Mikrowelle zum Sterilisieren?

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DocAlmi
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Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von DocAlmi » Freitag, 04. Juni 2021 08:28

Guten Morgen Allerseits !

Bin ganz neu hier und versuche mich in der Pilzzucht.

Mich interessiert die Frage nach der Sterilisation:

Da ich weder Dampfkochtopf noch gar einen Autoclaven besitze, wollte ich einmal nachfragen, ob es Erfahrungen mit der Microwelle als "Sterilisator" gibt.

Milchflaschen für Babynahrung können ohne Probleme in der Microwelle sterilisiert werden.
Demnach müssten Gefässe, Petrischalen etc. doch auch mit der Microwelle sterilisierbar sein.
Zum einen wirkt da die Hitze, aber eben auch die Microwellen an sich.

Listerienversuche haben da zwar Lücken gezeigt, technisch geschehen ist die Eindringtiefe der Strahlung bei handelsüblichen zugelassenen Geräten wohl recht gering, aber ich bin ja praktisch veranlagt und wollte einmal wissen, ob irgendwer da schon mal Versuche angestellt hat und welche erfahrungen damit gewonnen wurden.

Liebe Grüße

DocAlmi
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GrafDracula
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von GrafDracula » Freitag, 04. Juni 2021 08:58

DocAlmi hat geschrieben: Freitag, 04. Juni 2021 08:28Milchflaschen für Babynahrung können ohne Probleme in der Microwelle sterilisiert werden.
Demnach müssten Gefässe, Petrischalen etc. doch auch mit der Microwelle sterilisierbar sein.
Zum einen wirkt da die Hitze, aber eben auch die Microwellen an sich.
Hallo DocAlmi,

die Frage kehrt leider in regelmäßigen Abständen immer wieder in allen möglichen Foren auf ... kurze Antwort: NEIN!

Eine etwas längere ANtwort hatte ich hier schon mal gepostet:
GrafDracula hat geschrieben: Samstag, 31. August 2019 08:20 RICHTIG Sterilisieren geht nur bei Temperaturen über 121 Gead Celsius, weil bestimmte Sporen erst oberhalb dieser Temperatur abgetötet werden. Im Backofen kannst du zwar auch z.B. 250 Grad einstellen, aber da Wasser bei 100 Grad verdampft, wird es im inneren feuchter Medien nie heißer als 100 Grad (bei Normaldruck, also Umgebungsdruck von ~1bar). Trockene Petrischalen o. ä. erreichen natürlich die im Backofen herrschende Temperatur. In einem Schnellkochtopf wird durch das verdampfende Wasser ein Überdruck erzeugt, und Wasser hat bei mehr als Umgebungsdruck eine höhere Siedetemperatur, weswegen in einem Schnellkochtopf oder Autoklav entsprechend dem im inneren herrschenden Druck eben auch 121 Grad, oder auch 140 Grad bei ~2bar Überdruck (3bar Gesammtdruck) erreicht werden können.
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Mycomane
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von Mycomane » Samstag, 05. Juni 2021 15:10

Hallo DcAlmi,

Erstmal herzlich Willkommen in unserem Forum! :)
Unser Graf hat dir das ja schon richtig erklärt. :!:

"Sterilisieren" ist ein feststehender Begriff. Das geht mit einer handelsüblichen Mikrowelle so nicht. :!:

Du könntest damit z.B. tyndalisieren, was in vielen Fällen am Ende auch zu einem geeigneten Substrat führen kann.
Damit ist ein mehrfache Erhitzen auf ca. 100°C gemeint, wobei zwischen den Erhitzungsschritten das Substrat wieder abkühlen muss, und eine bestimmte Zeit stehen muss, bis es erneut erhitzt wird.
Wenn man das oft genug wiederholt und die "Inkubationszeiten"/Temperaturen stimmen,
ist dein Substrat am Ende geeignet, um "quasi steril" weiterzuarbeiten.
Das ist aufwändig und funktioniert nicht immer so wie man es gerne hätte.
Wie gut das funktioniert, hängt aber auch deutlich von der vorherigen Keimbelastung ab.

