Biertreber als Substrat

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Wannenbraeu
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Biertreber als Substrat

Beitrag von Wannenbraeu » Donnerstag, 01. Januar 2015 17:35

Hallo zusammen

Schönes Forum habt ihr hier :-) Ich lese mich gerade ein bisschen ein :-)

Ich möchte mich ganz kurz vorstellen. Ich komme eigentlich aus der Hobbybrauer Ecke, interessiere mich aber für alles, was man selber machen :-) Nun möchte ich mich mal an der Pilzzucht versuchen...

Beim Bier brauen entsteht eine Menge Treber. Dies sind die unlöslichen Bestandteile vom Malz. Stärke und Zucker sind durch den Brauvorgang grösstenteils ausgewaschen. Das Zeugs fängt fürchterlich an zu stinken, wenn man es kompostiert und zum Brot backen braucht man auch nur ganz geringe Mengen davon. Durch Zufall habe ich einen Artikel gelesen, in dem beschrieben wird, wie jemand in Beuteln mit Kaffeesatz Pilze kultiviert.

Naja um mich kurz zu fassen: Gibt es eine Subtratmischung, welche grösstenteils aus Biertreber besteht? Welche Pilze würden da darauf wachsen?

Besten Dank und Gruss
Christoph1988
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Re: Biertreber als Substrat

Beitrag von Christoph1988 » Donnerstag, 01. Januar 2015 19:20

Hi Wannenbräu,
Herzlich Willkommen in Forum.

Von Pilzen auf Treber habe ich bisher nochnichts gehört, aber es klingt erstmal recht plausibel, da man für Petrischalen ja auch Malzextraktagar als Substrat verwendet und im Treber warscheinlich noch einiges davon enthalten ist. Auch die enthaltene Spelze halte ich für eine gute Kohlenstoffquelle.
Lediglich den hohen Proteingehalt vermag ich nicht wirklich einzuschätzen bzw. denke dieser könnte für andere Organismen wie Bakterien und Hefen besser geeignet sein als für Pilze und damit warscheinlich die Konterminationsgefahr erhöhen. Du müsstest also ziemlich steril arbeiten.

Für den Anfang eignet sich der Treber daher warscheinlich nicht als Substrat, da du vermutlich ziemlich hohe Ausfallraten haben wirst, was schnell frustrierend wird. Wenn du allerdings etwas Erfahrung in Sachen Pilzzucht gesammelt hast, könnten z.B. Mischungen aus Treber und Holzspänen recht gute Erträge liefern.

Was sagen die anderen zu der Thematik?

Viele Grüße
Christoph
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kornpilz
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Re: Biertreber als Substrat

Beitrag von kornpilz » Sonntag, 04. Januar 2015 14:36

Also ich habe mit dem Treber auch noc keine erfahrungen.
Aber ich kann mir vorstellen das es Klappen sollte.

Vielleicht erst mal nur ein Kleines Glass mit dem Treber Probieren in verschieden Mischungen.

Beim Kaffee bzw auch beim Treber wirst du auf die feuchtigkeit deines substrat ein auge werfen müssen.
Probier es dochmal und stelll nen Growbericht Online
Alle Pilze sind essbar , manche nur einmal ;-)
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Reblaus
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Re: Biertreber als Substrat

Beitrag von Reblaus » Mittwoch, 07. Januar 2015 11:58

Hallo,

ich hatte mal einen Versuch mit Treber unsteril gemacht. Hat aber nicht funktioniert. Ist auch schon eine Weile her. Das war 2011 und ich hab nicht gut protokolliert :-(. Das war ein Versuch quick an dirty, weil es mir eher ums Bier ging ;-). Test mit Gläsern hatte ich damals nicht gemacht.
Problem war der hohe Wassergehalt und wahrscheinlich der Restzucker. Oben schön grün und unten Gärung. Ich hatte keine Möglichkeit den Treber ordentlich abzupressen und hatte deswegen Strohpellets untergemischt, um das überschüssige Wasser zu kompensieren. Damals hatte ich auch noch nicht die Möglichkeit „größere“ Mengen Substrat zu sterilisieren … .

Der Versuchsaufbau war folgendermaßen. 10liter Eimer + gelber Sack, darein Treber Pellet-Mischung, on top mit Auster beimpft, Deckel mit Filter für Belüftung, warten auf den Fehlschlag.
Bild

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Es soll irgendwo eine Diplomarbeit zum Thema Pilze züchten auf Treber geben, hab die aber leider noch nicht gesehen. Generell sollte es ein ertragreiches Medium sein, mit den entsprechenden Nachteilein (hohe Kontigefahr). Würde empfehlen die Sache steril zu probieren oder ordentlich vergären lassen. Bei unsteril muss wahrscheinlich der Restzucker vollständig durch Milchsäuregärung (evtl. geht auch Bäckerhefe, Alkoholgehalt ???) abgebaut werden. Der ph-Wert dürfte dann ganz schön im Keller sein. Wahrscheinlich müsste man dann kalken, dass überhaupt was wächst.

