbar, wenn auch die Technik bissl was kostet.

Die Videos hatte ich in der Tat bis gestern nicht gesehen. Und wie es ausschaut, habe ich da auch nichts verpasst. Also ich würde meine Zeit mit solchen Experimenten ungewissen Ausgangs nicht verschwenden.
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Lauscher » Mittwoch, 05. Mai 2021 17:33

Ich denke mir, ein Feld, das sowieso mit Mist gedüngt wird, zusätzlich noch mit Champimyzel (oder vllt. Braunkappe) zu beimpfen, ist überschaubarer Aufwand.
Man könnte z.B. vor dem Grubbern weitwürfig Myzelbrocken verteilen.
Was dann kommt, das kommt. Es kann gut sein, daß die Champignons sich etablieren und Jahr für Jahr wiederkommen.
Geht halt nur auf Feldern ohne Funghizide, also Ökolandbau. Für das Bodenleben kann es nur gut sein.
Ich wette keiner von euch hat die Videos angesehen.
Stimmt. :oops: Ich habe aber auch eine beschissene Internetanbindung, die Videogucken zur Qual macht.
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Re: Pilzzucht in "Direktsaat"

Beitrag von Mycomane » Freitag, 07. Mai 2021 22:12

Hallo Gast 04,

antworte einfach mal spontan, ohne alle Antworten genau gelesen zu haben.
Erstmal solltest du überlegen welche Pilze auf einem Acker in Frage kommen würden.
Auch, wenn Champignons nicht ausgeschlossen wären, überleg mal wie viel man damit verdienen könnte.
Wie viele Kilo pro Hektar müsstest du ernten, damit es sich lohnen würde, im Vergleich zu anderen Feldfrüchten?
Wärst du eventuell mit einer Ernte pro Jahr auf deinen Feldern zufrieden?
Wie würdest du sie ernten? Mit dem Mähdrescher geht das nicht. Natürlich ist dir das klar!
Lohnt sich dann die Arbeit noch? Was sagen die Abnehmer, falls da mal ab und an ein Würmchen drin ist, oder eine Schnecke die Pilze angefressen hat?

Im Gartenbau macht es Sinn, zwischen seinem Gemüse ein paar Pilze anzubauen.
Aber bei Mais, Getreide, Kartoffeln etc. auf einem riesigen Feld?
Das wird eher schwierig.
Wie schon vorher von anderen geschrieben:
Pilze brauchen viel organische Substanz. Mit zwei oder vier Kilo Substrat pro Quadratmeter kommst du nicht weit.
Ob nun Dünger, der noch auf dem Feld verblieben ist, so viel ausmacht, weiß ich nicht genau.
Auch, ob etwas verbliebene Fungizide etwas ausmachen, weiß ich nicht.
Keine Ahnung, ob jeder Pilz durch jedes Fungizid beeinträchtigt wird.

Also bei arbeitsintensiven Kulturen, um die man sich sowieso oft kümmern muss, wie im Gartenbau, macht eine Mischkultur mit Pilzen vielleicht Sinn. Die Frage wäre, welche Arten Pilze geeignet wären und sich lohnen würden.
Auf einem Feld, wo du nur ein paarmal pro Jahr mit dem Traktor drüberfahren möchtest, und den Rest die Natur übernehmen soll, bringt es sicherlich nichts, aber das ist dir vermutlich schon klar.
Reine Holzzersetzer bringen dir glaube ich auch nichts.
Damit staucht sich das Angebot möglicher Pilz-Kandidaten schonmal enorm zusammen.
Dann bleibt vor allem noch die Frage, wie die Pilze vermarktet werden sollen.
Wenn dein Abnehmer sagt:
Ich möchte genau an diesem Datum die und die Menge Pilze haben, wird das auf einem Feld sicher nichts.
Wenn du aber einen Hofladen hast und anbieten kannst, was du gerade hast, kann es im Prinzip schon funktionieren.
Oder, wenn du viele kleine Läden belieferst, die dich nicht auf Verträge festnageln.

Aber insgesamt ist es sicherlich schwierig. Und es lohnt sich wahrscheinlich mehr nur einen kleinen Teil des Landes für "Intensivanbau" in Beuteln etc. zu nutzen.

LG, Fabian
Fruchtbar ist die Hyphe noch ... aus der da einst die Spore kroch ...
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