Dass das Substrat so am Ende steril ist, kann dir niemand garantieren.
Aber du kannst schon auch ohne Autoklav oder Dampfkochtopf Pilze züchten, wenn das dein Hauptanliegen ist.
Aber ein Dampfkochtopf ist recht günstig zu erwerben.
Wenn du also Lust hast dich mit der Materie genauer zu beschäftigen, empfehle ich dir so einen Topf zu kaufen.
Da kann man auch prima andere Dinge drin kochen, und es geht schneller als in einem normalen Topf, und es spart auch Energie.
Wenn du dich also nicht nur von Fertiggerichten etc. ernährst, wäre ein Dampf bzw. Schnellkochtopf eine gute Sache.

LG, Fabian
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von Fiat_Fungus » Sonntag, 13. Juni 2021 00:58

Hallo erstmal,

ich bin auch ganz neu dabei und habe auch eine Frage zur Mikrowelle. Ich hoffe das passt hier hin.


"Einkochen" in der Mikrowelle, Bügelgläser


Was habt ihr für eine Meinung zum "Einkochen" mittels Bügelgläser, als Ersatz zur Sterilisation.

Das "Einkochen" selber (Agar, Getreide, Späne...) klappt so gut, dass ich die Gläser nicht mehr ohne wiedererhitzen aufbekomme wenn ich sie von vornherein zumache.

Wenn ich die Gläser erst bis zum Dampfen erhitze, dann schliesse und noch leicht weiter erhitze, bekomme ich sie auch wieder per am Gummi ziehen auf.

Was vermutet ihr wie stark der Druck und wie hoch die Temperatur dabei wird?
Sowohl wenn ich sie von Anfang an drinne lasse, als auch wenn am Ende erst der Deckel fest verschlossen wird.

MfG

Hier hab ich die Anleitung zum Einkochen per Mikrowelle her (6. Überschrift):

https://verbraucherfenster.hessen.de/ge ... ingemachte
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GrafDracula
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von GrafDracula » Montag, 14. Juni 2021 07:17

Fiat_Fungus hat geschrieben: Sonntag, 13. Juni 2021 00:58Was vermutet ihr wie stark der Druck und wie hoch die Temperatur dabei wird?
Steht aber eigentlich im Artikel:
Dabei werden die Lebensmittel in sterilisierten Gläsern luftdicht verschlossen und anschließend in einem Einkochtopf, der Mikrowelle oder im Backofen bei Temperaturen zwischen 75 und 100 Grad Celsius für bis zu 120 Minuten erhitzt.
Und zum zu erwartenden Erfolg steht auch was drin:
Auf diese Weise werden Mikroorganismen in den Lebensmitteln zum Teil zerstört und das weitere Wachstum gehemmt. Zusätzlich wird die lebensmitteleigene Enzymaktivität vermindert.
"werden Mikroorganismen ... zum Teil zerstört" und "das weitere Wachstum gehemmt" sowie "Enzymaktivität vermindert"

Beim Einkochen von Marmelade kommt ja noch ein weiterer Aspekt zum Tragen ... da ist viel ... also VIIIEEEL Zucker drin. Bei einer sehr hohen Zucker-Konzentration können sich weder Bakterien, noch Pilze entwickeln (z.B. Honig). Bei nicht ganz so hoher Konzentration, also z.B. 50% wie in Marmelade haben sie es extreeeem schwer. Jetzt wollen wir es bei der Pilzzucht unserem Myzel aber nicht extrem schwer, sondern extrem leicht machen ... deswegen versuchen wir die idealen Wachstumsbedingungen herzustellen. Neben genau dem richtigen Maß an Nährstoffen ist das eben Sterilität, also das Fehlen von Konkurrenz ... und das schaffst du nur mit Temperaturen über 121°C.

Zu allen anderen Methoden fällt mir nur mein Lieblingsspruch ein: "Das kannste schon so machen, aber dann ist's halt Kacke!" :D :D :D
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Fiat_Fungus
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von Fiat_Fungus » Montag, 14. Juni 2021 11:00

Ich hatte die Hoffnung, dass der Dampf noch überhitzt.

Er wird wohl nicht mehr durch die Mikrowellen angeregt.
Ist das Wasser verdampft, kann der Wasserdampf durch Mikrowellen nicht weiter erhitzt werden. Der Bereich, wo Wasser Mikrowellen absorbieren kann, liegt bei 22 GHz. (..) Dies führt zu einer Druckverbreiterung der Absorptionslinie von ca. 100 MHz. Diese Verbreiterung reicht aber nicht aus, um bei einer Mikrowellenfrequenz von 2,45 GHz noch zu absorbieren. (Berger, 2002, S. 4)
Also wirklich nur um die 100 Grad.
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von Berni2go » Samstag, 05. März 2022 19:38

Sicher ist das man in der Mikrowelle, wegen der Aggregat Zustands Änderung nie mehr als 100 Grad erreichen wird und somit nie die Sterilität erreichen wird die zum Beispiel für Körnerbrut notwendig ist.