Bin gespannt auf deine Versuche :-)

VG

Reblaus
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Re: Biertreber als Substrat

Beitrag von Wannenbraeu » Donnerstag, 08. Januar 2015 11:07

Allzuviel Zucker sollte nicht drin sein, den will ich ja im Bier haben :-)

Was meinst du mit Fermentieren? Einfach Hefe daruntermischen und abwarten? Milchsäurebakterien sollten im Malz bereits vorhanden sein.

Muss ich es danach trotzdem noch sterilisieren? Hefe, Säure und CO2 schützen ja teilweise vor Schädlingen.

Hat die Hefe und die Milchsäurebakterien einen Einfluss aufs Mycelwachstum?
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Reblaus
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Re: Biertreber als Substrat

Beitrag von Reblaus » Donnerstag, 08. Januar 2015 13:07

Hi Wannenbraeu,

beim Läutern hab ich immer mit Nachgüssen mit ca. 80 °C heißem Wasser gearbeitet. Das Filtrat war auch bei der letzten Runde immer noch „süßlich“. Genauere Werte habe ich nicht. Kann sein du verwendest eine effektivere Methode.

Die Säure schützt, solange es nicht zu sauer wird. Die Milchsäurebakterien produzieren außerdem noch andere Stoffe, die Sporenkeimung vom Schimmel hemmen.
Bei der Bäckerhefe (Trockenhefe aufgelöst und untergemischt) besteht der Effekt hauptsächlich aus dem Verbrauch des freien Sauerstoffs. Bei dem Verfahren müsstest du dafür sorgen, dass das Substrat im Kern anaerob bleibt, der Pilz sich aber Sauerstoff holen kann. Also 2 Zonen: Substrat ohne Sauerstoff; da wo Brut, Zugang zu Sauerstoff. Das funktioniert bei on-top Beimpfung. Wenn man die Brut gleichmäßig untermischen würde, würde ein Teil „ersticken“. Die Hefe und die Milchsäurebakterien wären gutes Futter, zumindest für den Austernpilz. Andere Sorten müsste man testen. Shiitake würde z.B. nicht funktionieren. KS, Rosa, Limone wahrscheinlich schon.

Die Hefemethode Beschreibt Stamets in seinem Buch „Growing Gourmet and Medical Mushrooms“ auf Seite 177 „The Yeast Fermentation Methode“. "This methode, by itself, is not as effective as those previously described one but has achieved limited success ... ."

Hast du einen größeren Schnellkochtopf oder andere Möglichkeit zu sterilisieren. Das wäre die Methode mit höchster Wahrscheinlichkeit was zu ernten.

Hier hatte ich mal ein bisschen rumexperimentiert: viewtopic.php?f=53&t=2563


VG
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Re: Biertreber als Substrat

Beitrag von Wannenbraeu » Donnerstag, 08. Januar 2015 14:09

Gemessen habe ich es auch nicht, der Treber hat aber nicht süss geschmeckt. Liegt wohl auch daran, dass ich oben vom Treber probiert habe. Unten hats wahrscheinlich schon noch Zucker.

Vielen Dank für die vielen Infos. Ich werde beim nächsten Sud ein paar Versuche machen und berichten.

Das Substrat wird dann aus 20% Buchenspänen und 80% Treber bestehen.
Ich werde es dann mit Kräuterseitlingen versuchen.

Folgendes werde ich versuchen:
- Hefe untermischen und fermentieren
- Mit Wasser vermischen und mit Hefe fermentieren
- Im Dampfkochtopf sterilisieren
- Beutel in die Mikrowelle erhitzen

Bis zum nächsten Sud dauert es aber noch ein Weilchen :-)
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Re: Biertreber als Substrat

Beitrag von Wannenbraeu » Freitag, 23. Januar 2015 20:34

Kleiner Zwischenstand: Das Klonen auf Malzagar hat wunderbar geklappt. Momentan wachsen die Kräuterseitlinge und die Austern zur Körnerbrut daher.

Wieviel Luft braucht die Körnerbrut? Für das linke Glas hatte ich keinen Deckel. Dieses ist nur mit Alufolie abgedeckt. Das rechte Glas hat einen Deckel, welcher ganz lose drauf liegt.

Bisher konnte ich keine Kontis entdecken.

Nächstes Wochenende braue ich wahrscheinlich ein Bier.

Gruss
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