Aber um das substrat MÖGLICHST keimfrei für die brut zu machen kann mann sie doch gut einsetzten oder?

In meinem kleinen schnellkochtopf schaffe ich nur kleine Gefäße zu sterilisieren.
Deswegen überschütte ich in einem Polyethylen Eimer das substrat mit 100 grad Wasser und stell den Eimer dann nochmal 10min in die Mikrowelle damit nochmal alles gleichmäßig 100 grad heiss wird.
Sonst ist das Wasser wenn es unten im substrat ankommt ja schon relativ kalt.
Den eimer lasse ich abkühlen und schmeiße dann brut rein.
Meine geringe Erfahrung zeigt das die Eimer die hd zusätlzlich in der mikrowelle waren ssteriler isind. Ich habe einen test Eimer. Anbei das Bild. 5 Wochen alt keine Kontis. Können natürlich Bakterien drin sein. Aber riechen tut man nichts.
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von Berni2go » Samstag, 05. März 2022 20:30

Sry mein Hand spinnt. Alle Texte werden zerstückelt und umgetextet.
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kroxi
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von kroxi » Mittwoch, 09. März 2022 22:46

Wie andere schon gesagt haben, steril wird das in der Mikrowelle nicht. Was jetzt aber nicht heißt, dass die Mikrowelle nicht geignet ist, Substrat prinzipiell besiedelbar zu machen. Malda hat da zum Beispiel viel mit Pferdemist experimentiert und für u.a. kräuterseitling zB klappt es gut (kann ich auch reproduzieren). Hier ist der thread dazu: https://www.kulturpilz.de/viewtopic.php?t=4755

Für reine HolzSubstrate reicht es auf jeden Fall auch, die finden Bakterien ja nicht so spannend und Schimmel und andere Pilze sowie deren Sporen sind afaik nicht so resistent und sterben viel eher.

Ansonsten hab ich letztens gesehen, von Tupper gibt es tatsächlich Plastik-dampfdruck-Töpfe für die Mikrowelle 8) das könnte klappen, aber so richtig sehe ich den Vorteil zu nem normalen ddkt dann nicht mehr...

Soweit, lieb, Lara
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Mycomane
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Re: Mikrowelle zum Sterilisieren?

Beitrag von Mycomane » Sonntag, 27. März 2022 09:36

Lieber Ernietobert:

Die Sache mit der Mikrowelle klappt stets ausgezeichnet, wenn man eine Unterdruckmikrowelle, die auch dampfdicht ist, mit steril gefilterter Luftzufuhr und Dreiwegehähnen hat, und mehrmals zeitversetzt erhitzt und inkubiert.
Denn Steril bedeutet nicht bei 121°C erhitzt, sondern bedeutet keine innerhalb endlicher Zeit nachweisbar keimfähigen Organismen vorhanden.

Hallo soweit ganz liebe Lara,
diese Hochdruckdampftupperware interessiert mich sehr!

Weißt du aus welchem Plastik sie hergestellt wird?
Womöglich könnte sie gesundheitsschädliche Substanzen abgeben?!?
Oder handelt es sich um Metalltuppertöpfe?

Sag mal Lara, du scheinst ja in Berlin zu wohlnen?
Bist du schon immer in Berlin ansässig gewesen?

Dem Namen nach könntest du auch ursprünglich vom Planeten alpha-crox-tauri kommen.
Bitte verstehe mich nicht falsch und unterstelle mir jetzt bitte keine politische uncorrectness.
Es gibt schließlich mittlerweile auch Jörgs, Ansgars, Brunhildes oder Friedhelminas, die pechschwarze Haut haben, deren Eltern jedoch in Berlin geboren wurden.
Oft reagieren gerade Friedhelminen dann äußerst aktiv aggressiv, wenn man Sie fragt woher sie denn ursprünglich kommen, und schwupp diwupp ist man ein sexistischer Rassist! ;-)

Muss man(n) mit leben können, that’s life, aber von der anderen Seite vielleicht gar nicht bös‘ gemeint. ;-)

LG, Fabian
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